SINATRA: Trilogy

Trilogy: Past, Present & Future

In den fünf Jahren seit seinem anno 1974 erschienen letzten und in Summe recht wenig erquicklichen Studioalbum Some Nice Things I´ve Missed war Sinatra ein gar seltener Gast
in den Aufnahme-Studios und nahm nur eine Handvoll Single-Titel auf, die zudem oft von nicht gerade überzeugender Qualität waren. Als Grund für diese lange Absenz wird oft angeführt, Sinatra hätte in all diesen Jahren keine Songs gefunden, deren Aufnahme sich verlohnt hätte. Daneben gab es aber immer wieder die Absicht ein Album einzuspielen, nur wurden die Projekte stets abgebrochen.

Wie auch immer, meine sehr geehrten Damen und Herren, 1979 jedenfalls kehrte er fast 65jährig ins Studio zurück, um endlich eine neue Platte aufzunehmen. Wie um seine Fans für die über- lange Wartezeit zu entschädigen, nahm er sich das bisher umfangreichste Projekt seiner ganzen Karriere vor: Eine Dreifach-LP, gewidmet seinen verschiedenen bisherigen Schaffensperioden, welche auch gleich einen Ausblick auf die "Zukunft" beinhalten sollte.

Der erste Teil dieser Trilogie besteht aus Songs, die der Sänger fast alle schon in der Vergang- enheit einmal aufgenommen hatte und ist naturgemäß The Past betitelt. Dieser Teil beschert dem Käufer ein Wiederhören mit Klassikern wie The Song Is You, Street Of Dreams, All Of You oder Let´s Face The Music And Dance und wurde von Billy May arrangiert.

The Present besteht aus zehn Songs, die Sinatra mit Ausnahme von Something bisher noch nicht aufgenommen hatte und die allesamt neueren Datums sind wie z.B. You And Me, Theme From New York, New York, Song Sung Blue oder McArthur Park. Diese Titel wurden von Don Costa arrangiert.

Der dritte Teil, The Future betitelt, ist schließlich eine Musical-ähnliche Orchestral-Suite mit autobiografischen Elementen, geschrieben von Gordon Jenkins.

Trilogy zeigt den alternden Barden in einer Form, die man von ihm nach den eher unterdurch- schnittlichen beiden Platten seit seinem Comeback eigentlich gar nicht mehr erwartet hätte. Sinatra nahm dieses Projekt offenbar überaus ernst und bereitete sich darauf entsprechend sorgfältig vor. Sehr geehrte Damen und Herren, Sinatras gesangliche Leistung liegt weit über dem Niveau aller Aufnahmen, die seit Ende der 60er Jahre entstanden waren. Sinatra wollte
der Welt noch einmal seine Klasse beweisen und es gelingt ihm überraschenderweise (fast) rundum. Zwar kann die Stimme das Alter des Sängers nicht verleugnen, aber die Unsauber-
keiten und gelegentlichen Schwächen, welche die spärlichen Arbeiten der 70er Jahre bisher auszeichneten, gehören hier definitiv der Vergangenheit an - weitgehend zumindest.

Ein recht gelungenes Comeback also, das mit der Nummer Theme From New York, New York zugleich auch noch einen der größten Hits von Sinatra an Bord hat, ein Lied, mit dem der alternde Sänger seine Popularität nochmals zu steigern vermochte und mit dem er sich auch noch einen ganz neuen Hörerkreis erschließen konnte, der zuvor mit dem Namen Sinatra vielleicht nur wenig oder aber sogar nichts Gutes anfangen konnte. Mehr zu diesem Song können Sie, wertes Publicum, hier lesen.

Sämtliche Songs des Past-Teils von Trilogy bieten kaum Ansatzpunkte für Kritik, gleiches gilt auch für den allergrößten Teil der Present-Kollektion: Something, eine Beatles-Nummer von George Harrison, die Sinatra schon einmal im Jahre 1970 aufgenommen hatte, erstrahlt hier in einem neuen und ganz famosen Arrangement von Nelson Riddle und wird zudem von Sinatra noch um Klassen besser gebracht als bei der Erstaufnahme.You And Me ist sicherlich eine
der allerbesten Sinatra-Balladen seit langem und über das Theme From New,York New York müssen hier ohnedies keine weiteren Worte gemacht werden. Das Stück For The Good Times wird im Duett mit der Opern-Sängerin Eileen Farrell dargeboten, wäre aber als Solonummer wahrscheinlich doch um einiges wirkungsvoller.

Die Suite The Future dagegen gibt jedoch in einigen Punkten Anlass zur Kritik, etwas zu bombastisch arrangiert und ein wenig naiv in Text und Aussage, fällt dieser Teil von Trilogy gegenüber den ersten beiden Teilen doch recht deutlich ab, Sinatras Leistung für sich allein betrachtet ist aber auch hier ziemlich makellos - immer in Anbetracht seines schon weit fortgeschrittenen Alters selbstverständlich. Denn es ist natürlich nicht so, dass der Barde nun plötzlich in einen Jungbrunnen gefallen wäre und aus dem heiteren Himmel heraus seine alten gesanglichen Fähigkeiten wiedererlangt hätte. Dies mitnichten, aber der alternde Sänger schlägt sich in der Tat wacker und ist stimmlich definitiv besser als in den Jahren zuvor - wenngleich sein Gesang es natürlich fast an keiner Stelle mit seinen Leistungen der 40er, 50er und 60er Jahre aufnehmen kann. Für einen Mann seines hohen Alters, den man künstlerisch vielleicht schon gänzlich abgeschrieben haben mochte, gelang ihm aber in der Tat keine schlechte Vorstellung.

Nach langen Jahren gelang dem Sänger wieder ein Werk von halbwegs bleibendem Wert,
das die Zeiten eher überdauert als seine beiden Vorgänger-Alben. Diese Platte kann als das späte und eigentliche Comeback-Album Sinatras gewertet werden und deklassiert eindrucksvoll die zwei mehr als lauen "Comeback"- Alben der 70er Jahre.

Sehr verehrte Damen und Herren, beachten Sie auch die Rezension von Ulrich Groh, welche
Sie hier finden können.

Bewertung: gut