“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers
or a bottle of Jack Daniels.” “Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.” “The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.” |
I Remember Tommy Bekanntlich war es der Bandleader Tommy Dorsey, der Sinatra Anfang der 40er Jahre nach seinem eher kurzem Engagement bei Harry James unter seine Fittiche nahm und zu erstem, wenn auch noch vergleichsweise bescheidenem Starruhm führte. Für den Barden wurde ein Traum wahr, als er zum Bandsänger der populärsten Band der USA avancierte - freilich war abzusehen, dass ein so ausgeprägter Charakter wie Sinatra sich nicht lange damit zufrieden geben würde, nur ein - wenn auch durchaus nicht schlecht bezahlter - Angestellter zu sein. Noch dazu, wo es mit der Zeit immer deutlicher wurde, dass die Dorsey-Band von Sinatra mehr profitierte als umgekehrt. Ja, meine sehr geehrten Damen und Herren - in der Tat: Innerhalb einiger weniger Monate überflügelte Sinatras Popularität beim Publicum sogar jene seines Posaune blasenden Brotherren. Dass ein Weggang Sinatras durchaus nicht ins Konzept des Bandleaders Dorsey passen mochte, dürfte vor diesem Hintergrund die Wenigsten unter Ihnen überraschen, meine Damen und Herren. Sinatra war für die Band - besser gesagt für deren Leiter - ein Goldesel, den man nur ungern und keinesfalls freiwillig ziehen lassen mochte. Als Sinatra sich dann aber 1942 selbständig machen wollte, weigerte sich Dorsey, den Vertrag zu lösen, in dem festgesetzt war, dass Dorsey Anspruch auf ein Drittel von Sinatras Einkommen hatte, und zwar solange Sinatra im Showbusiness tätig sein sollte - ein wahrlich erstaunlicher Vertrag, eine Form moderner Sklaverei, in der Tat: man greift sich unwillkürlich an den Kopf und wundert sich, dass derlei Verträge überhaupt möglich waren. Umso mehr, wenn man nach einiger mühevoller Recherche herausfindet, dass solche Kontrakte seinerzeit im amerikanischen Musik-Geschäft nicht einmal unüblich gewesen sein sollen. Meine sehr geehrten Damen und Herren - über die Moral des amerikanischen Show-Business lassen Sie mich lieber den Mantel des Schweigens breiten. Nach einem längeren Rechtsstreit wurde der Vertrag im August 1943 dann doch gelöst. Zahlreiche Gerüchte kursieren über die Art und Weise, wie damals Dorsey umgestimmt wurde. Von gezielter Druckausübung seitens Radio-Disc-Jockeys bis hin zu massiven Drohungen von Seiten des organisierten Verbrechens reicht hier die Bandbreite der Gerüchte. Einmal abgesehen von diesen Widrigkeiten verdankte Sinatra seinem ehemaligen Chef eine ganze Menge und er wies denn auch wiederholt darauf hin, in der Zeit bei Tommy Dorsey alles über Phrasierung und Atemtechnik gelernt zu haben. 1961, inzwischen sein eigener Chef, zollte Sinatra seinem früheren, inzwischen allerdings bereits dahingeschiedenem Arbeitgeber Tribut, indem er ein ganzes Album mit Songs aufnahm, die aus jenen frühen Tagen bei der Dorsey-Band stammten. Als Arrangeur der Nummern wurde Sy Oliver verpflichtet, welcher schon bei Tommy Dorsey als Arrangeur gearbeitet hatte. Die Arrangements der Songs auf dieser Platte unterscheiden sich meist deutlich von den seiner- zeitigen Originalen, man wollte ganz bewusst keine Kopie abliefern, sondern die Nummern von einem neuen Blickwinkel aus betrachten. Im Orchester saßen einige sehr bekannte Instrument- alisten, wie z.B .die Jazz-Trompeter Pete und Conte Candoli, die Saxofonisten Ted Nash und Plas Johnson, der Gitarrist Al Viola und natürlich Bill Miller am Klavier. Die Songs des Albums sind eine sehr ausgewogene Mischung aus Balladen und swingenden Up-Tempo-Nummern, in denen Sinatra ein weiteres Mal seine einzigartige Klasse unter Beweis stellen kann. Es ist dies die dritte Veröffentlichung auf dem eigenen Label Reprise und zugleich sein vielleicht bisher bestes Album für diese 1960 neu gegründete Firma. Sinatras Stimme ist in ganz ausgezeichneter Verfassung und der unnachahmlich pointierte Nuancenreichtum, mit dem seine Stimme hier die unterschiedlichsten emotionalen Stimmungen akzentuiert, sucht in der Tat seines Gleichen. Die Balladen-Interpretationen stehen den unver- gesslichen 40er- und 50er- Jahre-Meisterwerken in Nichts nach und die schnelleren Nummern haben genau jenen lockeren Swing in der Stimme, den man sich später bei den Alben mit Count Basie gewünscht hätte. Bei derart vielen großartigen Songs fällt es naturgemäß wieder einmal schwer, einige davon besonders hervorzuheben. Ganz besonders gelungen sind sicherlich Without A Song, East Of The Sun (And West Of The Moon) und vor allem die wirklich wunderbare Interpretation von Polkadots And Moonbeams sowie die exzellente Neufassung von The One I Love Belongs To Somebody Else, auf welcher auch Sy Oliver einen kurzen Gastauftritt als Vokalist hat. Hei, welch unerhörtes Plaisier bereitet es der Hörerin, dem Hörer, dem Barden bei seiner Interpretation von Without A Song zu lauschen! Unerhört die Autorität, die Sinatra bei aller swingenden Ungezwungenheit ausstrahlt - fürwahr: Diese Fassung kann als Richtschnur für die vielen, vielen Versionen, die es von diesem Titel von ebenso vielen Sängerinnen und Sängern gibt, dienen. Pointierter als von Sinatra dürfte dieser Song wohl von niemandem vorgeführt worden sein, nicht in der Vergangenheit und - ich wage es vorauszusagen - auch nicht in Zukunft. Jede Phrase ist hier ein gültiges Statement, wirkt wie eine in Stein gemeißelte Inschrift für die Ewigkeit. Ebenso unvergleichlich die majestätische Erhabenheit von Take Me - wo jeder andere Interpret zweifelslos in einem Meer von Kitsch versunken wäre, gelingt es dem Barden, nie auch nur ansatzweise die Grenze zum Kitsch zu überschreiten. Erfreuen Sie sich am herzhaften Swing von I´ll Be Seeing You und erquicken Sie sich am herzerwärmenden I´m Getting Sentimental Over You - hier nun gar in zwiefacher Ausführung: zunächst als komplette Version und später noch einmal als kurze Reprise. Verehrtes Publicum: Verzeihen Sie mir, wenn ich hierorts nicht näher auf Polkadots And Moonbeams eingehe - nicht dass ich es nicht liebend gerne würde. Aber diese Version ist so über alle Maßen wunderbar und bestrickend, dass Worte nicht ausreichen, um auch nur einen annähernden Eindruck dieses Meisterstücks wiederzugeben - Sie müssen es schon selbst hören, ich bedaure jeden Musikfreund zutiefst, der diese Fassung bislang noch nicht kennen sollte. Die CD-Fassung des Albums bietet mit der Nummer In The Blue Of The Evening einen Titel mehr als die damals ursprünglich veröffentlichte LP-Ausgabe. Wenn Sie, verehrte Damen und Herren, nach einem Sinatra-Album Ausschau halten, welches sowohl Swing als auch Balladen enthält und darüber hinaus Sinatra stimmlich in Best-Form genießen wollen, so dürfen Sie hier getrost zugreifen. Für einen Klassiker reicht es zwar nicht ganz, aber auf jeden Fall für ein abwechslungsreiches Album, welches in vorbildlicher Weise künstlerischen Anspruch und Unterhaltungswert verbindet. Wahrhaft erquickend! Bewertung: sehr gut |
Songs I´m Getting Sentimental Over You Imagination There Are Such Things East Of The Sun (And West Of The Moon) Daybreak Without A Song I´ll Be Seeing You Take Me It´s Always You Polka Dots And Moonbeams It Started All Over Again The One I Love (Belongs To Somebody Else) In The Blue Of The Evening I´m Getting Sentimental Over You Aufgenommen im Mai 1961 Arrangeur Sy Oliver |