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“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
HARRY JAMES AND HIS ORCHESTRA featuring SINATRA
Complete Recordings 1939
Diese CD dokumentiert die Anfänge von Sinatras professioneller Karriere und hat - abgesehen natürlich vom unstrittigen musikalischen Wert - somit auch historische Bedeutung.

Anfang des Jahres 1939 schickte Sinatra Publicity-Fotos an den Bandleader
Harry James, welcher eben Benny Goodmans Band verlassen und sein eigenes Orchester gegründet hatte. Sinatra trat zu diese Zeit gerade in einem Lokal namens Rustic Cabin auf. Mitunter wurden die Auftritte auch im Radio übertragen und bei dieser Gelegenheit hörte James erstmals Sinatra.

Harry James beschloss, sich den jungen Mann einmal anzusehen und kam zu einem von Sinatras Auftritten ins Rustic Cabin. Harry James gefiel, was er hörte und er nahm Sinatra als Band-Sänger für 75 Dollar pro Woche unter Vertrag. Zu einem Journalisten vom Down Beat Magazine äußerte sich James über den Neuzugang wie folgt: "His name is Sinatra and he considers himself the greatest vocalist in the business. Get that! No-one´s even heard of him! He´s never had a hit record and he looks like a wet rag, but he says he´s the greatest."

Wie man hieraus ersehen kann, meine sehr verehrten Damen und Herren,mangelte es dem jungen Sinatra keinesfalls an Selbstvertrauen. Harry James schlug Sinatra vor, seinen Namen in Frankie Satin zu ändern, was dieser jedoch strikt ablehnte. Während Sinatra im Rustic Cabin aufgetreten war, hatte er sich eine Zeitlang Frankie Trent genannt, bis er - nicht zuletzt auch auf Geheiß seiner ziemlich erbosten Mutter - zu seinem wirklichen Namen zurückkehrte.

Mit der Harry James Band absolvierte Sinatra sehr viele Auftritte, aber die Band war zu dieser Zeit insgesamt gesehen nicht besonders erfolgreich und stets knapp bei Kasse. Im Sommer 1939 war Sinatra einem Journalisten des Metronome immerhin schon eine einzeilige Kritik wert, in der er "the very pleasing vocals of Frank Sinatra, whose easy phrasing is especially commendable" hervorhob.

Sehr geehrte Damen und Herren, am 13. Juli 1939 nahm Sinatra im Studio die ersten beiden Songs mit Harry James auf: From The Bottom Of My Heart und Melancholy Mood als Single-Rückseite. Die Nummer schaffte es allerdings nicht in die Charts.

Weitere Titel wurden bei verschiedenen Sessions des Jahres 1939 aufgenommen. Die am 13. August eingespielte Nummer All Or Nothing At All
  lief, was die Verkäufe betrifft, zwar besser, ein Nummer-Eins-Hit wurde die Nummer aber erst im Jahre 1943, als Sinatra seine Solo-Karriere startete und durch sein Engangement bei Tommy Dorsey schon zu einigem Ruhm gelangt war. 1943 während des Musikergewerkschaftsstreiks, der damals eine Zeit lang Studio-Aufnahmen unmöglich machte, wiederveröffentlicht, verkaufte sich die Nummer über eine Million mal. All Or Nothing At All wurde zu einer Art Initial-Zündung für Sinatras Solo-Karriere, eine Nummer, der er viel verdankte und der er bei seinen Konzerten bis zuletzt treu blieb. Auch im Aufnahmestudio entstanden im Laufe der Jahrzehnte einige sehr unterschiedliche Neu-Aufnahmen dieses ersten Erfolgs-Titels.

Im Spätherbst 1939 lief es für die Band besonders schlecht und öfters spielte sie in halbleeren Ballrooms. Sinatra überlegte sich bereits, die Band zu verlassen, obwohl er einen Zwei-Jahres- Vertrag mit Harry James abgeschlossen hatte. Die letzten beiden Songs, die Sinatra im Studio
für die James-Band aufnahm, waren Ciribiribin und Everyday Of My Life, aufgenommen am
8. November 1939.

Im Dezember selben Jahres kam Sinatra zu Ohren, dass
Tommy Dorsey, der Leiter der zu jener Zeit populärsten Band im Lande, auf der Suche nach einem neuen Sänger sei und außerdem das Rustic Cabin, in dem Sinatra in seiner Zeit vor Harry James aufgetreten war, besuchen würde. Sinatra arrangierte es, dass er an diesem Abend einen Kurzauftritt im Rustic Cabin hatte. Dorsey kam, sah, hörte und bot Sinatra den Job als Sänger in seiner Band an. Der Rest - wie man so schön sagt - ist Geschichte.

Harry James legte seinem Sänger keinen Stolperstein in den Weg und löste den Zwei- Jahres- Vertrag, obwohl Sinatra erst wenige Monate des Vertrags abgedient hatte. Sinatra und James mochten einander und Sinatra sang sehr gern mit der James-Band, aber angesichts der ziemlich tristen Situation, in der sich die Band augenblicklich befand, sah er hier keine Zukunft für sich. Der letzte Auftritt mit der Band von Harry James fand im Januar 1940 in Buffalo statt. Sinatra liefen die Tränen übers Gesicht, als der Tour-Bus der James-Band nach diesem letzten Gig ohne ihn losfuhr. - Zumindest sagte das Sinatra.

Auf der hier vorliegenden CD hören wir alle zehn Aufnahmen, die der junge Barde mit der James- Band im Jahre 1939 eingespielt hat, ergänzt von einigen Alternate-Takes und Radio-Mitschnitten, aufgenommen im Roseland Ballroom. Die reine und klare Stimme des erst 24-jährigen Sinatra verstrahlt auch bei diesen mehr als sechzig Jahre alten Aufnahmen eine ganz außerordentliche Faszination. Naturgemäß spielt die Band selbst eine tragende Rolle und der Sound von Harry James unterscheidet sich wesentlich von dem der Dorsey-Band, ist weitaus zupackender und jazz-mäßiger, was natürlich vor allem auch am Chef der Band selbst liegt. Harry James war ein echter Virtuose auf seinem Instrument und nicht selten begeistern seine Soli mehr als Sinatras Gesang.

Die Nummern auf dieser erstmals im Jahre 1995 erschienenen und von Didier C. Deutsch produ- zierten CD sind zwar nicht immer erstklassig zu nennen, aber es befinden sich einige Perlen unter den ursprünglich zehn Studio-Titeln. Besondere Erwähnung verdienen etwa das sehr bluesige Melancholy Mood mit der wunderbaren Trompetenstimme von Harry James und dem bereits erstaunlich sicheren Vokalisten Sinatra, der hier schon vieles vorwegnimmt, für das er später Ruhm erlangte: hohes Einfühlungsvermögen, das Wissen, wie ein Song zu interpretieren ist und natürlich die sogar hier schon nahezu perfekte Phrasierung gepaart mit der Klarheit seines frühen Gesangs, der ja für viele Sinatra-Freunde ohnehin und ganz zu Recht das Non-plus-ultra darstellt.

Weitere Highlights sind From The Bottom Of My Heart, It´s Funny To Everyone But Me
und Ciribiribin. Die zehn Studio-Titel mit der Harry-James-Band sind auch auf diversen Billig- Samplern minderer Qualität weitverbreitet, hier auf dieser in der Tat sehr nett aufgemachten Sony/Columbia-Veröffentlichung sind sie alle auf einem Tonträger versammelt und der Hörer bekommt zusätzlich noch die Radiomitschnitte aus dem Roseland Ballroom sowie die sach- kundigen Liner-Notes von George Simon (er schrieb übrigens seinerzeit die oben erwähnte erste Kritik zu Sinatras Auftritt mit der Harry-James-Band) und Will Friedwald sowie Charles Granata als Draufgabe dazu.

Bewertung: sehr gut
Songs
From The Bottom Of My Heart
Melancholy Mood
My Buddy
It´s Funny To Everyone But Me
Here Comes The Night
All Or Nothing At All
On A Little Street In Singapore
Who Told You I Cared
Ciribiribin (They´re So In Love)
Every Day Of My Life
From The Bottom Of My Heart
Melancholy Mood
It´s Funny To Everyone But Me
All Or Nothing At All
Stardust
Wishing (Will Make It So)
If I Didn´t Care
The Lamp Is Low
My Love For You
Moon Love
This Is No Dream

Aufgenommen 1939
                            
Musiker
Harry James - Trompete
Jack Gardner - Klavier
Claude Lakey - Saxofone
Truett Jones - Posaune
Jack Schaeffer - Trompete
u.a.