“Music is your own experience, your thoughts, your wisdom. If you don’t live it, it won’t come out of your horn. They teach you there’s a boundary line to music. But, man, there’s no boundary line to art.”
Charlie Parker
“I never thought that the music called “jazz” was ever meant to reach just a small group of people, or become a museum thing locked under glass like all the other dead things that were once considered artistic.”
Miles Davis
 
Charlie Parker

Saxofonist (1920 - 1955)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, der geniale Neuerer des Jazz und maßgebliche Mit-Erfinder des schnellen und hektischen Bebop-Stils, welcher in den 40er-Jahren den im Vergleich dazu eher gemächlichen Swing ablöste, wurde eigentlich erst nach seinem frühem Tod als eine der einflußreichsten Musiker-Persönlichkeiten so richtig anerkannt und gewürdigt. Seine Spielweise revolutionierte beileibe nicht nur allein das Saxofon, sondern den Jazz an sich. Sein Altsaxofon wurde zur ausdrucksreichsten Stimme des modernen Jazz und ohne Charlie Parker hätte der Modern Jazz zweifelsohne ein völlig anderes Gesicht. Charles Christopher Parker, bekannt auch unter dem Spitznamen "Bird", wurde am 29. August 1920 in Kansas City geboren. Er wuchs unter denkbar unerfreulichen Umständen auf und blickte auf eine trostlose Kindheit zurück.
Mit dreizehn Jahren begann er Bariton-Saxofon zu spielen, ein Jahr später wechselte er zum Altsaxofon. Im Alter von fünfzehn Jahren war Charlie Parker völlig auf sich allein gestellt und war gezwungen, selbst für seinen Lebensunterhalt zu sorgen. Für wenige Dollar pro Woche spielte er in verschiedenen Clubs - in der Regel von neun Uhr abends bis fünf Uhr früh. 1936 bis 1938 spielte er dann in den Bands von Tommy Douglas und Buster Smith.

Seine ersten professionellen Aufnahmen machte Parker 1941 als Mitglied der Band von Jay McShann. Seine Bandkollegen hielten ihn damals für "abscheulich schlecht", in erster Linie deshalb, weil Parker "völlig anders spielte, als irgend jemand sonst." Parkers musikalische Wurzeln sind tief im Blues begründet und der Titel seiner ersten Schallplatten-Aufnahme ist programmatisch: Confession´ The Blues, aufgenommen am 30. April 1941.

Schon sehr früh machte Parker Bekanntschaft mit Drogen und soll bereits mit fünfzehn Jahren dem Heroin verfallen gewesen sein. Bis 1941 blieb Parker bei der Jay McShann-Band, danach schlug er sich in New York  unter anderem als Tellerwäscher durch und hatte in dieser Zeit oft nicht einmal ein Dach über dem Kopf, geschweige denn ein Instrument. Fand sich Gelegenheit, bei Jam-Sessions mitzuspielen, stieß er bei den Musikern mit seiner Spielweise zumeist auf kopfschüttelndes Unverständnis. Charlie Parker ließ sich davon aber keineswegs entmutigen und feilte Tag und Nacht an seiner von ihm entwickelten neuen Spielweise.

Tagtäglich war er auch im Harlemer Jazz-Club Minton´s anzutreffen, wo er auf einige Musiker stieß, die ebenfalls mit neuen Ideen schwanger gingen und seine Fähigkeiten anzuerkennen wußten, wie etwa der Pianist Thelonious Monk, der Schlagzeuger Max Roach oder der Gitarrist Charlie Christian. In diesem Umfeld wurde schließlich der Bebop-Stil aus der Taufe gehoben. Im Minton´s traf Charlie Parker auch auf den Trompeter Dizzy Gillespie. Die beiden wurden bald unzertrennlich und spielten zusammen in den Bands von Earl Hines und Billy Eckstein. 1944 gründeten die beiden eine eigene Combo und machten erste Plattenaufnahmen.

Inzwischen begann der neue Bebop-Stil von Musikern wie Publikum gleichermaßen akzeptiert zu werden. Auch wenn die neuen Anstöße großteils von Parker ausgegangen waren, wurde das  Show-Talent Dizzy Gillespie zur Identifikationsfigur des Bebop. Während Gillespie seine Musik mit einer Big Band verwirklichen wollte, setzte Charlie Parker voll auf die Quintett- Besetzung. In dieser Formation entstanden 1945 einige der bahnbrechendsten Aufnahmen
des Bepob: Koko, Now´s The Time, Shaw Nuff und Chasin´ The Bird. Bei einigen dieser Aufnahmen spielte übrigens der junge Miles Davis Trompete. 1946 spielte Charlie Parker bei Norman Granz´ Projekt Jazz At The Philharmonic und machte für das Label Dial einige seiner berühmtesten Aufnahmen.

Parkers Heroinabhängigkeit wirkte sich fatal auf seine Gesundheit aus und bei den Aufnahmen zu dem Stück Lover Man erlitt er einen Zusammenbruch und verbrachte daraufhin sechs Monate in einer Entzugsanstalt. Zurück in New York gründete er eine Combo mit Miles Davis und Max Roach. In dieser Besetzung entstanden im November 1947 einige aus heutiger Sicht klassische Aufnahmen. In den Jahren 1948/50 machte Parker Aufnahmen mit großen Streich- orchestern, welche auch puncto Verkauf einigermaßen erfolgreich waren. Die eingefleischten Bebop-Fanatiker waren mit diesen Platten jedoch höchst unzufrieden und warfen Parker vor, seine Musik zu kommerzialisieren.

In den nächsten Jahren ging es mit Parkers Gesundheit immer mehr bergab: Magengeschwüre und Leberzirrhose wurden diagnostiziert. Zu einer Zeit, in der die revolutionäre Spielweise Parkers überall auf der Welt anerkannt wurde und selbst die Tanz- und Schlagermusik beein- flusste, war Parker nur mehr gelegentlich in der Lage, aufzutreten. Sein letzter öffentlicher Auftritt am 4. März 1955 im nach ihm benannten Club Birdland geriet zum Fiasko: Es kam
auf offener Bühne zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung zwischen Parker und dem Pianisten Bud Powell, der daraufhin die Bühne verließ, gefolgt vom Bassisten Charles Mingus.

Wenige Tage später starb Charlie Parker am 12. März 1955.
Schaffen und Wirken

Die wichtigsten Platten
Early Bird (1940-45)
Blue Bird (1945-48)
Now´s The Time (1945-48)
Blues For Norman (1946)
Cool Bird (1947)
Cool Blues (1947)
Bird On 52nd Street (1948)
At Birdland & Cafe Society (1950)
Bird And Fats Live (1950)
Bird And Diz (1950)
C.P. Jam Session (1952)
Talking Bird (1952)
Charlie Parker At Storyville (1953)
Big Band (1950-53)
Bird In Boston Vol. 1 + 2 (1953-54)


Empfehlenswerte Sampler
The Birth Of Bop (1945-47)
Jazz Masters (1946-52)
Bird´s Best Bop On Verve (1951-53)



Sammlereditionen
Bird At Birdland                                               (1950-54) 4CDs
The Complete Dial Sessions
(1946-47) 4CDs