SINATRA: Softly As I Leave You

Softly As I Leave You

Meine hochverehrten Damen und Herren, die Stücke auf diesem Album wurden bei verschiedenen Sessions während der zweiten Hälfte des Jahres 1964 zu Los Angeles aufgenommen.

Insgesamt waren gleich fünf Arrangeure an dem Projekt beteiligt: Nelson Riddle, Marty Paich, Don Costa, Billy May und Ernie Freeman.

Anders als auf vielen vorangegangenen Platten gibt es hier keinen durchgehenden roten Faden, der die einzelnen Songs miteinander verbinden würde, daher wirkt das Album eher wie eine Zusammenstellung von Single-Titeln.

Trotzdem bzw. gerade auch deshalb ein sehr abwechslungsreiches Album, auf dem das Spektrum vom Big-Band-Knaller bis zur einfühlsamen Ballade reicht.

Drei der Songs stammen aus Filmen, nämlich Emily, Pass Me By und Dear Heart.
Diese Lieder erweisen sich denn auch als die belanglosesten auf der Platte.

Großartig hingegen sind Here´s To The Losers, Come Blow Your Horn und The Look Of
Love, allesamt swingende Up-Tempo-Nummern, die wie maßgeschneidert für Sinatra sind.

Der Sänger vermag auch auf dieser Platte wieder mit einigen Balladen zu überzeugen, ganz besonders gelungen sind das Titelstück Softly As I Leave You und Available, beides an sich bestimmt keine Kunstwerke gemessen an den vielen großartigen Balladen-Interpretationen, die der Hörer bisher von Sinatra zu hören bekam, aber ungeachtet dessen melodiöse Songs, die ins Ohr gehen, wenn sie auch keinesfals - ich betone keinesfalls, meine sehr geehrten Damen und Herren - die Klasse der großen Balladen aus dem Great American Songbook erreichen.

Softly As I Leave You bewegt sich freilich hart am Rande des Kitschs, ist aber immerhin um ein Vielfaches bekömmlicher als die in der Tat vor Kitsch nur so triefende Version von Elvis Presley

Available ist ein Song, der bereits die späteren Pop-Aufnahmen des Barden vorwegnimmt, das Lied hat etwas von einem seichten Schlager, wird aber durch Sinatras Interpretation gerettet.

Die Platte geht im Katalog der Sinatra-Platten zwar nicht ganz zu Unrecht etwas unter und ist auch letztlich nicht viel mehr als eine Routine-Arbeit, bietet aber ebendiese Routine auf recht hohem Niveau. Softly As I Leave You kann als Platte für alle Gelegenheiten bezeichnet werden,
Sie können Sie beim Wäschewaschen, beim Autofahren, beim Zeitunglesen und so weiter und so fort hören, ohne dass Sie durch die Musik abgelenkt werden. Gleichzeitig hat die Platte aber auch ein gewisses Niveau, welches sie eine Stufe über die übliche Hintergrundberieselungs-
Platte hebt - leicht verdaulich, ohne dabei gleich belanglose Fahrstuhlmusik zu sein. Auf jeden Fall ist Softly As I Leave You um ein Vielfaches besser als etwa das vergeigte Comeback-
Album Ol´ Blue Eyes Is Back aus dem Jahre 1973.

Nicht gerade eine Platte von wirklich bleibendem Wert also, das freilich und ganz bestimmt nicht, aber sie macht auf jedem Fall einigen Spaß beim Hören. Ich ersuche Sie, die Probe
aufs Exempel zu machen, mit einiger Sicherheit werden Sie am Ende zu einer ganz ähnlichen
Beurteilung des Albums gelangen wie ich, Ihr Ihnen stets verbundener Prinzipal.

Das Cover allerdings ist wirklich grauenvoll - die Ästheten unter Ihnen, teures Publicum,
werden zweifelsohne die Hände ringen. Verfahren Sie daher so wie ich es mir angewöhnt
habe: Schließen Sie die Augen, wenn Sie die CD aus dem Schrank nehmen und legen Sie anschließend die Hülle an einem Ort, wo Sie sie nicht sehen können - also vorzugsweise irgendwo hinter Ihrem Rücken - ab. Auf diese Weise gerüstet, können Sie sodann beim
Hören unbeschadet Ihren Spaß haben.

Sehr verehrte Damen und Herren, beachten Sie auch die Rezension von Ulrich Groh, welche
Sie hier finden können.

Bewertung: durchschnittlich