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“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
Die verschiedenen Phasen von Sinatras Karriere

Meine hochverehrten Damen und Herren: Hier ergreife ich die Gelegenheit, um meine persönliche Sicht von Sinatras Karriere im Laufe der Jahrzehnte darzubieten. Manches zu diesem Thema habe ich schon auf diversen anderen Seiten meiner HP kundgetan, um die Leser hierorts nicht durch Wiederholungen von schon einmal Gesagtem zu strapazieren, beschränke ich mich hier auf eine kurze Zusammenfassung meiner Ansichten, die nur das unbedingt Notwendige enthält:

Die Zeit mit
Harry James (1939) und Tommy Dorsey (1940-42), ich nenne sie bei mir gerne Sinatras Dance Band Phase, wird gelegentlich unterschätzt, leider, leider. Ich persönlich schätze diese Big Band-Aufnahmen ganz besonders, nicht zuletzt der Pied Pipers und Tommy Dorseys Posaune wegen. Sinatra war zwar erst dabei, seinen Stil zu entwickeln, aber bereits ein ganz hervorragender Sänger mit wunderbarer Stimme. – Herrlich!

Die
Columbia-Phase (1942-53) stellt in gesanglicher Hinsicht den absoluten Höhepunkt
von Sinatra dar und hätte ganz allein schon für unsterblichen Ruhm ausgereicht. Damals war Sinatra vor allem auf romantische Balladen abonniert, die vom genialen Axel Stordahl mit unvergleichlich berückenden Arrangements versehen wurden. Einfach einzigartig! Darüber hinaus gibt es aus dieser Zeit aber auch eine ganz stattliche Anzahl von vital swingenden Big-Band- bzw. Combo-Titeln, auf denen Sinatra sich ganz als Swinger mit Nähe zum Jazz entfalten kann. Niemals hatte Sinatra eine bessere Stimme als zu dieser Zeit.

Die
Capitol-Phase (1953-61) ist ebenso in vielerlei Hinsicht herausragend: Zunächst etablierte sich hier Sinatra mit seinen Concept-Alben als ernsthafter Künstler reinsten Wassers. Vor allem die Balladen-Alben stellen Sinatras wichtigsten Beitrag zur Musikgeschichte dar und werden aller Wahrscheinlichkeit nie übertroffen werden. Die Stimme ist leider, leider nicht mehr so rein und klar wie in der Anfangszeit, aber was allein die Interpretation und das Umgehen mit einem Song betrifft, hat Sinatra hier sogar noch zulegen können. Einzigartig seine Fähigkeit in diesen Jahren, mit einem einzigen Wort ein Gefühl bzw. eine Stimmung auszudrücken und so die Worte des Songtextes zum unmittelbaren Leben zu erwecken. Diese Jahre kommen in meiner persönlichen Liste des Wohlgefallens gleich unmittelbar nach den Columbia-Jahren, wobei der Übergang fast nahtlos ist. Nichts desto ist die Columbia-Zeit mein Lieblingsabschnitt in der (zu) langen Karriere des Sängers.

Die
Reprise-Phase (1961-88) zeigt Sinatra bis 1965 in zumeist annähernd gleich guter Form wie die Capitol-Phase und erntet somit meine vollste Zustimmung. Die zweite Hälfte der 60er Jahre ist leider schon ein etwas düsteres Kapitel: Sinatras Stimme verschlechterte sich signifikant und außerdem ging er dazu über, sein Künstlertum zu vernachlässigen und stattdessen immer mehr auf kommerziellen Erfolg zu schielen und nahm einige haarsträubend schlechte Platten auf. Dazwischen bemühte er sich aber, auch sein anspruchsvolleres Publikum nicht gänzlich in die Flucht zu schlagen und brachte zwei durchaus befriedigende Arbeiten (Jobim, Ellington) zustande. Unglücklicherweise leiden diese wenigen guten Platten gelegentlich an seiner leider schon ziemlich abgehalfterten Stimme, die schon einen Großteil ihrer Beweglichkeit und Elastizität eingebüßt hatte.

Nach dem Comeback 1973 (DER GRÖSSTE FEHLER VON SINATRA ÜBERHAUPT) herrscht nun in der sogenannten
Post Retirement Phase bis 1979 wirklich finsterste Nacht: Bloß zwei unterdurchschnittliche Studio-Alben, eine Handvoll mehr oder weniger grauenvoll schlechter Singles, zahlreiche abgebrochene Platten-Projekte und ein total missglücktes Live-Album sprechen Bände. Mehrheitlich schlechte Songs, dazu noch mit inzwischen fast völlig versag- ender Stimme gesungen, kennzeichnen diese desaströse Periode, die mir ganz und gar nicht zusagt und vor der mir großteils wirklich graut. 1979 kehrte Sinatra dann wieder zurück zu anspruchsvolleren Songs, wie der größte Teil von Trilogy beweist. Auch stimmlich geht es nun wieder deutlich besser als in den Jahren zuvor. Leider aber nur ein kurzer Höhenflug, wie wir wissen: Die nächste Platte She Shot Me Down ist gekennzeichnet von viel gutem Willen und wenig guter Stimme. Tatsächlich beginnt Sinatras Stimme immer mehr abzubauen und immer müder, kraftloser, brüchiger, weinerlicher und ausgelaugter zu klingen. Das 84er-Album
L.A. Is My Lady gerät zum stimmlichen Waterloo. - Traurig, mehr ist dazu gar nicht zu sagen. Sinatra dürfte selber schockiert gewesen sein und spielte bis 1993 kein neues Album mehr ein, sondern beschränkte sich auf Live-Auftritte, wo der oftmals schreckliche Zustand seiner Stimme naturgemäß etwas weniger auffällt.

Der vergreiste Sinatra der 90er Jahre, welcher seine Texte nicht mehr behalten konnte und den Strapazen der anstrengenden Tourneen augenscheinlich nicht mehr gewachsen war und aus mir persönlich völlig unverständlichen Gründen trotzdem nicht davon lassen konnte, obwohl er eigentlich jegliche Befähigung und Berechtigung, seinen Beruf auch nur einigermaßen zufriedenstellend ausüben zu können, inzwischen längst verloren hatte, ist dann ein ganz eigenes und sehr, sehr trauriges Kapitel. - - -

In nichts erinnerte seine Stimme in den 90ern mehr an die guten Jahre. In der Tat: Sinatra war völlig ausgelaugt, hatte keine Stimme mehr (zumindest fürs Singen war sie beim besten Willen nicht mehr geeignet) und wollte dennoch nicht einsehen, dass er längst schon überreif für die Rente war. Auch wenn beinahe die gesamte Musikpresse den Kopf schüttelte und sich gar mancher ein Lachen nicht mehr verbeißen konnte und auch im Publikum schon vereinzelte Buh-Rufe laut zu werden begannen, Sinatra hatte noch immer nicht genug und setzte seine Reihe oft desaströser Auftritte bis Ende des Jahres 1994 fort, völlig ungeachtet der Tatsache, dass er, der greisenhafte Sänger, trotz der massiven Hilfe von Textmonitoren immer öfter kaum einen Song mehr fehlerlos zustande brachte. Ungeachtet dessen waren die Konzerte gut besucht, natürlich wollte noch mal jeder einen Blick auf das Entertainment-Urgesteinl werfen, wenngleich der künstlerische Wert eines Sinatra-Konzertes der 90er-Jahre in den allermeisten Fällen mit wenig mehr denn gleich Null zu veranschlagen war. 1993 ging der greise Alt-Star sogar noch einmal ins Studio, nahm eher verhunzte Versionen seiner einstigen Klassiker auf, die dann nachträglich am Mischpult mit dem Gesang anderer Stars zu
Duets und Duets 2 verwurstelt wurden. Auf diesen Platten singt Sinatra mitunter so schlecht, dass er einem mitunter wahrhaftig schon anfängt, leid zu tun. Eine völlig unnötige, vom künstlerischen Standpunkt sogar im Grunde völlig sinnlose Produktion, die sich trotzdem gut verkauft hat
und ein wirklich trauriges Vermächtnis eines Künstlers darstellt, der seinen Beruf gut fünfundzwanzig Jahre (bei allernachsichtigster Betrachtung fünfzehn Jahre) zu lange ausgeübt hat und so sein eigenes Denkmal nach und nach ausgehöhlt hat, bis es schließlich unvermeid- licherweise ächzend zusammenkrachte.

Hochgeschätztes Publicum, hier mein prinzipales Fazit in wenigen Worten:

1939-42: Das Aufblühen
1943-53: Die volle Blüte
1954-65: erfolgreiches Halten des Niveaus
1966-71: beträchtliche Abnutzungserscheinungen in jeder Hinsicht
1973-78: sehr oft kläglich
1979-80: nochmaliges, kurzfristiges Aufflackern
1981-90: steil nach unten weisendes Qualitätsgefälle, fortschreitender weitgehender Verlust aller gesanglichen Fähigkeiten, immer schlechter werdendes Timing und mangelhafte Phrasierung, zunehmend ausgepowert. Sinatra erinnert zunehmend an einen Ritter von der traurigen Gestalt, der sich in vergeblichem Kampfe mit Windmühlen verzehrt.
1990-95: erfolgreicher Versuch, die eigene Legende durch Texthänger und wirre Zwischenansagen vom Sockel zu stürzen.

Um wie viel ehren- und würdevoller wäre es gewesen, wäre Sinatra 1973 im „Retirement“ verblieben und mit tadellosem künstlerischen Ruf gealtert!
 
Songs By Sinatra:


Strangers In The Night
Aufgenommen am 11. April 1966

Der große Erfolg dieses „little piece of music“, wie Sinatra selbst den Song öfters anzu- kündigen pflegte, war, ist und wird mir persönlich auf immer und ewig ein Rätsel bleiben... Der Song ist schlicht langweil- ig und ich finde, dass Sinatra damals bei der Aufnahme deutlich lustlos agiert hat.

Ein völliges Rätsel daher, wie der Song mehrere Grammys einheimsen konnte, darunter gar „best vocal performance“.

Potz Blitz, wie schlecht müssen erst die anderen damals zur Grammy-Auswahl gestandenen Songs gewesen sein!


Ganz besonders unerquicklich ist, dass der Song ziemlich unvermittelt in einem zudem auch noch schlecht gemacht- en, völlig verpfuschten Fade- Out endet. Die Nummer ist zwar wirklich ziemlich schlapp, aber -  jenseits des völlig schwachsinnigen Allerwelts- Schlager-Textes - zugegeb- enermaßen relativ ins Ohr gehend, so dass ich nach- vollziehen kann, dass der Song vor allem jenen Leuten, die recht wenig von Sinatra kennen, unter Umständen gefallen kann. Die Nummer dürfte aber gerade bei Leuten, die eine verhältnismäßig umfangreiche Sinatra- Sammlung im Regal haben, keinen allzu großen Stellen- wert genießen.

Sinatra selber soll der Song übrigens auch nicht gefallen haben – da weiß ich mich mit meiner Meinung jedenfalls in bester Gesellschaft.

Der Gerechtigkeit halber sollte aber nicht unerwähnt bleiben, dass dieser Song - sei er nun so gut oder schlecht wie er wolle - ungeheuer viel dazu beigetragen hat, um Sinatra wirklich weltberühmt zu machen.

Wenn heute fast jeder
Mensch den Namen Sinatra kennt, auch wenn er keine einzige Platte von ihm hat,
so ist es sicherlich auch ein Verdienst dieses Liedes, das auf fast jedem Sinatra-Sampler enthalten ist und von der 1966 erschienenen Platte gleichen Namens stammt.