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“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
Posthume Duette


Nach Sinatras Ableben anno 1998 - und in Einzelfällen auch schon davor - wurde eine Anzahl von elektronischen Duetten angefertigt und auf verschiedenen Tonträgern in den Handel gebracht, teils auf Sinatra-Veröffentlichungen, teils auf Werken der jeweiligen Duett-Partner. Hier, meine sehr geehrten Damen und Herren, folgt eine Aufstellung der mir bekannten künstlichen Duette:


Christmas Song
(Sinatra & Nat King Cole)
Sinatra war zum Zeitpunkt des Zusammenschnippselns zwar noch am Leben, dennoch ist die Vorgangsweise beklemmend: Die Sinatra-Vocals entstammen einer Aufnahme der 50er Jahre, der Teil von Nat King Cole wurde ebenfalls aus einer dessen 50er-Jahre-Aufnahmen des Songs herausgefiltert. Dieses Laborexperiment wurde auf dem Sinatra-Sampler Sinatra 80th - All The Best im Jahre 1995 in den Handel gebracht.

It Was A Very Good Year
(Sinatra & Robbie Williams)
Sinatra war schon längere Zeit unter der Erde, als man seinen Gesang aus der anno 1965 entstandenen Original-Version des Songs herausfilterte und mit dem Gesang von Robbie Williams kombinierte. Das in jeder Hinsicht verdammenswerte Ergebnis kann auf Williams´  2001 erschienenem Album Swing When You´re Winning nachgehört werden.

Santa Clause Is Coming To Town
(Sinatra & Cindy Lauper)
Eine besonders absurde Mischung, hier wurde die Jahrzehnte alte Columbia-Aufnahme
nach Sinatras Tod mit einem vom 80er-Jahre Pop-Sternchen Cindy Lauper neu eingesungenen Teil kombiniert.

All The Way
(Sinatra & Celine Dion)
Auch in diesem Falle war der Barde nicht mehr auf dieser Welt, um dagegen Einspruch erheben zu können. Seine (auch hier Jahrzehnte zuvor aufgenommenen) Vocals wurden
hier zur Herstellung eines künstlichen und posthumen Duetts mit der Heulboje Celine Dion verwendet und auf einem ihrer Alben herausgebracht. Ebenso erschien das Schreckgebilde
auf dem Sinatra-Sampler Romance.

My Way
(Sinatra & Paul Anka)
Sinatras Gesang aus der Studio-Aufnahme von 1968 musste hier für ein künstliches Duett mit Paul Anka herhalten, welcher seinerzeit den englischen Text zu der Nummer verfaßt hatte. Das Flickwerk entstand 1998 und wurde auf einer von Anka´s Alben veröffentlicht.



Von Seiten der Sinatra-Family wurde vor einigen Jahren sogar verlautbart, man denke an weitere posthume Duette, als vorgeschobenes Motiv wurde "to keep the spirit alive" angegeben. Bislang wurden aber dankenswerterweise keine weiteren Bastelarbeiten in Auftrag gegeben.
Ich für mein Teil muss sagen, was soll ich mit solchen geklonten, genmanipulierten Song- gebilden anfangen? Ganz egal, wie technisch sauber man diese tontechnischen Bastelarbeiten auch hinkriegt, das Original wird stets besser sein. Sinatra hat nun mal diese Duette nicht aufgenommen, es ist Unfug, hier musikalische Geschichtsverfälschung zu betreiben. Schnöde Geldgier ist das alleinige Motiv dafür. Ich kann das nur allerschärfstens verurteilen und ich bin mir ganz sicher, Ihnen, werte Leserin, werter Leser geht es hier ganz wie mir.

Zudem sollte man auch bedenken, dass niemand weiß, ob Sinatra je sein Einverständnis für solchen Unfug gegeben hätte und ich auch stark bezweifeln möchte, ob er mit all den Duett- partnern, die man ihm da zum Teil posthum untergejubelt hat und möglicherweise noch unter- zujubeln gedenkt, je einverstanden gewesen wäre.

So wie ich die Sache sehe, lebt Musik gerade auch vom MITEINANDER der Musiker, nicht zuletzt deswegen hat Sinatra im Studio in der Regel „live“ mit dem Orchester gearbeitet und nicht jede einzelne Tonspur vom Toningenieur nachträglich und in wochenlanger Kleinarbeit zusammenmixen lassen, wie es heutzutage gängiger Brauch ist. Die posthumen Duette sind nichts als eine tontechnische Bastelarbeit, die den Geist der Musik, so wie ihn Sinatra verstanden hat und so wie ihn auch viele andere verstehen, schändet.

Den Gesang eines toten Stars aus alten Aufnahmen herauszufiltern und damit die Werke anderer Stars „aufzupeppen“ finde ich ganz schlicht und einfach geschmacklos. Ob man so was macht oder nicht, ist letztlich eine Frage des Stils. Und ich halte das für denkbar wenig stilvoll, ja sogar strikt verurteilenswert.

Ein Satz noch zu den Duetten von Sinatra, posthum oder nicht posthum: Ich glaube nicht, dass es irgendwelche Anzeichen dafür gibt, dass Sinatra seine Freude damit hätte, dass seine alten Songs zerschnippselt und zu neuen Songgebilden zusammengebastelt werden. Eher wohl das Gegenteil: So hat Sinatra sich lange dem 1993 entstandenen Duets-Projekt verweigert, weil er keinen Sinn darin gesehen hat, die alten Songs wieder neu aufzunehmen. Geld und der Um- stand, dass er mit den vielen Duett-Partnern nicht wirklich zusammentreffen würde, dürften ihn letztendlich umgestimmt haben. Leider weiß ich nicht, wie sehr er sich selber überhaupt an der Auswahl der Partner beteiligt hat, bzw. ob er nicht einfach die Sache den Produzenten über- lassen hat, was am Ehesten anzunehmen ist. Manche der Duett-Partner dürfte er vielleicht nicht einmal dem Namen nach gekannt haben. Es wäre weiter interessant zu wissen, ob er sich das fertige Ergebnis je selber angehört hat...

Apropos Duette: Was ist denn ein Duett überhaupt? So wie ich es verstehe, eine Nummer,
die zwei Künstler miteinander singen, weil die Nummer schon ursprünglich als eine Art musikalisches Zwiegespräch ausgelegt ist, so wie oft der Fall in den Duetten etwa mit
Rosemary Clooney u.a. in den 40er Jahren. Die Duets-Alben der 90er-Jahre, gar nicht zu
reden von den teils posthumen Duetten, machen an und für sich musikalisch gar keinen Sinn, da diese Songs ja eben NICHT als musikalisches Zwiegespräch ausgelegt sind. Es besteht ja keine Veranlassung dazu, dass etwa Summer Wind von einer zweiten Stimme gesungen wird. Man nimmt halt einfach zwei Stars und lässt sie abwechselnd die Textzeilen eines bekannten Songs heruntersingen, da ist der kommerzielle Erfolg schon halb garantiert, nach dem musikalischen Sinn wird weiter nicht groß gefragt.

Die Duets-Alben hatten in diesem Sinne absolut keine künstlerische Notwendigkeit, sind in Sinatras Schaffen eher überflüssig und sind ausschließlich unter kommerziellen Aspekten gemacht worden. Das ist Recycling pur und durch die ganze technische Zusammenstoppelei im Grunde nicht einmal mehr als Musik im handgearbeiteten Sinne zu verstehen. Meilenweit entfernt von den alten Tagen, in denen Sinatra in ein Studio ging und an zwei, drei Abenden eine Platte „live“ eingespielt hat. Vom Standpunkt des Puristen gesehen, ein völlig überflüss- iges Projekt. Auch vom Unterhaltungswert eher zweifelhaft, zumal erstens die überwiegende Zahl der Partner mit den Songs eher schlecht zurechtkommt und zweitens Sinatras Stimme mit 78 Jahren wirklich niemanden mehr vom Hocker hauen kann. Die zwei Duets-Platten würden mir persönlich von allen Sinatra-Platten am allerwenigsten fehlen.

Das letzte aber, was die Musikfreunde dieser Welt und insbesondere die Sinatra-Enthusiasten unter ihnen , verdienen sind elektronisch zusammengestoppelte Duette aktueller Stars mit bereits verstorbenen Legenden der Unterhaltungsbranche, in diesem Fall eben Sinatra. Dass seit den letzten dieser den Soundlabors findiger Produzenten entsprungenen posthumen Sinatra-Duetten nun schon mehrere Jahre vergangen sind, läßt zumindest darauf hoffen, dass die für des Barden musikalische Hinterlassenschaft Verantwortlichen sich letztlich doch noch auf ein Mindestmaß von Pietät haben einigen können, welches alle weiteren derartigen Bestrebungen von Vorneherein verbietet.
 
Songs By Sinatra:

I Sing The Songs
5. Februar 1976 (Reprise)

Mit diesem nur sehr schwer erträglichen Schrott-Liedchen präsentiert sich Sinatra leider auf unterstem Song-Contest- Niveau.

Schon die kurzen, abgehackt wirkenden Streicher-Klänge zu Beginn sind in ihrer Melodik derart simpel und anbiedernd, dass man sofort versucht ist, die Hände in schierer Verzweif- lung über dem Kopf zusamm- enzuschlagen! „Ohhh - Song Contest- Niveau, unterstes Song-Contest-Niveau!!!“ schreit alles in mir auf angesichts dessen, was hier zu hören ist...

Der Text gibt Sinatra ausgiebig Gelegenheit, sich selbst zu beweihräuchern, was natürlich wie bei jedem anderen Künst- ler, so auch, ja gerade bei Sinatra, abgeschmackt, prätentiös und peinlich
wirkt.


Die Melodie ist, wie gesagt, zum Schreien simpel – abgeschmackt ist die treffendste Bezeichnung.

Dazu noch an manchen Stellen fürchterlich ungelenk – man beachte das krampfhafte „spe-hhhecial Thiiiings“ mit
dem Sinatra über die Uneben- heiten und Sprünge der Melodie hinwegzutauchen bemüht ist. Das ist wenig professionell und ungeheuer ungeschlacht...

Das Arrangement entspricht ganz der Melodie, pompös, aufgeblasen, trivial und auf Kommerz und Easy-Listening getrimmt, somit alllereinstes Song- Contest-Niveau.

Zudem klingt Sinatra in etwa so lustlos, als habe man ihn eben erst aus dem Bett gezerrt...