“Music is your own experience, your thoughts, your wisdom. If you don’t live it, it won’t come out of your horn. They teach you there’s a boundary line to music. But, man, there’s no boundary line to art.”
Charlie Parker
“I never thought that the music called “jazz” was ever meant to reach just a small group of people, or become a museum thing locked under glass like all the other dead things that were once considered artistic.”
Miles Davis
DIANA KRALL: All For You
Meine sehr verehrten Damen und Herren, war die neueste Produktion The Look Of Love durch recht schmalzige Streicherarrangements gekennzeichnet, welche den Jazz-Charakter der Platte leider fast gänzlich verwässerten und so das Album fast schon Kommerzradio-Tauglichkeit auf- wies, zeigt sich die Pianistin und Sängerin hier auf  ihrem dritten Album von ihrer musikalisch besten Seite, nämlich sozusagen "pur" im Trio mit ihren langjährigen Mitstreitern Russell Malone an der Gitarre und Paul Keller am Bass. 

Nur bei dem Titel If I Had You wird Diana Krall am Piano von Altmeister Benny Green abgelöst. Einige der Nummern sind sogar nur Duette mit Gitarrist Russell Malone, und dies ist die Umgebung, die am Besten zu Diana Krall passt und die ihr erstaunliches Talent sowohl als Sängerin wie auch als Pianistin am Allerbesten zur Geltung bringt.

Das Album trägt den Untertitel A Dedication To The Nat King Cole Trio und besteht demnach auch ausschließlich aus Nummern, die dieser in seinem Repertoire hatte.

Bemerkenswert und löblich die Tatsache, dass man Nat King Cole´s größten Hit, die Kitsch- Orgie Mona Lisa hier nicht ins Programm aufgenommen hatte. - Aber diesen Hit hatte Cole ja auch nicht mit seinem Trio aufgenommen. Die Nummern auf All For You sind eine wohldurch- dachte Mischung aus schnellen Stücken und romantischen Balladen und Diana Krall kommt in beiden so gegensätzlichen Disziplinen hervorragend zurecht.

Mit I´m An Errand Girl For Rhythm hat das Album einen fulminanten Start, der dem Hörer sofort klarmacht, dass hier Ausnahmekönner am Werk sind, welche sich für die Aufnahmen gewissenhaft vorbereitet haben. Weitere Nummern mit ähnlich explosivem Drive sind unter anderem Frim Fram Sauce, Baby Baby All The Time und Hit That Jive Jack.

Ihre bemerkenswerten Fähigkeiten als Balladeninterpretin stellt Diana Krall eindrucksvoll in

You Call It Madness I Call It Love,  A Blossom Fell und If I Had You unter Beweis. Eine
Platte also, deren einziger Schwachpunkt in dem Umstand liegt, dass nur dreizehn Songs
darauf sind statt, wie man sich wünscht, mindestens doppelt so viele.

Nach Anhören dieses Albums wird einem wieder einmal nur zu klar, in welch großer Gefahr Diana Krall sich zur Zeit befindet: Zugunsten kommerziellen Erfolges degenerieren ihre jüngsten Alben leider zusehends zu absolut vorhersehbaren und faden Reißbrett-Produkten, die sich künstlerisch in gar keiner Weise mit dieser gelungenen Hommage an Nat King Cole und sein Trio messen können.

Es wär wirklich mehr als wünschenswert, würde sich die Sängerin in Zukunft wieder vermehrt dem reinen Jazz zuwenden, anstatt ihr ganz beträchtliches Talent in weichgespülten und gehaltlosen Easy- Listening- Produkten zu verschwenden.

Je nun, meine hochverehrten Leserinnen und Leser, von wo immer Sie auch den Weg hierher auf diese Seiten gefunden haben - dies Album jedenfalls ist jedem Jazz-Freund eindringlichst anzu-
empfehlen, was ich hiermit auch mit dem allergrößten Vergnügen tue. Sollten Sie mit Jazz im
Allgemeinen nicht viel anfangen können, so garantiere ich Ihnen, dass dieses Album Ihnen mit
Sicherheit keinerlei Schaden zufügen wird. Im Gegenteil, ganz im Gegenteil: Womöglich wird
nach Abhören dieses Tonträgers doch noch ein Jazz-Fan aus Ihnen. In diesem Sinne: laufen Sie, laufen Sie gleich los und setzen Sie sich unverzüglich in den Besitz dieses herrlichen Albums,
welches Ihnen noch in Jahren viel Freude bereiten wird - dies garantiere ich Ihnen mit meinem
Wort als Prinzipal der EOTC-Seiten - ein Wort, welches sich vor allem und gerade auch dadurch
auszeichnet, dass es niemals, ich betone: niemals leichtfertig gegeben wird.
Songs
I´m An Errand Girl For Rhythm
Gee Baby Ain´t I Good To You
You Call It Madness I Call It Love
Frim Fram Sauce
Boulevard Of Broken Dreams
Baby Baby All The Time
Hit That Jive Jack
You´re Looking At Me
I´m Thru With Love
Deed I Do
A Blossom Fell
If I Had You
When I Grow Too Old To Dream


Aufgenommen 1996

Musiker
Benny Green - Klavier
Paul Keller - Bass
Russell Malone - Gitarre
Steve Kroon - Percussion


Produzent
Tommy LiPuma


Bewertung:   hervorragend