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“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
Someone To Watch Over Me
(Text und Komposition: Ira Gershwin/George Gershwin)

Aufnahmedaten der verschiedenen von Sinatra im Studio eingesungenen Versionen:
30. Julei 1945
23. Septembre 1954

Liebwerte Besucher meiner sorgfältig komponierten und ungeheuer informativen Seiten, sehr geehrte Damen und Herren: Hier möchte ich Ihnen einen der ganz großen Klassiker des Great American Songbook vorstellen. Das Great American Songbook - die allermeisten von Ihnen wissen das ohne Zweifel natürlich - ist eine sozusagen virtuelle Sammlung großartiger, zumeist aus Broadway-Musicals entlehnter Lieder. Es diente und dient vor allem Jazz-Musikern als Ausgangspunkt für Vokal- und Instrumental-Interpretationen, welche sich dann durch die im
Jazz übliche Improvisation mehr oder weniger weit von der musikalischen Vorlage entfernen -
oft bleibt das Stück leicht erkennbar, naturgemäß in gesungenen Versionen, mitunter aber dienen nur die Harmonien als Grundlage für die Improvisationen von Instrumentalisten. In
solchen Fällen kann oft nur mehr der Kenner sagen, welcher Song als Grundlage diente.

Neben Jazz-Musikern wurde und wird der Fundus des Great American Songbook natürlich
auch von Künstlern der Populärmusik gern geplündert - der berühmteste all dieser Künstler ist ohne jeden Zweifel Sinatra. Mehr als vierzig Jahre lang ist der Barde, sei es im Studio oder bei Konzerten, unterbrochen von mehr oder weniger langen Pausen, immer wieder auf Someone

To Watch Over Me zurückgekommen, hat das Lied nie ganz aus den Augen verloren und sogar dann, als ihm in den letzten Jahren seiner Karriere die Stimme mehr und mehr abhanden kam, noch oft versucht, diesen nicht gerade leicht zu singenden Titel aufzuführen - mit sehr wechsel- vollem Ergebnis. Meist ehrte den Barden der Versuch, nicht das Ergebnis.

Someone To Watch Over Me entstammt einem Mitte der Zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts von George und Ira Gershwin geschriebenen Musical mit dem Titel Oh Kay. Wie Ihnen allen bekannt sein dürfte, lieferten die Gershwin-Brüder mit ihren Liedern einen enorm wichtigen Beitrag zum Great American Songbook und es gibt kaum einen Sänger, kaum eine Sängerin, egal ob aus dem Jazz oder der jazz-verwandten Unterhaltungsmusik, welcher beziehungsweise welche sich nicht des Songs angenommen hätte. Dasselbe gilt auch für Instrumentalisten. Es gibt Hunderte wenn nicht gar Tausende Aufnahmen von Someone To
Watch Over Me und es kommen jährliche einige dazu, denn die Anziehungskraft, welche der Song auf Musiker ausübt, ist bis zum heutigen Tage ungebrochen.

Sinatra nahm das Stück erstmals 1945 auf, nachdem er es zuvor schon das eine und andere Mal in seinen Radio-Shows gesungen hatte. Das Arrangement besorgte damals, wie bei den meisten Songs aus des Barden hehren Columbia-Phase, welche man nie genug lobpreisen kann, der geniale und herrliche Axel Stordahl. Das Ergebnis ist eine absolute Gemme nicht nur innerhalb des reichen Schaffens des Barden, sondern überhaupt in der Geschichte der populären Unterhaltungsmusik. Die seelenvoll-romantische Interpretation des noch jungen Sinatra ist maß- stabsetzend, das überaus delikate, eher sparsame Arrangement von Stordahl, welches von einer ungemein herzerwärmenden Solo-Violine noch eine ganz außerordentliche Aufwertung erfährt, ist schlichtweg genial und unübertroffen. Von nun an begleitete der Song Sinatra über viele Jahre, er baute ihn in sein Konzertrepertoire ein und gab ihn auch künftig bei seinen Radio- Shows der 40er und 50er Jahre zum Besten. Auch im Film Young At Heart von 1954 wurde
der Titel von Sinatra interpretiert.

Um den Erfolg des Films zu unterstützen beziehungsweise auch vom Erfolg des Films zu profitieren, machte sich der Barde 1954 auch an eine weitere Studio-Aufnahme des Songs,
diesmal für Capitol-Records, bei welchem Label er nach seinem Hinauswurf bei Columbia inzwischen eine neue Heimstatt gefunden hatte. Diese Aufnahme wurde - wie nicht anders
zu erwarten - von Sinatras Hauptarrangeur dieser Tage, Nelson Riddle, arrangiert und es lohnt sich, die Columbia- und die Capitol-Version nicht nur im Hinblick auf Sinatras Interpretation sondern auch im Hinblick auf die Unterschiede im Arrangement im Direktvergleich zu hören.
Die Capitol-Version wurde zunächst als Single veröffentlicht, tauchte dann Jahre später auch
als Zugabe auf LP´s beziehungsweise später dann CD´s auf. Diese Neueinspielung präsentiert der Hörerin, dem Hörer einen immer noch romantischen Sinatra, hier allerdings mit einer männlicheren Note in der Stime, einem Anflug von Herbheit - stimmlich liegen immerhin fast zehn Jahre zwischen den beiden Aufnahmen. Nelson Riddle lehnte sich ziemlich stark an das Stordahl´sche Original-Arrangement an, läßt die Instrumentierung allenfalls etwas reicher ausfallen. Die Capitol-Version kann der Erst-Fassung in keiner Weise das Wasser reichen, obschon sie für sich betrachtet ebenfalls sehr gut ist. Ein Umstand, welcher uns immer wieder begegnet, wenn von einem Song mehrere zu unterschiedlichen Zeiten aufgenommene Sinatra- Versionen vorliegen. Faustregel hierbei: Je älter die Aufnahme, desto besser der Eindruck.

Unverständlicherweise verschwand Someone To Watch Over Me in der Folge aus dem
Repertoire des Barden, eine seltsam anmutende Entscheidung, war doch der Song für einen Interpreten von Sinatras Kaliber wie maßgeschneidert. Auch die Text-Zeile "although I may not be the man some girls think of as handsome" wirkte wie eigens für den Sänger geschrieben und verstärkte dadurch noch die Authentizität seiner Interpretation. Aber dies ist nur eine von vielen nicht immer ganz verständlichen Entscheidungen des Barden. Eine davon ist freilich auch die Entscheidung, das Lied in seinen späten Tagen Ende der 70er Jahre wieder regelmäßig ins Programm zu nehmen, zu einer Zeit, als seine Stimme sich kaum mehr für schwierige Balladen wie Someone To Watch Over Me eignete. Ich denke, die meisten von Ihnen, meine sehr ver-
ehrten Damen und Herren, werden diesbezüglich einer Meinung mit mir, Ihrem Prinzipal, sein.

Live-Aufnahmen des Songs auf offiziell erschienenen Bild- und Tonträgern:

DVD/CD Sinatra-Vegas
DVD Sinatra In Japan
CD Live From Las Vegas
CD Live At The Meadowlands

Obgenannte Live-Versionen entstanden in den Jahren 1978-86 und unterlegen sehr eindrucksvoll die These - besser gesagt: Tatsache, dass Sinatras Stimme auf ihre alten Tage von schwierigen Balladen dieses Kalibers heillos überfordert war - vom Zauber der frühen Einspielungen sind diese teils sogar als relgelrecht verunglückt zu bezeichnenden Aufführungen von Someone To Watch Over Me meilenweit entfernt und Außenstehende dürften vielfach Schwierigkeiten haben, hier überhaupt ein und den selben Interpreten zu erkennen. Sinatra kehrte bekanntlich anno 1973 aus einem selbstgewählten "Ruhestand" wieder ins Showgeschäft zurück - allerdings mit ramponierter Stimme, in der Tat dermaßen zu seinen Ungunsten verändert, dass man es kaum für möglich halten würde, dass der Ruhestand kaum zwei Jahre dauerte. Sinatra verließ die Bühne 1971 als Mann in den vielzitierten "besten Jahren" mit zumindest immer noch passabler Stimme, um knapp zwei Jahre später als alter Mann zurückzukehren, dessen Stimme - und nicht nur diese - offenbar um zwanzig Jahre gealtert war.

Die Version, welche auf der DVD
Sinatra In Japan enthalten ist, kann getrost als misslungen bezeichnet werden: Meine Damen und Herren: Allein die Brüchigkeit der Alters-Stimme des Barden wäre für sich Grund genug, dieser Version die rote Karte zu zeigen, was sie aber gänzlich ungenießbar macht, ist die bei Alterswerken des Sängers vielfach zu beobachtende greisenhafte Weinerlichkeit, welche das Timbre Sinatras inzwischen speziell bei Balladen angenommen hatte, fürwahr ganz und gar unerquicklich. Und denken Sie nur, dabei ist genannte Version von den drei oben gelisteten noch die relativ erträglichste!  Ein Wahnsinn, meine Damen und Herren, ja der helle Wahnsinn!

Ab Mitte der 80er Jahre dürfte dem Sänger sein regelmäßiges Versagen bei Someone To Watch Over Me selbst bewusst geworden sein und er verzichtete in Hinkunft darauf, den Song öffentlich zur Aufführung zu bringen. Eine weise und nur zu gut verständliche Entscheidung, die allerdings schon wesentlich früher hätte erfolgen sollen.



Vokal- und Instrumentalaufnahmen des Titels von anderen Künstlern (Auszug)
Interpret/Album-Titel/Jahr der Aufnahme bzw. Veröffentlichung:


Holly Cole: Treasure (1989-98)
Sammy Davis jr.: It´s All Over.. (1957)
Sheena Easton: No Strings (1993)
Etta James: Time After Time (1995)
Jack Jones: The Gershwin Album (1992)
Rickie Lee Jones: It´s Like This (2000)
Gertrude Lawrence: Star (1925-44)
Don McLean: For The Memories (1989)
Willie Nelson: Stardust (1978)
Orlando Pops Orchestra: Salute To George Gershwin (1998)
Linda Ronstadt: What´s New (1983)
Rosemary Clooney: Love (1995)
Keely Smith: Spotlight On (1995)
Lena Horne: Love Is The Thing (1994)
Svend Asmussen & Stephane Grappelli: Two Of A Kind (1965)
Chet Baker: Grey December (1953-55)
Paul Bley: Solo Piano (1988)
Dave Brubeck: One Alone (2000)
Benny Carter: Swingin´ The 20´s (1958)
Blossom Dearie: Verve Jazz Masters (1956-60)
Roy Eldridge: Little Jazz Vol. 1 (1950)
Michael Feinstein: Pure Gershwin (1987)
Ella Fitzgerald: The George And Ira Gershwin Songbook (1959)
Erroll Garner: 1949 (1949)
George Gershwin: Gershwin Plays Gershwin (1919-31)
Johnny Griffin: Close Your Eyes (2000)
Coleman Hawkins: 1945 (1945)
Elmo Hope: So Nice (1957-58)
Shirley Horn: Gitanes Jazz (1962-91)
Keith Jarrett: The Melody At Night, With You (1999)
Joe Lovano: Celebrating Sinatra (1996)
Helen Merrill: Chasing The Bird (1979)
Charlie Parker: Jam Session (1952)
Oscar Peterson: Skol (1979)
Jimmy Rainy: But Beautiful (1990)
Sonny Rollins: Here´s To The People (1991)
Jimmy Scott: All The Way (1992)
Zoot Simms: The Gershwin Brothers (1975)
Art Tatum: Ove The Rainbow (1934-49)
Bobby Timmons: From The Bottom (1964)
Stanley Turrentine: Ballads (1960-84)
Sarah Vaughn: Gershwin Live 1982 (1982)
Vienna Art Orchestra: American Rhapsody - A Tribute To George Gershwin (1998)
Bennie Wallace: Someone To Watch Over Me (1998)
Teddy Wilson: Moonglow - Live at E.J.´s (1980)
Bucky Pizzarelli: One Morning in May (2001)





 
Information:

Der Song kann in seinen verschieden- en Studio-Versionen auf folgenden Sinatra-Alben nachgehört werden.
Die Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.


Version Numero Eins:
The Columbia Years -
Complete Recordings
Best Of The Columbia Years
The Essential Sinatra
The Great American Songbook

sowie auf einer Unzahl von Billig- Samplern mit Aufnahmen aus der Frühzeit des Barden

Version Numero Zwo:

Nice´N´Easy
The Complete Capitol
Singles Collection
The Capitol Years
All The Best
The Platinum Collection

Classic Sinatra