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“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
Mack The Knife
(Text und Komposition: Marc Blitzstein/Kurt Weill)

Aufnahmedaten der verschiedenen von Sinatra im Studio eingesungenen Versionen:
16. April 1984 (Reprise)
30. Oktober 1986 (nur Vocal-Overdub) (Reprise)
außerhalb der Wertung:
18. Mai 1994 (nur Orchester, Gesang wurde aus Live-Aufnahmen entnommen) (Capitol)


Obgleich dieser Titel, welcher der "Dreigroschenoper" von Bertold Brecht und Kurt Weill entstammt, schon in den 50er Jahren (teils sogar schon zuvor) Einzug ins Standard-Repertoire vieler Bands und Jazz-Solisten fand, nahm sich Sinatra erst im Jahre 1984 des Titels an. Eigentlich viel zu spät, wie viele meinen - und in der Tat, diese Meinung ist leicht nachzuvoll- ziehen, meine sehr verehrten Damen und Herren. Doch womöglich scheute Sinatra zunächst davor zurück, in Konkurrenz mit Bobby Darin zu treten, welcher 1959 mit dem Titel einen großen Hitparadenerfolg verbuchen konnte. Der Sinatra der 50er und 60er Jahre hätte nichts trotz Desto mit seiner damals noch intakten Stimme eine mit Sicherheit grandiose Swing-Version aufnehmen können, welche sich zumindest hinter den Interpretationen einer
Ella Fitzgerald oder auch eines Louis Armstrong nicht zu verstecken hätte müssen. Doch leider: der Barde hat - aus welchen Gründen letztendlich auch immer - zu lange zugewartet.

Bei diesem Song ergibt sich für mich dennoch der (nun doch eher seltene) Umstand, dass später entstandene Versionen eines Titels die Ur-Version übertreffen. Die 84er-Version, welche nur auf LP erhältlich ist, macht auf mich den Eindruck eines allerersten Gehversuchs in nagelneuen Schuhen, die noch hie und da drücken und dementsprechend vorsichtig tritt Sinatra hier auf.
Ja in der Tat: Der Barde scheint über Eier zu laufen, dermaßen vorsichtig und zögerlich geht er mit dem Song um. Darüberhinaus scheint er mir auch emotional nicht besonders beteiligt und
nur mäßig inspiriert, was mit Ausnahme von How Do Keep The Music Playing eigentlich für das ganze
L.A. Is My Lady-Album zutrifft. Diese erste Version klingt also eher wie ein inoffizielles Demo, auf dessen Grundlage man den Song interpretationstechnisch noch weiter ausfeilen hätte müssen.

Sie ist, obwohl die Nummer nicht zuletzt durch das Arrangement an sich dafür prädestiniert ist, ganz einfach NICHT mitreißend. Zu einem gewissen - aber nur geringen - Teil liegt das auch in der Aufnahmequalität begründet: Das ganze Album klingt für eine Produktion des Jahres 1984 ausgesprochen schlecht, die Band hört sich lasch und verwaschen an, die Bläser sind nicht strahlend, das Schlagzeug klingt, als werde es unter Wasser gespielt, alles hört sich seltsam gepresst und flach an. Aber offensichtlich wollten der Produzent und die Toningenieure damals wohl genau diesen Sound, denn Leute vom Fach wie Quincy Jones, der das Album produziert hat, sind wohl über jeden Verdacht erhaben, eine Produktion tontechnisch absichtlich an die Wand zu fahren.

Die 1986 entstandene (Teil)Neuaufnahme, die man auf allen seither veröffentlichten CD-Ausgaben des Albums bekommt, leidet zwar nach wie vor an den oben schon angeführten tontechnischen Mängeln, dafür hatte Sinatra den Schuh inzwischen aber gut eingelaufen und weiß nun mit dem Song besser umzugehen als 1984. Hier ist sein Vortrag schon wesentlich peppiger, hat mehr Inspiration, Sinatra tritt wesentlich sicherer auf als beim ersten Versuch. Auch stimmlich scheint er mir in eindeutig besserer Verfassung zu sein als 1984.

Aus den Jahren 84-94 gibt es, wie wir wissen, unzählige Liveaufnahmen, kaum ein Konzert, dass der Barde gegeben hätte, ohne den Titel anzustimmen, jene die ich kenne, sind alle durchaus brauchbar und der Erst-Aufnahme überlegen. Soweit bei den Live-Aufnahmen die Tonqualität professionell ist, wie etwa bei Ultimate Event oder Sinatra In Japan, fällt sofort auf, dass
Sinatra und die Band hier sehr viel mehr den Eindruck einer „Einheit“ machen als bei den Studioaufnahmen.

Hier eine Auswahl von Ton- und/oder Bildträgern, welche offiziell erhältliche Live-Versionen des Titels beeinhalten:

DVD Sinatra In Japan
VHS The Voice The Event
VHS The Ultimate Event
CD Sinatra Live From Las Vegas
CD Live At Meadowlands
DVD/CD Sinatra Vegas
DVD/CD Sinatra New York

Von allen Studio-Aufnahmen scheint mir paradoxerweise jene vom Duets 2-Album noch
die gelungenste zu sein, wenngleich Sinatras Gesang im Speziellen hier nicht im Studio aufgenommen, sondern aus verschiedenen Live-Aufnahmen, welche 1993/94 konserviert wurden, zusammengestoppelt wurde. Die Band auf dem Duets 2-Album klingt nicht nur tontechnisch besser, sondern geht wesentlich beherzter zur Sache und swingt schon von Beginn weg wesentlich härter. Dasselbe gilt für Sinatra, dessen Stimme zwar vom rein gesanglichen Standpunkt wirklich nicht mehr viel zu bieten hat, was der Sänger aber damit kompensiert,
dass er wesentlich mehr Biss in seine Interpretation legt und hier schon richtiggehend angriffslustig wirkt. Die Zurückhaltung und Vorsicht der Erst-Aufnahme ist hier nunmehr
völlig überwunden. Duett-Partner Jimmy Buffett allerdings empfinde ich nicht eben als eine Bereicherung.

In Summe ist Mack The Knife der wohl letzte wichtige Sinatra-Song, der letzte Song, der von Sinatra mit seinem ur-eigenen Stempel versehen worden ist (insbesondere in den Konzert- Versionen), vor allem auch ein Publikums-Favorit bei Auftrittten, ein Lied, das dem Barden auf
der Bühne offenbar ungleich mehr Spaß machte als im Studio.

Ungezählte Versionen des Titels sind auf Tonträger verfügbar, viele Interpreten aus den verschied- ensten Stil-Richtungen haben sich Mack The Knife vorgenommen, ob Tanzorchester-, Jazz-,
Country-, Punk- oder Pop-Version: garantiert findet sich etwas für jeden (auch noch so speziellen, ausgefallenen, exotischen) Geschmack. Bei Sammlern der verschiedenen Versionen tritt somit der eher seltene Umstand zutage, dass im Musikregal Harald Juhnke sich an Louis Armstrong lehnt, sich die First Lady des Jazz Ella Fitzgerald am kollernden Ober-Wüterich Nick Cave reibt und der herrlich bizarre Helge Schneider auf der betörend lasziven Musical-Göttin Ute Lemper zu liegen kommt. Ohhhhh, meine hochverehrten Damen und Herren!


Vokal- und Instrumentalaufnahmen des Titels von anderen Künstlern (Auszug)
Interpret/Album-Titel/Jahr der Aufnahme bzw. Veröffentlichung:


Bobby Darin: That´s All (1959)
Marianne Faithful: 20th Century Blues (1996)
Ute Lemper: All That Jazz - The Best Of Ute Lemper (1991-98)
Psychedelic Furs: B-Sides And Lost Grooves (1981-89)
Brian Setzer: Vavoom (2000)
Jocelyn B. Smith: Blue light And Nylons (1998)
Peggy Lee: Classics (1993)
Nashville Superpickers: Pickin´ On The 50´s (1994)
Rosemary Clooney: Cocktail Hour (2000)
Louis Armstrong: All Time Greatest Hits (1949-67)
Dee Dee Bridgewater: Dear Ella (1997)
Ray Brown: Super Bass (1996)
Kenny Dorham: Quiet Kenny (1959)
Ella Fitzgerald: The Complete Ella In Berlin (1960)
Benny Golson: That´s Funky (1999)
Stephane Grappelli: The Best (1975)
Shirley Horn: Loads Of Love/Shirley With Horns (1963)
Jugend Jazz Orchester: Spielt Kurt Weill (1997)
NDR Big Band: Theatre Of Kurt Weill (2000)
New York All Stars: Broadway (1993)
Nicolas Payton: Dear Louis (2001)
Oscar Peterson: Oscar Peterson & Clark Terry (1975)
Arturo Sandoval: Swingin´ (1996)
Helge Schneider: Jazz (2001)
George Shearing: Grand Piano (1985)
Wayne Shorter: Introducing (1959)
SWR Big Band: Live (2000)
Buddy Tate: When I´m Blue (1967)
Clark Terry: Ow (1981)
Mary Lou Williams: At Rick´s Cafe (1979)
Kirmesmusikanten: Schlag auf Schlag (1986)
Lotte Lenya: Lenya (1929-70)

 
Information:

Der Song kann in seinen verschied- enen Versionen auf folgenden Sinatra-Alben nachgehört werden. Die Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Version Numero Eins:
L.A. Is My Lady (nur LP-Ausgabe)

Version Numero Zwo:
L.A. Is My Lady (CD-Ausgabe)
My Way - The Best
Complete Reprise
Studio Recordings
New York, New York
The Reprise Collection


Version Numero Drei:
Duets II