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“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
The First 40 Years

Anno 1939 markierte das Engagement beim Orchester
Harry James den Beginn von Sinatras professioneller Karriere. Obwohl schon seit 1932 vereinzelt als Sänger im Radio zu hören, war die Rolle des Bandsängers bei James Sinatras erste wirklich ernsthafte Chance, den Durch- bruch zu schaffen. Mit der James-Band nahm der Barde seine ersten kommerziellen Schall- platten auf. Vierzig Jahre später war Sinatra die legendärste Figur des amerikanischen Show- Business. Dieses Jubiläum wurde im Jahre 1979 mit einem Großaufgebot von Stars und Wegbegleitern entsprechend gefeiert und im amerikanischen TV ausgestrahlt.

Davon gibt es nun auch einen Zusammenschnitt auf DVD. Dies Teil, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist aber wirklich nur Hardcore-Fans zu empfehlen. Es handelt sich dabei nämlich nicht um ein Konzert, sondern eben um eine (gekürzte) Gala zu Ehren von Sinatras 40jährigem Jubiläum im Show-Biz. Sinatra sitzt während der Veranstaltung an einem Tisch, umringt von Familie und Kollegen und lauscht den Huldigungsreden einer Reihe von Alt-Stars (garantiert keiner unter 60), die abwechselnd die Bühne betreten. Die meisten davon kennt hierzulande ohnehin kein Mensch. Lustig, wenn die Kamera ins Publikum schwenkt: Zu neunzig Prozent steinalte Knacker mit weiblichen Begleitungen, die locker als Ur-Enkelinnen durchgehen könnten... oh, meine Damen und Herren!

Hier eine Auflistung der anwesenden, zum Teil auch aktiv auf der Bühne in Form von Ansprach- en und halblustigen Sketchen mitwirkenden fast durchweg hochbejahrten (Semi)Prominenz: Glenn Ford, Harry James,
Dean Martin, Red Skelton, James Cagney (via phone), Lucille Ball, Barbara Sinatra, Nancy Sinatra, Frank Sinatra Jr., Charlie Callas, Rich Little, Lillian Carter, Don Rickles, Orson Welles, Paul Anka, Sammy Davis Jr., Tony Bennett, Robert Merrill, Gene Kelly, Pat Henry, Jule Styne, Monty Hall, Milton Berle, Tina Sinatra, Spiro Agnew, Rita Hayworth, David Wayne, Peter Falk, Jack Klugman, Joe Louis, Andy Williams, Henry Mancini, Howard Cosell, Red Buttons, Jackie Gayle & Tommy LaSorda, Sammy Cahn, Cary Grant, Jimmy Van Heusen, Dionne Warwick, William B. Williams.

Viva Kukident! Bei etlichen Gästen bzw. Gratulanten meint man ja förmlich, Gevatter Hein schon mit der Sense ausholen zu sehen... Ein paar tanzen altersmäßig aus der Reihe, wie Peter Falk oder - - -hmmmm... ja wer eigentlich? Sammy Davis jr. wahrscheinlich… Aber ansonsten ist die Gästeschar zum großen Teil eine bemerkenswerte Versammlung von Ruinen und Mumien aus der Pionierzeit des Films und Radios. Es ist ja von meiner Warte auch gar nicht abwertend gemeint, dass viele ziemlich, sagen wir mal so, reife Semester sind, das liegt ja in der Natur der Sache, wenn man Wegbegleiter einer vierzigjährigen Karriere versammelt. Trotzdem, ob alt oder jung oder junggebliebene Alte oder Ruinen oder Mumien oder halbver- schimmelte Museumsstücke oder petrifizierte Relikte aus der Stummfilm-Ära oder wie auch immer, ich finde das Video/die DVD hat über weiteste Strecken kaum Interessantes zu bieten.

Die Anwesenheit einiger (weniger) wirklicher Berühmtheiten ändert nichts an der Tatsache, dass die meisten anderen irgendwelche has-beens sind, die ihre großen Zeiten irgendwann in den 30er, 40er, 50er Jahren hatten. Einzig Cary Grant kann man den Status eines wirklichen Stars zugestehen, wenngleich auch er 1979 schon lange weg vom Fenster war. Wobei zudem außerdem fraglich ist, ob einige der Gäste überhaupt für sich in Anspruch nehmen dürfen, jemals eine große Zeit gehabt zu haben... ich kann mich irren, da ich in der Liste fast niemand genauer kenne, aber dieser Red Skelton oder dieser Red Buttons, waren das nicht zwei eher wenig beschäftigte Schauspieler in C-Western? Und Rita Hayworth, war die nicht anno ´79 schwere Alkoholikerin und schon lange völlig weg vom Fenster? Und Glenn Ford, ebenfalls hauptsächlich ein C-Western-Darsteller, der im Jahre ´78/79 immerhin seine Rente aufbesserte, indem er eine kurze Rolle als Adoptiv-Vater in „Superman“ verkörperte – ebenfalls ein Gnaden- brot fressender has-been.

Oder James Cagney, der vielleicht Anfang der Dreißiger Jahre eine große Nummer war, dessen schauspielerische Qualitäten aber man – vergleicht man sie etwa mit Paul Newman, Brando, Pacino oder vielen anderen – heute höchstens noch milde belächeln kann? Und die anderen
auf der Liste? Die meisten nichts als Gnadenbrot-Fresser: Ein paar Radio- und Dritte-Klasse- Las-Vegas-Hotel-Komiker, ein, zwei Band-Leader von Vor-Vorgestern...Spiro Agnew, war das nicht irgend so ein politischer Stinkstiefel? Am peinlichsten sind übrigens die Kurzauftritte der diversen vergreisten Komiker, besonders des potthässlichen Glatzkopfs und so eines fetten, ebenfalls potthässlichen Grimassen-Schneiders mit fein gekräuseltem roten (Rest)Haar..

Also, offen gestanden, allzu viel wirkliche Prominenz befindet sich nicht auf der Gästeliste. Mir will eher scheinen, hier handelt es sich in der Mehrheit um Speichellecker, die sich bei Sinatra liebkind gemacht haben und deshalb eine Einladung bekamen, damit sie wenigstens noch einmal im Leben, bevor Gevatter Hein sie niedermäht, im TV zu sehen sind, wenn auch nur kurz...

Wo sind hier wirklich große Namen aus Film, Musik, Politik und Kultur? Zur Gästeliste von „The First 40 Years“ vielleicht noch die Bemerkung, dass es nun wirklich nicht gerade die Creme de la Creme war, die an dieser Veranstaltung teilnahm – wo waren etwa ein Burt Lancaster, eine Gina Lollobrigida, ein Marlon Brando usw., die ja auch mit Sinatra gearbeitet haben... Aber lassen wir´s gut sein, Sinatra bzw. sein Management wird schon gewusst haben wen und warum sie einladen... Für mich ist´s weitestgehend die dritte und vierte Reihe des Showbiz, aber was soll´s.

Viele Szenen der Original-Veranstaltung wurden herausgeschnitten und das zudem derart plump, dass man meint, den Film-Schnitt habe ein Blinder besorgt. Übrigens sieht Sinatra
sehr befremdlich aus: Sein Toupet bei dieser Veranstaltung ist ein wirklich unsägliches Etwas, kaum zwei Millimeter lang, er sieht aus wie ein geschorener Galeerensträfling... manche sagen, es handle sich dabei um sein wirkliches Haar - allerdings nach einer zuvor erfolgten Haar-Transpantation. Außerdem ist er ungewöhnlich dick, vor allem das Gesicht ist auffallend gedunsen, der Kopf eine richtige Kugel, die ohne Hals direkt aus dem Hemdkragen zu wachsen scheint...dafür ist der Jubilar allerdings stimmlich ganz gut beisammen, wie wir später noch sehen werden.

Die Musik kommt bei dieser Veranstaltung meines Erachtens nach etwas zu kurz, das
wenige, was man dargeboten bekommt hat es aber durchaus in sich und ist nicht von schlechten Eltern. Tony Bennett und Sammy Davis jr. reißen den Karren aus dem Dreck,
ihre Auftritte sind in jedem Falle ein offenes Ohr und ein offenes Auge wert. Weniger eindrucksvoll sind Robert Merrill und Paul Anka, letzterer läßt es sich als Verfasser des englischen Textes zu einem der größten Sinatra-Erfolge aller Zeiten nicht nehmen, eben
diesen, nämlich
My Way, dem Anlass entsprechend umgetextet zu singen, was vielleicht
gut gemeint, aber eher schlecht ausgeführt ist. Die Instrumental-Nummer Two O´Clock
Jump
, dargeboten von Tanzorchester-Veteran Harry James, hat hingegen durchaus ihren
Reiz.

Am Ende der DVD/des Videos wird endlich die Hauptperson des Abends gebührend ins Licht gerückt und Sinatra betritt höchstselbst die Bühne, um einen Kurz-Auftritt von fünf Songs zu absolvieren. Sein für mich befremdliches Äußeres habe ich oben schon kurz erwähnt, kommen wir also zum musikalischen Gehalt und Wert seines Auftritts: Der Senior leitet seinen Part der Show mit einem seiner Spät-Erfolge ein, mit der Nummer
Theme From New York, New York, zum Zeitpunkt der Ausstrahlung dieses TV-Specials meines Wissens nach noch nicht auf Tonträger erschienen. Sinatras Stimme befand sich in dieser Zeit in einem erstaunlichen Zwischenhoch, klingt zwar ziemlich dunkel und tief, ist aber sehr sicher und kraftvoll. Dies kommt vor allem der Nummer It Was A Very Good Year zustatten - die hier gehörte Version kann es stimmlich durchaus mit dem Original aus dem Jahre 1965 aufnehmen. Obwohl Balladen allgemein nicht mehr zu den Stärken des alten Sinatra gehörten, bringt er diesen Song sehr souverän und überraschenderweise ganz ohne die ansonsten in der Spät-Phase
oft typische Post-Retirement-Weinerlichkeit.

Darauf folgen drei schnelle Swing-Klassiker, die zum besten gehören, was das Sinatra- Songbook aufzuwarten hat: The Best Is Yet To Come, I´ve Got You Under My Skin und
das wunderbare I´ve Got The World On A String, Songs, die der Mitt-Sechziger Sinatra
hier durchaus kraft- und schwungvoll vorzutragen weiß. Danach darf der Barde noch ein von einer berückenden Tina Sinatra sowie von Jimmy Van Heusen, Sammy Cahn und Cary Grant vorgebrachtes Geburtstagsständchen entgegennehmen.

Somit entschädigen zumindest die letzten zwanzig Minuten dieser Veröffentlichung etwas
für die schier endlose Warterei, die dämlichen Sketche und die langweilige Huldigungsparade diverser Ex-Stars. Fazit: Tony Bennett und Sammy Davis jr. kann man sich gefallen lassen, der Sinatra-Kurzauftritt ist gut, das Warten bis dorthin allerdings reichlich lähmend.

Bewertung: problematisch



Songs
Harry James Orchestra:
Two O´Clock Jump
Robert Merrill:
Holiday For Frank
Tony Bennett:
New York, New York
My Kind Of Town
I Left My Heart In San Francisco
Sammy Davis jr.:
The Lady Is A Tramp
Paul Anka:
My Way
Sinatra:
New York, New York
It Was A Very Good Year
The Best Is Yet To Come
I´ve Got You Under My Skin
I´ve Got The World On A String


Aufgenommen im
Caesar´s Palace,
Las Vegas 1979



Orchesterleitung
Don Costa