“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers
or a bottle of Jack Daniels.” “Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.” “The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.” |
Autumn Leaves (Text und Komposition: Johnny Mercer & Jacques Prevert/Joseph Kosma) Aufnahmedatum der von Sinatra im Studio eingesungenen Version: 10. April 1957 (Capitol) Meine sehr verehrten Damen und Herren, werte Besucherinnen und Besucher dieser meiner mit Herzblut gestalteten Seiten, welche nur ein Ziel haben, nämlich der Erinnerung an den wohl besten Interpreten anspruchsvollerer Unterhaltungsmusik zu dienen: Im Folgenden möchte ich versuchen, Ihnen einen Song näherzubringen, welcher kaum je auf einem Best-Of-Sinatra- Album auftauchen wird, wiewohl es sich um ein Meisterwerk reinsten Wassers handelt. Ausgewiesene Sympathisanten des Barden, welche sich gleich mir intensiv mit seiner musikalischen Hinterlassenschaft beschäftigen, wissen diesen Song freilich zu wertschätzen - allein der Gelegenheitshörer ist sich kaum seiner Existenz bewusst, da Autumn Leaves leider - wie erwähnt - kaum auf Samplern vertreten ist. Die breite Masse aber gibt sich zumeist mit irgendeiner Song-Kompilation zufrieden, solange nur das viel versprechende und oft genug leider wenig haltende Prädikat "Best" im Titel geführt wird. Auf diese Art und Weise freilich bringt der Gelegenheitshörer sich um viele von Sinatras allerschönste Aufnahmen, welche eben nur auf den entsprechenden Original-Tonträgern zu finden sind. Je nun, hochverehrte Dame, sehr geschätzter Herr: Vielleicht gehören ja gerade auch Sie, die es - Gott der Allmächtige allein mag wissen, woher - heute hierher verschlagen hat, zu den typischen Best-Of- Käufern und möglicherweise vermag ich dazu beizutragen, dass Sie aufgrund meiner Ausführungen den Kauf eines Original-Albums, in gegenständlichem Falle wäre dies Where Are You, in Erwägung ziehen. Führt der Song im Oeuvre des Barden auch ein verhältnismäßiges und freilich unverdientes Schattendasein, so ist er andererseits aber auch einer der meistgespieltesten und meistge- sungensten Jazz-Standards überhaupt. Autumn Leaves, eigentlich Les feuilles mortes, ist ursprünglich ein französisches Chanson, welches anno 1945 geschrieben wurde. Die Melodie komponierte Joseph Kosma zur Vertonung eines Gedichts von Jacques Prévert. Kosma, 1905 zu Budapest geboren und anno 1969 zu La Roche-Guyon in Frankreich verblichen, war ein Schüler Béla Bartóks und hat sich vor allem als Komponist von Film-Musik einen Namen gemacht. Der Song wurde in dem 1946 entstand- enen Film Pforten der Nacht von Yves Montand vorgetragen - Sie alle kennen und schätzen Yves Montand, meine Damen und Herren, daher versage ich mir hierorts eine Auflistung der Verdienste dieses wunderbaren Chansonniers, Filmschauspielers, Charmeurs und großen Sohn Frankreichs. Les feuilles mortes wurde nach und nach von allen Größen des französ- ischen Chansons aufgenommen, sodass sich unter anderen Interpretationen von Edith Piaf, Françoise Hardy, Charles Aznavour, Dalida und Juliette Gréco finden lassen. Der große Johnny Mercer, Gründer des Labels Capitol und vielgerühmter Songschreiber, dem man in der musikalischen Hinterlassenschaft Sinatras dementsprechend immer wieder begegnet, erkannte früh das Potenzial des Liedes und verfasste bereits anno 1949 einen englischen Text zu Les feuilles mortes. Und in der Tat: Unsterbliche Worte flossen ihm dabei aus der Feder. So unerhört beeindruckend ist dieser Songtext, meine Damen und Herren, dass ich nicht anders kann, als ihn hierorts einzustellen, unerachtet der Gefahr, möglicherweise damit ein Urheberrecht zu verletzten. Allerdings bin ich in Anbetracht des Alters des Titels der festen Überzeugung dass selbiges wohl schon längst abgelaufen sein dürfte. Wie auch immer: Es geschieht einzig und allein, um der Schönheit dieses Textes innerhalb dieser Abhandlung über Sinatras Aufnahme des Titels ein Denkmal zu setzen. The falling leaves drift by the window the autumn leaves of red and gold I see your lips, the summer kisses the sunburned hands, I used to hold Since you went away, the days grow long and soon I'll hear old winter's song But I miss you most of all, my darling when autumn leaves start to fall In den ersten Jahren wurde Autumn Leaves von Jo Stafford, aber auch von Bing Crosby aufgenommen. Nachdem der Pianist Roger Williams 1955 mit seiner Fassung des Stücks einen Nummer-Eins-Hit zu landen vermochte, folgten Interpretationen von anderen Künstlern auf dem Fuße. In die Welt des Jazz eingeführt wurde die Nummer schon einige Jahre zuvor, nämlich anno 1950 von Artie Shaw. Nachdem später auch Oscar Peterson, Cannonball Adderley und andere Größen des Jazz Autumn Leaves aufgenommen hatten, wurde der Song zu einem Jazz-Standard und ist es bis zum heutigen Tage geblieben. Die herbstliche Verlassenheits-Stimmung und Melancholie des Songs war eigentlich für einen Interpreten wie Sinatra wie maßgeschneidert und so wird es kaum jemanden verwundern, dass auch der Barde früher oder später nicht umhinkam, sich des Songs anzunehmen. 1957 nahm Sinatra Autumn Leaves für sein erstes Stereo-Album, Where Are You, auf. Das Arrangement für diese Aufnahme stammt von Gordon Jenkins, mit welchem Sinatra hier erstmals zusamm- enarbeitete. In den folgenden Jahren versicherte sich Sinatra immer wieder der Dienste von Gordon Jenkins, wenn es darum zu tun war, melancholische, mitunter ausgesprochen düster gestimmte Alben aufzunehmen. Das luxuriöse, wallende Streicher-Arrangement von Jenkins ist der ideale musikalische Teppich für Sinatra, seine Version zweifelsfrei eine der allerschönsten Interpretationen dieses Songs. Im selben Jahr 1957 sang Sinatra das Stück auch zwei Male in seiner nach ihm benannten TV-Show. Die Capitol-Phase ist – wie wir alle, die wir uns ständig oder jedenfalls von Zeit zu Zeit mit Sinatras musikalischem Vermächtnis befassen, wissen - mit hervorragenden Balladen- Interpretationen reich gesegnet, viele, ja sehr viele Tonbeispiele aus den Jahren 1953-61 legen beredtes Zeugnis über Sinatras außergewöhnliche Meisterschaft in diesem Fach ab. Autumn Leaves ist innerhalb Sinatras Schaffen ein Klassiker, ein wahres Meisterwerk in jeder Hinsicht, sodass meine Expertise nicht anders als positiv - wenn nicht gar euphorisch - ausfallen kann, ja muss! Dennoch, nichts Trotz desto und gerade deswegen, auch in der langen Reihe anrühr- ender und bestrickender Balladenaufnahmen aus diesen Jahren sticht Sinatras Interpretation von Autumn Leaves hervor. Exorbitant fürwahr! Meine Ergriffenheit – ich komme unmöglich um dieses Geständnis herum – war und ist bei jedem neuen Hören eine ganz und gar Außerordent- liche und schmälert sich auch durch wiederholtes Hören nicht im Geringsten, ja, ich möchte fast bzw. sogar absolut behaupten, mehrmaliges Hören steigert nur noch die emotionale Bewegung und zwar fast bis in ganz unausdenkbare und völlig ungeahnte Höhen. Ja, in der Tat: Die Verzückung ist immens, wenn ich so sagen darf. Immens, aber mit Sicherheit auch angemessen! - Diese famose Nummer scheint uns andächtig Lauschende geradewegs in eine Art akustisches Elysium zu führen, in welchem unsere Ohren es sich nur allzu gern für knappe drei Minuten wohl sein lassen. Der ungewöhnlich lange, immerhin an die vierzig Sekunden währende instrumentale Einstieg in die Nummer dürfte allein schon genügen, um dem Arrangeur Gordon Jenkins immerwährenden Ruhm zu sichern – sein Umgang mit den Streichern ist zwar – wer würde es wagen, dies zu bestreiten - immer großartig, aber in diesem speziellen Falle ist jeder Superlativ nicht nur ange- bracht und gerechtfertigt, sondern sogar von Nöten, ja, ich denke sogar ganz und gar unabding- bar. Geradezu phänomenal, atemberaubend und unwiderstehlich! Diese Sphärenklänge sollten sogar meinen Oheim, welchem ich aus mancherlei Gründen zu größtem Dank verpflichtet bin und welcher fast ausschließlich Marsch- und Blasmusik hört, aufs Nachhaltigste beeindrucken. Sobald ich die Zeit dazu finde, werde ich die Probe aufs Exempel anstellen, sprich ihn, den ausgewiesenen Freund des Um-Ta-Ta-Rumms-Ta-Ta-Tschingderassassa, mit dieser Auf- nahme konfrontieren und von seiner unmittelbaren Reaktion,welche unmöglich eine andere denn eine Begeisterte sein kann, hierorts umgehend und ohne Verzögerung berichten. Sinatra selber legt eine ungemein gefühlvolle Interpretation hin, in der Tat, man kommt aus dem Staunen gar nicht heraus, obwohl man als profunder Kenner der Materie, als welcher man sich selber in aller Bescheidenheit sieht, von ihm in dieser Hinsicht ja vor allem aus den Columbia- und Capitol-Jahren so einiges gewohnt ist. Man mag angesichts dessen, was man hier staun- enden Ohres vernimmt, kaum glauben, als wie bösartig Sinatras Charakter allenthalben mit- unter mancherorts immer wieder und oftmals von manchen Zeitgenossen geschildert wird... Je nun, Bösartigkeit hin oder her – sogar die erklärten Gegner Sinatras kommen im Fall von Autumn Leaves wohl kaum umhin, sein enormes Talent gleichsam nach dem Motto: „Man muss den Koch nicht mögen, um sich seine Suppe schmecken zu lassen“, anzuerkennen. Eine Live-Version ist auf einem nicht ganz leicht erhältlichen, gleichwohl offiziellen Tonträger erschienen: CD The 1962 London Concert Leider hat Sinatra darauf verzichtet dieses Lied in sein reguläres Konzertprogramm aufzu- nehmen, so gibt es auch nur eine offiziell veröffentlichte Live-Version auf dem Album The 1962 London Concert, welches allerdings nur in Brasilien auf den Markt gebracht wurde und hierzulande gar nicht oder nur sehr schwer erhältlich ist. Das Album enthält ein Konzert des Jahres 1962, welches Sinatra in der Royal Festival Hall zu London gab. Hier wird das Lied nur zur Begleitung von Gitarre und Flöte vorgetragen, was freilich in besonderem Kontrast zur überreich orchestrierten Studio-Version von 1957 steht. In den 80er Jahren tauchte Autumn Leaves bei einigen sehr seltenen Gelegenheiten in Sinatras Live-Repertoire auf, leider wurden davon keine Versionen offiziell veröffentlicht. Besonders schmerzt die Tatsache, dass der Song von Sinatra zwar bei seinem 1985 stattgehabten und professionell aufgezeichneten Auftritt in der Budokan-Halle in Tokio zur Aufführung gebracht wurde, aber aus diesem oder jenem Grunde der Schere zum Opfer fiel, als der Auftritt unter dem Titel Sinatra In Japan auf VHS-Kassette und später auf Digital Versatile Disc veröffentlicht wurde. Wer weiß - womöglich legte der Barde selbst sein Veto ein, weil seine stimmliche Perfomance unbefriedigend ausgefallen war. Je nun: Hält man sich die unübertreffliche gesangliche Leistung Sinatras in der Erst-Aufnahme vor Augen beziehungsweise Ohren und bedenkt gleichzeitig die bei Balladen stets zweifelfhafte stimmliche Verfassung des Barden in seinen späten Jahren, bedarf es keiner allzu großen prophetischen Begabung, um zu vermuten, dass die Version aus dem Budokan-Auftritt mit einiger Sicherheit Lichtjahre von der genialen Aufnahme von anno 1957 entfernt sein dürfte. Somit schmerzt zwar die Auslassung des Songs auf der DVD, zugleich aber dürfte diese Entscheidung wohl die einzig richtige gewesen sein. Vokal- und Instrumentalaufnahmen des Titels von anderen Künstlern (Auszug) Interpret/Album-Titel/Jahr der Aufnahme bzw. Veröffentlichung: in der Version Les feuilles mortes: Richard Anthony: Le Sirop Typhon (1969) Jose Carreras: Friends For Live (1992) Petula Clark: Hello Paris (1964) Lucille Dumont: Collection (1947-64) Juliette Gréco: Odeon 1999 (1999) Francoise Hardy: Frag den Abendwind (1962-86) Ute Lemper: Illusions (1993) Yves Montand: Chante (1962) Corinne Chatel: Ma Vie En Rose (2000) Alain Brunet: French Melodies In L.A. (1997) Nana Mouskouri: Hommages (1997) Edith Piaf: The Best Of (2010) Dalida: Les 101 Plus Belles Chansons (2010) in der Version Autumn Leaves: Eva Cassidy: Live At Blues Alley (1996) Tom Jones: Millennium Edition (1964-90) Eartha Kitt: Standards Live (1992) Mitch Miller: Music Until Midnight/Mmmitch (1954) Matt Monro: Original Gold (1961-94) Willie Nelson: All Of Me (1977-88) Toni Stricker: As Time Goes By (1998) Mantovani Orchestra: 14 Dream Melodies (1997) Nat King Cole: Favorite Ballads (1996) Jo Stafford: Spotlight On (1996) Gene Ammons: We´ll Be Together Again (1961) Louis Armstron: Louis Armstrong 1959 (1959) Chet Baker: This Is Jazz (1953-74) Tony Bennett: Who Can I Turn To (1964) Dee Dee Bridgewater: Keeping Tradition (1992) Benny Carter: Take The A-Train (1953-56) Al Cohn: East Coast-West Coast Scene (1954) Chick Corea: Akoustic Band (1989) Miles Davis: Ballads And Blues (1950-58) Paul Desmond: Desmond Blue (1961) Kenny Drew: Morning (1975) Eliane Elias: Everything I Love (1999) Duke Ellington: Indigos (1957) Bill Evans: Half Moon Bay (1973) Rachelle Ferrell: First Instrument (1990) Clare Fischer: Just Me (1995) Stan Getz: Autumn Leaves (1980) Dizzy Gillespie: Live 1957 (1957) Benny Golson: Walkin´ (1957) Buddy Greco: Jazz Grooves (1998) Johnny Griffin: Return Of The Griffin (1978) Scott Hamilton: East Of The Sun (1993) Tom Harell: Time´s Mirror (1999) Johnny Hodges: At Sportpalast Berlin (1961) Jacintha: Autumn Leaves (1999) Keith Jarrett: Still Live (1986) Bireli Lagrene: Standards (1992) Wynton Marsalis: Marsalis Standard Time (1986) Johnny Mercer: My Huckleberry Friend (1974) Joe Pass: Unforgettable (1992) Art Pepper: Intensity (1960) Oscar Peterson: And Jon Faddis (1975) Michel Petrucciani: Cold Blues (1985) Tito Puente: El Rey (1984) Larry Schneider: Blind Date (1992) Shirley Scott: Blues Everywhere (1991) George Shearing: I´ll Take Romance (1994) Zoot Sims: Either Way (1961) Tierney Sutton: Blue In Green (2001) Sarah Vaughn: Crazy And Mixed Up (1982) |
Information: Der Song kann in seiner Studio- Version auf folgenden Sinatra-Alben nachgehört werden. Die Aufstellung erhebt jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Where Are You The Platinum Collection |