“Music is your own experience, your thoughts, your wisdom. If you don’t live it, it won’t come out of your horn. They teach you there’s a boundary line to music. But, man, there’s no boundary line to art.”
Charlie Parker
“I never thought that the music called “jazz” was ever meant to reach just a small group of people, or become a museum thing locked under glass like all the other dead things that were once considered artistic.”
Miles Davis
MILES DAVIS: Live At Montreux
Der Jazz-Pionier Miles Davis, der mehr Stile geprägt und mehr Neuerungen in den Jazz eingebracht hat, als die meisten seiner Musiker- Kollegen, hielt Zeit seines Lebens den Blick nach vorne gerichtet und und war stets bestrebt, mit der Zeit zu gehen und auch die neuesten Trends in seine Musik einfließen zu lassen.

Kritiker und Fans gleichermaßen waren davon oft wenig erbaut und warfen dem "Erfinder" der Jazz-Rock-Welle gelegentlich Verrat am Jazz vor, insbesondere auch in den 80er Jahren, als er Hit-Nummern wie Cindy Lauper´s Time After Time oder Micheal Jackson´s Human Nature
coverte.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, in der Tat ist nicht abzustreiten, dass Miles Davis´ Musik sich zunehmend an kommerziellen Gesichtspunkten orientierte. Umso größer die Überraschung in der Jazz-Welt, als sich Davis 1991, nur wenige Wochen vor seinem Tod,
ganz entgegen seinen sonstigen Prinzipien eine musikalische Rückbesinnung leistete.

Mit einem fast schon überdimensional großen Live-Orchester, bestehend aus Musikern der Gil-Evans- und George-Gruntz-Big-Bands spielte der Ausnahmetrompeter in Montreux unter der Leitung von Quincy Jones klassisches Material seiner in den 50er Jahren bahnbrechenden Alben Miles Ahead, Porgy And Bess und Sketches Of Spain. Diese Alben gelten nicht zuletzt wegen der für damalige Zeiten sehr ungewöhnlichen Instrumentierung mit Waldhorn, Tuba und dergleichen bis dato im Jazz wenig verwendeten Instrumenten durch den Arrangeur Gil Evans als Meilensteine des Jazz.

Für das Konzert im Jahr 1991 verwob Quincy Jones nun einige der Kern-Stücke dieser Alben unter Verwendung der seinerzeitigen Original-Arrangements suitenartig ineinander. Der auf CD vorliegende Mitschnitt dieses Konzert-Ereignisses erweist sich als technisch perfekt in Szene gesetzte Veranstaltung, welcher aber leider auch der eine oder andere Wermuts-Tropfen beigemischt ist.

So zum Beispiel war Miles Davis zur Zeit, als diese Aufnahmen entstanden, bereits in nicht sehr guter gesundheitlicher Verfassung und hat gelegentlich große Mühe, die richtigen Töne zu treffen und zu halten. Sein Spiel auf der Trompete ist zudem wesentlich brüchiger, als wir es von den Originalaufnahmen her kennen. Vielfach wird Davis auch von dem jungen Trompeter Wallace Roney, inzwischen selbst ein Großer im Jazz, die Last von den Schultern genommen.

Dennoch ist es der spezielle (und oft kopierte) Ton von Miles Davis, der diese CD interessant macht. Die Aufnahmequalität dieses Mitschnitts ist ganz hervorragend und die tragische Tatsache von Miles Davis´ Ableben nur wenige Wochen nach diesem Auftritt macht die CD gewissermaßen zu einem historischen Dokument und für erklärte Anhänger natürlich schon deshalb unabdingbar, vor allem natürlich für jene Fans, die mit den Jazz-Rock-Platten des Meisters keine so große Freude hatten.

Die Alben, aus denen das Konzertprogramm zusammengestellt wurde, sind: Miles Ahead, Porgy And Bess sowie Sketches Of Spain und mit ihnen können sich die 91er-Versionen der Stücke nur sehr bedingt messen, nichts desto Trotz ist Live At Montreux eine hörenswerte Platte, die den großen und vielleicht größten Neuerer des Jazz ein letztes und einziges Mal bei der Rückkehr zu seinen eigenen musikalischen Wurzeln zeigt. Fazit: eine Platte mit gelegentlichen Schwächen, die zugleich das Vermächtnis eines der ganz Großen des Jazz darstellt.

Bewertung:  gut
Songs
Introduction
Boplicity
Introduction To Miles Ahead Medley
Springsville
Maids Of Cadiz
The Duke
My Ship
Miles Ahead
Blues For Pablo
Introduction To Porgy And Bess Medley
Gone
Gone Gone Gone
Summertime
Here Come De Honeyman
The Pan Piper
Solea


Musiker
Wallace Roney - Trompete
George Gruntz - Klavier
Kenny Garrett - Saxofon
George Adams - Saxofon, Flöte
uva.


Produzent
Quincy Jones