ZUR PERSON     MUSIK     FILM     LEUTE     EXTRA     SERVICE     FORUM     NEUES     GÄSTEBUCH     NEUERSCHEINUNGEN
 
“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
Love Makes Us Whatever We Want To Be
(Text und Komposition: Sammy Cahn/Jule Styne)

Aufnahmedaten der verschiedenen von Sinatra im Studio eingesungenen Versionen:
17. August 1982 (Reprise)
19. Januar 1983 (Reprise)

Sehr verehrte Damen und Herren, nach seinem "Rücktritt vom Rücktritt" anno 1973 befand sich Sinatra bis zum Ende seiner Karriere 1995 fast permanent auf Tournee, war aber nur ein sehr sporadischer Gast in den Aufnahmestudios, so gibt es denn aus den letzten rund zwanzig Jahren seiner langen Karriere verhältnismäßig wenige neu entstandene Tonträger: Nur sieben neue Langspielalben wurden in dieser Zeit eingespielt, zählt man die beiden Duets-Alben zusammen (das Material für beide Alben wurde in einer zusammenhängenden Serie von Aufnahmesessions eingespielt) gar nur sechs, wobei zwischen den letzten beiden sogar rund zehn Jahre liegen. Daneben gibt es einige abgebrochene Projekte und vereinzelte Single- Veröffentlichungen - manche Aufnahmen ließ man auch Jahre im Archiv schimmeln, ohne sie
zu veröffentlichen und einer solchen wollen wir uns, wenn Sie es erlauben, nun hierorts widmen.

Um diesen Song zu kennen, müssen Sie - werte Dame, lieber Herr - die mächtige und entgegen dem hochtrabenden Titel doch nicht ganz komplette, ganze zwanzig CD´s umfassende Werk- schau The Complete Reprise Studio Recordings Ihr Eigen nennen - nur dorten nämlich wurde Love Makes Us Whatever We Want To Be erstmals anno 1995 veröffentlicht.

Sie finden den Song dorten auf CD Numero Zwanzig - durch diese Information sind Sie nunmehr des lästigen Herumsuchens enthoben, ein Service, wie es Ihnen freilich nur die EOTC-Seiten bieten,meine hochverehrten Damen und Herren.

Wenn Sie, verehrte Leserin, geschätzter Leser, zu jenen Sinatra-Interessierten gehören, die auch den Plattenhüllen beziehungsweise CD-Booklets Ihre Aufmerksamkeit schenken, werden Sie in den "Beipacksinformationen" vieler Sinatra-Alben den Namen Sammy Cahn und Jule Styne begegnet sein - die Wahrscheinlichkeit dafür ist recht hoch, denn die beiden haben, einzeln oder oft auch gemeinsam, eine sehr stattliche Anzahl von Songs zum Großteils eigens für Sinatra verfasst - und das über Jahrzehnte hinweg, vor allem aus der Capitol-Phase 1953-61 liegen etliche Single-Veröffentlichungen vor, welche aus der Feder der beiden stammen, ent- weder gemeinsam oder mit anderen Partnern geschrieben, alle nachzuhören auf der Kollektion

The Capitol Singles Collection.

Love Makes Us Whatever We Want To Be ist allerdings bloß eine Routine-Arbeit der beiden, die kindlich anmutende Melodie konventionell, der Text kaum mehr als eine Aneinanderreihung von Platitüden, wenngleich es durchaus einige Zeilen gibt, die recht charmant wirken. In Summe jedenfalls nichts, was Großmutter vom Nachttopf schmeißen könnte, jedenfalls sicher nicht zu vergleichen mit Liedern, welche sie dereinst für den Barden geschrieben haben, wie etwa Three
Coins In The Fountain oder Five Minutes More um nur zwei  Beispiele anzuführen.

Auch das Arrangieren von Love Makes Us Whatever We Want To Be wurde in bewährte Hände gelegt, nämlich in jene von Billy May, ebenfalls jahrzehntelanger Wegbegleiter des Barden und an manch Meisterwerk vor allem der 50er Jahre als führender Kopf beteiligt. Hier aber lieferte der Meister nicht viel mehr ab als Konfektionsware, die er sich mutmaßlich beiläufig aus dem Ärmel hat fallen lassen, während er darauf wartete, dass sein Teewasser zu sieden begann.

Die oftmals so unverkennbare Handschrift May´s ist hier eigentlich kaum auszumachen, jeder drittsemestrige Student hätte das Arrangement genauso gut, wenn nicht sogar besser hinbe- kommen. Das für die Aufnahme verpflichtete Orchester stand unter der Leitung von Vincent Falcone jr.

Unter diesen Voraussetzungen deuten die Zeichen ganz klar auf eine Durchschnittsnummer
und auch Sinatra, welcher das Steuer durch eine besonders pointierte Interpretation immerhin theoretisch hätte herumreissen können, liefert eine wenig überzeugende Leistung. Es ist ja inzwischen schon hinlänglich bekannt, dass Sinatra auf seine alten Tage kaum mehr einer aufsehenerregenden Leistung fähig war, hier aber kommt man nicht umhin festzustellen, dass
er sich bei Love Makes Us Whatever We Want To Be offenbar auch gar nicht darum bemüht hat, irgendetwas aus dem Lied herauszuholen. In der Tat: Der Barde kämpft sich offenbar gelangweilt durch den Song und legt eine wirklich selten seelenlose Interpretation vor.

Gerade Sinatra wurde immer dafür gerühmt, einen manchmal auch banalen Song "zum Leben erwecken" zu können. Nichts von alledem ist hier zu spüren - der Text bleibt was er ist: ein paar Zeilen auf einem Blatt Papier, von Sinatra emotionslos und von vorne bis hinten schlichtweg unbeteiligt heruntergesungen. Sinatras Aufnahmen der Post-Retirement-Phase haften ja generell
sehr oft eine mehr oder weniger große Müdigkeit und Trägheit im gesanglichen Ausdruck an - hier aber meint man unwillkürlich, der Barde schlafwandle geradewegs. Ich habe auch den Eindruck - und sicher werden diesen Eindruck viele von Ihnen teilen - Sinatra hat den Song in einem Sessel sitzend aufgenommen, statt hinter einem Gesangspult zu stehen. In der Tat:
Ich sehe ihn vor meinem geistigen Auge in einem Polstersessel versunken, eine Lesebrille auf der Nase, den Text, den er vorher vielleicht höchstens zweimal gelesen hat, in der Hand und auf die im Studio Anwesenden ganz allgemein einen äußert abgegekämpften, welken Eindruck machend. Dies Bildnis steht mir so deutlich vor Augen, dass mir tatsächlich ist, ich bräuchte
nur die Hand auszustrecken, um Sinatra zu kneifen.

Vor allem im ersten Teil wirkt der Barde vollkommen übermüdet, so als habe er sich die Nacht zuvor bezecht oder zumindest schlaflos in den Pfühlen gewälzt. In der Tat, es ist schon eine seltene Kunst, einen immerhin in weiten Teilen mittelschnellen Song dermaßen einschläfernd
zu singen. Im schnelleren Teil des Songs wirkt Sinatra dann völlig abgekämpft und total ausge- pumpt, so als würde man ihn - Gewehr im Anschlag - einen steilen Hügel hinantreiben.

Womöglich kam der Barde - abgesehen vom naturgemäß immer deutlicher werdenden stimm- lichen Verschleiß - im Alter unter Studiobedingungen einfach nicht mehr in die Gänge, war in Ermangelung eines Live-Publicums nicht in seinem Element und fühlte sich vielleicht auch durch die veränderten technischen Bedingungen einer Studio-Produktion unwohl und eingeengt. Auch hängt bei einem Mann dieses Alters sehr viel von der aktuellen Tagesverfassung ab - alles Aspekte, die es immer wieder zu bedenken gilt, wenn es darum geht, Sinatras Alterswerk einer - wie Sie es von Ihrem Prinzipal gewohnt sind - fachkundigen und sachlich fundierten Beurteilung zu unterziehen. Die zweite an diesem Tage angefertigte Aufnahme - die Ballade Searching - zeigt den Sänger sogar in noch unerfreulicherem Lichte: Selten zuvor oder danach klang Sinatra
so vergrämt und weinerlich.

Übrigens war der Barde von seiner Leistung wohl selbst alles andere als erbaut, er entschied sich nämlich einige Monate später, Anfang 1983, mit Joe Parnello als neuem Orchesterleiter zu einem zweiten Anlauf, welcher aber wohl ein ähnlich unzufriedenstellendes Ergebnis gezeitigt haben dürfte, denn beide Versionen von Love Makes Us Whatever We Want To Be wurden - anstatt wenigstens eine davon in irgendeiner Form der Veröffentlichung zuzuführen - im Archiv abgelegt, woselbst die zweite Fassung noch heutigentags Staub fängt - sie gelangte niemals an die Öffentlichkeit, ein Umstand, welcher sich vermutlich auch in den nächsten Jahren nicht ändern dürfte. Dasselbe Schicksal erlitt Searching, welches hier ebenfalls einen zweiten Anlauf erlebte, sowie auch der Titel It´s Sunday, welcher ebenfalls an diesem Datum aufgenommen wurde. Letzterer Song wurde eine Woche später erneut eingespielt, blieb aber ebenfalls lange unveröffentlicht, bis er schließlich 1990 auf dem Vier-CD-Set The Reprise Collection erstmals herausgebracht wurde.

Es kann kein Zweifel bestehen, dass Sinatra Love Makes Us Whatever We Want To Be, wäre der Song bereits in den 50er Jahren geschrieben worden, zu dieser Zeit um einiges erfreulicher dargeboten würde haben. An sich auch als Song nur durchschnittlich, hätte es für eine Single- Veröffentlichung jedoch sicherlich unter allen Umständen gereicht.



Vokal- und Instrumentalaufnahmen des Titels von anderen Künstlern (Auszug)
Interpret/Album-Titel/Jahr der Aufnahme bzw. Veröffentlichung:


Mir sind bis dato keine weiteren Interpretationen des Songs durch andere Künstler - sei es aus dem Vokal- oder Instrumentalfach - bekannt. Sollten Ihnen, verehrte Leserin, werter Leser, solche bekannt sein, so ersuche ich Sie dringendst und ohne weitere Verzögerung direkten Kontakt mit mir, Ihrem Prinzipal, aufzunehmen. Es wäre dies nur im Sinne des teuren
Verblichenen.
 
Information:

Der Song kann auf den folgenden Sinatra-Alben nachgehört werden. Die Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Version Numero Eins:
Complete Reprise
Studio Recordings


Version Numero Zwo:
unveröffentlicht




Hinweis:

Meine Damen und Herren, so Sie wollen, haben Sie im EOTC-Forum
die Gelegenheit, mit anderen Sinatra- Interessierten über Love Makes Us
Whatever We Want To Be zu disk- utieren - und zwar genau
hier.