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“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
Body And Soul
(Text und Komposition: Frank Eyton/Robert Sour/John Green/Edward Heyman)

Aufnahmedaten der verschiedenen von Sinatra im Studio eingesungenen Versionen:
9. November 1947 (Columbia)
13. April 1984 (Reprise)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, begeben wir uns einmal mehr weit zurück in Sinatras musikalische Vergangenheit, in die Zeit als der Barde bei Columbia-Records unter Vertrage war (1943-52) – in dieser Phase seiner langen Karriere gibt es – und wieder einmal werden Sie mir sicherlich beipflichten – viele, viele Kleinode zu entdecken, so auch den Song Body And Soul.

Jeder Hörer, der sich auch gelegentlich, wenn nicht gar hauptsächlich, Jazz zu Gemüte führt, weiß natürlich, dass Body And Soul sich bei Jazz-Musikern allergrößter Beliebtheit erfreut – so gut wie alle Größen dieses Genres hatten bzw. haben diese Nummer in ihrem Repertoire, hier alle Namen aufzuführen, hieße ein Jazz-Lexikon herunterzubeten - vermutlich hat sich darüber hinaus auch fast jede unbekannte Fünf-Uhr-Tee-Kapelle an diesem Standard versucht und somit liegen uns unzählige Aufnahmen in den verschiedensten Besetzungen vor, einige wenige zumind- est dürften wohl auch Ihnen, falls Sie dem jazz-interessierten Hörerkreis zuzuzählen sind, bekannt sein.

Sinatra nahm diesen Song am 9. November 1947 in New York für das Label Columbia auf, das Arrangement besorgte natürlich Axel Stordahl, der dem Trompeter Bobby Hackett hier Raum
für ein besonders schönes Trompetensolo gelassen hat. Im Jahre 1949 wurde diese Aufnahme auch für das Columbia-10“-Concept-Album Frankly Sentimental verwendet. Zu finden ist diese Version auf der 12-CD-Box
The Columbia Years 1943-1952 – The Complete Recordings. Außer dieser Version wurden auch zwei Alternate Takes auf Columbia-LP-Samplern veröffent- licht.

Der Song wurde 1930 für die Show Three´s A Crowd geschrieben, die Autoren sind John Green, Edward Heyman, Robert Sour und Frank Eyton.

1984 nahm Sinatra den berühmten Song nochmals anlässlich der Sessions für sein Spaeth-Werk
L.A. Is My Lady auf, die Aufnahme ist auf der Lang-Fassung des Videos Portrait Of An Album zu hören, auf eine offizielle CD-Version dieser Version des Titels muss man allerdings noch heute warten, er ist auch nicht in der kolossalen 20-CD-Edition The Complete Reprise Studio Recordings enthalten. Das Booklet der CD L.A. Is My Lady erwähnt zwar, dass der Song für das Album geplant war, vermeldet aber kurioserweise, der Song sei NICHT aufgenommen worden:

“They will record eleven tunes in all. A twelfth (Body And Soul) is skipped because Sinatra recalls having recorded it at Columbia and doesn´t think he „can bring anything new to it“. Quincy (Jones), seeing an arrangement going to waste, says with no hope in his voice; „we have much better microphones now“. But it is not to be done.“

Vielleicht ist jemand unter der Leserschaft im Besitz des Videos, welches diese Version enthält und kann uns Näheres zu dieser Aufnahme sagen. Zumindest Sinatras Gesansspur aus dem Jahre 1984 ist inzwischen auf offiziell erschienenem Tonträger erhältlich. Die Neu-Version erblickte nach langen Jahren anno Zwotausendundacht das Licht der Welt und zwar auf dem Tonträger
Nothing But The Best, einer Zusammenstellung von Reprise-Songs, welche pünktlich zum zehnten Todestag des Barden auf den Markt geworfen wurde. Zu diesem Zwecke wurde ein neu arrangierter streicher-betonter Orchestral-Track aufgenommen, welcher Sinatras Vokalbeitrag von anno 1984 untermalt.

Wohlan, liebes Sinatra-interessiertes Publicum: Es kann wohl kaum einen Zweifel geben, welche Fassung dieses Titels die fundamental bessere ist. Kaum ein Sinatra-Hörer wird mir ernstlich widersprechen wollen, wenn ich die Fassung aus dem Jahre 1947 als die mit Abstand - großem Abstand - gelungenere Version bezeichne.

Freilich: Von Body And Soul liegen viele und vielfach auch weit bewegendere, viel tiefschürfend- ere Aufnahmen zumal aus dem Jazz-Bereich vor, welche Sinatras Erst-Aufnahme des Titels zum Teil weit, weit überragen. Aber da ich Sinatra ohnedies nichts als Jazz-Sänger bezeichnen möchte, stellen diese Aufnahmen zumindest für meinen Begriff keine direkte Konkurrenz dar. Body And Soul in der 47er-Fassung stellt für mich vielmehr einen der Höhepunkte der Columbia-Phase dar - Sinatra griff ein vor allem in Jazz-Kreisen beliebtes Thema auf und zog
sich - in Anbetracht der vielen Aufnahmen, die von Body And Soul schon damals verfügbar waren - sehr achtbar aus der Affäre. Das Arrangement ist gefällig, über weite Strecken unauffällig und dient dem Sänger als ideler Hintergrund, um sich und seine Kunst angemessen zu präsent- ieren. Die Solo-Trompete von Bobby Hackett verleiht dem Song eine bluesige Note, was in angenehmem Kontrast zur Streicherbegleitung steht. Der Barde selbst liefert eine sehr überzeugende Leistung. In der Tat eine hochgradig befriedigende Version eines Klassikers.

Was die zwote Version von anno 1984 anbetrifft - als sie schließlich 2008 doch noch veröffent- licht wurde, betrugen sich zumal die amerikanischen Fans des Barden so, als habe man mit dieser Veröffentlichung Manna vom Himmel regnen lassen. Nichts jedoch, meine sehr geehrten Damen und Herren, liegt ferner der Wahrheit.

Sinatra selbst hat den Song damals bei den Sessions zu L.A. Is My Lady selbst aus dem Programm geworfen und zu Lebzeiten der Legende würde er wohl auch niemals veröffentlicht worden sein - es ist offensichtlich, dass die von ihm damals gesungene Version seinen eigenen Qualitätskriterien nicht gerecht wurde. Der Vocal-Track, der für die neu zusammengemixte Version verwendet wurde, dürfte eine Art Probe-Lauf für den Song gewesen sein, nach welchem sich Sinatra dazu entschlossen haben dürfte, die Sache lieber bleiben zu lassen - und er tat gut daran.

Das neu eingespielte Arrangement ist sehr streicherbetont, will in seiner Dramatik vielleicht
die Stimmung alter Jenkins-Instrumentierungen wieder aufleben lassen, bleibt aber bloß durchschnittlich und wenig spektakulär. Sinatra selbst ist in wahrlich mitleiderregender stimmlicher Verfassung: wertes Publicum, ich wünschte man hätte die Veröffentlichung dieses Debakels dem Andenken des Verblichenen zuliebe sein lassen - wir hören hier einen neuen,
in dieser Form auch im Spätwerk des Barden fast einzigartigen Höhepunkt der Weinerlichkeit. Ich bitte vielfach um Verzeihung, aber was hier von Sinatra nach den ersten eher in Sprech- gesangs-Manier vorgetragenen Zeilen geboten wird, ist kein Gesang, sondern jämmerliches Geseiere. Jämmerlichstes Geseiere - absolut unwürdig. Die Stimme Sinatras in der 1947er- Aufnahme fließt, während sie in der 1984er-Aufnahme nur noch bröckelt und zerbröselt, geradezu unglaublich die Brüchigkeit der Stimme, der ungelenke Ausdruck, die sichtbarliche Überforderung des Altstars - selten hat man Gelegenheit, Sinatras stimmlichen Abbau im Laufe der Jahre eindrucksvoller und auch erschütternder dokumentiert zu erfahren.

Sehr geehrte Damen und Herren: Auch wenn manche Fanatiker, welchen jeder Sinn für die Realität abhanden gekommen sein dürfte, diese Neuveröffentlichung aus 2008 preisen mögen:
Sie ist in all ihrer Unzulänglichkeit völlig verfehlt, absolut unnötig und schadet nur dem Andenken des Barden, welcher sich gegen diese Veröffentlichung mit Händen und Füßen gewehrt haben würde, wäre er anno 2008 noch am Leben gewesen. Meine Damen und Herren der Plattenfirma, die Sie für diese Veröffentlichung verantwortlich sind: Sie beschmutzen damit das Andenken an den Barden, indem Sie ihn in einer seiner künstlerisch schwärzesten Stunden nachträglich und gegen seinen ausdrücklichen Willen als bejammernswerten Ritter von der traurigsten Gestalt vorführen! Schämen Sie sich! Nehmen Sie diesen Sampler aus dem Programm, stampfen Sie die noch herumliegenden Restbestände ein, wenn Sie noch einen Funken Anstand im Leibe haben!

Wertes Publicum, verzeihen Sie den harschen Ton, den ich in meinen letzten Sätzen anzu- schlagen unmöglich umhinkonnte: Nichts vermag mich mehr in Rage zu bringen, als wenn - nur um Kapital zu schlagen - inferiore Werke aus dem Nachlass eines Künstlers auf den Markt gebracht werden, welche den Ruf besagten Künstlers untergraben beziehungsweise schädigen.


Vokal- und Instrumentalaufnahmen des Titels von anderen Künstlern (Auszug)
Interpret/Album-Titel/Jahr der Aufnahme bzw. Veröffentlichung:


Manhattan Transfer: Best Of Manhattan Transfer (1975-81)
Carmen McRae: In London (1961)
Tony Bennett: Astoria - Portrait Of The Artist (1990)
Michael Feinstein: Such Sweet Sorrow (1995)
Nat King Cole: Best Of The Nat King Cole Trio (1995)
Monty Alexander: Ballad Essentials (1980-96)
Harry Allen: Meets The John Pizzarelli Trio (1995)
Ernestine Anderson: Ballad Essentials (1977-91)
Louis Armstrong: Jazz Masters (1956-57)
Chet Baker: Sings Again (1985)
Count Basie: Fun Time (1975)
Louie Bellson: Raincheck (1978)
Art Blakey: Blue Night (1985)
Dave Brubeck: Double Live From The USA And UK (1998)
Kenny Burrell: When Lights Are Low (1978)
Benny Carter: Montreux ´77 (1977)
John Coltrane: Coltrane´s Sound (1964)
Dutch Swing College Band: Body And Soul (1964)
Duke Ellington: Ellington ´55 (1953-55)
Bill Evans: Affinity (1978)
Ella Fitzgerald: Something To Live For (1937-66)
Erroll Garner: Collection (1951-52)
Stan Getz: Jazz Masters (1952-71)
Benny Goodman: Basel 1959 (1959)
Dexter Gordon: Ballads (1961-78)
Stephane Grappelli: The Best Of (1975)
Scott Hamilton: Ballad Essentials (1977-96)
Lionel Hampton: Just One Of These Things (1954)
Coleman Hawkins: Bean And The Boys (1950-58)
Woody Herman: Caldonia (1977)
Billie Holiday: Greatest Hits (1935-41)
Keith Jarrett: The Cure (1990)
Stan Kenton: Adventures In Jazz (1961)
Lee Konitz: Leewise (1992)
Diana Krall: Stepping Out (1993)
Joe Lovano: From The Soul (1991)
Charles Mingus: Mysterious Blues (1960)
Thelonious Monk: Monk´s Dream (1962)
Anita O´Day: Ultimate (1956-62)
Charlie Parker: Early Bird (1940-45)
Oscar Peterson: Plays Broadway (1950-64)
Sonny Rollins: And The Big Brass (1958)
Sarah Vaughn: How Long Has This Been Going On (1978)
Lester Young: Essential Masters Of Jazz (1936)



 
Information:

Der Song kann in seinen verschieden- en Versionen auf folgenden Sinatra- Alben nachgehört werden. Diese Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Version Numero Eins:
Complete Recordings 1943-52
Best Of The Columbia Years
A Voice In Time

sowie auf einer Unzahl von Billig- Samplern mit Aufnahmen aus der Frühzeit des Barden

Version Numero Zwo:
Nothing But The Best