“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers
or a bottle of Jack Daniels.” “Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.” “The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.” |
America, I Hear You Singing Rezension zur Verfügung gestellt von F.X. Huber Das 1964 erschienene Album markiert eine der viel zu raren Gelegenheiten, bei denen die beiden Ikonen des Musikgeschäfts ihrer Zeit zusammen gearbeitet haben: Frank Sinatra und Bing Crosby. Nach dem Filmerfolg von Cole Porters High Society (MGM 1958) sollte es einige Jahre dauern, bis sich die beiden Granden wieder im Aufnahmestudio trafen. Im Vorfeld des vorliegenden Albums waren im Sommer 1963 bereits zwei hervorragendende Trios mit Dean Martin entstanden, die im Rahmen der Reprise Musical-Serie auf dem Album Guys & Dolls erschienen sind. Die Inspiration jener Zusammenarbeit mag es gewesen sein, die den Grundstein für drei weitere Projekte in der Konstellation Sinatra/Crosby gelegt hat, welche allesamt auf das Jahr 1964 datieren. Dies sind: America, I Hear You Singing (Januar/Februar 1964); Robin and the 7 Hoods (April 1964); 12 Songs of Christmas (Juni 1964). Nachdem die beiden letzteren Alben bereits auf CD erschienen waren (das Weihnachtsalbum versteckt sich auf einer Bonus-CD zum 2008 erschienenen Best of mit dem Titel Nothing But The Best), wartete America, I Hear You Singing - und mit ihm die Sinatra-Fangemeinde - am längsten auf seine Wiederveröffentlichung. Im Sommer 2010 war es endlich so weit: Sinatra Enterprises legte die Zusammenstellung unter dem Universal-Label wieder auf. Die Ausstattung findet dabei jene Mischung aus zurückhaltender Originaltreue, die viele andere CD-Wiederveröffentlichungen vermissen lassen. Die Gestaltung des vorderen Covers ist im Vergleich zur Langspielplatte weitestgehend unverändert, ein Umstand, der leider längst nicht mehr als Selbstverständlichkeit gelten darf. Dabei gehört zum Respekt vor einem erfolgreichen Album neben der inhaltlichen Integrität eben auch die Erhaltung der gesamten originalen künstlerischen Konzeptgestaltung. Die Produzenten machen im vorliegenden Falle keine dubiosen marketingtaktischen Experimente, was ihnen hoch anzu- rechnen ist. Vor diesem Hintergrund stört es denn auch nicht, dass auf der CD selbst und im Inlay, welche beide in einem sowohl ansprechenden als auch im Hinblick auf das Originaldesign durchaus stimmigen Hellblau gehalten sind, einzig Frank Sinatra verewigt ist. Eine dezent merkliche geschäftliche Motivation sei den Verantwortlichen bei Universal angesichts des Umstandes zugestanden, dass sie sich entschieden haben, uns mit der vorliegenden CD-Ausgabe zu beglücken. Wie es heutzutage allgemein zum guten Ton gehört, wurde die CD digital neu abgemischt. Die Stereo-Tonqualität erweist sich als vorzüglich, was nicht zuletzt dem Einsatz hochwertiger akustischer Anlagen bei der Erstaufnahme geschuldet sein dürfte. Tontechnisch gehört diese CD zum Besten, was heutzutage von Sinatras Werk auf dem Markt erhältlich ist. Aber andererseits kann an dieser Stelle die Bemerkung nicht ausbleiben, dass sie auch zum Neuesten gehört, was man sich von Sinatra heutzutage in den Plattenschrank stellen kann. Wenn die Wiederveröffent- lichungen nicht ausbleiben, stehen uns in den kommenden Jahren und Jahrzehnten klang- technisch große Zeiten bevor. Die Höhen und Tiefen sind allesamt sehr schön ausbalanciert und entbehren so manches Mal auftretender oftmals diversen Abmischungsmodeerscheinungen geschuldeten Dominanzen auf der einen oder der anderen Seite. So entsteht ein insgesamt tendenziell trockener Klang, der vor allem den ruhigen und dramatischen Passagen in Form einer maximalen Intimität stark zuträglich ist. Es lässt sich konstatieren, dass die Tontechnik sich in perfekter Weise dem Sujet der Platte untertan gemacht hat; eines von vielen Anzeichen liebe- voller, handwerklich versierter Produktion, wie sie heute leider eher die Ausnahme denn die Regel ist. Der renommierte Produzent Sonny Burke verstand augenscheinlich sein Handwerk, ebenso wie die Toningenieure Lowell Frank und Billy Putnam, die zu Recht in den Album-Informationen mit einer besonderen Erwähnung bedacht werden. Das Booklet beinhaltet neben einem ebenso informativen wie kurzweiligen Geleitwort des Produzenten Burke ein gutes Dutzend thematisch stimmiger patriotischer Aphorismen von großen Persönlichkeiten der amerikanischen Geschichte, unter anderem Franklin, Whitman und T. Roosevelt. Somit erfährt der Besitzer des Albums auch in Textform eine passende, würdige Einstimmung auf das, was ihn beim Hören erwartet. Zur Abrundung liefert das Begleitheft zwei ganzseitige Hochglanz-Fotografien von den Aufnahmesessions, die die Protagonisten bei der Arbeit zeigen. Lobend zu erwähnen ist nicht zuletzt der Umfang des Booklets, welcher mit vier Textseiten genau das richtige Maß zwischen dem schalen Beigeschmack des Zuwenig und der Prätentiosität überambitionierter "Romane" im Begleitmaterial trifft. Einzig bei den discograph- ischen Informationen muss der Käufer Abstriche machen, jedoch sollte bei Aufnahmen dieser Ära, entsprechendes Interesse vorausgesetzt, die Recherche keine unverhältnismäßigen Probleme aufwerfen, so dass die Weglassung einer Besetzungsliste nicht allzu schwer wiegt. Die Ausführungen über die Ausstattung können nicht beendet werden, ohne auf die besondere Beschaffenheit des Papiers einzugehen, auf dem das Begleitmaterial wie auch die Covers gedruckt sind. Es handelt sich um ein besonders hochwertiges Material von ungewöhnlicher Stärke, das zur Verbesserung der Optik und Haltbarkeit durchgehend hochglanzbeschichtet ist, wie man es etwa von Magazincovers kennt. Der weitgehend gestochen scharfe Druck (mit minimalen Unschärfen im Textteil auf Seite 6 in der Ausgabe des Rezensenten) kommt auf diesem Medium durch maximalen Kontrast besonders gut zur Geltung und bestärkt den Gesamteindruck, dass sowohl die Originalzusammenstellung als auch die Wiederauflage einer außerordentlich sorgfältigen und Produktion unterlagen. Die Aufmachung ist insgesamt vorbildlich zu nennen. Es wäre wünschenswert, wenn die von Universal angewandten hohen Standards zum generellen Vorbild für Klassiker-Veröffentlichungen würden. Solchermaßen ausgestattete CDs stellen einen besonderen Schmuck für jeden Plattenschrank dar. Doch kommen wir nun zum musikalischen Inhalt der CD. Wie bereits angedeutet, verspricht die Paarung Crosby/Sinatra Superlative (Vorweg erwähnt: beide befinden sich 1964 stimmlich in erwartet guter Verfassung). Kann America, I Hear You Singing die durch die Rahmenbeding- ungen gesetzten hohen Erwartungen erfüllen? Das inhaltliche Programmkonzept ist klar abgegrenzt: Frank Sinatra, Bing Crosby und Fred Waring's Pennsylvanians - ein Vokal- und Orchesterensemble, das vor allem in den Vorkriegs- und Kriegsjahren mit choral geprägten Darbietungen zu beträchtlichem Ruhm gelangt war - bringen in wechselnden Konstellationen ein Dutzend patriotischer amerikanischer Lieder zu Gehör. Obwohl mit Nelson Riddle, Roy Ringwald, Tom Scott, Hawley Ades, Dick Reynolds, Jack Halloran und Harry Simeone sieben Arrangeure an der künstlerischen Ausgestaltung des Albums Teil hatten, macht das Gesamtkunstwerk einen bemerkenswert homogenen Eindruck. Dafür ist zu einem Gutteil der charakteristische Stempel verantwortlich, den Fred Waring's Pennsylvanians den einzelnen Stücken mit ihrem unverkennbaren choralen Stil zu verleihen verstehen. Und so kommt es denn auch, dass sich trotz des formal vielschichtigen Bouquets aus hmynischen (America, I Hear You Singing), ausgelassen swingenden (This Land Is Your Land), dramatischen (The House I Live In) und and die amerikanische Marschmusik des 19. Jahrhunderts gemahnenden (The Stars And Stripes Forever) Kompositionen beim Hören der Eindruck einer gewissen Redundanz einstellt. Während kaum etwas auf dieses Album weniger zutreffen könnte als die Aussage, ein Song sei wie der andere, erzeugen sie doch im Nachhinein thematisch und Waring´sch bedingt alle den Eindruck, als sei dem so. Die konzeptionelle Einheit ist so konsequent zur Dominanz getrieben worden, dass sie zu Lasten der inneren Spannung und Heterogenität geht, die den Spannungsbogen von guten Alben als "Miniatur-Konzerte" über 40 Minuten lang aufrecht und somit das Publikumsinteresse am Leben erhält. Die künstlerische Darbietung ist durchweg solide und von technisch hohem Niveau, obgleich sich zugegebenermaßen über die Eigenwiligkeit von Simeones Sousa-Bearbeitung trefflich streiten ließe - es bleibt ein Ausnahmefall, die überwiegende Mehrheit der Arrangements wirkt ausge- sprochen passend. Sinatra, Crosby und die Pennsylvanians geben angesichts des hehren Projekts alles (und noch ein bisschen mehr), sie lassen hinsichtlich ihrer Performance keine Wünsche offen. Allein kann auch die allgemeine Einsatzbereitschaft nicht darüber hinwegtäusch- en, dass der Zusammenstellung wie oben erwähnt die innere Vielschichtigkeit in der Wirkung etwas vermissen lässt. Nichtsdestoweniger hält America, I Hear You Singing das eine oder andere Highlight bereit. Die im Rahmen der Complete Reprise Studio Recordings vorab auf CD erschienene Sinatra-Darbietung von The House I Live In gehört unangefochten zu den ausdrucksvollsten lyrischen Aufnahmen des Künstlers. Ein Stück wie This Land Is Your Land zu verschandeln ist per se schon ein schwieriges Unterfangen, für einen Mann von Crosbys Kaliber hingegen gänzlich unmöglich, so dass in der Kombination der Umstände eine in höchstem Maße ansprechende Fassung dieses traditionellen Klassikers entstanden ist. Wer Mr. Booze mag, wird auch dieser Aufnahme einiges abgewinnen können. Noch herausragender als die beiden oben genannten Darbietungen jedoch ist das Prunkstück des Albums, Bing Crosbys beseelte Interpretation von A Home In The Meadow, jener mit dem für den Filmklassiker How the West Was Won hinzugedichteten Text von Samuel Cohen aufgewerteten Fassung der alten englischen Volksweise Greensleeves. Leidenschaftlich- en Anhängern von Frank Sinatra sollte diese Melodie, sofern nicht anderweitig geläufig, aus dem Weihnachtsalbum The Sinatra Christmas Album bekannt sein, wo sie für The Bells of Christmas Pate stand. Crosbys ausdrucksvolle, von tiefer Melancholie getragene Interpretation bildet den atmosphärischen wie künstlerischen Höhepunkt des Albums. Wer Crosbys Kunst- fertigkeit erleben will, braucht sich nur diese Aufnahme zu Gemüte zu führen, und alle Zweifel sollten beseitigt sein. Daher verdient sie es auch, als Anspieltipp für America, I Hear You Singing angeführt zu werden. Die CD-Veröffentlichung des Albums war nicht nur aus komplettistischen Gründen überfällig, die Anschaffung ist auch für den, der Sinatras Beiträge bereits kennt, einer Überlegung wert. Wenn das Album als Ganzes auch keinen Legendencharakter hat, so ist es doch weit davon entfernt, in der Bedeutungslosigkeit zu überdauern, die ihm aufgrund der Veröffentlichungspolitik während der vergangenen Jahrzehnte zugedacht war. Solch ein Schicksal würde dem kunstfertigen Aufwand der Produktion und Wiederveröffentlichung nicht gerecht und übersähe sträflich die programmatischen Glanzmomente. Zudem ist das derzeitige Preis-Leistungs-Verhältnis höchst erfreulich, so dass ich jedem zu einem Kauf raten kann, der fortgeschrittenes Interesse an Sinatras Werk hat. America, I Hear You Singing gehört auf jeden Fall in seiner Gänze in die gut sortierte Privatsammlung. |
Songs Fred Waring America, I Hear You Singing Bing Crosby This Is a Great Country Sinatra The House I Live In Fred Waring The Hills of Home Bing Crosby This Land Is Your Land Fred Waring Give Me Your Tired, Your Poor Sinatra You're a Lucky Fellow, Mr. Smith Bing Crosby A Home in the Meadow Sinatra Early American Crosby/Sinatra You Never Had It So Good Crosby/Sinatra Let Us Break Bread Together Fred Waring The Stars And Stripes Forever Aufgenommen 1964 Arrangeure Tom Scott Dick Reynolds Jack Halloran Roy Ringwald Hawley Ades Nelson Riddle Harry Simeoner |