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“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
Where Or When
(Text und Komposition: Lorenz Hart/Richard Rodgers)

Aufnahmedaten der verschiedenen von Sinatra im Studio eingesungenen Versionen:
29. Januar 1945 (Columbia)
11. September 1958 (Capitol)
14. Oktober 1993 (Capitol)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, hier präsentiere ich Ihnen einen Song, der vermutlich
zu Sinatras bekanntesten Liedern zu zählen sein dürfte - freilich abseits aller Best-Of-Sampler, versteht sich. Jenen Musik-Freunden, die sich etwas genauer mit der musikalischen Hinter- lassenschaft des Barden befassen, ist Where Or When mit Sicherheit ein Begriff, begleitete der Song Sinatra doch immerhin sein gesamtes (musikalisches) Leben und wurde von ihm auch bei seinem allerletzten Konzertauftritt im Februar 1995 gesungen.

Der Song wurde ursprünglich für die anno 1937 entstandene Broadway-Show Babes In Arms
geschrieben, die Autoren sind das legendäre Gespann Rodgers & Hart, welches das American Songbook um unzählige zu Klassikern avancierte Titel bereicherte - gar nicht wenige davon sind auch in Aufnahmen von Sinatra verfügbar, stellvertretend soll hier der vielleicht bekannteste angeführt werden: The Lady Is A Tramp. Ebenso bekannt sind aber auch It Never Entered My Mind sowie My Funny Valentine oder Bewitched.

Zur ersten Studio-Aufnahme des Titels duch Sinatra kam es Ende Januar des Jahres 1945,
nachdem der Barde den Song zuvor schon in seinen Konzerten und in Radio-Sendungen dem Publicum vorgestellt hatte. Wie die allermeisten Aufnahmen für das Label Columbia, arrangierte auch Where Or When niemand anderer als Axel Stordahl, der durch seine Arbeiten viel zum Ruhme Sinatras beigetragen hat und dessen Name für immer mit dem Sinatras verbunden sein wird. Unverständlicherweise blieb diese superbe Aufnahme für fünf Jahre im Archiv liegen, bevor sie auf dem Album Songs By Sinatra endlich herausgebracht wurde. Ebenfalls im Jahre 1950 erschien der Song auch als Single. Aus der Columbia-Aufnahme tritt uns Romantik, Jugend, Idealismus und Hingabe des Sängers an den Song entgegen, dergestalt, dass diese Version mich geradezu jubeln lässt, allerdings nur im Geiste, denn es wäre ein Vergehen, Sinatras Vortrag durch spontane Beifallsbezeugungen zu unterbrechen – und seien diesselben, wie in diesem Falle, noch so gerechtfertigt und angebracht. Liebe Leserin, lieber Leser, hier haben wir einmal mehr den Umstand, dass die Ur-Fassung eines Sinatra-Liedes alle anderen später ent- standenen Versionen bei Weitem, ja ich sage: bei Weitem übertrifft. Wieder einmal gehen
Sänger und Arrangement eine wunderbar harmonische Verbindung ein, wie sie vorbildlicher
nicht vorexerziert werden könnte – es leben Sinatra und Stordahl. In der Tat, wie wunderbar
fügen sich die einzelnen Elemente ineinander und bilden ein perfektes Ganzes von wunder- samer Harmonie – sogar der Chor wird von mir nicht als Störung sondern vielmehr und gerade- zu als Tüpfelchen auf dem i empfunden. Das wunderbare Zusammenwirken von Bläsern und Streichinstrumenten ist ebenso vorbildlich – Stordahl, großer Maestro, dein Loblied will ich singen heute, morgen und immerdar! Dieser Version gebe ich den absoluten Vorrang. Magnifique!

Eine ganze Reihe von Jahren zog ins Land, ohne dass der Song jedoch aus Sinatras Augenmerk je verschwunden wäre, bis zu den späten 50er-Jahren entstand so manche Radio-Aufnahme des Titels, welche allesamt freilich bislang leider nicht auf offiziell heraus- gebrachten Tonträgern erhältlich sind. Im September 1958 nahm Sinatra sich des wunderbaren Songs erneut im Aufnahmestudio an - inzwischen war er bereits fünf Jahre für das Label Capitol tätig und hatte sich mit seinen legendären Concept-Alben als Leitfigur der anspruchsvolleren Unterhaltungsmusik etabliert. Wie bei so vielen Songs der Capitol-Phase oblag es auch in diesem Falle dem genialen Arrangeur Nelson Riddle, Where Or When zu orchestrieren. Jedoch - unheimlich, wie sich die Geschichte mitunter zu wiederholen pflegt - auch diese Aufnahme wurde für viele Jahre im Archiv abgelegt. In der Tat mussten zwanzig Jahre vergehen, ehe diese Version von Where Or When erstmals auf Platte erschien - und auch jetzt nur in England innerhalb des Samplers The Rare Sinatra. Als Sinatras Alben in den 80er- und 90er Jahren
des vorigen Jahrhunderts auf CD herausgegeben wurden, wurde Where Or When auf dem Jahrhundert-Balladen-Album
Only The Lonely als Bonus-Titel inkludiert. Erlauben Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren, mir einige Worte zu dieser Studio-Version: Grandios, wie Sinatra, nunmehr männlicher und gereifter auftretend, den Song lebt und vor uns, den staun- enden Zuhörern, eine wirklich ungemein beeindruckende gesangliche und vor allem interpret- atorische Leistung ausbreitet. Die Intimität dieses Duos von Sänger und Pianist ist fürwahr bemerkenswert, doch leider, leider, leider – gegen Ende der Darbietung sah Arrangeur Nelson Riddle sich völlig unverständlicherweise dazu genötigt, eben diesen wunderbar intimen Charak- ter der Aufnahme gänzlich und restlos zu zerstören, indem er urplötzlich und völlig ohne Anlass einen ganzen Orchesterapparat zu einem völlig überzogenen Finale ansetzen ließ, welches für meine Ohren geradezu eine Beleidigung darstellt. In der Tat: Mein Sinn für Ästhetik leidet unter diesem meiner Meinung nach unpassenden Ende des Songs...ich denke,die allermeisten unter Ihnen werden zu einer ähnlichen Beurteilung gelangen. Möglicherweise liegt hierin auch der Grund dafür, dass der Song so lange Jahre im Archiv verstaubte.

Anno 1993 machte sich Sinatra anläßlich der Aufnahmen für das
Duets-Projekt auch noch
ein weiteres Mal im Studio an Where Or When zu schaffen. Diese Aufnahme datiert vom
14. Oktober 1993, jedoch wurde sie erst 1994 auf
Duets 2 auf den Markt gebracht, nachdem
die Aufnahme mit zusätzlichen Gesangsspuren von Steve Lawrence und Eydie Gormé unter- legt worden war. Meiner bescheidenen Ansicht nach handelt es sich von allen seinerzeit angefertigten künstlichen Duetten hier noch um eines der am Natürlichsten wirkenden, Steve und Eydie ist hier nichts vorzuwerfen, für meine Begriffe absolvieren sie ihren Teil zur vollsten Zufriedenheit, bei Sinatra selbst – der hier, wie Sie alle wissen werden, ohnedies kaum zu hören ist und oft von seinen Partnern gnädig verdeckt wird – wünschte ich, man würde ihm
ein Glas Wasser reichen, damit er den Knäuel Stacheldraht, der ihm offensichtlich im Halse steckt, hinunterspülen kann. Was Sinatra hier – noch dazu unter Studiobedingungen – vollführt, kann meines Erachtens durch gar nichts, aber auch gar nichts, gerechtfertigt werden.

Neben diesen Studio-Einspielungen sind auch nicht wenige Live-Aufnahmen auf offiziellen
Ton- und Bildträgern erschienen. Neben den offiziell veröffentlichten Versionen mögen noch zahllose unautorisierte Aufnahmen zirkulieren - immerhin brachte Sinatra vor allem in den
letzten Jahren seiner Konzert-Tätigkeit Where Or When bei fast jedem seiner Auftritte zu Gehör.Sie finden offiziell erhältliche Versionen auf folgenden Medien, wobei ich freilich
keinen Anspruch auf die Vollzähligkeit dieser Aufstellung erheben möchte:

CD Sinatra At The Sands
DVD Sinatra And Friends
VHS Sinatra The Voice The Event
VHS The Ultimate Event
CD Sinatra 80th Live
CD Live At The Meadowlands

Keine der Live-Versionen bedient sich der Arrangements von Stordahl oder Riddle, sondern
eines neu geschriebenen swingenden Arrangements aus der Feder von Billy Byers. Dieses
kann in der Tat als hocherfreulich betrachtet werden, die vormals romatische, später eher nachdenkliche Ballade erhebt sich wie ein Phoenix aus der Asche und versprüht plötzlich
eine sagenhafte Frische – ein Paradebeispiel dafür, wie talentierte Arrangeure zu völlig anderen Auffassungen eines Songs gelangen können sowie natürlich auch ein Paradebeispiel für Sinatras Fähigkeit, einen Song in völlig anderem Gewand ebenso glaubwürdig zu interpretieren wie in seinen früheren Arrangements. Potz Blitz, dieses Arrangement kann wahrhaftig gefallen, wertes Publicum! Aus ganz genau diesem Grunde ist die anno 1966 entstandene Live-Version vom
Sinatra At The Sands-Album  eine durchaus erquickende zu nennen, wenngleich Sinatra für sich betrachtet, etwas besser bei Stimme sein könnte.

Die nächste mir bekannte Version ist jene aus dem TV-Special
Sinatra And Friends und
diese Fassung ist freilich die unrentabelste, künstlerisch eine reine Katastrophe – zu viele Köche verderben bekanntlich oft genug den Brei. Was hier von Sinatra im Verbund mit einer ganzen Schar musikalischer Gäste (Natalie Cole, Leslie Uggams, Robert Merrill,
Dean Martin, Loretta Lynn, Tony Bennett und John Denver) geboten wird, erscheint mir schlicht und einfach ridicule.

Nun denn, bleiben noch einige Live-Versionen aus den 80er-Jahren (s.o.), welche bei mir
im Regal im hinteren Winkel Staub ansetzen, ich verzichtete für diesen Beitrag darauf, sie hervorzukramen – ich habe sie in weitgehend unangenehmer Erinnerung, wozu also sich
lange damit aufhalten. Eine Bemerkung vielleicht zum Arrangement dieser Spät-Versionen: Das nunmehr wieder verlangsamte Byers-Arrangement gefällt mir an sich vielleicht sogar einen Deut besser als jenes vom Sands-Album, nur die vokale Darbietung des Alt-Stars fällt jeweils oft wenig überzeugend aus – es sind dies die Darbietungen eines Künstlers, der sein Ablauf- datum leider bereits weit überschritten hatte.

Zur Vervollständigung noch ein Satz zur Abschiedsvorstellung anno 1995 (Sinatras letzter Konzertauftritt im Rahmen eines Wohltätigkeits-Golfturniers in Palm Springs, der Barde gab
dabei an diesem 25. Februar sechs Songs zum Besten):  Eingedenk des Umstandes, dass der Ausführende sich nunmehr bereits in seinem achtzigsten Lebensjahr befand, neigt man freilich dazu, dem Methusalem einige Nachsicht entgegenzubringen, dennoch, abzüglich jeglichen Alters- bzw. Legenden-Bonus´ fragt man sich, was hatte der Mann zu diesem Zeitpunkt denn wirklich noch auf einer Konzertbühne verloren? Ich will dem Senior hier nicht ein gewisses Bemühen absprechen, jedoch das Bemühen allein reicht natürlich nicht für eine wirklich zufriedenstellende Darbietung  – zugestandenerweise hat die Nummer hier etwas mehr Drive als bei anderen Konzerten der Viel-zu-spaeth-Phase, dennoch: Hier wird im Grunde nur einmal mehr, diesmal zum letzten Mal, die sattsam bekannte Legende zelebriert und außer den wirk- lich standfesten, eisern zu ihrem Idol haltenden Enthusiasten wird mit dieser Darbietung kaum jemand wirklich Freude haben – für mich ist diese letzte Version schlussendlich nur der Beweis dafür, wie sterblich letztlich auch musikalische Legenden sind...



Vokal- und Instrumentalaufnahmen des Titels von anderen Künstlern (Auszug)
Interpret/Album-Titel/Jahr der Aufnahme bzw. Veröffentlichung:


Bryan Ferry: As Time Goes By (1999)
Barry Manilow: Showstoppers (1991)
George Michael: Songs From The Last Century (1999)
London Pops Orchestra: Some Enchanted Evening (1994)
Lena Horne: Ain´t It The Truth (1996)
Julie Andrews: Broadway (1994)
Lynne Arriale: With Words Unspoken (1996)
Clifford Brown: With Strings (1955)
Bill Charlap: Written In The Stars (2000)
George Coleman: I Could Write A Book (1998)
Harry Connick jr.: It Had To Be You (1991)
Duke Ellington: Indigos (1957)
Ella Fitzgerald: The Rodgers & Hart Songbook (1956)
Stan Getz: Award Winner (1957)
Benny Goodman: The Complete Small Group Recordings (1935-38)
Dick Haymes: You´ll Never Know (1940-46)
Michel Legrand: Happy Radio Days (1997)
Susannah McCorkle: How Do You Keep The Music Playing (1985)
Sonny Rollins: Old Flames (1993)
Art Tatum: The Tatum Group Masterpieces (1956)
Mel Torme: Nothing Without You (1992)
Teddy Wilson: Three Little Words (1976)




 
Information:

Der Song kann in seinen verschieden- en Studio-Versionen auf folgenden Sinatra-Alben nachgehört werden.
Die Aufstellung erhebt jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit.


Version Numero Eins:
The Complete Recordings 1943-52
Best Of The Columbia Years
sowie auf einer Unzahl von Billig- Samplern mit Aufnahmen aus der Frühzeit des Barden

Version Numero Zwo:
Only The Lonely
The Rare Sinatra

Version Numero Drei:
Duets 2