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“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
Klaus Kinski

Schauspieler (1926 -1991)

Oh meine sehr geehrten Damen und Herren, werte Filmfreunde, wem wären die markanten Züge rechts abgebildeten Herren nicht bekannt, wer könnte von sich behaupten, noch nie von
Herrn Klaus Kinski gehört zu haben und dabei nichts als die lautere Wahrheit zu sprechen - ganz recht: Niemand. Zumindest als Darsteller in den Edgar-Wallace-Filmen der 60er-Jahre ist Kinski noch heute fest im Bewusstsein der Massen verankert. Die Mitwirkung in dieser Reihe brachte ihm denn auch postwendend den Beinamen "Irrer vom Dienst" ein - und gerade als solcher ist er den meisten TV-Konsumenten bekannt und geläufig, denn gerade diese banalen Kriminal-Filme laufen mit schönster Regelmäßigkeit auf diversen TV-Sendern. Von Fernsehanstalten leider, leider viel weniger - viel zu wenig - gewürdigt wird hingegen Herrn Kinskis Zusammenarbeit mit dem hochdekorierten Film-Regisseur Werner Herzog, welche den eigentlichen künstlerischen Höhepunkt in der Laufbahn des Enfant Terrible des deutschen Films darstellt. Jahre über Jahre müssen vergehen, bis einer der Filme, die Herzog mit Kinski gedreht hat, wieder einmal im Programm  eines deutschsprachigen Senders auftaucht. Ohhhh, es ist dies eine wahre Schande und gereicht den Programmverantwortlichen keineswegs zur Ehre, dies muss einmal mit aller Deutlichkeit und Schärfe gesagt werden.

Lassen Sie mich, sehr geehrte Damen und Herren, weiter unten noch etwas eingehender auf
die ungemein ersprießliche Zusammenarbeit jener beiden Giganten des deutschen Films zurück- kommen - nun jedoch soll zunächst einmal in aller Bescheidenheit der freilich naturgemäß unzu- reichende Versuch unternommen werden, Herrn Kinskis Karriere und sagenhafte Vita in all ihrer staunenerregenden Widersprüchlichkeit nachzuzeichnen. Wohlan, hochwertes und geschätztes Publicum - mit Ihrer Erlaubnis möchte ich nunmehr also zu zeichnen beginnen:

Der als Mime wie auch als Persönlichkeit ungemein faszinierende Herr Kinski wurde - wie wir eben alle - auch einmal geboren, nämlich anno 1926 am 18. Tag des Monats Oktober in dem
kleinen heute zu Polen gehörenden Ort Zoppot als Klaus Günter Karl Nakszynski, Sohn eines
Apothekers und einer (hört, hört!) Krankenschwester. 1930 übersiedelte die gesamte Familie (Vater, Mutter, der vierjährige Klaus Nakszynski und seine drei älteren Geschwister) nach Berlin. Laut Aussagen von Herrn Kinski war er schon in sehr jungen Jahren gezwungen, zum Unterhalt der Familie beizutragen - unter anderem angeblich als Zeitungsausträger (bis hin zum körper- lichen Zusammenbruch), Schuhputzer und Leichenwäscher. Auch soll er eigenen Angaben zufolge "Scheißhäuser geschrubbt" haben, später dann habe er "eben Scheiß-Filme gedreht,
weil ich das eben auch konnte - nicht nur Scheißhäuser schrubben, sondern auch Scheiß-Filme drehen."
1944 geriet er als Angehöriger einer Fallschirmspringereinheit in Holland in britische Kriegsgefangenschaft, im Gefangenenlager begann er - allen Fährnissen und Unzukömmlichkeit- en, welche eine Gefangenschaft (auch die britische) naturgemäß mit sich zu bringen pflegt, wacker trotzend - unter primitiven Bedingungen auf improvisierten Lager-Bühnen Theater zu spielen. Nach Kriegsende wirkte er an mehreren Berliner Theatern, wo er aufgrund seines damals bereits exzentrischen Verhaltens gelegentlich schon nach kurzer Zeit wieder entlassen wurde. Kurzzeitig besuchte Herr Kinski in Berlin auch eine Schauspielschule.

Seine erste Filmrolle spielte Herr Kinski anno 1948 in dem KZ-Drama Morituri. Ab 1952 bereiste er München, Berlin und Wien, wo er auf kleinen Bühnen Texte von Tucholsky, Rimbaud, Villon
und Nietzsche rezitierte. Auch Stellen aus dem Neuen Testament wurden dabei von Herrn Kinski gerne zum Vortrag gebracht. Rund zehn Jahre sollte diese Tätigkeit dauern, bis sich Herr Kinski gänzlich dem Filmgeschäft verschrieb. Seinen ersten Rezitations-Abend sollte Kinski später folgendermaßen schildern: „Ich steige auf den ersten besten Tisch und spreche, schreie, brülle, flüstere, hauche, keuche, weine, lache die Balladen des François Villon aus meiner Seele, barfuß, in zerrissenem Pullover und mit Schiebermütze, in der ich nach jeder Ballade Geld einsammle.“ Ingesamt sollte Kinski im Laufe der Jahre 1957-62 übrigens rund fünfundzwanzig
bis dreißig Schallplatten mit Rezitationen aus Werken der Weltliteratur aufnehmen, welche sich weltweit millionenfach verkauften. Vor einigen Jahren erschien eine monumentale Gesamtedition seiner Rezitations-Alben auf Kompakt-Disk. Auf diese Weise wurde er zu Deutschlands erfolg- reichstem Rezitationskünstler. In dieser frühen Phase von Kinskis Karriere kam es auch zu Kontakten mit dem Regisseur Fritz Kortner und  (aufgepasst, meine hochgeehrten Damen und Herren, gut aufgepasst jetzt) Bertold Brecht. Jawohl, Bertolt Brecht, dessen Kunst Ihr Prinzipal und ergebener Diener ganz besonders bewundert - abgesehen von Brechts politischer Gesinnung, die ich nicht anders kann, als bei jeder Gelegenheit zu preisen. - Zurück zu Herrn Kinski: 1955 war der Schauspieler Verursacher eines Autounfalls und zudem auch in einen Bootsunfall am Starnberger See verwickelt. Diese naturgemäß höchst unerfreulichen Begebenheiten zogen gerichtliche Nachspiele nach sich und wuchsen sich auch zu massiven finanziellen Belastungen aus, welche Herrn Kinski auf Jahre hinaus zu schaffen machen sollten. Im selben Jahr 1955 drehte er unter der Regie von Fritz Kortner den Film Sarajewo, mit seiner damaligen Filmpartnerin Erika Remberg verband ihn bald nicht nur berufliches, oh nein, der Klaus und die Erika wurden auch privat ein Paar mit allem, was so dazugehört. Seine Film-Karriere hingegen drohte um diese Zeit herum völlig im Sande zu verlaufen, zweimal versuchte Herr Kinski sogar, sich dessenthalben zu entleiben.

Ja, meine werten Leserinnen, Sie haben ganz richtig gelesen: Der Mime wollte aus Gram und Verzweiflung seinem ihm so bitter bedünkenden irdischen Dasein ein Ende setzen. Das Recht auf den Mord an sich selbst als letztes verbliebenes Recht der Geschmähten und Entrechteten - Herr Kinski wollte eben dieses für sich in Anspruch nehmen, scheiterte dabei aber glücklicher- weise beide Male. Der damals überaus rennomierte Schauspiel-Kollege O.W. Fischer eilte an das Krankenbett von Herrn Kinski, beschwörte den Mimen händeringend und versprach hoch und heilig, ihm Filmrollen zu verschaffen, wenn er nur künftig von solcherlei der Gesundheit nur allzu abträglichen Taten Abstand hielte. Der Suizid-Vesuch passt natürlich sehr gut ins Bild, das Kinski selbst von sich zeichnete: Nur allzu gern inszenierte er sich als leidendes Enfant Terrible, als Außenseiter und Unverstandenen in der ihm bürokratisch aufgebläht erscheinenden Film- und Theaterbranche.

Wie schon erwähnt, wurde Kinski dem Kino-Publicum zunächst durch seine Mitwirkung in den Edgar-Wallace-Streifen der 60er-Jahre bekannt. Daneben drehte er ungezählte weitere Kriminal- filme, Horror-Filme und war zur Blütezeit des Italo-Western in vielen Filmen dieses Genres zu sehen. Diese Filme drehte Kinski ausschließlich des Gelden wegen, der künstlerische Anpruch der Filme ist in den allermeisten Fällen sehr gering zu veranschlagen. In der Tat handelt es sich dabei in der Mehrheit um Machwerke, derer man sich allerhöchstens der Mitwirkung Herrn Kinskis halber noch erinnert. Vor allem die Spaghetti-Western-Welle der Mitt-Sechziger Jahre ließ Kinski zu einem vielbeschäftigten und gut verdienenden Mimen werden. Aus dem Wust von Billig-Western unter Mitwirkung von Herrn Kinski stechen immerhin zwei Werke heraus: Töte Amigo, in welchem Kinski eine Glanzleistung als irrer mexikanischer Prediger und Revolutionär
abliefert, sowie vor allem Leichen pflastern seinen Weg, ein Film, welcher schon dadurch große Bedeutung erlangte, weil er mit so ziemlich allen Klischees, die man zuvor mit klassischen Western verband, gnadenlos aufräumt. Kinski gibt wie immer auch hier wieder den Bösewicht, einen eiskalten, Frauen und Kinder mordenden Kopfgeldjäger, welcher am Ende - und dies ist geradezu ein Tabu-Bruch - über den guten Helden triumphiert. Auch in Sergio Leone´s vielgepries- enem Western Für ein paar Dollar mehr tritt Kinski in einer allerdings nur kleinen Rolle als buckliger Pistolero in Erscheinung.

Die einzigen künstlerisch wirklich wertvollen Arbeiten seiner Karriere entstanden in enger Zusammenarbeit mit dem Regisseur Werner Herzog. Aguirre - Der Zorn Gottes markierte anno 1972 den Beginn einer langjährigen Zusammenarbeit zwischen Kinski und Herzog, welche bis Mitte der 80er Jahre andauern sollte und der Meisterwerk um Meisterwerk entsprang. Neben seiner Arbeit mit Herzog nahm Herr Kinski auch in dieser Zeit weiterhin annähernd jede ihm angebotene Rolle in B- und C-Filmen an, vielfach in französischen und italienischen Billig- Produktionen, die scheinbar direkt für den Abfallkübel der Filmgeschichte produziert wurden. Schon der erste gemeinsame Film mit Herzog, Aguirre - Der Zorn Gottes galt seinerzeit vielen Cineasten als Meisterwerk. Der damals noch weitgehend unbekannte Herzog drehte den Film mit schmalem Budget, fand aber als Ausgleich eine eindrucksvolle Bildsprache. Der Hauptgewinn des Films ist freilich die Mitwirkung von Kinski, welcher sich hier förmlich die Seele aus dem Leib spielt. Der zwote gemeinsame Film war eine Verbeugung vor Murnaus´s Stummfilmklassiker Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens. Meine sehr verehrten Damen und Herren: Erleben Sie den unvergleichlichen Klaus Kinski in Werner Herzogs eindrucksvollem Remake des Friedrich- Wilhelm-Murnau-Stummfilmklassikers Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens - Sie werden begeistert sein! Die Handlung dieses Vampyr-Dramas ist eng an die literarische Vorlage – Bram Stoker´s Dracula - angelehnt, dennoch handelt es sich bei Nosferatu - Phantom der Nacht keineswegs um einen weiteren simplen Horror-Film, sondern um ein sehr dichtes, eine sehr eigene Atmosphäre atmendes Film-Kunstwerk, welches weit eher dem intellektuellen Betrachter denn dem Blut-und-Beuschel-Splatter-Freak frommt. Lassen Sie sich von einem Grusel-Film ganz eigentümlichen Gepräges faszinieren! Hier spielt Kinski den Blutsauger als leidende Kreatur, verleiht der Schreckgestalt aus dem Original fast schon menschliche Züge. Mit Bruno Ganz und Isabelle Adjani standen Herzog anno 1978 neben Kinski zwei weitere großartige Darsteller zur Verfügung, welche den Film ihrerseits weit über herkömmliche Produkte des Grusel-Genres hinausheben.

Die vielleicht beeindruckendste Leistung seiner gesamten Karriere erbrachte Herr Kinski in dem Film Woyzeck, einer Bearbeitung des Theaterstücks von Georg Büchner fürs Kino unter der Regie von - wie könnte es auch anders sein? - Werner Herzog. Kahlgeschorenen Hauptes und mit den ganzen Film über entgleisten Gesichtszügen erbrachte Kinski anno 1979 eine schon beängstigende darstellerische Leistung. Der Mensch, reduziert auf die betrogene, geschundene Kreatur - Herr Kinski überzeugt auf der ganzen Linie, verschmilzt förmlich mit dem von ihm dargestellten Charakter. Meine Damen und Herren, lassen Sie sich diesen Film nicht entgehen - laufen Sie los und besorgen Sie sich den Streifen, welcher im gutsortierten Fachhandel ohne Probleme käuflich zu erwerben sein sollte.

Fitzcarraldo schließlich war das mit Abstand ehrgeizigste und auch teuerste Werk des Traum- gespanns Kinski-Herzog. Verschobene und unterbrochene Dreharbeiten ließen die Kosten immens ansteigen, Zwistigkeiten zwischen Regisseur und Hauptdarsteller drohten das Projekt immer wieder zum Platzen zu bringen. Die epische Geschichte eines wirrköpfigen Träumers, welcher mitten im Dschungel eine Oper bauen will und dafür sogar ein Schiff über einen Berg schleppen läßt, wurde von der Kritik laut bejubelt und stellt für manche den Gipfelpunkt der Zusammenarbeit von Herzog und Kinski dar. Auch die letzte gemeinsame Arbeit der beiden,
der Streifen Cobra Verde, in welchem der Aufstieg und Fall eines größenwahnsinnigen Sklaven- händlers geschildert wird, besitzt Kraft und Faszination, wenngleich sich die Erfolgs-Formel
Kinski-Herzog allmählich abzunutzen begann und darüberhinaus die menschlichen Spannungen zwischen den beiden so gegensätzlichen Charakteren weiter zunahmen. Nach Cobra Verde schwor sich Herzog, nie wieder mit Kinski zu drehen.

1979 erhielt Kinski für seine Darstellung in Nosferatu das Filmband in Gold, eine der wenigen Auszeichnungen, die Kinski verliehen wurden, was vor allem mit der Tatsache zusammenhängt, dass der großartige Mime sein ungeheures Talent zumeist in Filmen minderer bis geradezu fürchterlicher Qualität veschenkte. Bei der Preisverleihung selbst glänzte der eigenwillige Mime seinerzeit übrigens durch Abwesenheit. Die Filme mit Herzog hingegen beweisen, welchen Status Kinski in der Filmwelt beanspruchen durfte, sobald er seine Kunst in anspruchsvollen Produktionen zum Blühen brachte. In den Herzog-Filmen fegt Kinski wie eine Naturgewalt über die Leinwand, seine Darstellungen sind eine grandiose Gratwanderung zwischen Genie und Wahnsinn, was anno 1982 ein führendes amerikanisches Film-Magazin zur Frage veranlasste, ob Kinski nicht der größte Schauspieler der Welt sei. Wer Kinski in den Filmen von Werner Herzog erlebt, fühlt sich unweigerlich bemüßigt, die Frage zu bejahen. Im Gegensatz dazu fanden und finden sich immer wieder Stimmen, die Kinski maßloses "Overacting" vorwerfen. Tatsächlich fand Kinski zu einem ganz besonderen Stil, welcher nur in Verbindung mit seiner Person funktionierte. Würde ein anderer Schauspieler Kinskis Stil übernehmen, geriete er unfehlbar zu einer grotesken Karikatur. Für Noserfatu erhielt Kinski übrigens auch den Darstellerpreis beim Filmfestival von Cartagena. Anno 1986 wurde Kinski in Frankreich in Anerkennung seines Werkes gar zum Commandeur de l'Ordre des Arts et des Lettres ernannt.

Kinski ging daraufhin daran, sich seinen langgehegten Traum zu erfüllen: das Leben des Geigers Paganini zu verfilmen. Nachdem er sich jahrelang vergeblich bemüht hatte, Produzenten und Regisseuren das Projekt schmackhaft zu machen - unter anderem gab ihm auch Werner Herzog einen Korb - , übernahm Kinski schließlich in eigener Person nicht nur die Hauptrolle, sondern auch Drehbuch, Regie und Schnitt. Kinski verschmolz dabei in wesentlichen Teilen die Biografie Paganinis sehr frei mit seiner eigenen. Den fertigen Film reichte Kinski Ende der 80er-Jahre zu den Festspielen in Cannes ein, dorten jedoch wurde der Film von den Festival-Verantwortlichen
abgelehnt - Kinskis cholerische Reaktion darauf wird Sie, meine sehr verehrten Damen und Herren, vermutlich nicht weiter wundern. Der Film kam in einer überarbeiteten Version, gegen welche Kinski wütenden Protest einlegte, unter dem Namen Kinski Paganini in die Lichtspiel- theater und war - man muss es leider zerknirscht zugeben - alles andere als ein Erfolg.

Klaus Kinski, der Gigant, Klaus Kinski, der Titan verstarb völlig überraschend am 23. November des Jahres 1991 in seinem kalifornischen Domizil 65-jährig an Herzversagen. Der Mime, welcher sich selbst oft als Monster stilisierte, wurde von den einen privat als liebenswürdig und zurück- haltend, von anderen wiederum als unberechenbar, aufbrausend und cholerisch beschrieben. Wie alle wahrhaft großen Künstler war wohl auch Herr Kinski eine äußerst komplexe Persönlichkeit, welche sich der Messung mit allgemeinen Richtschnüren entzog. In jedem Falle darf Kinski als einer der bedeutendsten Darsteller Nachkriegsdeutschlands angesehen werden, seine vielen - allerdings meist minderwertigen - Auslandsrollen machten ihn darüberhinaus auch in weiten Teilen der restlichen Welt bekannt. Daneben erregte er auch mit zwei Autobiografien Aufsehen: Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund (1975) und Ich brauche Liebe (1991), in welchen Kinski sich vor allem auch als hemmungsloser Libertin und unersättlicher Liebhaber inszenierte, wobei er sich hochwahrscheinlicherweise eines guten Schusses dichterischer Freiheit bediente. Kinski war insgesamt dreimal verheiratet. Der ersten Ehe entsprang eine anno 1952 geborene Tocher, Paola Kinski, welche ebenfalls als Schauspielerin tätig ist. 1960 heiratete Kinski ein zwotes Mal, aus dieser Verbindung stammt die Tochter Nastassja Kinski, welche sich später - wie wir alle nur zu gut wissen - zur Schauspielerin von Weltruf herauswuchs. 1971 ging Kinski seine dritte Ehe ein, welcher anno 1976 der Sohn Nikolai Kinski entsprang. Dieser arbeitet ebenfalls als Schauspieler. Auch die dritte Ehe des Schauspiel-Titanen war nicht von langer Dauer und wurde anno 1979 geschieden. Von 1987 bis 1989 war Kinski mit Debora Caprioglio liiert - der Mime war bereits über sechzig Jahre alt, als er die damals gerade mal Siebzehnjährige kennenlernte. Diese Liaison erregte naturgemäß erhebliches Aufsehen. Die Schauspielerin war auch in einer Rolle in Kinskis Film Kinski Paganini zu sehen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Nachricht vom überraschenden Tode Herrn Kinskis versetzte die Welt in eine Art kollektive Schockstarre. Nur zu gut erinnere ich mich der fassungs- losen Niedergeschlagenheit einiger mir zur damaligen Zeit eng verbundener Personen, welche auf die Meldung zunächst ungläubig, später bis ins Mark erschüttert reagierten. Mir selbst, meine werten Leser und Leserinnen, erging es damals in ganz ähnlicher Weise. Wohin man sich seiner- zeit auch wandte, der Tod des grandiosen Schauspielers und Exzentrikers war das vorherrsch- ende Konversationsthema, betroffene Mienen und verschwollene Augen eine Alltäglichkeit. Ich entsinne mich auch, dass einige Bekannte von mir auf die tragische Meldung in sehr spezieller Weise, nämlich mit einem fast zwo Wochen andauernden, nur von allernotwendigsten Schlaf- pausen unterbrochenen Gelage zu Ehren des Verblichenen reagierten. In schwarzen Anzügen mit Trauerflor zechten sie praktisch ohne Unterlass - in der felsenfesten Überzeugung, auf diese Art ihre Betroffenheit am adäquatesten zum Ausdruck zu bringen. Ich selbst beteiligte mich fallweise manche Stunde an diesem Marathon-Gelage - freilich allerdings enthielt ich mich dabei der Zufuhr alkoholischer Getränke und hielt mich stattdessen anderweitig schadlos.

Auch heute, zwanzig Jahre nach seinem Tode ist Kinskis Stern alles andere als verblasst und tatsächlich wird seine Bedeutung auch im Bewusstsein kommender Generationen tief verankert bleiben. Klaus Kinski, das Enfant terrible des internationalen Films, Klaus Kinski, die farben- prächtig schillernde Persönlichkeit, Klaus Kinski, der Gigant - er lebe hoch, er lebe hoch auch nach seinem Tode, denn Legenden sind unsterblich und zur Legende wurde der widersprüchliche Mime schon zu Lebzeiten, dies kann von niemandem geleugnet werden.

Viva Klaus Kinski! Hoch lebe der Schwierige, hoch lebe der notorische Querdenker, hoch lebe der Einzigartige! Hurra!



 
Schaffen und Wirken

Die wichtigsten Filme
Ludwig II. (1954)
Hanussen (1955)
Die toten Augen von London (1961)
Das Gasthaus an der Themse (1962)
Der Zinker (1963)
Scotland Yard jagt Dr. Mabuse (1963)
Winnetou 2. Teil (1964)
Für ein paar Dollar mehr (1965)
Doktor Schiwago (1965)
Töte Amigo (1966)
Top Job – Diamantenraub in Rio (1967)
Das Gold von Sam Cooper (1967)
Leichen pflastern seinen Weg (1967)
Adios Companeros (1970)
Aguirre, der Zorn Gottes (1972)
Nachtblende (1974)
Nobody ist der Größte (1975)
Der Fall Serrano (1977)
Nosferatu – Phantom der Nacht (1978)
Woyzeck (1979)
Buddy, Buddy (1981)
Fitzcarraldo (1981)
Der Söldner (1981)
Cobra Verde (1987)
Kinski Paganini (1989)


Hörspiele
Heinrich IV
Ich bin so wild nach
deinem Erdbeermund


Bücher
Ich bin so wild nach
deinem Erdbeermund (1975)
Autobiographie

Ich brauche Liebe
Autobiographie (1991)

Klaus Kinski: Paganini
Autobiographie (1992)

Klaus Kinski, Peter Geyer:
Jesus Christus Erlöser und Fieber – Tagebuch eines Aussätzigen (2006)



CD´s
Kinski spricht Werke der
Weltliteratur 20 CDs

Jesus Christus Erlöser. 2 CDs

Kinski spricht Kinski:
Fieber - Tagebuch eines Aussätzigen

Kinski spricht deutsche Dichtung.
4 CDs

Kinski spricht Francois Villon