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“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
Christmas Songs By Sinatra

Rezension zur Verfügung gestellt von Thorsten Bode

Versuchen Sie einen Populär-Interpreten der letzten 60 bis 70 Jahre zu finden, der nicht einige
der vielen Weihnachtsstandards der Welt bearbeitet hat und schon kommen Sie an einer schier unüberwindlichen Mauer zum Stehen. In der Tat, mir ist kaum ein Pop-Sänger bekannt, der nicht wenigstens einzelne Weihnachtslieder interpretiert hat. So hat sich auch Sinatra von der Columbia-Ära an bis in die 90er Jahre hinein an Weihnachtsliedern versucht.

Dieses Album, das zunächst im Jahre 1948 erschienen ist, vereint Weihnachtssingles, die  Sinatra bis zum Jahre 1948 beim Label Columbia aufgenommen hat. Auf der heute erhältlichen CD-Ausgabe sind außerdem noch einige Bonustracks vertreten. Viele der Tracks sind auch auf der
Columbia-Box zu finden, andere wiederum sind Alternate Takes von auf eben jener Box erschienenen Songs und zum ersten Mal auf dieser CD erhältlich, als da wären: White Christmas, Silent Night, Jingle Bells, It Came Upon A Midnight Clear sowie Santa Claus Is Coming To Town. Die Songs Ave Maria, Winter Wonderland und The Lord's Prayer sind Radioaufnahmen und auf dieser CD ebenfalls zum ersten Mal käuflich zu erwerben.

Der erste Track White Christmas ist kurios. Bekanntlich hatte ja
Bing Crosby in den frühen
40ern mit diesem Song einen gewaltigen Erfolg (bis heute gehört sie zu den drei meistverkauften Singles der Geschichte) und hier hören wir einen Sinatra, der sein einstiges Vorbild Crosby zu imitieren scheint. Ob man dies nun als Hommage oder wie auch immer deuten sollte, überlasse ich jedem selber.

Silent Night, der zweite Track, ist das eigentliche Kleinod dieser CD. Niemals dürfte Silent Night in einer beseelteren Interpretation zu hören gewesen sein. In der Tat, Sinatra singt hier atembe- raubend und vereint alle Vorzüge seiner frühen Columbia-Stimme. Dies nimmt nicht unbedingt Wunder, „Stille Nacht, Heilige Nacht“ - ein klassisches deutschsprachiges Weihnachtslied – ist auch in der neuen Welt einer der klassischen Weihnachtsstandards und hatte sicherlich besond- ers bei Einwandererfamilien, wie den Sinatras, einen besonderen Stellenwert.

Adeste Fideles (O, Come All Ye Faithful) wird hier ebenfalls mit großer Inbrunst vorgetragen, ist für meinen Geschmack aber doch etwas zu pathetisch, nichts desto trotz zeigt es Sinatra, wie für diese Zeit typisch, in bester Form.

Mit Jingle Bells erleben wir nun einen Bruch im bisher so festlich-romantischen Stimmungs- gebilde. Ein charmanter Swinger, wenn auch etwas zu lahm wie ich finde. Später nahm Sinatra den Song noch einmal, in einer viel besseren Version auf. Sie finden diese Fassung auf dem Capitol-Album
A Jolly Christmas.

Einer der zweifellos besten Weihnachtsinterpretationen Sinatras ist Have Yourself A Merry Little Christmas, wobei hier vor allem die erste Reprise-Aufnahme dieses Titels hervorgehoben werden sollte. Doch auch in dieser Version ist der etwas nachdenklich geprägte Song ein kleines Meisterwerk.

Der nächste Song präsentiert uns in krassem Gegensatz dazu einen Tiefpunkt dieser CD. Christmas Dreaming (A Little Early This Year) besitzt keine Melodie, an die ich mich auch nach zwei Minuten noch erinnern kann. Passend dazu watet Sinatra hier durch diesen Song wie ein Morastwanderer, der bis zur Halskrause im Schlamm feststeckt. Auch für den Zuhörer nähert sich der Kitschfaktor hier gefährlichen Höhen. Nicht zu Unrecht ist dieser Song seit Sinatras Aufnahme in der Versenkung verschwunden. Jedenfalls kann ich mich an keine weitere Aufnahme, von wem auch immer, erinnern.

It Came Upon A Midnight Clear und O Little Town Of Bethlehem sind zwei ganz typische amerikanische Weihnachtsballaden und werden von Sinatra wieder sehr inbrünstig vorgetragen. Jedoch ist auch hier der Kitsch-Faktor für meinen persönlichen Geschmack etwas zu hoch.

Mit Santa Clause Is Coming To Town und Let It Snow!  finden sich noch zwei Weihachts-
swinger auf dieser CD. Von ersterem Song finden Sie allerdings eine bessere Version auf
der
Christmas Collection. Let It Snow! dagegen ist schlichtweg großartig, swingt unwider-
stehlich und wird vom B. Swanson Quartet zusätzlich veredelt.

Es folgen zum Schluss hin ein sehr ansprechendes Medley mit einer weiteren schönen Version von White Christmas, das rare Ave Maria, das zwar sehr ansprechend vorgebracht ist, im Umfeld einer wirklich klassisch geschulten Stimme oder eines Kirchenchores aber zweifellos eine noch größere Wirkung entfaltet, sowie eine gute, wenn auch etwas heruntergesungen wirkende Version von Winter Wonderland und als letzter Song der CD The Lord's Prayer.

Der letzte Track ist ein denkbar unwürdiger Abschluss dieser CD und textlich nichts anderes als das amerikanische „Vater Unser“. Es hat überhaupt gar keine Melodie, ist unsagbar einschläfernd und an übersteigertem Pathos nicht zu überbieten. Zumindest gut, wenn man diese CD vor dem Einschlafen hören will, danach werden Sie da keine Probleme mehr haben.

Eine interessante Weihnachts-CD mit einigen Höhepunkten, die aber für heutige Verhältnisse insgesamt deutlich angestaubt, teils einlullend wirkt. Eine Empfehlung für alle, die sich bereits
an den Columbia-Sound gewöhnt haben und solche, die auch ein Herz für weihnachtlichen Kitsch haben. Alle Anderen sind mit den meisten Weihnachtsaufnahmen der Capitol- und Reprise-Zeit vorerst sicherlich besser aufgehoben, schon wegen der Alternate Takes und vorher unveröffent- lichten Radioaufnahmen sollte die CD in einer gut sortierten Sinatra-Sammlung aber keinesfalls fehlen.

Bewertung: gut


Songs
White Christmas
Silent Night, Holy Night
Adeste Fideles
Jingle Bells
Have Yourself A Merry Little Christmas
Christmas Dreaming
It Came Upon A Midnight Clear
O Little Town Of Bethlehem
Santa Claus Is Coming To Town
Let It Snow, Let It Snow, Let It Snow
Introduction By General Reynolds
Medley [O, Little Town Of Bethlehem,
Joy To The World, White Christmas]
Ave Maria
Winter Wonderland
The Lord`s Prayer



Arrangeur
Axel Stordahl

Produzent
Didier C. Deutsch

Projekt-Manager
Charles Granata