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“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
Live In Paris

Sehr geehrte Damen und Herren, die von den Medien immer wieder hartnäckig kolportierten Gerüchte über angebliche Verstrickungen in unsaubere Casino-Geschäfte sowie angebliche Bekanntschaften und Freundschaften mit Angehörigen des organisierten Verbrechens warfen Anfang der 60er Jahre kein allzu günstiges Licht auf Sinatra als Privatperson. Auch Präsident Kennedy ging merklich auf Distanz zu Sinatra und zog es bei einem Besuch von Palm Springs vor, im Anwesen von
Bing Crosby zu wohnen, statt wie ursprünglich geplant, beim Demokraten Sinatra. Offiziell wurde verlautbart, das Anwesen des Republikaners Crosby sei lediglich aus sicherheitstechnischen Gründen vorgezogen worden.

Wie auch immer, eine Image-Politur schien mehr als angebracht und so organisierte man eine Tournee zugunsten von bedürftigen Kindern. Von Mitte April bis Mitte Juni trat Sinatra in dreißig gefeierten Konzerten von Mexico City über Tokio, Athen und Tel Aviv bis Monte Carlo auf und lukrierte über eine Million Dollar an Spendengeldern. Daneben besuchte er Kinderspitäler, Waisenhäuser und andere caritative Einrichtungen.

Wohl um die Kosten für die Tournee zu senken, verzichtete man bei diesen Auftritten auf ein großes Orchester und Sinatra wurde auf dieser Tournee von einem Sextett begleitet. Dieser Band gehörten auch die langjährigen musikalischen Begleiter Al Viola, Irv Cottler und Bill Miller an.
Hier, meine hochverehrten Damen und Herren, die komplette Besetzung:

Bill Miller - Klavier
Al Viola - Gitarre
Ralph Pena - Bass
Irv Cottler - Schlagzeug
Emil Richards - Vibraphon
Harry Klee - Saxofon, Flöte

Am 5. Juni 1962 gastierten Sinatra und das obgenannte Sextett im Lido in Paris. Nach einer ganz bezaubernden Vorstellung durch Charles Aznavour bot der Sänger einen hervorragenden Überblick über sein ganzes bisheriges musikalisches Schaffen, der kaum Wünsche offenließ. Das Konzert war einer der letzten Auftritte dieser Wohltätigkeitstournee und Sinatra und seine Begleiter erwiesen sich als sehr gut aufeinander eingespielt. Allerdings war Sinatras Stimme nach den vielen vorangegangenen Auftritten offensichtlich nicht mehr die allerfrischeste und gelegentlich treten hier leichte Stimmprobleme auf, so etwa bei dem Song Moonlight In Vermont, wo Sinatras Stimme bei der am schwierigsten zu singenden Passage bricht.

Überhaupt kommt der Barde hier erst nach dem Song
I Get A Kick Out Of You halbwegs in Fahrt und steigert sich nach einer eher lauen ersten Konzerthälfte zusehends. Nicht unerwähnt bleiben sollte sicher auch, dass manche der Songs in einem Orchester-Arrangement weitaus besser funktionieren als in der verhältnismäßig intimen Sextett-Besetzung. Auch muss sich Sinatra in dieser Umgebung stimmlich etwas zurücknehmen, da er diesmal keinen "dicken" Orchester- polster hinter sich hat. 

Auch wenn Sinatra doch nicht ganz so bei Stimme ist, wie man es sich gewünscht hätte, gibt
es bei diesem Konzertmitschnitt etliche herausragende Highlights, wie z.B. In The Still Of The Night, You´re Nobody Till Somebody Loves You, One For My Baby oder ganz besonders Ol´ Man River, hier nur von Bill Miller am Klavier begleitet.

Wie erwähnt, ist die zweite Hälfte des Konzerts die Bessere und Sinatra scheint hörbar immer besser in Fahrt zu kommen. Die Songauswahl ist äußerst gelungen und sehr abwechslungs- reich und Sinatras Performance ist, insgesamt betrachtet, trotz einiger Schwächen durchaus befriedigend.

Die Aufnahmequalität dieses Mitschnitts ist vielleicht etwas dünn, aber dennoch als für die damalige Zeit sehr gut zu bezeichnen. Die Aufnahme ruhte jahrzehntelang im Archiv und
wurde erst 1994 von der Firma Reprise erstmals offiziell veröffentlicht.

Bewertung:   gut
Songs
Introduction
Goody Goody
Imagination
At Long Last Love
Moonlight In Vermont
Without A Song
Day In Day Out
I´ve Got You Under My Skin
I Get A Kick Out Of You
The Second Time Around
Too Marvelous For Words
My Funny Valentine
In The Still Of The Night
April In Paris
You´re Nobody Till Somebody
Loves You
They Can´t Take That Away From Me
Chicago
Night And Day
I Could Have Danced All Night
One For My Baby
A Foggy Day
Ol´ Man River
The Lady Is A Tramp
I Love Paris
Nancy
Come Fly With Me



Aufgenommen im Juni 1962