“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers
or a bottle of Jack Daniels.” “Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.” “The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.” |
HEIKE MAKATSCH Singt Hildegard Knef Oh, meine sehr verehrten Damen und Herren: Unter Ihnen wird es vermutlich niemanden geben, welchem die großartige, wunderbare Heike Makatsch nicht ein Begriff wäre! Sie, die Hochtalent- ierte, welche zunächst ihre Karriere als Moderatorin bei Viva begann und sich dann im Laufe der Jahre zur ernstzunehmenden Schauspielerin wandelte, zeigte anno 2009 eine weitere Facette ihrer künstlerischen Begabung, als sie in dem Film Hilde nicht nur Hildegard Knef verkörperte, sondern auch ihre Lieder zu Gehör brachte. Gegenständlicher, hierorts besprochener Tonträger ist insoferne der Soundtrack des Films, als Frau Makatsch hier ausschließlich Lieder interpret- iert, welche mit Hildegard Knef eng verbunden sind. Sieben der Songs sind bereits aus dem Film bekannt, die restlichen Titel entstammen ebenfalls dem Repertoire der Knef, mit Ausnahme des Songs It´s After Eight, dessen Text die Knef zwar in den 90er-Jahren verfasst hatte, den sie aber nie auf Platte aufgenommen hatte. Der Komponist Hans Hammerschmid, welcher eng mit Hildegard Knef zusammengearbeitet hatte, vollendete dieses Lied eigens für gegenständliche Veröffentlichung. Der Film Hilde wurde von der Kritik eher zwiespältig aufgenommen, ich selbst jedoch finde den Film sehr beeindruckend (vor allem natürlich die Leistung von Frau Makatsch) und gestehe unumwunden, während der Vorstellung an mindestens drei Stellen den Tränen nahe gewesen zu sein, einmal gar liefen mir tatsächlich im stockdunklen Lichtspieltheater die Tränen über die Backen. Wertes Publicum, rümpfen Sie ob des Umstandes, dass hier deutsch gesungen wird, nicht voreilig die Nase - diese CD hat nämlich so rein gar nichts mit deutschem Schlager zu tun, sondern bietet vielmehr gehobene Unterhaltungsmusik und deutschsprachiges Chanson. Leute, welche Aufnahmen der Knef besitzen, werden Ihnen dies zweifelsohne jederzeit und gerne bestätigen. Also: diese Musik ist weit entfernt von Lena Valaitis, Bill Ramsey, Caterina Valente und Konsorten, die Ihren empfindsamen Ohren so viel Pein zu bescheren pflegen. Der Gesang von Frau Makatsch wurde im Studio Nucleus zu Berlin aufgenommen, in welchem auch das letzte Knef-Album aufgenommen wurde. Um möglichst viel Authentizität bemüht, kam bei der Aufnahme gegenständlichen Werkes sogar das damals von Hildegard Knef verwendete Mikrofon zum Einsatz, Makatsch nahm während der Produktion doch tatsächlich auf demselben Hocker Platz wie weiland die Knef. Die Musik selbst wurde zuvor von der WDR Big Band in Köln eingespielt. Unterstützt wurde diese außerordentlich kompetent aufmusizierende Kappelle vom WDR Rundfunk-Orchester. Der Opener des Albums, In dieser Stadt, kommt als satt-federnde Big-Band-Nummer, die sich meiner Meinung nach sehr stark an eine Komposition von Miles Davis anleht, daher - leider fällt mir de momento der Titel besagter Miles-Davis-Nummer trotz intensivsten Nachdenkens nicht ein - egal, der Titel ist sehr wirkungsvoll und darf ohne weiteres als höchst erquickend bezeich- net werden. Weiter geht es mit einer mit luxuriös wallendem Streicherteppich unterlegten gefühl- vollen Liebes-Ballade, Lass mich bei dir sein. Wie um das weitgefächerte stilistische Spektrum dieser Produktion zu unterstreichen, wird dem Hörer als nächstes mit Vergiss sie, sie hat dich nie geliebt, ein echter Bossa Nova serviert - wie so oft in dieser Stil-Richtung gelingt es auch hier vortrefflich, die Melancholie des Songs mit einer gewissen, dem Bossa Nova von Natur aus eigenen Leichtfüßigkeit zu paaren. Ein Höhepunkt des Albums ist sicherlich die Nummer Von nun an ging´s bergab, welche mit einem originellen Text und einer ebensolchen musikalischen Umsetzung punkten kann. Hier ist man doch glatt versucht, die Replay-Taste der CD-Abspielapparatur zu betätigen - ich garantiere Ihnen, meine hochgeehrten Damen und Herren, auch Sie werden dieser Versuchung ausgesetzt sein. Freunde des Great American Songbook kommen beim nächsten Lied sicherlich auf ihre Kosten, ist doch Nichts haut mich um aber Du nichts anderes als eine eingedeutschte Version des Klassikers I Get A Kick Out Of You. In der Tat, wertes Publicum, bei dieser Fassung des Songs kommt Stimmung auf, passen Sie gut auf, dass Ihnen dabei nicht die Eier aus dem Karton fallen - vertrauen Sie ganz dem Urteil ihres Prinzipals, welcher in beinahe achtzehn von zwölf Fällen genau weiß, wovon er spricht. Bossa-Nova-Feeling kommt auch in dem Stück Ich brauch Tapetenwechsel auf, das auf sehr originelle Weise das tragische Schicksal einer ...Birke(!) beschreibt. Aber schön war es doch ist ein Paradebeispiel für deutschsprachiges Chanson mit Tiefgang, Lichtjahre entfernt von jeder teutonischen Schlagerseligkeit, zudem wunderbar arrangiert - mithin ein weiterer Höhepunkt dieser Produktion. Dem schließt sich ein weiterer Höhepunkt nahtlos an, Ich zieh mich an und langsam aus erzählt mit einigem Wortwitz ein Halbweltdrama, welches von der WDR Big Band musikalisch herausragend in Szene gesetzt wird. Da geht stellenweise die Big-Band-Post ab, dass kein Auge trocken bleibt, das wird auch Ihnen, meine sehr verehrten Leserinnen und Leser, zweifelsohne augesprochen gefallen - wenn nicht, sehe ich mich leider, leider ganz und gar außerstande, Ihnen noch zu helfen... Halt mich fest kommt als eingängige Soul-Jazz-Nummer ganz im Stile der 60er-Jahre daher, das bluesige Ich bin zu müde versetzt den Hörer mit seiner Bar-Stimmung direkt in die wee small hours of the morning und ist besonders delikat arrangiert. Für mich soll´s rote Rosen regnen kennt ohnehin jede und jeder unter Ihnen in der Original- Aufnahme von Hildegard Knef, wozu also viele Worte darüber verlieren. Gestatten Sie mir dennoch die Anmerkung, dass Heike Makatsch auch diesen Titel, der so untrennbar mit Hildegard Knef verbunden ist, mit einiger Überzeugungskraft neu zu interpretieren weiß. Gemäßigte Bossa-Nova-Anklänge und einen an Aphorismen reichen Text bietet Wieviel Menschen waren glücklich, welches Stück zusätzlich noch durch ein feines Sopran-Saxofon- Solo aufgewertet wird. Zum Abschluss des Albums kommt eingangs schon erwähnte Nummer It´s After Eight, welche mir persönlich - wenn sie erlauben - eher wenig gefällt, das Arrangement ist mir denn doch etwas zu grobschlächtig geraten, zudem scheint mir Frau Makatsch in der deutschen Sprache besser beheimatet zu sein als in der englischen, hier verliert sich leider die persönliche Note von Makatsch´s Gesang in gesichtsloser Beliebigkeit. Abgesehen von diesem, aus meiner Sicht eher wenig gut geratenen Schlusspunkt ist dieses Album jedoch ohne Ein- schränkungen allen Hörerinnen und Hörern zu empfehlen, welche sich einmal eine deutsch gesungene Big-Band-Produktion mit wohldosiertem Streichereinsatz zu Gemüte führen möchten. Als Produzent fungierte der ehemalige Knef-Manager und heutige Nachlassverwalter Thomas Jost. Die Arrangements stammen von Dietmar Mensinger. Heike Makatsch ist technisch gesehen wohl keine herausragende Vokalistin, aber es gelingt ihr ganz wunderbar, diese jahrzehntealten Lieder von Hildegard Knef zu neuem Leben zu erwecken - was ihr vielleicht an technischer Brillanz und vokaler Kompetenz fehlt, macht sie - und darin ähnelt sie auch der Knef - durch einen an vielen Stellen erstaunlich ausdrucksstarken Vortrag mehr als wett. Im übrigen wurde ja auch die Knef oft als "Nicht-Sängerin"bezeichnet, so etwa geht die Sage, die First Lady des Jazz, Ella Fitzgerald habe die Knef einmal als "the greatest singer without a voice" bezeichnet. Erich Kästner wiederum sagte über Hildegard Knef: "Sie singt, was sie weiß und sie weiß, was sie singt." Um gegenständliches Album zu wertschätzen, ist es freilich hilfreich, die Stimme von Frau Makatsch zu mögen - wer dies allerdings nicht tut, kämpft freilich auf verlorenem Posten, je nun: Ich bin mir aber ziemlich sicher, nur die wenigsten Hörer werden Frau Makatsch´s Stimme nicht mögen, somit besteht also von dieser Seite her eher geringe Gefahr, dieses Album nicht außerordentlich ergötzlich zu finden. Es lohnt sich übrigens, genau auf die Texte zu hören, welche in den meisten Fällen von Hildegard Knef selbst geschrieben wurden und oft große Weisheiten und Erkenntnisse in einfachen, allgemein verständlichen Worten auszudrücken vermögen, aus denen oft Ironie hervorblitzt, die voller Aphorismen stecken, die dann auch wieder herrlich sentimental, ohne dabei in die gefürchtete Beliebigkeit und Belanglosigkeit abzudriften, sein können. Lauschen Sie, meine Damen und Herren, lauschen Sie mit angemessener Konzentration! Heike Makatsch gelingt es hervorragend, diese Texte zu interpretieren, fast meint man, man lausche ihren eigen- en Texten, so sehr verinnerlichte sie die Vorlagen. In der Tat: Ein überraschend gut gelungenes musikalisches Projekt, eine Hommage an eine Legende, zugleich aber auch eine behutsame Überführung des Werkes der Knef in die Moderne. Hut ab, meine Damen und Herren, vor der musikalisch ausgefeilten Produktion, Hut ab vor der beeindruckenden Leistung von Heike Makatsch, welche die Knef hier interpretiert, aber nicht imitiert. Bewertung: sehr gut |
Songs In dieser Stadt Lass mich bei dir sein Vergiss Sie, sie hat dich nie geliebt Von nun an ging's bergab Nichts haut mich um aber Du So oder so ist das Leben Ich brauch' Tapetenwechsel Aber schön war es doch Ich zieh mich an und langsam aus Halt mich fest Ich bin zu müde Für mich soll's rote Rosen regnen Wieviel Menschen waren glücklich It's After Eight |