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“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
Sylvie Testud

Schauspielerin, Autorin und Regisseurin, geboren 17. Januar 1971

Wertes Publicum, meine hochverehrten Damen und Herren von Nah und Fern: Linkerhand und in deutlich erkennbarer photographischer Darstellung neueren Datums sehen Sie keine Geringere
als die großartigste Aktrice Frankreichs, Europas, ja höchstwahrscheinlich der ganzen Welt: die hochbegabte, die einzigartige
Mademoiselle Sylvie Testud. In der Tat und ohne jegliche Über- treibung: Niemand, und ich meine: absolut niemand hätte ein größeres Anrecht darauf, - so es
ihn denn gäbe - den Titel "weltbeste Schauspielerin" als Berufsbezeichnung zu führen als eben Mademoiselle Testud.

Die vielfach prämierte Darstellerin - die von ihr bislang gewonnenen Preise werden im Folgenden noch gebührende Erwähnung finden - wurde am 17. Januar 1971 in Lyon geboren. Ihre Frau Mutter, welche dem Berufe einer Buchhalterin nachging, ist gebürtige Italienerin und war in den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts nach Frankreich ausgewandert. Sie war mit einem Franzosen vermählt, welcher es aber vorzog, sich aus dem Staube zu machen, als Sylvie kaum erst zwo Lebensjahre zählte. Eigenen Angaben zufolge ist Mademoiselle Testud an einem Wiedersehen
mit ihrem Vater nicht interessiert.

Anno 1985 wurde die 14-jährige Sylvie Testud von dem Spielfilm Das freche Mädchen und hier vor allem von der gleichaltrigen Hauptdarstellerin Charlotte Gainsbourg so nachhaltig beeindruckt, dass sie kurzentschlossen selbst begann, Schauspielunterricht zu nehmen. Im Nachhinein gepriesen sei an dieser Stelle diese Entscheidung, welche später so unerhörte und hocherquick- liche Folgen für den europäischen Film zeitigen sollte! Oh, meine sehr verehrten Damen und Herren: wahres Talent bahnt sich immer einen Weg. Diese so alte, gleichwohl fast stets zutreff- ende Weisheit in gegenständlichem Falle bewahrheitet zu sehen, erfüllt uns naturgemäß mit allergrößter Befriedigung. 1989 zog Mademoiselle Testud nach Paris, woselbst sie für drei Jahre am Conservatoire national supérieur d'art dramatique ausgebildet wurde.

Bis Mitte der 90er Jahre brachte sie ihr überragendes Talent in einige kleine, aber feine französische Filme ein - einstweilen zwar noch als Nebendarstellerin, welche jedoch bald
mehr und mehr Beachtung fand. 1996 feierte Sylvie Testud ihren künstlerischen Durchbruch,
als sie eine Hauptrolle in dem deutschen Film Jenseits der Stille übernahm. Für diesen inter- national gefeierten Film, welcher die Geschichte der musikalisch hochbegabten Tochter eines taubstummen Ehepaars erzählt, erlernte sie nicht nur Deutsch und die Gebärdensprache, sondern auch das Klarinette-Spielen. Umgehend durfte Sylvie Testud die Früchte ihrer Anstrengungen und Bemühungen ernten: 1997 nämlich ward ihr der Deutsche Filmpreis in der Kategorie Beste Haupt- darstellerin verliehen. 1998 spielte sie ihre erste Hauptrolle in einem französischen Film, Karnaval. Im Jahre 2001 spielte sie die Hauptrolle in dem Film Murderous Maids - ein Dienstmädchen, welches wegen Mordes an ihren Dienstgebern verurteilt wird. Für ihre außerordentliche Leistung in diesem Film wurden Sylvie Testud große Ehren zuteil, so gewann sie etwa den César For Most Promising Actress. Neben ihrer Tätigkeit in größtenteils künstlerisch wertvollen Filmen fand die Vielbeschäftigte anno 2003 dennoch Zeit, ihre Autobiografie zu veröffentlichen: Il n'y a pas beaucoup d'étoiles ce soir.

Ohne innezuhalten trieb Mademoiselle Testud in den darauffolgenden Jahren ihren Aufstieg in
den Olymp der Filmkunst voran: Mehr als zwei Dutzend zumeist französische Filme veredelte
sie durch ihre Mitwirkung - der Großteil davon fand leider - vermutlich weil künstlerisch zu anspruchsvoll und daher nicht hinreichend publicumswirksam - keinen deutschen Verleih, so
dass uns nur zu hoffen bleibt, dass deutsche Fernsehanstalten die Synchronisation des einen oder anderen Streifens in Auftrag geben, auf dass diese Filme hierzulande zumindest im TV zur Aufführung gelangen mögen. Einige dieser Filme erschienen auch als Digital Versatile Disc - unglücklicherweise freilich nur in der Originalsprache und ohne deutsche Untertitelung.. 2005 und 2006 trat sie auch als Schriftstellerin hervor und veröffentlichte zwei  von der Buchkritik hochge- lobte Romane: Le ciel t'aidera und Gamine. Eine Übersetzung der Bücher von Sylvie Testud in
die deutsche Sprache steht einstweilen leider, leider noch aus.

2007 spielte sie in dem Film La Vie en rose die beste Freundin der Hauptfigur Edith Piaf.
Sehr geehrtes Publicum: Bei allem Respekt vor der unstrittigen Leistung von Marion Cottilard, welche die Piaf verkörperte und dafür unter anderem den Golden Globe, den Oscar und einen César einheimste: Die eigentliche Sensation des weltweit außerordentlich erfolgreichen Streifens ist freilich Sylvie Testud, welche die Cotillard mühelos und scheinbar aus dem Handgelenk heraus an die Wand spielte. Wie in eigentlich allen ihren Filmen, so ist auch hier Mademoiselle Testuds darstellerische Ausdruckskraft und charismatische Leinwandpräsenz geradezu gewaltig, ja schier unglaublich. Einen besonders eindrucksvollen Beweis ihrer schauspielerischen Kunst und ihrer enormen Wandlungsfähigkeit lieferte sie 2008 ab: In dem Film Sagan porträtierte sie die berühmte französische Romanschriftstellerin Francoise Sagan in allen Lebensabschnitten, vom 18-jährigen Wildfang bis zur verbitterten, vereinsamten Frau ihrer letzten Lebensjahre. Die erheblich längere TV-Fassung ist der Kino-Version freilich bei weitem vorzuziehen, bietet sie doch ein deutliches Mehr an Testud. Für diese Leistung erhielt Sylvie Testud im Jahr darauf einen Globe Cristal als beste Darstellerin und wurde mit einer weiteren César-Nominierung bedacht. Ebenfalls 2009 wurde sie zum Chevalier de l'ordre national du Mérite ernannt, eine außerordentliche Auszeichnung und große Ehre, welche nur den Wenigsten vorbehalten bleibt.

2010 wurde sie für ihre herausragende Leistung als unter Lähmungserscheinungen leidende junge Frau in dem Drama Lourdes mit dem europäischen Filmpreis ausgezeichnet und vermochte dergestalt hochkarätige Konkurrentinnen wie Sibel Kekilli oder Lesley Manville auszubremsen. Dieser Preis, ein weiterer in einer langen Reihe, wird zweifelsohne viel dazu beitragen, den Ruhm der Aktrice zu mehren und zu verfestigen - soweit, dass ich ohne weiteres die Prophezeiung wagen darf, Mademoiselle Testud werde in den nächsten zwei bis drei Jahren die bekanntesten Diven des französischen Kinos wie etwa Catherine Deneuve, Jeanne Moreau oder Isabelle Huppert haushoch überflügeln und solcherart endgültig zur Ikone der Filmwelt aufsteigen - in Frankreich zumindest genießt Sylvie Testud ohnedies verdientermaßen seit Jahren Kultstatus. - Meine Damen und Herren, ich kann Ihnen den Film Lourdes nur allerwärmstens anempfehlen, ich
selbst war von dem Streifen dermaßen beeindruckt und angetan, dass ich nicht weniger als
sieben Vorstellungen im von mir favorisierten Lichtspieltheater besuchte. Wäre der Film nicht aus dem Programm genommen worden, so hätte ich ihn zweifelsohne noch wesentlich öfter gesehen. Inzwischen ist er freilich auch auf Digital Versatile Disc erschienen - eine Tatsache, die den erklärten DVD-Gegner in mir im Hinblick auf die Möglichkeit, den Film immer wieder und wieder - so oft es mich eben danach gelüstet - zu sehen, fast schon wanken läßt. Allerdings dürfte eine TV-Ausstrahlung in absehbarer Zeit erfolgen, zählte doch der Sender arte zu den Finanziers des Werkes. Es ist vor allem natürlich die Eindringlichkeit des Spiels von Mademoiselle Testud, die den Film zu einem einzigartigen und zutiefst berührenden Erlebnis macht - meine sehr verehrten Damen und Herren, machen Sie - sobald sich eine günstige Gelegenheit hierfür ergibt - die Probe aufs Exempel: Sie werden gleich mir aufs Nachhaltigste begeistert sein.

Gestatten Sie mir nunmehr eine keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebende Auflistung der hohen Preise, Nominierungen und Auszeichnungen, welche Mademoiselle Testud bislang für ihr künstlerisches Werk verbuchen durfte:

1997: Deutscher Filmpreis für die beste Hauptrolle in dem Film Jenseits der Stille
2000: Prix Michel-Simon für Karnaval
2000: César-Nominierung für Karnaval
2001: César für Murderous Maids
2004: César für die beste Darstellerin für Mit Staunen und Zittern
2004: Prix Lumière und Étoile d'or für Mit Staunen und Zittern
2008: Prix des lecteurs de la sélection Le Livre de poche für ihren Roman Gamines
2009: Globe de cristal als beste Darstellerin für Sagan
2009: César-Nominierung für Sagan
2009: Ernennung zum chevalier de l'ordre national du Mérite
2010: Europäischer Filmpreis als beste Darstellerin für Lourdes

Oh, meine sehr verehrten Damen und Herren - das Arbeitspensum von Mademoiselle Testud
ist enorm: jährlich dreht sie mindestens zwei bis drei Spielfilme, betätigt sich daneben ausge- sprochen erfolgreich auch als Theaterschauspielerin, so spielte sie etwa in Goethes Stella,
in Ungeduld des Herzens von Stefan Zweig, in Biografie: Ein Spiel von Max Frisch sowie Casimir
und Caroline von Ödön von Horváth, weiters führte sie auch schon Regie (Je veux descendre, Kurzfilm, 1998) und obliegt ferner der Aufzucht ihres anno 2005 das Licht der Welt erblickten Sohnemanns Ruben. Lassen Sie mich angesichts dieser Vielzahl von Aktivitäten meiner wohl- meinenden Sorge Ausdruck verleihen, dies alles könnte irgendeinmalen die Kräfte der 170 Zentimeter messenden Aktrice übersteigen - die möglichen, fast unausweichlichen Folgen,
welche hoffentlich nie eintreten werden, könnten im verheerendsten Falle durchaus einen völligen physischen und psychischen Zusammenbruch beinhalten. Dies alles scheint nicht ganz unwahr- scheinlich zumal nämlich auch die stoffliche Erscheinung von Mademoiselle Testud nicht unbe- dingt die robusteste genannt werden darf. Oh, wertes Publicum: Welch ungeheure Energie wallt und siedet in der auf den ersten Blick doch eher fragil wirkenden Mademoiselle Testud, welche übrigens, wenn Sie, werter Leser, teure Leserin, freundlicherweise die Güte haben wollen, mir diese Zwischenbemerkung an dieser Stelle zu gestatten, mitsamt Sohnemann in Paris residiert. Etwas Mäßigung und Schonung wären möglicherweise durchaus angezeigt. Einstweilen jedoch kann von einem etwaigen Kürzertreten nicht die Rede sein: Allein im Jahre 2010 wirkte Sylvie Testud in fünf Filmproduktionen mit:

Le Bonheur de Pierre
La Rafle
Mumu
Avant l'aube
Louise Michel


In zuletzt genanntem Film setzt Sylvie Testud unter der Regie von Sólveig Anspach der 1830 geborenen und 1905 verblichenen französischen Kommunardin, Anarchistin, Lehrerin, Freimaurerin und Dramatikerin Louise Michel ein Denkmal. Meine Damen und Herren: Ganz ohne jeden Zweifel wird Mademoiselle Testud für ihre Darstellung dieser außergewöhnlichen Frau erneut mit Ehrungen und Preisen überhäuft, ja geradezu überschüttet werden - wie es sich freilich für die grandioseste Aktrice ihrer Generation geziemt und eigentlich von selbst versteht. Mon Dieu, wertes Publicum: Um zu dieser Überzeugung zu gelangen, bedarf es in der Tat keiner besonderen prophetischen Begabung. Der César ist Mademoiselle Testud sicher. Das Jahr 2011 bringt mit L'Ordre et la
Morale einen weiteren Film der - fast wäre man geneigt zu sagen: hyperaktiven - Aktrice in die Lichtspieltheater. 2011 wird Sylvie Testud auch wieder Regie führen: La Vie d'une autre soll die Geschichte einer Mittzwanzigerin erzählen, die nach einer durchzechten Nacht und damit einher- gehendem Blackout zwölf Jahre später als Ehefrau und Mutter erwacht. Dem Vernehmen nach werden die Hauptrollen mit Matthieu Kassovitz und Juliette Binoche ausgesprochen prominent besetzt sein - oh, ich bin mir sicher, dieses Projekt wird Mademoiselle Testud viel Ruhm und Ehre bescheren! Weitere Produktionen werden mit Sicherheit folgen, meine sehr verehrten Damen und Herren. Freuen wir uns also auf weitere künstlerische Großtaten von Mademoiselle Testud und hoffen wir vor allem, dass dieselben auch ihren Weg in die deutschsprachigen Lichtspieltheater finden mögen. Wertes Publicum, Sylvie Testud, die - abgesehen von Isild Le Besco - unzweifelhaft brillanteste Schauspielerin der Gegenwart - sie lebe hoch!





Schaffen und Wirken

Die wichtigsten Filme
Jenseits der Stille (1996)
Karnaval (1998)
Le Château (2001)
Ich geh´ nach Hause (2001)
Jedermanns Fest (2002)
Un moment de bonheur (2002)
Liebe deinen Vater (2002)
Leben tötet mich (2002)
Mit Staunen und Zittern (2003)
Filles uniques (2003)
Morgen ziehen wir um (2004)
Victoire (2004)
Worte in Blau (2005)
Der Fluchtpunkt (2007)
La Vie en rose (2007)
Bonjour Sagan (2008)
L’idiot (2008)
Le bonheur de Pierre (2009)
Lourdes (2009)
Louise Michel (2010)

Romane
Il n'y a pas beaucoup d'étoiles ce soir (2003)
Le ciel t'aidera (2005)
Gamine (2006)