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“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
The Song Is You
(Text und Komposition: Oscar Hammerstein II/Jerome Kern)

Aufnahmedaten der verschiedenen von Sinatra im Studio eingesungenen Versionen:
19. Januar 1942 (RCA)
10. März 1946 (Columbia)
26. Oktober 1947 (Columbia)
9. Dezember 1958 (Capitol)
18. September 1979 (Reprise)

Oh meine sehr verehrten Damen und Herren, weit über tausend Songs hat uns der Barde als Studio-Einspielungen hinterlassen, manche davon vergaß Sinatra wohl schon kaum dass die Aufnahme im Kasten war. Manche Songs aber hinterließen tiefe Spuren in des Sängers musik- alischem Lebenslauf (und damit sind nun in erster Linie nicht unbedingt die Allerwelt-Hits vom Schlage
Strangers In The Night und My Way gemeint). Es ist auch ganz offensichtlich, dass sich Sinatra zu manchen Songs ganz besonders hingezogen fühlte und sie deshalb im Laufe seiner überaus langen Karriere mehrfach neu aufnahm - man denke nur an Night And Day oder auch an All Or Nothing At All. Auch The Song Is You kann dazu gezählt werden, Sinatra hinterließ uns eine in diesem speziellen Falle fast schon erstaunliche Anzahl von Studio-Auf- nahmen, enstanden im Zeitraum von 1942 bis 1979. Beinahe vierzig Jahre lang also griff der Entertainer Of The Century immer wieder auf einen Song zurück, mit dem er zwar im Bewusst- sein der breiten Masse weniger verbunden wird als mit My Way, welcher aber dem ausgewiesen- en Sinatra-Enthusiasten freilich ein Begriff ist - und zwar vor allem als eines der allerschönsten Beispiele für den Balladeninterpreten Sinatra der Vierziger Jahre.

The Song Is You wurde von Jerome Kern und Oscar Hammerstein II verfasst, beides legendäre Figuren der Broadway-Szene. Die beiden schrieben beispielsweise das anno 1927 uraufgeführte Musical Show Boat, dem der Klassiker Ol´ Man River entstammt, welcher - Sie wissen das freilich - auch von Sinatra mehrfach intoniert wurde (und zwar ebenfalls über Jahrzehnte hinweg, sogar als Greis versuchte sich Sinatra in Konzerten hin und wieder an diesem Titel). Ende der 30er Jahre knickte die vielversprechend begonnene Karriere von Hammerstein ein, wurde aber bald darauf durch die regelmäßige Zusammenarbeit mit Richard Rodgers enorm beflügelt. Die Musicals Oklahoma (1943) und South Pacific (1949) sind zwei der bekanntesten Ergebnisse dieser fruchtbaren Zusammenarbeit, beide gewannen Pulitzer-Preise. Eine Vielzahl von Klassik- ern des Great American Songbook entstammt der Feder des Duos Rodgers und Hammerstein, viele davon fanden naturgemäß auch Eingang ins Repertoire von Sinatra, so viele, dass es sogar einen Sinatra-Sampler gibt, welcher einige davon auf einem Tonträger zusammenfasst: Sings Rodgers & Hammerstein. Jerome Kern lieferte auch getrennt von Hammerstein seinen überaus ersprießlichen Beitrag zum Great American Songbook ab, bevor er anno 1945 überraschend
während eines Spazierganges das Zeitliche segnete. Hammerstein dagegen hielt es immerhin bis 1960 auf dieser Welt aus.

Kern und Hammerstein verfassten The Song Is You anno 1932 für das Broadway-Stück Music In The Air, welches 1934 auch in einer Film-Fassung auf die Leinwand gebracht wurde. The Song Is You wurde vom Publicum besondes geschätzt, sodass es in Folge bald zu Aufnahmen des Songs durch diverse bekannte Sanges-Künstler - darunter eben auch Sinatra - kam.

Die erste Sinatra-Fassung von The Song Is You stammt von 1942, der Sänger war bereits im Begriffe die Trennung von
Tommy Dorsey zu vollziehen und nahm bereits Anfang des Jahres seine erste Solo-Session auf, wenngleich er zu diesem Zeitpunkt noch immer Band-Sänger bei Dorsey war. Das Arrangement dieser Balladen-Interpretation stammt von Axel Stordahl, mit dem zusammen Sinatra wenige Jahre später als Solo-Künstler bei Columbia Records Triumphe feiern sollte. In der Tat, meine sehr verehrten Damen und Herren: Stordahl hat als Arrangeur der über- wiegenden Zahl von Sinatras Aufnahmen der Vierziger Jahre bedeutenden Anteil an dessen kometenhaftem Aufstieg - ich ersuche Sie, diese Tatsache nie und unter keinern Umständen
zu vergessen. Diese erste Aufnahme von The Song Is You finden Sie in der 5CD-Box gleichen Namens, welche alle von Sinatra und Dorsey eingespielten Songs vereint, nebst erwähnter Solo-Session und diverser Radio-Aufnahmen, darunter auch eine weitere Version von The Song Is You, diesmal zusammen mit dem Dorsey-Orchester. Weitere Informationen zu dieser Box können Sie, geneigte Leserin, geneigter Leser, just
hier einsehen. Diese Erst-Fassung ist eines der Paradebeispiele für Sinatras Sanges-Fähigkeiten zu Beginn seiner Karriere - schlicht und ergreifend wundervoll! Hier zeigt sich besondes eindrucksvoll, dass Sinatra nicht nur eine makel- los schöne Stimme hatte, sondern auch offenbar echt empfundenes Gefühl in einen Song zu legen vermochte, was ihn seinerzeit von den meisten Sängern, welche oft bloß eine technisch versierte Darbietung herunterspulten, unterschied. Sinatras Art der Interpretation eines Titels wirkte seinerzeit revolutionär für die populäre Unterhaltungsmusik, die Auswirkungen davon sind noch heute in der Musik spürbar.

Als Solo-Künstler behielt Sinatra das Lied natürlich weiterhin im Programm und sang es bei Konzerten sowie diversen Radio-Auftritten, wobei er bis zum Ende seiner Zeit bei Columbia anno 1952 stets das Arrangement von Axel Stordahl verwandte. Ein besonderer Triumph für Sinatra war es, anno 1943 in der berühmten Hollywood Bowl (ein Musen-Tempel der klassischen Musik) auftreten zu dürfen. Dorten sang er The Song Is You mit einem großen Philharmonie-Orchester.

Im März des Jahres 1946 spielte Sinatra eine weitere Studio-Aufnahme von The Song Is You ein, die als sogenannte Victory-Disc zunächst nur für die amerikanischen Streitkräfte bestimmt war. Die Aufnahme ist heute auf der Zusammenstellung
The V-Discs zu hören. Die breite Öffent- lichkeit musste allerdings jahrzehntlang auf diese Version verzichten, Columbia veröffentlichte sie erstmals im Jahre 1993 innerhalb der 12-CD-Box The Complete Recordings. Im Jahr darauf fertigte Sinatra für Columbia eine weitere Studio-Version des Liedes an, welche aber - kaum zu glauben - ebenfalls zunächst im Archiv verstaubte, bevor sie schließlich anno 1958 erstmals auf einem Sampler veröffentlicht wurde.

Auch während seiner glorreichen Capitol-Zeit (1953-62) nahm sich der Barde des Liedes an - Ende 1958 stand The Song Is You bei den Sessions zum Album
Come Dance With Me auf dem Programm. Die Balladenfassung der Frühzeit hatte nunmehr ausgedient: Das Arrangement von Stordahl wurde durch ein neues des Swing-Spezialisten Billy May ersetzt, die Ballade zur schnellen Big-Band-Nummer umgekrempelt. Zwei Fassungen des Songs sind im Umlauf, zu- nächst die reguläre auf oben erwähntem Original-Album anzutreffende, sowie eine weitere, welche erst anno 1978 auf einer LP namens The Rare Sinatra auftauchte. Diese Version ist heute nur innerhalb der 21-CD-Box The Capitol Years erhältlich, ebendorten nämlich wurde
The Rare Sinatra als CD wiederaufgelegt - als Einzel-CD ist The Rare Sinatra nicht erhältlich.
Die beiden Fassungen unterscheiden sich hinsichtlich Arrangement und Tempo - die schnellere Fassung wurde auf Come Dance With Me veröffentlicht. Eine weitere Fassung von damals soll
dem Vernehmen nach noch unveröffentlicht in den Capitol-Archiven ruhen. Ich gebe der Album- Version den Vorzug, sie wird von Sinatra meisterhaft interpretiert, das Arrangement von May kann in jedem Handbuch für Big-Band-Swing-Arrangements einen Ehrenplatz einnehmen. Die Version, die wir auf The Rare Sinatra zu hören die Gelegenheit haben, hat durchaus ihren Reiz - das Tempo erlaubt es hier Sinatra nämlich, noch nuancierter zu phrasieren - insgesamt hat aber die Fassung von Come Dance With Me die Nase vorne.


Danach verschwand das wunderbare Lied für längere Zeit aus Sinatras Repertoire, abgesehen von der Vewendung einiger weniger Zeilen innerhalb eines Medleys für das 1967 entstandene TV-Special A Man And His Music + Ella + Jobim, welches auch auf dem Medium Digital Versatile Disc erhältlich ist.

1979 - Sinatra war inzwischen zum Grand Old Man der amerikanischen Populärmusik geworden, ein Künstler welcher zwar nach wie vor Konzerte gab, aber kaum mehr Studio-Produktionen in Angriff nahm (wohl auch deshalb, weil die Form seiner Stimme mehr und mehr unberechenbar zu werden begonnen hatte) - machte sich der Sänger an die Arbeit zu seinem ersten neuen Album seit 1974. Manch angepeiltes Projekt war in den Jahren zuvor fallengelassen worden, aber das Trilogy-Projekt wurde von Sinatra sehr ernst genommen und er bereitete sich besser darauf vor als etwa bei den beiden Alben die seinem Comeback anno 1973 gefolgt waren. Das Dreifach-Album
Trilogy umfasste drei Teile, welche jeweils seperat auf eine LP gepackt wurden: The Past, The Present und The Future (im CD-Zeitalter wurden The Past und The Present auf einer Scheibe zusammengefasst). Der Past-Teil enthält Songs der goldenen Big-Band- und Tanzorchester-Ära, der Zeit also, in der Sinatra groß geworden war. Die Arrangements dieses Teils von Trilogy übernahm Billy May, welcher auch zu The Song Is You ein weiteres neues (und schnelles) Arrangement schrieb. The Song Is You wurde als Eröffnungsnummer des Albums verwendet. Billy May beweist hier nachhaltig, dass er mit zunehmendem Alter sein Handwerk keinesfalls verlernt hatte: Das Arrangement ist ausgesprochen ersprießlich, schnell und quick- lebendig, stellenweise so übersprudelnd, dass es fast hektisch wirkt. In der Tat, in der Tat: Es
ließe sich trefflich darüber disputieren, ob nicht dieses Arrangement sogar das des Jahres 1958 in den Schatten stellt, Billy May sich somit also selbst übertroffen hätte. Manchen Tages, meine hochverehrten Leserinnen und Leser, will es mir geradewegs so erscheinen. Bei anderen Geleg- enheiten hingegen tendiere ich dazu, dem früheren Arrangement May´s den Vorzug zu geben. Tatsächlich ist es mir unmöglich, mich in diesem Falle eindeutig festzulegen. An Sinatras Stimme hingegen waren die Jahre seit der Swing-Aufnahme von 1958 nicht spurlos vorüber gegangen: Der Sänger erscheint uns etwas müde, ja: geschlaucht - was mühelos swingend wirken soll, erscheint irgendwie schlaff, man erkennt die Mühe, die es Sinatra offenbar bereitet, dem halsbrecherischen Tempo zu folgen. Sinatras Phrasierung hätte zudem viel pointierter ausfallen müssen, sie passt nicht recht zum Arrangement. Sicherlich kamen Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren, beim Hören dieses Titels schon zu ganz ähnlichen Schlussfolger- ungen wie Ihr ergebener Diener. Interessant ist in diesem Zusammenhang sicherlich auch die Tatsache, dass bei den Aufnahmesessions zunächst mit einer noch schnelleren Gangart des Songs experimentiert wurde - ein Vorhaben, welches aber aufgegeben wurde, da es den alternden Barden vermutlich heillos überforderte. Eine Fassung davon soll angeblich in den Archiven schimmeln, sollte dem so sein, gehe ich davon aus, dass sie meine eben geschilderte Vermutung nur bestätigen würde. Wenn also die Trilogy-Version gefallen kann, so ist dies in erster Linie Verdienst von Billy May - Sinatra selbst nämlich (man muss es ganz offen sagen) hinkt seinen beiden Interpretationen von 1958 weit, weit hinterher. Die Mühelosigkeit der Phrasierung, der lockere Swing, all dies ist in der Fassung von 1979 kaum ansatzweise auszumachen.

Von 1979 bis 1981 war The Song Is You im neuen Arrangement von May fixer Bestandteil von Sinatras Live-Repertoire, danach verschwand der Song allerdings auf Nimmerwiederhören aus dem Programm. Die einzige mir bekannte offizielle Live-Version der Nummer finden Sie in der anno 2009 herausgegebenen Box
Sinatra New York, daselbst auf einer Digital Versatile Disc welche ein Konzert aus der Carnegie Hall von 1980 zum Inhalte hat. Diese Version kann als so gut bezeichnet werden, wie sie dem damals bereits stark bejahrten Barden unter Live-Beding- ungen eben möglich war.

Meine hochgeehrten Damen und Herren, warum laufen Sie nicht augenblicklich zu Ihren Musik- Truhen und wühlen die Ihnen zur Verfügung stehenden Sinatra-Versionen von The Song Is You heraus, um sie einem eingehenden Vergleich zu unterziehen? In der Tat, jawoll in der Tat: Mir erschiene es eine glänzende Idee, in eben angedeuteter Weise zu verfahren! Beim Hören der frühen Balladen-Interpretationen des Songs werden Sie unter Garantie dahinschmelzen - und das, meine Damen und Herren, ist nicht nur so dahingesagt... Beim Vergleich der 58er-Swing-
Versionen mit jener von anno 1979 wird sich bei manchen von Ihnen vermutlich ein Kloß im Halse bilden - der unverblümt direkte Vergleich zwischen mittlerem und altem Sinatra fällt sehr zu Ungunsten des Letztgenannten aus. Tatsächlich beschleicht die Hörerin, den Hörer ange- sichts des eklatanten stimmlichen Abbaus eine gewisse Beklemmung, der er sich unter keinen Umständen erwehren kann.

Übrigens, meine verehrten Leserinnen und Leser: Sollte ich eine offizielle Version des Songs in meiner Auflistung vergessen haben (auch ihr Prinzipal ist ein Mensch und errare humanum est),
so betrachten Sie es als eine Verpflichtung Ihrerseits, mich darauf aufmerksam zu machen.


Vokal- und Instrumentalaufnahmen des Titels von anderen Künstlern (Auszug)
Interpret/Album-Titel/Jahr der Aufnahme bzw. Veröffentlichung:


Urbie Green: Sea Jam Blues (1997)
Cannonball Adderley: Verve Jazz Masters (1955-59)
Harry Allen: A Night At Birdland (1995)
Peter Almqvist: My Sound (1999)
Chet Baker: Once Upon A Summertime (1977)
Louie Bellson: Raincheck (1978)
Art Blakey: In This Corner (1978)
Clifford Brown: Planet Jazz (1953)
Dave Brubeck: Jazz Goes To College (1954)
June Christy: The Song Is You (1958-60)
Buddy de Franco: The Buenos Aires Concerts (1980)
Stan Getz: Birdland Sessions (1952)
Benny Green: Prelude (1988)
Al Haig: Plays The Music Of Jerome Kern (1978)
Scott Hamilton: Race Point (1992)
Gene Harris: Black And Blue (1991)
Keith Jarrett: Still Live (1986)
Lee Konitz: Jazz A Juan (1974)
Joe Lovano: Celebrating Sinatra (1996)
Wynton Marsalis: Standard Time (1986)
Bob Mintzer: One Music (1992)
Gerry Mulligan: Reunion (1957)
Charlie Parker: Confirmation (1946-53)
Joe Pass: Live At Yoshi´s (1992)
Jimmy Rainy: The Master (1983)
Spike Robinson: Three For The Road (1989)
Sonny Rollins: Contemporary Leaders (1958)
Tierney Sutton: Introducing (1996)
Warren Vache: At The Vineyard Theater (1984)
Nancy Wilson: Yesterday´s Love Songs (1963)
James Zollar: Soaring With Bird (1997)




 
Information:

Der Song kann in seinen verschieden- en Studio-Versionen auf folgenden Sinatra-Alben nachgehört werden.
Die Aufstellung erhebt jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Version Numero Eins:
The Song Is You
Love Songs
A Voice In Time

sowie auf einer Unzahl von Billig- Samplern mit Aufnahmen aus der Frühzeit des Barden

Version Numero Zwo:
The Columbia Years - Complete Recordings
Best Of The Columbia Years
Portrait Of Sinatra


Version Numero Drei:
The Columbia Years - Complete Recordings
Best Of The Columbia Years
Portrait Of Sinatra


Version Numero Vier:
Come Dance With Me
The Rare Sinatra
The Capitol Years

Version Numero Fünf:
Trilogy
The Complete Reprise
Studio Recordings