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“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
The Main Event Live

Meine hochgeehrten Damen und Herren: Am Front-Cover steht kleingedruckt zu lesen: "Live From Madison Square Garden, New York City, October 13. 1974"  aber - wie ja leider, leider üblich bei Live-Mitschnitten des Barden - ist das bestenfalls nur die halbe Wahrheit. Ganz
genau genommen, könnte man auch von einer handfesten Lüge sprechen.

Tatsächlich nämlich handelt es sich bei diesem Album um einen Zusammenschnitt aus verschiedenen Konzerten, aufgenommen in Boston, Buffalo, Philadelphia, Pittsburgh und
New York, wobei überdies manche der Lieder sogar aus verschiedenen Aufnahmen zusammen- geschnitten wurden. Große Teile des Applauses und der Zwischenansagen wurden dabei vom 13. Oktober übernommen, um auf diese Weise beim Käufer den Eindruck zu erwecken, es handle sich tatsächlich um das Konzert diesen Datums.

Obwohl also eine aufwendige technische Nachbereitung erfolgte, ist das Ergebnis absolut unbefriedigend. Sinatra hat bei den meisten Songs sehr deutliche stimmliche Probleme und leistet sich bei nahezu jedem Song mehrmals gröbste Unsauberkeiten. Seine Stimme ist in einem Zustand, dass man meinen könnte, der Star hätte vor dem Konzert noch schnell ein Endspiel der Dodgers besucht und sich dabei die Stimmbänder wundgeschrien oder aber er hätte eine durchzechte Nacht hinter sich.

Bei manchen Nummern meint man unwillkürlich, beide Vermutungen seien zutreffend. Dies
alles läßt vermuten, dass Sinatra sich auf diese Tour nicht sorgfältig genug vorbereitet hat oder zu diesem Zeitpunkt für seine eigenen Verhältnisse stimmlich ganz außergewöhnlich schlecht in Form war.

Um nun vielleicht gleich im Boxring-Jargon des Moderators Howard Cosell zu bleiben, der Heavyweight-Champion kommt bei dieser Titelverteidigung einige Male in arge Bedrängnis,
hängt mehrmals in den Seilen und gewinnt allenfalls nach Punkten. Manche mögen den
Barden allerdings auch ganz klassisch ausgeknockt sehen.

In ungleich besserer Form als der Sänger ist jedenfalls die Young Thundering Herd von Woody Herman. Selten dürfte Sinatra von einer so gut eingespielten, agil swingenden Big Band begleitetet worden sein. Umso betrüblicher, dass er selber nicht auf ähnlich hohem Niveau agiert.

Das Programm besteht ausschließlich aus bekannten und dementsprechend oft gespielten
Hits wie
The Lady Is A Tramp in einem schmissigen neuen Arrangement, I Get A Kick Out Of You, I´ve Got You Under My Skin oder My Kind Of Town. Die bei nicht wenigen Post-Retirement- Konzerten geradezu unvermeidliche Abschlussnummer ist auch hier selbstverständlich My Way, jener Song, mit dem Sinatra seit 1969 untrennbar verbunden war.

Die Songs des Albums sind (zumindest zum Teil) handverlesen, die Band in bester Spiel-Laune und das Publikum applaudiert frenetisch - leider aber ist der gealterte Sänger selbst der große Schwachpunkt dieses Albums. Dieser nachträglich zusammengestoppelte Konzertmitschnitt kommentiert einen Tiefstpunkt in der Karriere des Barden und es bleibt rätselhaft, warum diese - man muss es sagen - kläglichen Mitschnitte denn überhaupt veröffentlicht wurden. Dies mag vor allem daran liegen, dass man die Veröffentlichung seinerzeit schon vor dem Konzert groß ange- kündigt hatte und man hinterdrein keinen Rückzieher mehr machen wollte - und sei das End- ergebnis noch so unbefriedigend, ja in weiten Teilen sogar hochgradig inferior.

Wie gesagt, handelt es sich bei der CD um einen Zusammenschnitt verschiedener Auftritte, das tatsächliche Konzert im Madison Square Garden ist allerdings auf der DVD gleichen Namens erhältlich - dorten offenbart sich Sinatras schlechte Form natürlich noch um ein Vielfaches deutlicher und besonders grausam.

Sogar bei seinen letzten Konzertreisen in den 90er Jahren war Sinatra - wenn er denn einmal einen guten Abend erwischte - in stimmlich besserer Form als bei diesen wahrlich total ver- unglückseligten Konzerten des Jahres 1974.

Die Soundqualität ist leider auch alles andere als audiophil zu nennen - in Summe klingt die Aufnahme reichlich dünn, ähnlich wie bei einem TV-Mitschnitt.

Bewertung:  schlecht
Songs
Overture
The Lady Is A Tramp
I Get A Kick Out Of You
Let Me Try Again
Autumn In New York
I´ve Got You Under My Skin
Bad Bad Leroy Brown
Angel Eyes
You Are The Sunshine Of My Life
The House I Live In
My Kind Of Town
My Way



Aufgenommen 1974

Produzent

Don Costa

Musiker
Woody Herman Big Band

Orchester Arrangements
Bill Miller