ZUR PERSON     MUSIK     FILM     LEUTE     EXTRA     SERVICE     FORUM     NEUES     GÄSTEBUCH     NEUERSCHEINUNGEN
 
“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
Songs
The September Of My Years
How Old Am I
Don´t Wait Too Long
It Gets Lonely Early
This Is All I Ask
Last Night When We Where Young
The Man In The Looking Glass
It Was A Very Good Year
When The Wind Was Green
Hello Young Lovers
I See It Now
Once Upon A Time
September Song



Aufgenommen April / Mai 1965



Produzent

Sonny Burke

Arrangeur

Gordon Jenkins
September Of My Years

Rezension zur Verfügung gestellt von Ulrich Groh


Preisgekröntes, perfektes Sinatra- Originalalbum von atemberaubender Schönheit

1965 stand Sinatra vor seinem 50.Geburtstag. Er konnte auf Erfolge zurückblicken, die vor ihm noch kein anderer Sänger errungen hatte - vor allem nicht hinsichtlich der Dauer, denn jahrzehnte- lange Karrieren kannte das amerikanische Showbusiness bis dato nicht. Er hatte Tiefen, auch künstlerisch; bediente in seinen Anfangszeiten kreischende Teenies mit Songs, die heute nicht
zu Unrecht in Vergessenheit gerieten, swingte, brachte höchste Qualität insbesondere während seiner Zugehörigkeit zum CAPITOL-Label, für das er zeitlose Alben einspielte und nicht selten Maßstäbe setzte, denen er ab der Gründung des eigenen REPRISE-Labels Anfang der 60er Jahre nicht immer gerecht werden konnte.

Nun aber der 50.Geburtstag... Eine Zahl, auch eine Zäsur, die zur Reflexion zwingt über das, was gelebt, geliebt, überstanden, erlitten, genossen, bewältigt wurde. Sinatra, DER Vollblutmusiker schlechthin, entscheidet sich für die musikalische Auseinandersetzung mit der Lebensmitte. Er lässt Texte schreiben, die die Melancholie des Alterns zum Thema haben, das Sinnieren über Gewesenes: Beglückendes wie Trauriges. Alle Facetten, aber keine einseitig verklärte Hommage an die Jugend, sondern an die Reife, die Synthese des Gelebten. Und an das Morgen.

Die besten Komponisten liefern Melodien - wunderschöne Melodien. Aus Sinatras Kehle klingen diese wie Standards, doch handelt es sich überwiegend um neues Material, dem er seinen unnachahmlichen Stempel aufzudrücken weiß. Melancholisch-getragene Weisen; der Thematik angemessen, doch ohne jeglichen Kitsch aus der "Man müsste nochmal 20 sein" - Sentiment- schublade. Und dann der Glücksgriff, der das Album erst zu dem werden ließ, was es war, ist
und für alle Ewigkeit bleiben wird: Gordon Jenkins, der meisterhafte Arrangeur, der sich wie kein Zweiter auf primär romantische, zauberhaft-subtile Orchestrierung versteht. Insbesondere, wenn
es um Balladen geht. Da macht ihm niemand etwas vor. Kein Nelson Riddle, kein Don Costa, kein Billy May. Alle sehr wohl Meister ihres Fachs, aber nicht unbedingt in erster Linie dann, wenn der Wind den Lebensherbst umweht.

Entstanden ist ein perfektes Album von atemberaubender Schönheit bis ins i-Tüpfelchen, doch bar jeglicher Sterilität oder Künstlichkeit. Beim Hören kann man sich des Eindrucks, dass jeder der Mitwirkenden in dieses Projekt seine Seele legte, nicht verschließen. Allem voran ein Sinatra, der selten glaubwürdiger, authentischer daherkam und sich aller Register seiner Sangeskunst zu bedienen weiß.

FS produzierte eine Unmenge von Langspielplatten. Sehr gute, mittelmäßige, partiell gar etwas fragwürdige sind darunter. Bei September Of Ny Years hingegen stimmt einfach alles: Texte, Melodien, kongeniales Arrangement, Stimme des Künstlers. Nichts schwächelt, nichts hätte besser umgesetzt werden können: Ein Konzeptalbum in seiner lupenreinsten Form entstand, das die höchsten Erwartungen gar noch zu übertreffen wusste. Zum künstlerischen Non plus Ultra gesellte sich zudem auch der kommerzielle Erfolg, die Auszeichnungen wie die Grammys, die es regnete: "Bestes Album", "Bester Gesang", "Beste Arrangements", um nur drei Kategorien dieses hochdekorierten Werkes anzuführen.

Die im Jahr 2010 neu aufgelegte Digitalversion ist soundtechnisch die beste, die es je gab. Am wenigsten steht dieser Superlativ mit den beiden Bonussongs in Verbindung (Eine live-, eine Singleversion von albumimmanten Songs - This Is All I Ask bzw. How Old Am I - wurden hinzu- gefügt), die man gerne mitnimmt, die jedoch nichts wirklich Neues beinhalten, für Fans aber dennoch eine Bereicherung darstellen. Das 14-seitige Booklet mit Detailinformationen über die Entstehung des Werkes (das dem seinerzeitigen Original übrigens nicht beilag) rundet den ohnehin gewonnenen Eindruck ab: Jedes, aber auch wirklich jedes Segment wurde mit größter Perfektion ausgestaltet.

September Of My Years stellt ein homogenes, romantisches Meisterwerk dar, das in jeder Hinsicht Maßstäbe setzte und epochenübergreifend modeunabhängig geriet. Es ist eines der
ganz wenigen Alben überhaupt, das hinsichtlich seiner hohen Qualität von Fachwelt UND Publikum einhellig als Meilenstein gewertet wurde und wird; es ist ganz einfach traumhaft schön und avancierte gewissermaßen zum Denkmal eines Künstlers, der inbesondere bzgl. seiner vokalen Brillanz bis heute als unerreicht gilt.

Bewertung: hervorragend