“Music is your own experience, your thoughts, your wisdom. If you don’t live it,
it won’t come out of your horn. They teach you there’s a boundary line to music.
But, man, there’s no boundary line to art.” Charlie Parker |
“I never thought that the music called “jazz” was ever meant to reach just a small
group of people, or become a museum thing locked under glass like all the other
dead things that were once considered artistic.” Miles Davis |
SHIRLEY HORN: I Remember Miles |
Hochverehrte Damen und Herren, wertes Publicum: Es war der große Miles Davis persönlich, der Shirley Horn in den 60er Jahren dazu ermutigte in die Welthauptstadt
des Jazz, nach New York, zu gehen. Der legendäre Trompeter wurde zu Shirley
Horns Förderer und hat sicher maßgeblich dazu beigetragen, sie beim breiten Jazz-Publikum
bekannt zu machen. Im Jahre 1998 revanchierte sich die Sängerin und Pianistin, indem sie ein hochgradig überzeug- endes Miles-Davis-Tribut-Album aufnahm. Die beiden verband nicht nur privates, sondern vor allem auch viel künstlerisches, wie diese Platte beweist. Bei beiden Musikern finden wir ganz dieselbe emotionale Tiefe des Vortrags, einen eher zurückhaltenden Umgang mit der puren Technik, eine Reduktion auf das Wesentliche und eine sehr persönliche und ungeheuer beseelte Art des musikalischen Vortrags. Die Titel dieser CD sind alle auch von Miles Davis aufgenommen worden und es handelt sich ausnahmslos um zeitlose Jazz-Standards, die aus unzähligen Interpretationen wohl bekannt sind. Nichts desto Trotz drückt Shirley Horn ihnen allen ihren unverwechselbaren Stempel auf. Horn ist mit Sicherheit eine der ausdrucksvollsten Stimmen im modernen Jazz, ihre einmalige Phrasierung und die große Wärme des Ausdrucks faszinieren jedesmal aufs Neue. Weit davon entfernt, ein technisches Stimmwunder zu sein, verleiht sie schon allein Kraft ihrer Persönlichkeit den Songs eine bezwingende Authentizität, was sie wohltuend von vielen zwar technisch versierten, aber letztlich blutleer agierenden jüngeren Sängerinnen abhebt. Eine besondere Spezialität von Shirley Horn ist das Verweilen bei Tönen und Nachklingenlassen von Noten, auf diese Weise versteht sie es glänzend, Emotionen zu schaffen - hier hören wir eine der eindrucksvollsten Balladen- Interpretinnen des Jazz. Besonders gut nachzuhören ist das schon in der Einstiegsnummer der CD, einem Klassiker des Great American Songbook, My Funny Valentine. Ganz ähnlich gestaltet sich auch die nächste Nummer I Fall In Love Too Easily. Überhaupt sind die Tempi der Stücke sehr getragen, eine schnelle Gangart wird kaum je eingelegt - trotzdem bzw. gerade deswegen durchzieht diese Platte eine ungeheure Spannung und Intensität. Shirley Horn, die sich wie immer selbst am Piano begleitet, wird auf dieser Platte von überaus hochkarätigen Sidemen unterstützt, etwa dem ehemaligen Miles-Davis-Bassisten Ron Carter und Al Foster, welcher ebenfalls eine Zeitlang bei Davis am Schlagzeug saß. Ich persönlich bin kein Fan von Toots Thielemans und so sind seine Harmonika-Soli zumindest für mich eher entbehrlich. Weitaus mehr besticht da schon der Trompeter Roy Hargrove, in den für diese Aufnahmen der Geist von Miles Davis gefahren zu sein scheint. Seine Soli sind großartig und atmen in der Tat den Geist von Davis. Fazit: Eine Platte zum Immer-Wieder-Hören, eine Platte auch für alle Gelegenheiten, auch absolut Hintergrund-tauglich. Besonders belohnt wird man allerdings, wenn man sich der Platte mit voller Aufmerksamkeit widmet. |
Bewertung: hervorragend |
Songs My Funny Valentine I Fall In Love Too Easily Summertime Baby, Won't You Please Come Home This Hotel I Got Plenty O' Nuttin Basin Street Blues My Man's Gone Now Blue In Green Musiker Roy Hargrove - Trompete Ron Carter - Bass Al Foster - Schlagzeug Toots Thielemans - Harmonika ua. |