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“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
Fly Me To The Moon
(Text und Komposition: Bart Howard)

Aufnahmedaten der verschiedenen von Sinatra im Studio eingesungenen Versionen:
9. Juni 1964 (Reprise)
12. Oktober 1993 (Capitol)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, hochgeschätzte Leserin, geschätzter Leser: Einen ganz besonders schönen Standard des Great American Songbook Ihnen näher zu bringen, will ich diesmal trachten - es handelt sich dabei um das Stück Fly Me To The Moon (alternativ auch In Other Words geheißen), von dem es bis dato ein halbes Tausend vokale und instrumentale Einspielungen gibt. Eine der zweifelsfrei besten, jedenfalls energiegeladensten kommt von Sinatra, da werden mir alle Musikfreunde beipflichten, sogar jene, welche ansonsten dem Werk des Sängers nur wenig abzugewinnen vermögen. Ausgewiesene Anhänger des Barden freilich bekommen sofort feuchte Augen, wird der Titel dieses wunderbaren Songs, den Sinatra mit Unterbrechungen an die dreißig Jahre in seinem Konzert-Repertoire behielt, genannt.

Eben weil der Sänger so lange an diesem Lied festhielt, gibt es auch eine entsprechend nicht geringe, jedenfalls ausreichende Anzahl offiziell veröffentlichter Live-Mitschnitte von Fly Me To The Moon. Es folgt eine Aufstellung, welche jedoch - wenn Sie mir das vorauszuschicken erlauben wollen - keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben will. Nichts trotz desto - die mir persönlich bekannten Live-Versionen finden Sie in der Aufstellung, meine sehr geehrten Damen und Herren, ebenso die Versionen, welche in Sinatras einzelnen TV-Specials seit 1966 zu hören und zu sehen waren, vielmehr sind, denn sie können bei Interesse auf Digital Versatile Disc erworben werden.

CD Sinatra At The Sands
DVD A Man And His Music II
DVD Sinata 1969
DVD Sinatra In Japan
VHS Sinatra The Voice - The Event
CD/DVD Sinatra Vegas
CD/DVD Sinatra New York

Eine weitere wiewohl offizielle, aber nur schwer erhältliche Version befindet sich auf der CD
The Jerusalem Concert, ein Tonträger, welcher (fragen Sie mich nicht warum) nur in Brasilien veröffentlicht wurde und ein Konzert des Jahres 1975 zum Inhalte hat.

Lassen Sie mich jetzt - Ihr Einverständnis voraussetzend - ein paar Worte über den Urheber dieses schönen Liedes verlieren: Bart Howard, welcher sich rühmen durfte, dass Text und Melodie des Songs seiner Feder entflossen waren, wurde am 1. Juni 1915 zu Burlington in Iowa geboren und verstarb an den Folgen eines Schlagflusses anno 2004 zu Carmel, New York, präzise gesagt am 23. Februar (mit der genauen Uhrzeit kann ich Ihnen nicht dienen, jedoch sollten dies die meisten unter Ihnen, meine sehr verehrten Leserinnen, problemlos verschmerzen können). Der korrekte Name des Komponisten und Pianisten lautete Howard Joseph Gustafson.

Schon im Alter von sechzehn Jahren tourte er als Pianist mit einer Tanzkapelle durch die USA,
später, genau gesagt anno 1934, zog es ihn nach Los Angeles, wo er hoffte, als Komponist von Filmmusik Fuß fassen zu können - statt dessen jedoch blieb es vorderhand einmal dabei, diverse Komödianten pianistisch zu begleiten. Dasselbe tat er auch noch 1937, diesmal jedoch in New York. Der große Komponist Cole Porter soll angeblich Bart Howard geraten haben, seine Songs selbst zu singen. Die damals recht populäre Sängerin Mabel Mercer nahm seinerzeit einen Song von Howard in ihr Bühnenprogramm: If You Leave Paris. 1941-45 verbrachte Howard in der US-Army, danach arbeitete er erneut als Begleiter von Mabel Mercer. 1951 wirkte er als Begleitpianist in dem Etablissement "Blue Angel" in Manhattan, wo er unter anderen zwei Künstler begleitete, welche später noch zu Ruhm und Ehren gelangen sollten: Johnny Mathis und Eartha Kitt.

Die Sängerin Felicia Sanders (wer vermöchte sich heute noch ihrer zu erinnern, wohl niemand)
war die erste, welche In Other Words, künftig bekannter als Fly Me To The Moon, sang. Später nahm die Jazz-Sängerin Nancy Wilson den Song 1959 in einem Arrangement von Billy May auf. Im Jahr darauf machte die große Peggy Lee den Song endgültig berühmt, als sie ihn in der TV- Show von Ed Sullivan vortrug - und zwar vor einem Millionenpublicum, meine sehr verehrten Damen und Herren. Die Folgen für Bart Howard waren - wie Sie sich freilich werden denken können - hocherfreulich. Seither nämlich ist das Lied ein fixer Bestandteil des Great American Songbook und wird bis zum heutigen Tage besonders gern auch von Jazz-Musikern aufge- nommen. Der Song sollte Bart Howard´s insgesamt bekanntestes Werk bleiben. Anno 1999 übrigens wurde der Komponist - bereits hoch an Jahren - in die Songwriters Hall Of Fame aufgenommen.

Sinatra verlieh dem Lied endgültig den Ritterschlag, als er beschloss, seinerseits eine Version einzuspielen - so geschehen am 9. Juni 1964 zu Hollywood. Die Nummer eröffnet das zweite gemeinsam mit
Count Basie aufgenommene Album, It Might As Well Be Swing betitelt. Das Arrangement stammt vom damals noch sehr jungen Quincy Jones. Oh meine sehr verehrten Leserinnen und Leser: Es kann kaum einen Zweifel daran geben, dass die hier zu hörende Fassung von Fly Me To The Moon den Höhepunkt dieser zwoten Kooperation mit Basie dar- stellt. Allenfalls die Nummer The Best Is Yet To Come bewegt sich auf ähnlichem Niveau,
der Rest des Albums unterläuft leider die hoch gesteckten Erwartungen des Hörers, ist an machen Stellen sogar enttäuschend - vor allem dann, wenn sich zwei Musikanten vom Kaliber Sinatras und Basies unverständlicherweise ihrer Klasse absolut unwürdigen Liedgutes bedienen, wie es auf oben angesprochenem Album leider hin und wieder durchaus der Fall ist.
.
Fly Me To The Moon hingegen ist in jeder Hinsicht ein Highlight und darf mit Fug und Recht sogar zu den allerbesten Arbeiten Sinatras der 60er Jahre gezählt werden - zumindest was Aufnahmen im Swing-Bereich angeht. Meine Damen und Herren, es begibt sich nicht oft, dass
mir beim Hören eines Sinatra-Liedes der Nach-Vierziger-Jahre vor Begeisterung dermaßen die Nase zu laufen beginnt wie im Falle von Fly Me To The Moon. Der Text des Liedes freilich ist nicht sonderlich anspruchsvoll - zumal auch in direktem Vergleich mit manchem Klassiker, welcher etwa aus der Feder von Gershwin, Porter und Konsorten stammt. Zeilen wie Fill my heart with song, let me sing for evermore, you are all I long for, all I worship and adore lesen sich am Papier unglaublich banal, aber wer wäre besser geeignet, einem banalen Text Leben einzuhauchen und ihn dadurch bedeutsam erscheinen zu lassen, als Sinatra? - In der Tat, meine hochgeehrten Leserinnen und Leser, hinsichtlich dessen werden Sie wohl jederzeit bereit sein, mir - Ihrem ergebenen Diener und Prinzipal - zuzustimmen. Unzählige Male hat der Sänger im Laufe seiner Karriere diese seine Fähigkeit - welche in der Musik so selten anzutreffen ist - unter Beweis gestellt und uns vielfach erfolgreich vergessen machen, dass es sich mitunter eigentlich um Stuss handelt, den er da singt. Aus der Kehle jedes anderen Sängers wäre es uns zweifelsfrei auch als Stuss erschienen, nicht so aber, wenn der Barde anhub zu singen!
Da wird oft das Banale plötzlich zum Kunstwerk, dem wir nicht müde werden, andächtig zu lauschen - freilich nicht in jedem einzelnen Falle, meine werten Leserinnen, freilich nicht in jedem einzelnen Falle, mitunter war die Suppe schlicht und einfach zu dünn, da konnte dann auch Sinatra nur mehr wenig ausrichten. Doch allgemein gesagt hatte der Barde die Gabe,  Stroh mitunter zu Gold zu spinnen. Wer würde es wagen, dem zu widersprechen? Machen
Sie die Probe aufs Exempel, hören Sie sich - um nur ein Beispiel herauszugreifen - etwa den Song I Left My Heart In San Francisco einmal in der Version des Barden und einmal in der - unendlich populäreren - Fassung von
Tony Bennett an. Justament werden Sie begreifen, worauf Ihr Prinzipal hinauswill. Vom Barden gesungen, wirkt der Song aufrichtig und gelebt, von Bennett gesungen dagegen nur gefühlsduselig und banal. Dies, obwohl unbedingt anzumerken wäre, dass Bennett auf seine Weise ein hervorragender Sänger und Künstler ist - nebstbei bemerkt auch der Lieblingssänger des Barden war, wie dieser zu Lebzeiten mehrfach zu Protokoll gegeben hat. Übrigens haben Sie - so Sie wollen - auch die Gelegenheit, Fly Me To The Moon
in der Version des Barden und in der Version von Bennett zu vergleichen, Sie werden vermutlich zum selben Ergebnis kommen wie im Falle von I Left My Heart In San Francisco. Zweiteres Beispiel jedoch ist - wenn Sie mir diese persönliche Ansicht allerfreundlichst gestatten wollen - entscheidend aussagekräftiger, ganz entscheidend aussagekräftiger. Oh, meine sehr verehrten Damen, oh meine sehr verehrten Herren - einfach herrlich zu erleben, wie Sinatra Bennett zeigt, woher der Bartel den Most holt. Wenngleich natürlich nicht verschwiegen werden soll, dass es sich gegen Ende von Sinatras Laufbahn ganz entschieden umgekehrt verhielt... wie unschwer etwa an
Theme From New York, New York, dem (künstlichen) Duett der beiden aus dem Jahre 1993, verewigt auf dem Sinatra-Album Duets, festgestellt werden kann, nein: muss.

Doch wollen wir - ehe wir uns zu sehr verlieren - zum Ausgangsthema, nämlich dem Song Fly Me To The Moon, zurückkommen - Ihr Einverständnis, meine sehr verehrten Damen und Herren, natürlich vorausgesetzt. Widmen wir uns zunächst naheliegenderweise eingehend der Studio- aufnahme von anno 1964, welche in Zusammenarbeit mit dem Orchester des legendären Big- Band-Chefs Count Basie entstand. Nachdem ich vierundzwanzig, meinethalben auch dreiund- dreißig oder noch mehr (vieleicht auch weit weniger) Zeilen weiter oben bereits einige Bemerk- ungen zum Text eingestreut habe, komme ich nunmehr zur musikalischen Seite ganz speziell dieser Aufnahme. Das Stück wurde hier in ein fulminantes Swing-Arrangement gehüllt, welches vom jungen Quincy Jones geschrieben wurde. Selbiger Jones sollte gute zwanzig Jahre später als Produzent des Michael-Jackson-Albums Thriller Musikgeschichte schreiben. 1964 war Jones freilich noch weit entfernt von allzu kommerziellem Schnick-Schnack und schneidig auf der Jazz-Schiene unterwegs, was sich im Falle von Fly Me To The Moon für Sinatra voll bezahlt
machte. In der Tat, das Arrangement macht mich jubeln, unwillkürlich steigen mir die Freuden- tränen in die Nase, in seiner zupackenden Art ist es bestens dazu angetan, die Gehörgänge gründlichst durchzupusten und von allen etwaigen darin hängenden Spinnweben zu befreien, einfach herrlich! Allein für dieses Arrangement sollte man Quincy Jones schon das güldene Vlies verleihen, er hätte es sich wahrlich verdient. Arrangements von solch explosiver Natur
habe ich mir schon vor Zeiten angewöhnt, "Drachentöter" zu nennen - diesem Arrangement von Fly Me To The Moon ist ganz bestimmt kein Lindwurm gewachsen, und sei er noch so greulich uns blase er auch noch so viel Feuer und Schwefel aus seinen garstigen Nüstern. Nein, er müsste unweigerlich seinen schuppigen Schwanz einkneifen und röchelnd verenden, begegnete man ihm mit diesem Arrangement! - Mit einer solchen Arbeit im Hintergrund war der Aufstieg von Jones freilich nicht mehr aufzuhalten, ein Album für Sinatra und die Basie-Band arrangiert zu haben - wer vermöchte sich einen besseren Meisterbrief, ein aussagekräftigeres Empfehlungs- schreiben zu denken? Sie nicht, ich nicht und auch keiner sonst, meine sehr verehrten Damen und Herren. Wertes Publicum, dies ist die lautere Wahrheit, Sie dürfen mir in diesem Falle blindwütigst vertrauen.

Das Jones´sche Arrangement von Fly Me To The Moon ist aber auch gar zu erquickend: Beachten Sie das perkussive Intro, den allmählich anschwellenden Klangkörper, die hie und
da zutage tretenden Flöten- und Trompetenstimmen, den eruptiven instrumentalen Mittelteil,
das darauf erfolgende Zurückschalten in eine gemächlichere Gangart, das fulminante Finale, welches dann überraschenderweise wieder abgemildert wird, indem das Piano die letzten sparsamen Akzente setzt. Und über allem natürlich der Gesang des Barden, zunächst kraftvoll aber kontrolliert swingend, dann förmlich explodierend. Diese Aufnahme wird wohl für alle Zeiten unerreichbar bleiben und als Maßstab für alle Big-Band-Arrangements dieses Titels heran- gezogen werden. Viele, sehr viele Jahre sollten nun ins Land ziehen, ehe Sinatra sich im Aufnahmestudio erneut an Fly Me To The Moon versuchen sollte.

Meine hochverehrten Damen und Herren: Es war im Herbst des Jahres 1993 als sich begab, dass der beinah achtundsiebenzig Lenze zählende Barde nach langen Jahren, in denen er keine neuen Platten mehr aufgenommen hatte, in die Capitol-Studios ging, um dortselbst die zwote Studio-Version von Fly Me To The Moon einzusingen. Wie alle seinerzeit aufgenommenen Stücke wurde auch dieses nachträglich mittels Overdub-Verfahren zu einem künstlichen Duett verwurstet. Im Falle von Fly Me To The Moon gibt es nun sogar zwei Duett-Partner: Zunächst
Antonio Carlos Jobim, welcher auch in der auf Duets 2 veröffentlichten Fassung zu hören ist. Hier wurde dem Song eine einminütige Bossa-Nova-Einleitung vorangestellt, bevor die beiden Herren zur eigentlichen Sache kommen. Das Studio-Orchester spielt eine sehr gute Version des Original-Arrangements von Quincy Jones, welche es mit der Fassung der Basie-Band durchaus aufnehmen kann, ihr jedenfalls kaum nachsteht. Die beiden Sänger allerdings - einer wie der andere damals ein Greis - geben leider keine allzu gute Figur ab. Jobim sollte übrigens auch nur mehr eine sehr kurze Spanne zu leben haben. Jedenfalls passen aber wenigstens die Stimmen der beiden Alt-Herren zusammen, sodass dieses Duett in Summe sogar noch als eines der gelungeneren der beiden Duets-CD´s gelten kann. Sinatra selbst ist in dieser Fassung nur sehr wenig zu hören, der größere Teil wird von Jobim bestritten. Die zweite Fassung bringt George Strait ins Spiel, einen zumindest in den USA enorm erfolgreichen Country-Sänger. Hier wird naturgemäß auf die Bossa-Nova-Einleitung verzichtet. - Gottlob kam niemand auf die Idee, in dieser Fassung dem Song eine urige Country-Einleitung samt Fiddle und Steel-Guitar voran- zustellen... Für dieses künstliche Duett wurden übrigens andere Textzeilen von Sinatras Solo- Aufnahme des Jahres 1993 verwendet, der Alt-Star ist hier ein wenig präsenter, hat ein zwei Zeilen mehr. Diese Fassung erschien auf der 4-CD-Box Straight Out Of The Box unter dem Namen von George Strait, sie ist bislang (Juno Zwotausendundelf) meines Wissens nach auf keinem Sinatra-Tonträger veröffentlicht worden. Welcher von beiden Fassungen man den Vorzug gibt, ist letztlich wohl Ansichtssache - entscheiden Sie also in diesem Falle selbst, welche Ihnen, meine sehr verehrten Damen und Herren, weniger Pein bereitet. Ich persönlich tendiere zur Version mit Jobim - und das beileibe nicht nur um der alten Zeiten willen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, nunmehr, nachdem wir die Studioversionen ohne Zweifel gebührend abgehandelt haben, wollen wir uns naturgemäß oben bereits erwähnten Live-Versionen bzw. TV-Special-Versionen zuwenden. Generell darf hier wohl gesagt werden, dass die Konzert-Fassungen späteren Datums zwangsweise unter Sinatras erst schleichend einsetzendem, dann galoppierend fortschreitendem stimmlichen Abbau oder auch Verfall beziehungsweise Zerfall zu leiden haben - in manchen, wenn nicht gar vielen Fällen durchaus ganz exorbitant. Wertes Publicum, kommen wir gleich als erstes zu einer Aufnahme des Jahres 1984, welche innerhalb der 4CD/1DVD-Box
Sinatra New York zu finden ist: Nach einer sehr jazzigen, nur von Piano/Bass/Drums gespielten Einleitung setzt der Altstar zur allerlangweilig- sten mir bekannten Version von Fly Me To The Moon an - in der Tat: Sinatra wirkt hier völlig abwesend, spult den Song mit einer Gleichgültigkeit herunter, die das Ohr des geneigten Hörers regelrecht beleidigt, zumal wenn er unwillkürlich Vergleiche zur fantastischen Studio-Version zu ziehen beginnt.

Zumindest von Sinatras Seite her etwas müde geriet auch die Darbietung, welche wir anhand der VHS-Kassette The Voice The Event in Bild und Ton mitzuverfolgen die Gelegenheit haben. Zudem unterlief den Tontechnikern bei diesem Mitschnitt eines Konzertes in Mailand anno 1986 ein gravierender Fehler - während der ersten Zeile des Songs scheint Sinatras Mikrofon nicht eingestöpselt zu sein, jedenfalls ist Sinatra nicht zu vernehmen. Vor allem aber mangelt es dieser Fassung an Esprit von Seiten des Sängers, ein ausgesprochen bedauerlicher Umstand und auch ein wenig erquicklicher Einstieg in ein in Summe durchschnittliches Konzert der Spät- Phase des einstens The Voice titulierten Barden. Im Jahr davor geriet ihm die Version, welche
wir auf der DVD
Sinatra In Japan vorfinden, etwas besser - jedoch hört sich Sinatra auch hier leider etwas müde an. Zwei sehr gelungene und launige Fassungen gibt es aus dem Jahr 1966,
aufgenommen während ein und desselben Engagements im Sands Hotel in Las Vegas, wie schon in der Studio-Version lässt sich Sinatra hier von der Count-Basie-Band begleiten. Dies sind feurige, quicklebendige Swing-Sternstunden, welche Sie, verehrte Damen und Herren, nicht missen sollten - erwähnte Versionen finden Sie auf der Platte
Sinatra At The Sands sowie in der 4CD/1DVD-Box Sinatra Vegas. Bei diesen funkelnden Darbietungen kommt wahrlich Freude auf, das Zusammenspiel von Band und Sänger ist perfekt und zugleich sehr entspannt. Im Ver- gleich dazu erscheint uns Sinatra in den oben schon erwähnten Spät-Fassungen in der Tat wie ein blasses Abziehbildchen seines früheren Selbst - ein Umstand, den man nur mit allergrößtem Bedauern zur Kenntnis nehmen kann. Je nun, die Tragik des alten Sinatra ist ein Kapitel für sich, einige Gedanken meinerseits zu diesem traurigen Thema finden Sie übrigens in der Rubrik
Frank und Frey.

Beschließen wir nunmehr diese kleine Rückschau auf Live- und TV-Aufnahmen von Fly Me To The Moon mit jenen Versionen, welche auf den DVD´s Sinatra 69 bzw. A Man And His Music II enthalten sind: Sinatra eröffnete sein TV-Special A Man And His Music II anno 1966 mit Fly Me To The Moon - dabei bediente er sich eines etwas veränderten, nichts desto enorm swingenden
Arrangements, oh meine sehr geehrten Damen und Herren, es ist herrlich mitanzusehen, wie gut gelaunt und fingerschnippend der Barde seinerzeit diesen Song zu interpretieren wusste.
Zunächst sieht man ihn dabei in voller Größe vor einem blauen Hintergrund mit gar seltsam anmutender Streifen-Dekoration, gewandet in einen wunderbar sitzenden dunklen Anzug mit silberfarbener Krawatte, in Gestus und Habitus die personifizierte Virilität. Im Verlauf des Songs begibt er sich dann zu einem inmitten des Orchesters aufgebauten Musik-Pult, beachten Sie dabei die elastische Beweglichkeit des immerhin schon Fünfzigjährigen. Eine überaus gelung- ene Darbietung, deren Wert allerdings dadurch beträchtlich geschmälert wird, dass man es seinerzeit für nötig befand, einen Moderator mitten in den Song hineinquasseln zu lassen.
Im TV-Special von anno 1969, schlicht und einfach Sinatra betitelt, widmet er den Song den Teilnehmern der ersten Mondlandung - auch diese Version vermag zu gefallen, wenngleich der
Barde den Song zunächst etwas weniger energetisch angeht als im Special von 1966. In der Tat: anno 1969 wirkt Sinatras Interpretation während der ersten Hälfte weniger kraftvoll, dafür abgeklärt-entspannt, bevor er sich in der zweiten Hälfte deutlich steigert. Außermusikalisches Detail am Rande, meine hochgeehrten Damen und Herren: beachten Sie bitte die innerhalb
von drei Jahren deutlich gealterte physische Anmutung des Sängers, wirkte er 1966 noch vor unbändiger Energie und Männlichkeit strotzend, so erscheint er uns anno 1969 eher mild und väterlich, ja beinah schon großväterlich.

Vor allem in den 80er und 90er Jahren wurde Fly Me To The Moon dann zu einem fixen Bestandteil von Sinatra-Konzerten - allerdings fiel es dem in die Jahre gekommenen Sänger
nun zunehmend schwerer, die Energie des Songs angemessen zu transportieren. Hier wirkte
er dann öfters müde und verbraucht, vom wuchtigen Arrangement geradezu wie von einer Sturm- böe gebeutelt. Dennoch hielt Sinatra an diesem Song fest und brachte ihn auch in seinem letzten Konzertauftritt am 25. Februar des Jahres 1995, bei dem er anläßlich einer Wohltätig- keitsveranstaltung nur sechs Lieder sang, zur Aufführung. Hier allerdings klingt Sinatras Stimme
ungeheuer greisenhaft, wenngleich er während des Songs zumindest zeilenweise durchaus eine anbetrachts seiner Jahre recht beachtliche Rest-Energie zu entwickeln imstande ist. Wie so oft in seinen letzten Konzerten unterläuft dem greisen Sänger auch hier ein Text-Hänger, den er mehr schlecht als recht zu überspielen versucht. In der Tat meine Damen und Herren: Sinatras über die Jahrzehnte hinweg entstandenen Fassungen von Fly Me To The Moon zu lauschen, ist
die Geschichte von Sein und Werden, von Geburt und Tod - ganz unwillkürlich wird einem wieder einmal bewusst wie vergänglich der Mensch doch ist und wie sehr der körperliche Abbau nach dem fünfzigsten Lebensjahr einsetzt. Eben war Sinatra noch der energiegeladene Bonvivant, doch schon im nächsten Moment ein verfallender alter Mann, der mit dem Mute des Verzweifelt- en der Bresthaftigkeit seines Leibes trotzte und Konzerte gab, welche leider eher dazu angetan waren, seinen Ruhm zu schmälern statt zu mehren. Vielleicht sollten wir alle - meine sehr verehrten Damen und Herren - versuchen, für uns selbst daraus eine Lehre zu ziehen?




Vokal- und Instrumentalaufnahmen des Titels von anderen Künstlern (Auszug)
Interpret/Album-Titel/Jahr der Aufnahme bzw. Veröffentlichung:


Bobby Darin: A Touch Of Class (1997)
Doris Day: The Essential Love Songs (1950-66)
Al Hirt: Java (1972)
Willis Jackson: Gravy (2001)
Tom Jones: Sings 24 Great Standards (1965-69)
Matt Monro: Original Gold (1961-94)
Kenny Rogers: Through The Years (1976-97)
Neil Sedaka: Sings The Hits (1958-65)
The Shadows: Shadow Music (1966)
Bobby Womack: The Masters (1997)
101 Strings: Living Room Cocktail (1997)
Judy Garland: Fly Me To The Moon (1995)
Ron Gaylord: Welcome To The Club (1997)
Johnny Mathis: 40th Anniversary Collection (1996)
Tony Bennett: The Essential (1951-96)
Nat King Cole: One And Only (1997)
June Christy: Ballads For Night People (1998)
Peggy Lee: C´est Magnifique (1998)
Monty Alexander: Echoes Of Jilly´s (1996)
Count Basie: This Time By Basie (1963)
Lisa Bassenge: Going Home (2000)
Ray Brown: Some Of My Best Friends Are... The Sax Players (1996)
Barbara Dennerlein: Orgelspiele (1984)
Ella Fitzgerald: Ella A Nice (1971)
Astrud Gilberto: Silver Collection (1965-70)
Per Goldschmidt: A Tribute To Sinatra - Frankly (1993)
Roy Haynes: Out Of The Afternoon (1962)
Stan Kenton: More Mellophonium Moods (1962)
Paul Kuhn: My World Of Music (1999)
Joe Locke: Inner Space (1995)
Anita O´Day: Verve Jazz Masters (1952-62)
Oscar Peterson: Tristeza (1970)
Annie Ross: Sings A Handful Of Songs (1991)
George Shearing: Back To Birdland (2000)
Carol Sloane: The Songs Sinatra Sang (1996)
Ira Sullivan: Bird Lives (1962)
Sarah Vaughn: You´re Mine You (1962)
Dinah Washington: In Love (1962-63)
Hampton Hawes: Something Special (1995)
Vince Guaraldi: A Boy Named Charlie Brown (1989)
Ray Anthony: Boogie, Blues And Ballads (1997)
Al Viola: Mello As A Cello (1995)
Don Shelden: Any Swing Goes (2000)
Rod Stewart: The Great American Songbook V (2010)
Michael Feinstein: Fly Me To The Moon (2010)
Nicki Parrott: Fly Me To The Moon (2010)
Duke Ellington: Original Album Series (2010)





 
Information:

Der Song kann in seinen verschieden- en Studio-Versionen auf folgenden Sinatra-Alben nachgehört werden. Die Aufstellung erhebt jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Version Numero Eins:
It Might As Well Be Swing
A Man And His Music
Nothing But The Best
New York, New York
Romance

Version Numero Zwo:

Duets 2