“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers
or a bottle of Jack Daniels.” “Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.” “The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.” |
Witchcraft (Text und Komosition: Carolyn Leigh/Cy Coleman) Aufnahmedaten der verschiedenen von Sinatra im Studio eingesungenen Versionen: 20. Mai 1957 (Capitol) 30. April 1963 (Reprise) 9. Julei 1993 (Capitol) Hochverehrtes Publicum: der Song, den ich Ihnen nun vorzustellen im Begriffe bin, ist in der Tat eines der trefflichsten Beispiele für Sinatras Swing-Qualitäten seiner mittleren Jahre. Was meint der Prinzipal nun mit "Sinatras mittleren Jahren" fragen sich jetzt vermutlich hunderte unter Ihnen stirnrunzelnd. Je nun - nur allzugerne schreite ich zur Definition: Die mittleren Jahre umschließen für mich den Zeitraum von 1955 bis 1965 und werden von mir - und freilich den wohl meisten Sinatra-Interessierten - als besonders ersprießliche Phase gewertet, eine Zeit in welcher stimm- liche Kompetenz, technisches Vermögen und Qualitätsanspruch an das aufzunehmende Material Hand in Hand gingen und erquickende Aufnahmen sonder Zahl zeitigten. Witchcraft möchte ich auf jeden Fall zu den musikalischen Höhepunkten jener Jahre gezählt wissen. Das Lied entstammt der Feder des bewährten Duos Leigh/Coleman, welches auch für den Sinatra-Klassiker The Best Is Yet To Come verantwortlich zeichnet. Coleman (1929-2004), Pianist und Komponist, trat bereits im Alter von nur sechs Jahren in der Carnegie Hall auf, wandte sich später dem Jazz zu und war jahrzehntelang Verfasser zahlreicher Broadway-Stücke, für einige davon konnte er wichtige Branchen-Preise (Emmy, Grammy, Tony) gewinnen. Zu seinen bekanntesten Liedern gehören Big Spender, Witchcraft, Why Try To Change Me Now oder It Amazes Me. Daneben war er auch als Komponist von Filmmusik tätig. Carolyn Leigh (1926-1983) schrieb die Texte zu vielen Liedern der Populärmusik sowie für Film- und Broadway-Produktionen. Etliche Lieder entstanden auch in Zusammenarbeit mit Cy Coleman. 1985 wurde sie posthum in die Songwriters Hall Of Fame aufgenommen. - Ursprünglich war Witchcraft keine Gesangs- nummer, sondern ein Instrumental, welches Coleman für eine Take Five betitelte Broadway- Revue geschrieben hatte. Carolyn Leigh schrieb jedoch schon kurz darauf einen Text zu Colemans Komposition. Sinatra und sein Beraterstab - ständig auf der Suche nach neuen Titeln, die sich als Single- Veröffentlichungen eignen könnten - erkannten sogleich das Potential, welches dem Song innewohnte und am 20. April des Jahres 1957 schritt man in den Capitol-Studios zur Tat. Wieder einmal lag es dabei an Nelson Riddle, Sinatra ein maßgeschneidertes Arrangement auf den Leib zu schreiben und im Falle von Witchcraft darf das Ergebnis als rundum gelungen angesehen werden. Dass die veröffentlichte Single sich dann in den Charts nur verhältnismäßig bescheiden schlug, dürfte wohl dem damals vorherrschenden Rock ´n´ Roll geschuldet sein, welcher zu dieser Zeit die Hitparaden in Gestalt von Chuck Berry, Elvis Presley, Jerry Lee Lewis, Bill Haley und anderen dominierte. Aber wann wäre eine Charts-Platzierung je ein Kriterium für die künstlerische Qualität eines Songs gewesen? Zur Capitol-Erstaufnahme: Der Klassiker schlecht- hin, für mich Sinatras eindeutig beste Version des Titels, unübertreffbar! Im Großen und Ganzen bedeuten alle späteren Versionen einen jeweils weiteren Schritt herunter von dem Gipfel, auf dem sich Sinatra mit dieser unglaublich erquickenden Erst-Aufnahme positionierte. Schon das prägnante Intro des Songs bleibt ewiglich in den Gehörgängen haften, in der Tat unvergesslich und von geradezu unerhörtem Wiedererkennungswert. Das Arrangement ist Riddle-typisch, ein gemächlich swingender Einstieg, der Sinatra Raum für eine pointierte Phrasierung läßt, ein explosives instrumentales Zwischenspiel gefolgt von einem das Tempo nun steigerndem Sinatra und ein verhältnismäßig gemächlicher Ausklang, bei dem Holzblasinstrumente einige schöne Farbtupfer setzen. Man kann Riddle mitunter einen Hang zur Formelhaftigkeit unterstellen, allerdings geht seine Formel unwiderlegbar jedesmal auf - hier sogar in ganz besonders schöner Art und Weise. In den darauffolgenden Jahren sang Sinatra das Lied gelegentlich in seinen Fernsehshows, besondere Bedeutung kommt sicherlich der Version zu, welche in dem TV-Special Welcome Home Elvis zur Aufführung gebracht wurde - weniger des musikalischen Gehalts als vielmehr des (musik)historisch bedeutsamen Zusammentreffens von Sinatra und Elvis wegen. Anno 1960 ausgestrahlt, sangen die beiden in dieser Sendung ein allerdings etwas hölzern geratenes Medley aus Love Me Tender und eben Witchcraft, nachzuhören auf der CD Classic Duets. Aus dem Frühjahr 1963 stammt die nächste Studio-Aufnahme von Witchcraft, diesmal ent- standen für das Label Reprise. Riddle und Sinatra erarbeiteten damals mit Sinatra´s Sinatra ein Album, welches einige der besten und erfolgreichsten vordem für Capitol entstandenen Songs in Neueinspielungen auch für Reprise verfügbar machen sollte - dass hier Witchcraft nicht fehlen durfte, versteht sich freilich naturgemäß von selbst, meine sehr verehrten Damen und Herren. Wie zumeist, wenn Sinatra ein Riddle-Arrangement ein weiteres Mal aufnahm, fiel auch diese Version von Witchcraft um einige Nuancen zupackender und etwas direkter swingend aus - wie ebenfalls zumeist ist Sinatras Interpretation hier aber etwas grobschlächtiger als bei der Erst-Aufnahme. Die Version von 1963 ist zwar in Grunde durchaus gelungen, bleibt jedoch mindestens fünf Schritte hinter der Capitol-Aufnahme zurück. Sinatra´s Sinatra ist ein gutes Album für Leute, welche die früheren Capitol-Versionen der hierauf zu hörenden Songs nicht kennen und eine großteils gelungene Zusammenstellung. Ansonsten hat das Album aber wenig Sinn, da Sinatra hier bloß Neuaufnahmen abliefert, ohne die Titel merklich anders zu interpreterieren. Aus diesem Grunde bei mir sehr selten bis nie im CD-Player zu finden. Anno 1965 brachte man übrigens die auf diesem Album enthaltenen Songs - ergänzt durch einige andere Lieder - als Doppel-Album unter dem Namen A Man And His Music noch ein weiteres Mal unter die Leute. Bei den letzten Tourneen des Barden Mitte der 80er- bis in die frühen 90er-Jahre des vorigen Jahrhunderts bildete Wichcraft mehr oder weniger eine Konstante in Sinatras Konzert-Repertoire. Nicht zuletzt deswegen dürfte der Song dann auch bei den Sessions zum Projekt Duets auf dem Programm gestanden sein. Ja in der Tat, meine sehr geehrten Damen und Herren: Sinatra nahm anno 1993 nach beinah zehnjähriger Plattenpause doch tatsächlich ein neues Studio-Album auf, auf welchem er seine Klassiker - unterlegt mit den Gesangsspuren diverser anderer Stars - zum besten gab. Witchcraft - selbstredend im Original-Arrangement - ist einer der allerpeinlichsten Momente dieser Platte. Die erste Strophe ist mit Sicherheit das stimmlich Allerschlimmste und Verheerendste, was es von Sinatra offiziell auf Platte gibt, der wirklich absolut peinlichste Moment der Duets-Sessions. Hier ist Sinatra dermaßen tattrig-greisenhaft, dass auch Experten Mühe hätten, seine Stimme zu erkennen, wenn sie nicht wüssten, dass es sich um Sinatra handelt. Im weiteren Verlauf dieser Version fängt sich der Alt-Star dann aber wieder einigermaßen, sodass ich diese Version summa summarum als das Ergebnis von zumindest redlichen Bemühungen eines beinahe 78-jährigen bezeichnen möchte, naturgemäß zwar Lichtjahre entfernt von den beiden mehrere Jahrzehnte früher entstandenen Studio-Versionen, aber immerhin mit deutlich mehr Engagement vorgetragen als etwa die katastrophale Live-Aufnahme von 1976, welche unten noch ihre entsprechende Erwähnung finden wird. Meine werten Leserinnen und Leser: Auf Duets wird der Klassiker rücksichtslos gemeuchelt. Die neu dazugemischte Weichspüler-String-Einleit- ung ist völlig unnötig und für das von Duett-Partnerin Anita Baker vorsätzlich begangene Attentat auf den Hörer beantrage ich die Höchststrafe und lehne jegliche mildernden Umstände rundheraus ab. Sehnlichst wünscht man sich, jemand hätte sich unser erbarmt und Anita Bakers Mikro-Kabel abgeknippst. Live- bzw. TV-Aufnahmen des Songs sind zu sehen und/oder zu hören auf: CD/DVD Sinatra Vegas DVD A Man And His Music Vor einigen Jahren erschien eine Zwiefach-CD namens New York New York The Album – Most Famous Hits, keine offizielle Veröffentlichung, aber gleichwohl einige Zeit im freien Handel käuflich zu erwerben. Auf dieser Kompilation von Live-Aufnahmen der 70er, 80er und 90er Jahre findet sich auch eine Live-Version von Witchcraft, aufgenommen anno 1976. Diese Version ist eine mit offen- bar größtmöglicher emotionaler Nicht-Beteiligung heruntergesungene Pflichtübung, bei der Sinatra gedanklich meilenweit entfernt gewesen zu sein scheint. Meilenweit von den früheren Aufnahmen entfernt ist auch Sinatras Stimme, die hier in unbeschreiblich schlechter Verfassung ist – eigent- lich nur noch peinlich. Obwohl sich Sinatra augenscheinlich allergrößte Mühe gibt, den herrlichen Klassiker durch seinen entsetzlich uninspirierten und grausig schlecht gesungenen Vortrag umzu- bringen, gelingt ihm das nicht ganz, was freilich nur die Klasse dieses Songs unter Beweis stellt. Gleich zwei Live-Versionen hat die 4CD/1DVD Box Sinatra Vegas zu bieten: Zum einen eine Fassung aus einem Konzert im Sands-Hotel zu Las Vegas von 1961, zum anderen eine Version welche anno 1987 ebenfalls in Las Vegas, dann aber im Golden Nuggett aufgenommen wurde. Die Sands-Version ist leider nur sehr kurz geraten, zeigt uns aber einen funkelnden Sinatra im Vollbesitz seiner Möglichkeiten, eine außerordentlich empfehlenswerte Version, wie freilich das gesamte 1961er-Konzert, welches sich auf CD Numero Eins der Vegas-Box findet, ausgesproch- en empfehlenswert ist. In der Tat handelt es dabei um eines der besten, vielleicht sogar um das beste bislang zur Veröffentlichung gebrachte Sinatra-Konzert überhaupt. Die zweite Version von 1987 punktet zwar durch ein feurig aufspielendes Orchester, der inzwischen stark gealterte Barde selbst jedoch wirkt über weite Strecken blass, seinem Vortrag fehlt leider der richtige Biss - auch wenn diese Version in Summe freilich weitaus geglückter ist als die völlig missratene, oben erwähnte Fassung von anno 1976. Meine Damen und Herren, erlauben Sie mir abschließend noch auf die Version von Witchcraft einzugehen, welche wir Gelegenheit haben, auf der DVD A Man And His Music zu hören und zu sehen: Das ist Sinatra, wie es sich gehört: totally in command - eine fulminante Version, an der es nichts auszusetzen gibt, hier stimmt alles: der Vortrag des Sängers, die Gestik und Mimik, ja sogar - Sie werden es kaum glauben - das Toupet vermittelt einen natürlichen Eindruck. Anno 1965 befand sich Sinatra in sehr guter Form, körperlich wie stimmlich. Von nun an aber sollte es - wir wissen es leider nur zu gut - erst langsam, dann stetig bergab gehen. Vokal- und Instrumentalaufnahmen des Titels von anderen Künstlern (Auszug) Interpret/Album-Titel/Jahr der Aufnahme bzw. Veröffentlichung: Four Freshman: Voices In Standard (1993) Julie Wilson: Cy Coleman Songbook (2000) Lynne Arriale: The Eyes Have It (1993) Chet Baker: Hot And Cool (1962-85) George Benson: Lil´ Darlin´ (1973) Bill Evans: Portrait In Jazz (1959) Bireli Lagrene: Blue Eyes (1997) David Newton: Jazz Portrait Of Frank Sinatra (1995) Oscar Peterson: A Jazz Portrait Of Frank Sinatra (1959) Sarah Vaughn: You´re Mine You (1962) Lorne Lofsky: Bill Please (1995) Chico Hamilton: Transfusion (1997) Chris Connor: I Miss You/Witchcraft (2001) |
Information: Der Song kann in seinen verschieden- en Studio-Versionen auf folgenden Sinatra-Alben nachgehört werden. Die Aufstellung erhebt jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Version Numero Eins: Complete Capitol Singles All The Way Platinum Collection The Capitol Years This Is Sinatra Vol. 2 Classic Sinatra Version Numero Zwo: Sinatra´s Sinatra A Man And His Music Version Numero Drei: Duets |