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“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
MICHAEL BUBLÉ:
Michael Bublé

Meine hochgeehrten Damen und Herren - Sie wissen es natürlich selbst: Im Fahrwasser von Robbie Williams´ Mega-Erfolg Swing When You´re Winning tauchten in den letzten Jahren einige junge Sänger auf, welche die neu erwachten Nostalgie-Bedürfnisse der Plattenkäufer so gut es eben geht, zu befriedigen versuchen. Die wichtigsten unter ihnen sind Peter Cincotti, Jamie Cullum oder auch Deutschlands Beitrag zum Thema, Tom Gäbel.

Auch Michael Bublé, vom Typ her netter Kerl und Wunsch-Schwiegersohn, gehört in diese
Reihe junger Barden, obendrein ist er auch der erfolgreichste Sänger einer jüngerer Generation, welche sich einem Musikstil verschrieben hat, welcher seinen größten Zulauf hatte, als ihre Eltern gerade selbst noch kaum geboren waren. Bublé, Jahrgang 1975, darf sicherlich einiges
an Talent bescheinigt werden: Seine samtige, warmherzig-natürlich klingende Stimme und sein schon erstaunlich reifes Interpretationsvermögen bescheren ihm nicht nur hervorragende Verkaufsergebnisse, sondern auch wohlwollende Kritiken seitens der Fachpresse.

Der Kanadier, welche seine ersten Karriere-Schritte als Elvis-Imitator setzte und auf einer Prominenten-Hochzeit mit seinem Gesangsauftritt die nachhaltige Aufmerksamkeit eines Plattenproduzenten auf sich ziehen konnte, gelang mit diesem im Jahre 2003 veröffentlichten Album der große Durchbruch: Das Album erklomm Top-Ten-Positionen in Kanada, England
und weiten Teilen der restlichen Welt. In Australien gelang sogar der Sprung auf den Platz
Eins der Charts.

Begleitet von einer sehr versiert aufspielenden Big Band, versorgt mit gefälligen, wenn auch keineswegs sonderlich aufregenden Arrangements interpretiert Michael Bublé auf diesem Album Standards und Evergreens aus mehreren Jahrzehnten Pop-Geschichte. Die Auswahl der Songs mag auf den ersten Blick etwas seltsam anmuten - wo sonst etwa gibt es Cover-Versionen von Songs, die von Elvis, Sinatra, Queen, Van Morrison und den Bee Gees berühmt gemacht wurden, auf einem Tonträger versammelt. Bublé gelingt es jedoch, diese doch sehr unter- schiedlichen Vorlagen ohne große Stilbrüche unter einen Hut zu bringen.

Besonders Sinatra-Hörer werden Bublés Versionen einiger stark mit Sinatra assoziierter Songs gesteigerte und wohl auch besonders kritische Aufmerksamkeit entgegenbringen. For Once In My Life, Summer Wind, The Way You Look Tonight, Come Fly With Me und That´s All gehörten zu Sinatras Repertoire und zu Lebzeiten des Sängers brachte kaum jemand den Mut auf, diese Songs neu aufzunehmen. Bublé scheute nicht davor zurück, sich ins kalte Wasser zu stürzen und macht dabei allemal eine hochrespektable Figur. In der Tat bereitet es ausgesprochenes Plaisier, einen Song wie For Once In My Life einmal von einer zwar noch jungen, aber sehr kompetenten Stimme gesungen zu hören, dasselbe gilt auch für Summer Wind, beides Songs die Sinatra aufgenommen hat, als er schon in gesetzerem Alter war. Offensichtlich ist Bublé mit den Original-Aufnahmen oben genannter Sinatra-Klassiker wohlvertraut und der eine und andere phrasierungstechnische Kniff ist unleugbar bei Sinatra "entlehnt", dennoch ist Bublé kein gesichtsloser Epigone, sondern verfügt über ausreichend Talent, um den Songs auch eine kleine persönliche Note zu verleihen. In der Tat gebe ich der hier zu hörenden Version von Summer
Wind den Vorrang: Arrangement, Tempo und Vortragsweise gefallen mir weitaus besser als bei der 1966 entstandenen Sinatra-Version. That´s All hat hier nicht die herb-männliche Note von Sinatras Gesang auf der Original-Aufnahme, sondern zeigt einen gefühlvoll-jugendlichen Romantiker, etwas zu schmachtend vielleicht aber durchaus überzeugend. Come Fly With Me wird selbstverständlich immer und ewig im "Besitz" von Sinatra bleiben, aber Bublé zieht sich auch bei diesem Klassiker mit viel Anstand aus der Schlinge.

Was könnte ein junger Sänger einem Song wie Fever, welcher in Versionen von Elvis Presley und Peggy Lee bereits Unsterblichkeit erlangt hat, Neues hinzufügen? Nichts, lautet die Antwort, die Originale sind unübertrefflich - Bublé gelingt aber zumindest eine gefällige Version, derer er sich nicht zu schämen braucht. Eine besonders gute und sehr überzeugenden Figur macht Bublé vor allem mit der hier zu hörenden, sehr jazzigen Version von Moondance, eine groß
und mitreißend aufspielende Big Band im Rücken durchmißt der Sänger mit viel Verve und Elan den unter anderen auch von Van Morrison bekannt gemachten Song. Sway kann ohne weiteres mit der Aufnahme von
Dean Martin mithalten, nein übertrifft dieselbe sogar und versprüht sehr viel mehr Frische und Ausgelassenheit als das Original. Die restlichen Songs der Platte können mit den besten und oben genannten dann doch nicht so ganz mithalten, besonders bei den Balladen ergibt sich bei mir der Eindruck einer zwar sehr professionellen aber auch oft etwas zu glatten Produktion - gefällig, aber auch eher unauffällig, manchmal auch zu sehr in Kitsch-Nähe.

Fazit: Eine durchaus überzeugende Produktion eines jungen Sängers mit sehr beachtenswerter Stimme - eine Platte, welche vermutlich gerade bei Leuten, welche die jeweiligen Originale nicht kennen, auf viel Wertschätzung stoßen dürfte. Mit einer Prise Jazz geschmacksicher aufbereit- ete nostalgieverbrämte Pop-Musik für den etwas gehobeneren Anspruch - so könnte man dies Album mit einem Satz charakterisieren. Vor allem ist das Album ernstgemeint und keine Parodie auf das Genre wie es die völlig überflüssige Platte von Mr. Williams war. Keine Platte mit Ewig- keitsanspruch in der Historie der Popmusik, aber doch gut gemachte Unterhaltung.

Bewertung: gut

Songs
Fever
Moondance
Kissing A Fool
For Once In My Life
How Can You Mend A Broken Heart
You´ll Never Find Another Love
Crazy Little Thing Called Love
Put Your Head On My Shoulder
Sway
The Way You Look Tonight
Come Fly With Me
That´s All

Arrangements
Johnny Mandel
Randy Waldman
Mike Melvoin

Produzent
David Foster