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“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
(Theme From) New York, New York
(Text und Komposititon: Fred Ebb/Joe Kander)

Aufnahmedaten der verschiedenen von Sinatra im Studio eingesungenen Versionen:
19.September 1979 (Reprise)
6. Julei 1993 (Capitol)


Hochgeehrte Damen und auch Herren: Der unbedarfte Hörer, welcher dem Barden ansonsten keinerlei Interesse entgegenbringt, wird mit allergrößter Wahrscheinlichkeit dennoch vier Titel aus der Oeuvre Sinatras kennen, die bis zum heutigen Tage in allerschönster Regelmäßigkeit von diversen Radio-Stationen in aller Welt - so also auch in unseren Breiten - zum Einsatz gebracht werden - eben weil es sich dabei um weltbekannte Gassenhauer handelt, die - ich stelle das ganz unvermessen einfach in den Raum - jeder kennt, ob er nun eigentlich will oder nicht. Speziell auf Radio-Stationen, die sich auf Schlager und Oldies spezialisieren, kommen die im Weiteren genannten Songs häufig zum Einsatz. Aber auch in diversen Gastronomie-Betrieben kann man ihnen des Öfteren lauschen. Die vier Titel sind (in der Reihenfolge ihres Erscheinens, nicht jedoch in der Reihenfolge der Häufigkeit ihres Einsatzes im Dudelfunk): Strangers In The Night, Something Stupid, My Way und eben (Theme From) New York, New York.

Wobei letztgenannter Song, welcher hierorts eine ausführlichere Würdigung erfahren soll, der verhältnismäßig jüngste ist - wenngleich er zum Zeitpunkt der Abfassung dieses Artikels auch schon seine dreißig Jahre auf dem Buckel hat. Tatsächlich gelang es Sinatra anno 1979, als er für die meisten Unter-40-jährigen kaum mehr etwas anderes als ein Relikt aus einer vergangenen Ära der Unterhaltungsmusik darstellte, mit der Aufnahme dieses Songs auch ein Publikum zu erreichen, welches ansonsten ganz andere Hörgewohnheiten hatte. Das liegt in erster Linie an der Schmissigkeit des Arrangements, dem man sich unmöglich entziehen kann und naturgemäß an Sinatra, welcher sich damals stimmlich in ungewohnter Form präsentierte - in einer Form, welche nicht nur die Hörer, sondern auch die Kritiker, welche seine Gesangsfähigkeiten nach dem Comeback 1973 eigentlich ziemlich einhellig und zu Recht in Zweifel zogen, überraschte.

Seit 1974 hatte der Barde kein neues Album herausgebracht - eine ungewöhnlich lange Zeit für einen Künstler, der es in den letzten Jahrzehnten gewohnt war, mindestens ein neues Album pro Jahr herauszubringen. Nun aber meldete er sich zurück - gar mit einem Dreifach-Album,
Trilogy betitelt. Eines der Herzstücke dieses Albums war selbstredend (Theme From) New York, New York. Der Titel wurde im Frühjahr 1980 auch als Single ausgekoppelt. Obwohl der Single kaum größerer Erfolg beschieden war - sie erreichte gerade einmal den ziemlich bescheidenen Rang Zwounddreißig der amerikanischen Billboard-Charts - steigerte sich der Bekanntheitsgrad des Songs im Verlauf der Zeit immer mehr, was wohl hauptsächlich auf den massiven Radio-Einsatz, den das Lied erfuhr, zurückgeführt werden darf. Das breite Publicum mochte den Song ganz offensichtlich und hörte ihn gern, wenn er aus dem Radio dudelte - kaufen hingegen mochte es ihn eher nicht, was man an der niedrigen Charts-Platzierung ohne weiteres ablesen kann. Wertes Publicum, dieses Phänomen ist Ihnen allen nicht neu - Sie alle kennen eine Reihe von Songs, die Sie zwar gerne hören, aber nie einen Gedanken daran verschwenden, sie zu kaufen. Jeder kennt beispielsweise eine ganze Reihe von ABBA-Songs, läßt sie sich auch hin und wieder gerne gefallen, hat sie aber selbst nicht im Musikregal. Jeder kann die Melodie von Edith Piaf´s Milord summen, hat den Song aber ebenfalls nicht in seiner Musik-Sammlung. Viele erklärte Fußball-Fans etwa grölen freudig den Queen-Song We Are The Champions, kaufen ihn sich
aber nie. Genauso verhält es sich mit (Theme From) New York, New York. Der Zuspruch,
den das Lied auch von Nicht-Käufern und Nicht-Sinatra-Fans erfährt, liegt an der einprägsamen Melodie und dem schmissigen Arrangement, das sich gegen Ende in richtige Euphorie steigert. Das gefällt und hat auf das Zentralnervensystem die Wirkung eines Aufputschmittels. Man muss kein Sinatra-Fan sein, um sich für das Lied zu erwärmen.

Die eingeschworenen Sinatra-Fans dagegen liebten den Song natürlich vom Augenblick seiner Veröffentlichung an (wer auch von den erklärten Fans hätte dem 65-jährigen Senior noch so einen Song zugetraut) und umjubelten bei Konzerten schon die Eingangstakte des Liedes, welches Sinatra auch nicht müde wurde, bis ganz zum Schluss seiner Laufbahn in Konzerten zu singen. Dementsprechend häufig begegnen wir dem Song auch auf hochoffiziell erschienenen Live- Dokumenten des Barden - im folgenden eine Auflistung, welche keinen Anspruch auf Vollständig- keit erhebt, in welcher Sie, werte Damen und Herren, aber freilich dennoch die besten und wichtigsten Live-Aufnahmen von (Theme From) New York, New York finden:

DVD The First 40 Years
DVD The Man And His Music
DVD Concert For The Americas
DVD Sinatra In Japan
VHS The Voice - The Event
VHS The Ultimate Event
DVD/CD Sinatra Vegas
CD Sinatra Live From Las Vegas
CD Sinatra 80th Live
CD Live At The Meadowlands
DVD/CD Sinatra New York

Der Titel wird im allgemeinen dermaßen mit Sinatra assoziiert, dass darüber mitunter fast in Vergessenheit gerät, dass es
Liza Minnelli, die göttlichste aller Entertainerinnen, war, die den vom Musical-Team Ebb/Kander verfassten Song in die Musikwelt eingeführt hatte - und zwar anno 1977 im Film New York, New York. Obwohl unter der Regie von Martin Scorsese und mit Robert DeNiro und eben der wunderbaren Minnelli in den Hauptrollen war dem Film allerdings kein überwältigender Erfolg beschieden - zu angestaubt wirkte ein Musical guter alter Hollywood- Tradition im Jahre 1977, um noch ein größeres Publicum anzulocken. Jammerschade, denn Liza Minnelli ist in ihrer Rolle atemberaubend schön anzusehen und spielt so anrührend und mit so großer Überzeugungskraft, dass mir beim Ansehen des Films bei bestimmten Szenen noch immer jedesmal die Tränen die Backen herunterlaufen. Ihre Leistung in dem Film ist noch um einige Klassen besser und die Person, die sie verkörpert, noch weit bezaubernder als in Cabaret, mit welchem Film die umwerfende Minnelli bekanntlich Weltruhm erlangte. Oh, göttliche Diva! Der Titel-Song dagegen fand Sinatras Beachtung und er entschied sich, das Lied zunächst in sein Konzert-Repertoire einzubauen, bevor er es im Herbst 1979 auch im Studio aufnehmen sollte.

Sicherlich ist (Theme From) New York, New York der letzte Song, dem die in die Jahre gekommene Showbiz-Legende Sinatra noch einmal erfolgreich seinen prägnanten Stempel aufzudrücken vermochte - abgesehen vielleicht noch von
Mack The Knife, einem weiteren Spät-Werk des Barden, welches beim Konzertpublicum ebenfalls auf viel Gegenliebe stieß.
Freilich gibt es immer wieder Stimmen, die laut werden und meinen, Sinatra habe sich mit der Aufnahme dieser Lobes-Hymne an die Stadt New York bei einem (bedenken Sie die Einwohner- zahl der Stadt) Millionenpublicum andienen wollen um so gegen Ende seiner Laufbahn, als er nur mehr mittelmäßige Erfolge verzeichnen konnte, noch einmal einen Hit zu landen. Wie dem nun auch immer sein mag, es ist das gute Recht eines Künstlers auf ein vielversprechendes und zugkräftiges Thema anzuspringen und (Theme From) New York, New York kam der Alters- Stimme Sinatras durchaus entgegen. Wie man weiß, eignete sich des Barden Stimme mit zunehmendem Alter kaum mehr für Balladen, während Up-Tempo-Nummern auch in seinen späten Jahren - sofern sie nicht allzu hohe Ansprüche an seinen Gesang stellten - noch fallweise im Bereich seiner verbliebenen Möglichkeiten lagen. Somit gelangen dem Barden denn auch bis Ende seiner Laufbahn immer wieder recht zufriedenstellende Live-Versionen des Songs, welcher inzwischen längst schon eine Art "Signature-Song" innerhalb seines Repertoires geworden war.

War der alternde Sinatra des Jahres 1979 bei der Erst-Aufnahme noch für eine von vielen Hörern kaum mehr erwartete Überraschung gut, bietet sich bei der ziemlich genau vierzehn Jahre später entstandenen Version ein weniger einnehmendes Bild. Nach langem Zaudern hatte sich Sinatra 1993 doch noch dazu herbeigelassen, noch einmal in ein Aufnahmestudio zu gehen, um einige seiner bekanntesten und beliebtesten Titel neu aufzunehmen und - wenig überraschend - durfte da (Theme From) New York, New York nicht fehlen. Wie bei allen anderen 1993 für das Album
Duets aufgenommenen Songs wurde auch hier später eine zwote Gesangsstimme hinzuge- mischt - nicht, wie es vielleicht naheliegend gewesen wäre, die von Liza Minnelli, sondern die
von Tony Bennett. Und auch glühende Sinatra-Verehrer dürften kaum umhinkommen, Tony Bennetts Leistung den Vorzug zu geben. Obgleich selbst nicht mehr der Jüngste, sang Bennett den damals bereits fast 78-Jährigen Sinatra locker an die Wand und trägt den Song über weite Strecken ganz allein durch seine prägnante Stimme, während Sinatra in der Abmischung überhaupt selten wirklich zum Zuge kommt.

Trotz Sinatras stimmlichem Versagen auf fast allen Songs, wurde Duets zu einer der bestver- kauftetsten Sinatra-Platten überhaupt - einen guten Anteil des Erfolges hatte freilich die Tatsache, dass für das Projekt eine Heerschar größtenteils sehr bekannter Sanges-Kollegen
und -kolleginen verpflichtet wurde, darunter Barbra Streisand, Liza Minnelli, Luther Vandross
und U2´s Bono, um nur einige zu nennen. Duets konnte bis fast ganz an die Spitze der Billboard-Charts vordringen und erreichte Rang Zwo.

Vom Erfolg der Platte - welcher im Jahr darauf noch ein Ableger folgen sollte - offenbar beflügelt, ging der greise Barde weiterhin auf Tournee und spielte vermutlich kein Konzert, ohne dass (Theme From) New York, New York auf der Set-Liste gestanden hätte, so auch in seinen letzten öffentlichen Auftritten in Japan im Dezember 1994. Die beiden Konzerte verliefen damals allerdings desaströs - Sinatra war schrecklich schlecht bei Stimme und wirkte zudem geistig abwesend, verhaspelte sich in fast jedem Song - vielleicht auch der Grund, warum der Barde kurz danach seinen Abschied von der Bühne bekannt gab, obwohl weitere Konzerte noch für Monate im Voraus festgesetzt waren. Anlässlich der Feierlichkeiten zu seinem achtzigsten Geburtstag ließ es sich der bereits von Krankheit schwer gezeichnete Alt-Star jedoch nicht nehmen, in einer Ende November 1995 aufgezeichneten Fernsehshow noch einmal (Theme From) New York,
New York anzustimmen, allerdings nur wenige Zeilen des Liedes am Ende der Show zusammen mit allen anderen beteiligten Show-Stars. Danach hat Sinatra, dessen Zustand sich bald darauf rapide zu verschlechtern begann, nie wieder eine Bühne betreten.

(Theme From) New York, New York gehört zu den ganz wenigen Aufnahmen aus der in Summe wenig erprießlichen Post-Retirement-Phase des Barden, welche ich mir nach wie vor gerne anzuhören vermag - und zwar nach all den Jahren mit immer noch ungebrochenem Vergnügen, wenn Sie, wertes Publicum, mir hierorts diese persönliche Bemerkung abschließend gestatten wollen.


Vokal- und Instrumentalaufnahmen des Titels von anderen Künstlern (Auszug)
Interpret/Album-Titel/Jahr der Aufnahme bzw. Veröffentlichung:


Liza Minnelli: 16 Biggest Hits (1972-92)
Susan De Angelis: New York, New York (1999)
Eric Reed: Manhattan Melody (1998)
One Hundred One Strings: Great Musicals (1997)
Erwin Lehn: Treffpunkt Tanzmusik (1957-87)




 
Information:

Der Song kann in seinen verschieden- en Studio-Versionen auf folgenden Sinatra-Alben nachgehört werden.
Die Aufstellung erhebt jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit.


Version Numero Eins:
Trilogy
New York, New York
The Compete Reprise
Studio Recordings
The Reprise Collection
Lucky Numbers
My Way - The Best
Nothing But The Best

sowie auf einer ganzen Anzahl weiterer Sampler mit Reprise- Aufnahmen des Barden

Version Numero Zwo:
Duets