“Music is your own experience, your thoughts, your wisdom. If you don’t live it, it won’t come out of your horn. They teach you there’s a boundary line to music. But, man, there’s no boundary line to art.”
Charlie Parker
“I never thought that the music called “jazz” was ever meant to reach just a small group of people, or become a museum thing locked under glass like all the other dead things that were once considered artistic.”
Miles Davis
 
Keith Jarrett

Pianist, geboren 1945

Mit seinen Standards-Bearbeitungen im Trio mit Gary Peacock und Jack DeJohnette schrieb und schreibt Keith Jarrett Jazz-Geschichte. Noch herausragender ist vielleicht seine Serie von auf Platte veröffentlichten Solo-Konzerten, mit denen der Pianist auch sehr viele Musikfreunde außerhalb des Jazz-Kreises erreichen konnte. In jedem Fall aber ist Keith Jarrett einer der wichtigsten Pianisten der letzten dreißig Jahre. 

Meine sehr verehrten Damen und Herren, Keith Jarrett wurde am 8. Mai 1945 in Allentown, Pennsylvania geboren. Einer hochmusikalischen Familie entstammend, begann er bereits im Alter von drei Jahren Klavier zu spielen. Außer Klavier beherrscht er auch Saxofon, Flöte und diverse Perkussionsinstrumente.
Bereits als Kind war Jarrett ein professioneller Musiker, der in öffentlichen Auftritten Werke der Klassik interpretierte sowie auch eigene Kompositionen zur Aufführung brachte. In den frühen 60er Jahren vervollkommnete er seine Fähigkeiten durch ein Studium an dem berühmten Berklee College Of Music. In dieser Zeit formierte er bereits eigene Bands. In New York wurde er von dem legendären Jazz-Drummer Art Blakey entdeckt und spielte einige Zeit in dessen Gruppe Jazz Messengers.

1966 trat er in das Quartett des Saxofonisten Charles Lloyd ein und absolvierte Tourneen in Europa, dem Fernen Osten sowie der Sowjetunion. In diesem Quartett lernte er auch Jack DeJohnette kennen. Ab 1969 spielte Jarrett Orgel und elektrisches Piano in der Miles Davis Group, welche eben dabei war, den Rock-Jazz zu etablieren. Während der zwei Jahre, die er in der Band von Miles Davis verbrachte, nahm Keith Jarrett auch eigene Alben auf, unter anderem mit Charlie Haden, Dewey Redman und Paul Motian. Nachdem er der Miles Davis Band den Rücken gekehrt hatte, wandte er sich wieder dem akustischen Piano zu und wurde eine der Hauptfiguren einer neuen musikalischen Richtung, die vom Label ECM begründet wurde.

Bei ECM nahm Keith Jarrett in der Folge einige Alben in dem typischen klaren, sehr ästethischen ECM-Sound auf, wobei er mit Musikern wie Palle Danielsson, Gary Burton und Jan Garbarek zusammenarbeitete. Mit Jack DeJohnette am Schlagzeug und Gary Peacock am Bass gründete er schließlich 1983 das sogenannte Standard-Trio, eine Gruppe, die sich fast ausschließlich den Songs des Great American Songbook widmet und diese als Ausgangs- punkt für ihre Improvisationen benützt.

Dieses Trio ist gekennzeichnet von einer geradezu schlafwandlerischen Übereinstimmung der drei Musiker, die hier ein völlig gleichberechtigtes Kollektiv bilden. Von vielen Kritikern wird dieses Trio als der bisherige Höhepunkt in der Geschichte der Jazz-Piano-Trios angesehen.

Keith Jarretts größte musikalische Leistung besteht aber in seiner Serie von Solo-Konzerten.
In diesen völlig frei improvisierten Konzerten vermischt der Pianist Elemente aus allen erdenk- lichen musikalischen Strömungen zu einem neuen, aus dem Augenblick heraus entstehenden Ganzen. Die Konzertbesucher werden hier gleichsam unmittelbare Zeugen eines musikalischen Schaffensprozesses, in welchem sich hochgradig melodische Passagen mit wilden und freien Improvisationen abwechseln.

Dies verlangt Keith Jarrett allerhöchste Konzentration ab und es kam gelegentlich schon vor, dass er Konzerte abbrach, weil er sich beispielsweise durch Husten im Publikum gestört fühlte. Solcherlei trug ihm natürlich postwendend den Ruf eines launenhaften Genies ein.

Die im Jahre 1975 veröffentlichte Platte The Köln Concert wurde sogar zu einem Millionen- Seller, der auch heute noch in großen Stückzahlen über die Ladentische geht. Mit Jazz haben Jarretts Solo-Piano-Platten oft nicht mehr viel zu tun, es handelt sich eher um stilistisch nicht zuzuordnende musikalische Reisen ins Unbekannte, Unvorhersehbare.

Die 80er und 90er Jahre waren dann vor allem durch die Arbeit mit seinem Standards-Trio gekennzeichnet, mit welchem er Jazz auf allerhöchstem Niveau spielte, der außerdem zu einem respektablen Verkaufserfolg wurde. In den späten 90er Jahren wurde Jarrett von einer heimtückischen Nervenerkrankung befallen, die sich in chronischer Müdigkeit äußerte, was
ihm eine Zeitlang jegliche Arbeit erschwert bzw. unmöglich gemacht hat.

Inzwischen hat Jarrett sich aber wieder soweit erholt, dass er bereits wieder Platten aufzunehmen und Konzerte zu geben imstande ist. Auch die Zusammenarbeit mit seinen
Trio-Mitstreitern DeJohnette und Peacock wurde nach Genesung des Pianisten fortgesetzt
und wird seither wie gewohnt - vor allem in Form von Live-Mitschnitten -
auf Tonträgern
dokumentiert.

Nach wie vor kann man Jarrett auch als Solo-Improvisator auf den großen Bühnen der Welt erleben - meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie täten gut daran, sich in den Besitz
der einen oder anderen Einspielung von Keith Jarrett zu setzen - ein musikalisches
Erlebnis der Extra-Klasse erwartet Sie.
Schaffen und Wirken

Die wichtigsten Platten
Belonging (1974)
Köln Concert (1975)
Nude Ants (1979)
Standards Vol. 1 (1983)
Standards Vol. 2 (1983)
Changes (1984)
Still Live (1986)
Paris Concert (1988)
The Cure (1990)
Vienna Concert (1991)
Bye Bye Blackbird (1993)
La Scala (1995)
Tokyo ´96 (1996)
The Melody At Night With You (1999)
Whisper Not - Live (1999)
Always Let Me Go (2002)


Empfehlenswerte Sampler
Anthology (1966-72)
Works (1972-81)


Sammler-Editionen
Sun Bear Concerts
(1976) 6CDs
At The Blue Note - Complete 
(1994) 6CDs