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“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
Live From Las Vegas

Diese CD, sehr verehrte Damen und Herren, wurde im Rahmen der "Las Vegas Centennial Collection" von der Plattenfirma Capitol herausgegeben. Diese einzeln erhältliche Kollektion umfasst Live-CD´s von populären Stars wie
Dean Martin, Peggy Lee, Nancy Wilson oder Bobby Darin und beinhaltet ganz dem Untertitel entsprechend jeweils Live-Aufnahmen, welche zum Teil schon vor vielen Jahrzehnten in der Spieler-Hauptstadt Las Vegas aufgezeichnet wurden.

Naturgemäß durfte bei einer derartigen Edition eine CD mit Live-Aufnahmen von Sinatra nicht fehlen - wie kaum ein anderer prägte er schließlich Jahrzehnte lang mit seinen Auftrittsserien
in Clubs und Hotels den Ruf der Stadt als Mekka der Unterhaltung. Gerade eben aus diesem Grunde ist es betrüblich, dass Capitol hier Mitschnitte aus dem Keller holte, welche während eines Engagements im Golden Nuggett zwischen dem 27. und 29. Dezember des Jahres 1986 aufgenommen worden waren. 1986 nämlich war Sinatra mit inzwischen bereits 71 Jahren stimm- lich nur noch ein Schatten des Sängers, welcher er in den 60er-Jahren gewesen war - von den Jahrzehnten zuvor gar nicht zu reden. Es dürften sicherlich viele Las-Vegas-Mitschnitte auch
aus den 60er-Jahren existieren, die Sinatra in unvergleichbar besserer stimmlicher Verfassung zeigen, als die hier vorliegenden Aufnahmen aus der für mich zumindest doch eher entbehrlichen Endphase seiner (über)langen Karriere. Dementsprechend finde ich es ärgerlich, die auf der Innenhülle der Verpackung abgedruckten "Glückwünsche" zum Erwerb dieses Produktes lesen zu müssen... je nun, meine hochverehrten Damen und Herren.

Zumindest die sich in meinem Besitz befindliche CD ist ein klappbares Karton-Digipack, welches - an sich recht ansprechend gestaltet - sehr pfleglich behandelt werden will, um nicht schon nach kürzester Zeit unangenehme Gebrauchsspuren aufzuweisen. Möglicherweise gibt es aber auch pflegeleichtere Versionen mit herkömmlichem CD-Jewel-Case. Eine weitere und sehr gravierende Unzukömmlichkeit ist sicherlich der Umstand, dass die CD mit einem Kopierschutz ausgestattet ist, was einem Konsumenten schon von vorneherein sauer aufstoßen muss, wird er somit ja immerhin von der Industrie de facto zu einem potentiellen Raubkopierer und somit Kriminellen gestempelt. Meine Damen und Herren, verwehren Sie sich dagegen! Nun gut, lassen Sie uns aber nunmehr zum Wichtigsten kommen, nämlich zu der auf diesem Tonträger konservierten Musik. Wie bei Sinatra-Konzerten auf Platte geradezu üblich, handelt es sich übrigens auch bei dieser Veröffentlichung nicht um ein Konzert, sondern um einen Zusammenschnitt mehrerer Auftritte.

Den Beginn macht Sinatra mit einer seiner Glanznummern aus der Capitol-Periode, nämlich

I´ve Got The World On A String. Für sein hohes Alter liefert Sinatra kein schlechtes Ergebnis ab, wenn man auch besser jeglichen Vergleich mit früheren Aufnahmen des Titels tunlichst nicht anstellt. Ist diese Nummer noch von halbwegs guter Aufnahmequalität, so ändert sich die Ton- qualität im weiteren Verlauf der CD leider mehrfach und eklatant. Schon die nächste Nummer What Now My Love klingt erbärmlich und Sinatra scheint meterweit vom Mikrofon entfernt zu stehen. Auch offenbart sich spätestens jetzt beim Hören ein weiteres Problem der CD, nämlich dass man so gut wie alle Songs schon in anderen Live-Versionen - oft auch noch aus der annähernd selben Zeit, Mitte bis späte 80er Jahre nämlich - kennt. Somit bieten sich kaum Überraschungsmomente und ziemlich rasch macht sich denn auch eine gewisse Langeweile breit.

Eher selten gehört sind etwa I´ve Got A Crush On You und I Have Dreamed - leider sind beide Songs aufgrund von Sinatras offensichtlichen stimmlichen Abnutzungserscheinungen alles andere als ein Genuss... Sogar bei einer der schnelleren Nummern wie For Once In My Life,
die dem späten Sinatra in der Regel zumindest besser als die Balladen gelungen sind, hat der Barde diesmal stellenweise recht deutlich zu kämpfen. - Abseits des Altbekannten gibt es immerhin ganze zwei Songs zu entdecken, die nicht schon in x-Versionen im Musik-Regal stehen: The Girls I´ve Never Kissed und Only One To A Customer, beides Songs, die Sinatra zwar Ende Oktober 1986 im Studio aufgenommen hatte, welche aber dann bis zur Veröffentlich- ung der Monster-Box The Complete Reprise Studio Recordings unveröffentlicht geblieben waren. Erstere Nummer bringt Sinatra zu sparsamer Klavierbegleitung, welche seine hier besonders großen Stimmprobleme naturgemäß ganz besonders offenkundig werden läßt. Zudem ist auch die Tonqualität bei dieser Aufnahme wieder einmal ziemlich schlecht.


Only One To A Customer ist ein später Billy-May-Swinger, der für Sinatra eindeutig zu spät kam - schon die 86er- Studio-Aufnahme ist kein Highlight, hier aber bleibt Sinatra auch weit unter diesem ohnedies niedrigen Qualiäts-Level.

Someone To Watch Over Me demonstriert höchstens, was Sinatra in diesem hohen Alter nicht mehr konnte, wofür sich seine Stimme nicht mehr eignete. Einen halbwegs positiven, teils sogar ganz guten Eindruck hinterlassen dagegen I ´ve Got You Under My Skin, I Get A Kick Out Of
You, Theme From New York New York, Mack The Knife und Luck Be A Lady - leider aber hat man von diesen Songs bereits mindestens ebenso gute und besser klingende offizielle Live- Versionen im Regal.

Abgesehen davon, dass wir hier mit dem 71jährigen Sinatra - wie nicht anders zu erwarten - nur ein schemenhaftes und blasses Abbild seines früheren Selbst hören, ist die Soundqualität das eigentlich größte Problem bei dieser Veröffentlichung. In der Tat klingen viele der Songs eher nach unprofessionellem Bootleg denn nach offiziell abgesegneter Veröffentlichung. Sinatras Stimme klingt öfters recht fremd und ziemlich dünn, das Orchester oft zu laut. Schon allein der unbefriedigenden Tonqualität wegen hätten diese Aufnahmen besser im Archiv verbleiben sollen. Jedenfalls kann ich mir nicht im Entferntesten vorstellen, dass diese Aufnahmen seinerzeit je in der Absicht, sie regulär zu veröffentlichen, gemacht wurden - das Aufnahmeequipment kann unmöglich professionell genannt werden oder aber die Tontechnik besorgte ein tauber Aushilfs- kellner des Golden Nuggett. Sinatras Stimme wandert neben der allgemein auf vielen Tracks erbärmlichen Soundqualiät zusätzlich noch auf manchen Titeln von links nach rechts oder umgekehrt, ist einmal überlaut, dann wieder urplötzlich viel zu leise, scheint überhaupt öfters
im Raum umherzuwandern. Auch die Instrumentengruppen innerhalb des Orchesters sind zum Teil sehr unausgewogen präsent, was einen sehr, sehr unerfreulichen Gesamteindruck ergibt. Darüberhinaus sind einige Songs in Mono, andere wieder in Stereo oder zumindest Halb-
Stereo, sodass es eigentlich fast unglaublich scheint, sie seien tatsächlich alle im Golden Nuggetts aufgenommen worden. Warum dann nämlich die von Song zu Song oftmals stark variierende Tonqualität??? Ohhhh, meine sehr geehrten Damen und Herren!

Diese Zusammenstellung ist aufgrund genannter eklatanter Mängel allerhöchstens für hart- gesottene Fans des Entertainers interessant - alle anderen Hörer sind mit anderen Sinatra-Live- Alben besser bedient, allen voran wohl dem schon klassischen Album
Sinatra At The Sands aus dem Jahre 1966. Wem durchaus daran gelegen ist, auch den alten Sinatra zu hören, dem sei der unvergleichlich besseren Tonqualität wegen das Album 80th Live anempfohlen. Sinatra- Neulinge sollten Live From Las Vegas tunlichst nicht zu ihren ersten Sinatra-Käufen legen, ansonsten nämlich durchaus die Gefahr besteht, dass das Interesse an Sinatra schlagartig schwindet: Dies hier nämlich ist der alte Sinatra, der ausgesprochen wenig an seine guten und besten Tage erinnert. Allgemein problematisch ist freilich - wie ich schon oben habe anklingen lassen - auch die Song-Auswahl: Die meisten Songs dieser Neuveröffentlichung kennt man in oft sehr viel besser klingenden Live-Versionen anderer Sinatra-CD´s beziehungsweise -DVD´s, allein schon von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet handelt es sich bei Live From Las Vegas um eine eigentlich völlig überflüssige Veröffentlichung. Hardcore-Fans werden sie aber zweifelsfrei dennoch willkommen heißen, "Normal-Verbraucher" halten sich jedoch besser an die zuvor erschienenen Live-Alben. Live From Las Vegas ist aufgrund der recht alltäglichen Songauswahl und der manchmal untolerierbar schlechten Tonqualität als uninspirierter Schnellschuss des Labels Capitol zu bezeichnen.

Im Archiv dürften noch Las-Vegas- Auftritte der 60er Jahre schlummern, die mutmaßlich in besserer Aufnahmequalität erhalten sind und überdies den Barden in einer stimmlichen Verfass- ung zeigen, die seinem Ruf, einer der "Kings of Las Vegas" gewesen zu sein, sicher sehr viel besser gerecht werden als diese Aufnahmen aus der (Zu)Spät-Phase seiner Bühnenlaufbahn.

Bewertung: schlecht 
Songs
Intro & Announcement
I´ve Got the World On A String
What Now My Love
I Get A Kick Out Of You
My Heart Stood Still
Luck Be A Lady
I´ve Got A Crush On You
Mack The Knife
Monologue
The Girls I´ve Never Kissed
For Once In My Life
Someone To Watch Over Me
Maybe This Time
I´ve Got You Under My Skin
Only One To A Customer
I Have Dreamed
My Way
(Theme From) New York, New York
Bows/You Are There (Instrumental)


Aufgenommen Dezember 1986

Musiker
Jim Hughart-Bass
Ron Anthony-Guita
Bill Miller-Conductor
Irv Cottler-Drums
uva.

Arrangements
Billy May
Neal Hefti
Don Costa
Frank Foster
Nelson Riddle


Produzenten
Terry Woodson
Charles Pignone