ZUR PERSON     MUSIK     FILM     LEUTE     EXTRA     SERVICE     FORUM     NEUES     GÄSTEBUCH     NEUERSCHEINUNGEN
 
“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
ROBBIE WILLIAMS:
Swing When You´re Winning
Welcher Musikfreund über Zwanzig bekommt nicht sofort vor Grauen eine Gänsehaut bei der bloßen Erwähnung des Namens TAKE THAT? Ganz richtig, es handelt sich hierbei um eine jener Boygroups, die Ende der 80er- Anfang der 90er Jahre groß in Mode gekommen sind und auch heute noch nicht ganz ausgestorben sind.

Markenzeichen dieser gestylten Retorten-Combos war das ewig gleich choreografierte Simultan-Herumgehopse von vier oder fünf Jungs, die es fertigbrachten, währenddessen auch noch unablässig zu lächeln und den Anschein, sie würden singen, zu erwecken. Überschritt das Durchschnittsalter dieser recht erfolgreichen Gruppen nach einiger Zeit etwa 22 Jahre,
kam das unweigerliche Aus und eine neue Gruppe  wurde aus dem Boden gestampft, um sie ins Rennen um das Taschengeld der Teenies zu schicken. Die Mitglieder der aufgelösten Boy-Group verschwanden dann in der Regel auf Nimmerwiedersehen und -hören von der Bildfläche.

Einem, meine sehr geehrten Damen und Herren, ist es gelungen, trotz einer Vergangenheit
bei einer Boygroup eine Solo-Karriere auf die Beine zu stellen: Robbie Williams.

Nach drei höchst erfolgreichen Solo-Alben, einer zumindest teilweise neuen musikalischen Orientierung und einer Wandlung zum "Bad Boy" vollzog der Brite im Herbst des Jahres 2001 eine drastische musikalische Metamorphose: Er outete sich als Swing-Fan und nannte als seine größten musikalischen Heroen die weltberühmten Entertainer Sinatra,
Sammy Davis jr. und Dean Martin. Damit aber nicht genug, ließ er auch gleich den akustischen Beweis für diese seine Aussagen folgen - in den altehrwürdigen Capitol- Studios zu Los Angeles spielte er mit allerhand Musikern aus Sinatras Orchester (z.B. Bill Miller am Piano) ein altmodisches Swing-Tribut-Album ein, welches von einem großangelegen Werbefeldzug begleitet, sofort Spitzenplätze in den internationalen Charts belegte.

In der internationalen Presse wurden schon vor der Veröffentlichung dieser Platte allerhand hohe Erwartungen herangezüchtet, die der Realität jedoch in keinster Weise standhalten können.

Die Realität ist nun mal die, dass Mr. Williams - möge er die Musik von Sinatra, Martin
und Davis noch so sehr schätzen - die für eben diese Art von Musik nun mal notwendigen interpretatroischen und gesanglichen Fähigkeiten in nicht einmal noch so geringem Ausmaß besitzt. Dies wird schon nach den ersten Nummern des Albums nur zu klar und deutlich.
Seine Stimme eignet sich noch am ehesten für Songs wie die Einstiegsnummer des Albums, welche aber mit Swing gar nichts zu tun hat und auf einem Swing-Tribut völlig fehl am Platz ist. Abgesehen davon aber ist die Nummer - I Will Talk And Hollywood Will Listen heißt das verunglückte Opus und stammt auch zumindest teilweise aus der Feder von Mr. Williams -
die allerschlimmste und schmalztriefendste Bombast- Kitsch-Orgie, die in den letzten Jahren
je aus einem Lautsprecher drang. Mit solchem Schwulst kann nicht einmal der Schnulzen- Kaiser Elton John konkurrieren.

Für die Swing-Titel wiederum ist Mr. Williams Stimme leider denkbar ungeeignet, sie klingt seltsam gequetscht, hat nicht die nötige Ausstrahlung und Präsenz. "Schuster, bleib bei deinen Leisten" lautet das altbekannte Sprichwort und angesichts dieser Platte bekommt der Spruch, ganz zu recht wie ich meine, wieder eine besondere Aktualität.

Die Nummern Things und Somethin´ Stupid, beides an sich ganz nette Belanglosigkeiten, gelingen ihm denn auch noch am Besten. Auch in der Nummer Mr. Bojangles zeigt Williams beachtliche Stimme, nur leider für Swing-Songs ist diese Stimme - wie erwähnt - denkbar ungeeignet. Bei aller Verehrung die Mr. Williams für diesen Musikstil vielleicht auch tat- sächlich empfindet, aber aus ihm wird nie und nimmer ein Swing-Sänger oder Crooner von
auch nur annähernder Authentizität. Die Band, die Williams bei diesem Versuch im Rücken hat, spielt allerdings ganz fantastisch auf und auch die Arrangements der Stücke sind durchwegs sehr gelungen  -  vielleicht  sollte man die meisten von Mr. Williams´ Vokal- Beiträgen durch Saxofon- bzw. Trompeten-Soli ersetzen und die ganze Sache als Instrumental-Album wiederveröffentlichen. In der Tat, ich denke, das wäre ein sehr gute Idee...

Das Positivste an dem Album ist sicherlich der Umstand, dass viele Robbie-Williams-Fans durch diese Platte erstmals mit einem Musikstil näher bekanntgemacht werden, der ihnen zuvor möglicherweise nicht allzu viel gesagt hat. Zumindest dafür ist Mr. Williams durchaus zu danken.

Bewertung:  problematisch
Songs
I Will Talk And Hollywood Will Listen
Mack The Knife
Something Stupid
Do Nothing Till You Hear From Me
It Was A Very Good Year
Straighten Up And Fly Right
Well Did You Evah
Mr. Bojangles
One For My Baby
Things
Ain´t That A Kick In The Head
They Can´t Take That Away From Me
Have You Met Miss Jones?
Me And My Shadow
Beyond The Sea



Aufgenommen 2001
zu Hollywood



Gast-Stars

Nicole Kidman - vocals
Jane Horrocks - vocals
Jon Lovitz - vocals
Rupert Everett - vocals
Bill Miller - piano


Arrangeur
Steve Sidwell

Produzent
Guy Chambers