“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers
or a bottle of Jack Daniels.” “Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.” “The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.” |
Somethin´ Stupid (Text und Komposition: C. Carson Parks) Aufnahmedatum der von Sinatra im Studio eingesungenen Version: 1. Februar 1967 (Reprise) Meine verehrten Damen, meine Herren, wertes Publicum: Sinatra war nicht nur ein hervorragender Künstler - was allein noch keinen Erfolg garantiert - sondern ebensosehr ein Mann mit einem ausgeprägten Instinkt fürs Geschäft. Darüberhinaus war sein Charakter dergestalt geformt, dass es für ihn als Künstler vereinbar war, richtig jämmerlichen Mist zu singen, wenn abzusehen war, dass damit ein großer Erfolg zu verbuchen sei. Die Aussicht auf einen Hit erleichterte es dem Künstler Sinatra offenbar sehr, auch mal Fünfe gerade sein zu lassen und über seinen eigenen Schatten zu springen. Diese Mentalität eignete sich der Barde spätestens ab dem Zeitpunkt an, als er als Miteigentümer des Labels Reprise sein eigener Herr war - zuvor, beispielsweise in den Jahren 1943-52, als er bei Columbia Records unter Vertrag war, agierte er hingegen wesentlich zimperlicher, wenn er durch einen ihm inferior erscheinenden Song sein Künstlertum gefährdet sah. Nicht selten weigerte er sich damals, vor allem gegen Ende seiner Zeit bei Columbia, Songs aufzunehmen, die ihm künstlerisch minderwertig und ihm nicht angemessen erschienen. Der Barde riskierte damals lieber einen offenen Konflikt mit der Plattenfirma, als seine künstlerischen Vorstellungen auf dem Altar des Mammons zu opfern. Diese aufrechte und jedenfalls bewundernswerte Haltung ging ihm später in den 60er Jahren leider nicht selten verloren - war das Hitpotenzial ausreichend groß, kümmerte Sinatra der künstlerische Gehalt betreffenden Liedes mitunter ausgesprochen wenig. Zumindest was die Plattenverkäufe angeht, hat der Jahrhundert-Barde dabei nicht selten den richtigen Riecher bewiesen. Dies soll ihm hier auch gar nicht abgesprochen werden - Künstlerisch fragwürdige Titel wie My Way oder Strangers In The Night wurden zu des Sängers größten Erfolgen, mit welchen er Zeit seines Lebens und auch danach assoziiert wurde - was zunächst sich in Gestalt kommerziellen Erfolges als Segen erwies, kehrte sich jedoch postwendend zum Fluch des Sängers: Sinatra ist heute leider vor allem durch obgenannte Songs in der öffentlichen Erinnerung präsent, obwohl sie eigentlich in seinem künstlerischen Schaffen kaum mehr als eine Rand- erscheinung ausmachen und von ihm selbst wenig geschätzt wurden. Es gibt viele Aussagen - namentlich auch auf offener Bühne - die Sinatras Geringschätzung von Liedern wie Strangers In The Night oder My Way belegen - allein, er konnte die von ihm selbst geschaffenen Monstren nicht mehr bändigen, musste sie dem Publicum, welches sensationslüstern nach ihnen gierte, vorführen - ob es ihm nun persönlich behagte oder nicht. Die kurioseste und peinlichste Absurdidät jedoch mochte der Sänger - obgleich ausgerechnet dieser Song-Kreatur riesiger Erfolg beschieden war - seinem Publicum bei Auftritten dennoch nicht zumuten, nämlich Somethin´ Stupid, wobei sicherlich auch die Tatsache, dass es sich dabei nicht um eine Solo-Nummer, sondern um ein Duett handelt, eine gewisse Rolle gespielt haben mag. Doch auch hiervon gibt es im Rahmen der Box Sinatra Vegas neuerdings eine Live-Aufnahme zu erwerben. Wohlan: In der Tat, meine Damen und Herren: Selten nur beschrieb der Titel eines Songs denselben treffender. Es ist eine der ganz großen Ironien des Schicksals, dass dieser Titel so eng mit der öffentlichen Wahrnehmung Sinatras als Sänger verknüpft ist, während seine teils meisterhaften Konzept-Alben dem breiten Publicum weitgehend unbekannt sind. Wer von den vielen Gelegenheits-Hörern und Best-Of- Sampler-Käufern weiß heutzutage um künstlerisch herausragende und musikhistorisch hochbedeutsame Alben wie Songs For Swingin´ Lovers, In The Wee Small Hours, September Of My Years und wie sie alle heißen: die wenigsten, meine hochverehrten Damen und Herren - jawohl ich wage dies zu behaupten und zwar in der vollsten Überzeugung, damit Recht zu haben. Je nun, wir wollen diese Tatsache - so unerquicklich sie uns naturgemäß auch bedünkt - nicht länger beklagen und beweinen, anstatt wie alte Waschweiber flennend die Hände zu ringen sollten wir einmal einen kritisch geschärften Blick auf Somethin´ Stupid werfen, wobei wir an dieser Stelle auch gleich - und ganz beiläufig - ergründen werden, was denn ausgerechnet dieses Liedchen nun so besonders peinlich - weitaus peinlicher noch als My Way oder Strangers In The Night - wirken läßt. Ein gewisser C. Carson Parks, seines Zeichens Countrysänger, ist der Verfasser des grauen- vollen Werkes und auf irgendeine Weise schaffte er es, dass eine Aufnahme davon Sinatra zugänglich gemacht wurde. Ich muss gestehen, diese Aufnahme nicht zu kennen, daher kann ich allerhöchstens mutmaßen, was Sinatra an dem Liedchen so sehr gefiel, dass er sich tatsächlich zu einer Aufnahme bereit fand. Vielleicht hatte die Nase des Barden das Hitpotenzial erkannt - vielleicht sein Geschäftssinn oder was auch immer. Jedenfalls entschied Sinatra von Anfang an, die Nummer solle im Duett mit seiner Tochter Nancy gesungen werden. Dieselbe war zu dieser Zeit gerade selbst mit ihren eigenen musikalischen Arbeiten nicht eben erfolglos. Somit ließ sich das Projekt im Grunde genommen recht vielversprechend an - hier Nancy, welche in der Lage war, ein junges Publicum anzusprechen, da Sinatra, der auf eine ebenfalls große Fan- gemeinde in einem anderen Alterssegment zählen durfte und zudem durch seinen Vorjahres-Hit Strangers In The Night gerade auf einem Höhepunkt seiner Popularität. Sinatra hatte am 1. Februar 1967 gerade die Aufnahmen für sein vielgepriesenes Album Francis Albert Sinatra & Antonio Carlos Jobim fertiggestellt, als er sich mit seiner Tochter nebst einigen Musikern ihrer Begleitband im Studio traf. Der Arrangeur Billy Strange hatte für diese Gelegenheit ein Arrangement mit Streichern abgeliefert, welches die Gitarrensounds des Songs untermalen sollte. Die Aufnahme war in kürzester Zeit im Kasten, nicht zuletzt wohl auch deshalb, weil das Lied an die Interpreten nun wirklich keine besonderen Anforderungen stellte. Schon kurz nach Veröffentlichung der Single zog die Nummer an allen Konkurrenten vorbei und eroberte die Charts im Sturm. Wertes Publicum: Mist verkauft sich eben besonders gut, hier traf diese Binsenweisenheit im besonderen Maße zu. Die Nummer gehört seither zu Sinatras im Dudelfunk meistgespieltesten Nummern und ist durch ihren hohen Bekanntheitsgrad neben dem Album The World We Knew (nebenbei bemerkt eines der allerschlechtesten Sinatra-Alben überhaupt) auf praktisch jedem aus Reprise-Aufnahmen kompilierten Sinatra-Sampler vertreten. Diesem Ausflug Sinatras ins Fach des Gitarren-Pops kann man eine gewisse Ohrwurmqualität nicht absprechen, wie viele populäre Hits ist er von Text und Melodie her simpel gestrickt und eigentlich ungeheuer banal. Sinatra nimmt sich in seinem Gesang merklich zurück, dennoch kann sich das Stimmchen seiner Tochter an keiner Stelle durchsetzen und so wirkt Nancy eigentlich eher wie eine Background-Sängerin denn wie ein gleichberechtigter Co-Star. Nach diesem Erfolg nahmen die beiden noch zwei weitere Duette auf, Feelin´ Kinda Sunday sowie Life´s A Trippy Thing, beides gezwungen fröhliche Flower-Power- Liedchen, denen allerdings kein durchschlagender Erfolg zuteil werden sollte. Den bislang noch nicht erwähnten und besonders peinlichen Aspekt von Somethin´ Stupid verdankt die Nummer der Tatsache, dass dieses Liebeslied ausgerechnet von Vater und Tochter gesungen wird. Auf diese Weise haftet dem Lied ein gewisser und ganz besonders ungustiös wirkender, besonders abstoßender, nämlich gewissermaßen inzestuöser Zug an. Zumindest ist bei der Neu-Aufnahme des Hits durch Robbie Williams und Nicole Kidman Inzest kein Thema, wenngleich beiden Stars natürlich postwendend eine Affäre angedichtet wurde - eine fast ebenso groteske Vorstellung. Im Übrigen klammern sich Williams/Kidman derart eng an die musikalische Vorlage, dass zumindest bildlich gesprochen kein Blatt Papier zwischen die beiden passt. Ich finde diese Version - obgleich sie wie das Original Mist ist, wesentlich charmanter, zumal der krankhafte inzestuöse Nimbus der Erstaufnahme hier naturgemäß nicht zutage treten kann. Prinzipales Fazit: Einer der ganz großen Erfolge des späten Sinatra - ohne Zweifel... Ich vermag dennoch keinesfalls zu begreifen, warum diesem infantilen Sing-Sang, der künstlerisch jeglichen Anspruches entbehrt, Spitzenpositionen in den internationalen Charts zugefallen sind. Wie schon oben erwähnt: Wenigstens passt der Titel ausgezeichnet zum Song. Trotz des Erfolges, der einem ja angeblich immer Recht gibt, gestatte ich mir abschließend eine rhetorische Frage an den Barden: Wo bleibt die Künstler-Ehre, wenn man sich des schnöden Mammons wegen derart unter Wert verkauft, Mr. Sinatra? Vokal- und Instrumentalaufnahmen des Titels von anderen Künstlern (Auszug) Interpret/Album-Titel/Jahr der Aufnahme bzw. Veröffentlichung: One Hundred One Strings: Love´s Themes (1997) Rich Little: Rich Little´s Dumb-Ette (1999) Robbie Williams: Swing When You´re Winning (2001) Max Greger: Tanzen ´97 (1996) Tanzorchester Klaus Hallen: Plays A Tribute To Frank Sinatra Andy Williams: The Love Songs |
Information: Der Song kann in der Studio-Version auf den folgenden Sinatra-Alben nachgehört werden. Die Aufstellung erhebt jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. The World We Knew Greatest Hits My Way - The Best New York, New York Complete Reprise Studio Recordings sowie auf praktisch allen Samplern mit Reprise-Aufnahmen des Barden |