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“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
Posthumes Sinatra-Konzert als 3D-Projektion

Meine sehr verehrten Damen und Herren, im Oktober des Jahres 2003 ließ man den Barden  fünf Jahre nach dessen Ableben "wiederauferstehen", nämlich in Form eines gigantischen Spektakels, welches Filmmaterial des toten Sängers mittels modernster Computertechnik mit der Musik eines 40-köpfigen Live-Orchesters kombinierte.

Bislang ungesehenes Bild-Material wurde mittels 3D-Projektionen mit Gesangsaufnahmen
des Barden zusammengestoppelt und auf riesige Bildwände projiziert. Das ebenso irre wie grausige Spektakel fand in der Radio City Music Hall zu New York statt und umfaßte vierzehn Vorführungen zu einem Kartenpreis von 40 bis zu 95 Dollar.

Mit diesen elektronischen Exhumierungen toter Stars können findige Geschäftemacher sowie auch die Erben des betreffenden Künstlers schon mal einen schnellen Dollar machen – völlig auf der Strecke bleibt dabei die Ethik. Die Ethik, wertes Publicum, die Ethik! Was unterscheid- et den Menschen von allen anderen Wesen? Die Ehtik und die Vernunft! Ich hasse es, wenn eines von beiden oder leider oft genug beides zugleich mit Füßen getreten wird. Vor ein paar Jahren war zuletzt Elvis davon betroffen, von der damals stattgefundenen „Tournee“ erschien sogar eine „Live-CD“ – einfach grotesk.

Ich finde, mit solchen Praktiken wird das Andenken des betreffenden Künstlers geschändet, hier wird in pietätslosester Weise mit Toten Geld gescheffelt. Mich widert vor allem die müh- sam zurechtgezimmerte und obendrein jämmerliche Rechtfertigung „man mache das alles ja nur, um die Erinnerung an Sinatra lebendig zu halten und junges Publikum auf Sinatra aufmerksam zu machen“ an.

Tatsächlich wird ein toter Künstler aus Geschäftemacherei förmlich aus dem Grab gezerrt,
um ihn dem Götzen Mammon zu opfern. Eigentlich sollte jedem Anhänger von Sinatra davon fürchterlich übel werden. Das Geld für die horrend teuren Karten für dieses geschmacklose „Geister-Treiben“ legt man besser in ein paar CD´s an. Hier wird das Publikum für dumm verkauft und leider gibt genug Deppen (als was sonst sollte man das Publikum einer solchen Veranstaltung bezeichnen?), die für diese unwürdige Veranstaltung Karten lösen... Traurig!

In der Debatte von technisch Machbaren und ethisch Vertretbarem ist dies noch ein vergleichs- weise harmloses Beispiel, aber immerhin. Letztlich läuft es darauf hinaus, dass die Geschäfte- macher am liebsten Sinatra klonen würden, um ihn als ihre (diesmal) willenlose Marionette nochmals sechzig Jahre um die Welt zu karren...

Bevor sich hier irgendjemand freut, das sei immerhin das Nächst-Mögliche zu einem „echten“ Konzert und so etwas wie ein Segen für Zu-Spät-Geborene, sollte man sich einmal die ethischen Dimensionen durch den Kopf gehen lassen.

In der Tat ging mir auch kurz die Überlegung durch den Kopf, ob dieses Spektakel eine Art futuristischer Fortsetzung der Medien Platte, CD oder DVD ist... alsbald aber kam ich zum Schluss: NEIN! Nein, Nein, Nein und nochmals Nein - bedingungslos und ganz kategorisch.

Eine Platte, CD oder DVD ist die Konservierung von Studioaufnahmen bzw. Live-Auftritten, man bezahlt dafür und hat die Gelegenheit dieses Hör- und/oder Seh-Erlebnis beliebig oft nachzu- vollziehen. Ganz anders beim oben angeführten Spektakel: Hier organisiert man eine „neue Tournee“ eines Stars samt Musikern in einem Stadion oder einer Konzerthalle, kassiert teures Eintrittsgeld für ein für den Konsumenten zum Unterschied zur DVD/CD eines Künstlers NICHT beliebig oft nachvollziehbares Ereignis. Hier wird organisatorisch alles genauso aufgezogen wie bei einem lebenden Künstler – nur der Künstler ist nun mal seit fünf Jahren tot. Nun umgeht man dieses „Problem“, indem man einfach altes, wenngleich vielleicht noch unveröffentlichtes Bildmaterial dreidimensional vor zahlendem Publikum projiziert. Das ist ja schon zum Lachen grotesk, wenngleich eigentlich eher ein Anlaß, um in Tränen auszubrechen ob der Tatsache, dass hier die Würde eines Verblichenen mit Füßen getreten wird.

Wem applaudiert man denn da eigentlich, wenn man schon blöd genug ist, so einer Veranstalt- ung als zahlender und für dumm verkaufter Zuseher beizuwohnen? Jemandem, der gar nicht da ist? Ich persönlich finde das Projekt schwachsinnig, reine Beutel-Schneiderei...

Wenn man zuvor unveröffentlichte Konzertaufnahmen eines toten Künstlers auf CD heraus- bringt, liegt der Fall völlig anders – Werke aus dem Nachlass eben. Aber einen toten Künstler dreidimensional und computergeneriert „wiederauferstehen“ lassen und zu diesem technischen Hokus-Pokus ein Live-Orchester musizieren zu lassen und dafür irrsinnige Eintrittspreise zu verlangen... wertes Publicum, mir graut...

Geschäftemacherei kennt eben keine Grenzen, schon gar nicht ethische. Für mein Gefühl
wird hier eine eigentlich unzumutbare Grenze überschritten. Das moralische Problem wurde ja schon bei den posthum gebastelten Duetten mit Celine Dion, Robbie Williams usw. offenbar – dieses Live-Ereignis, welches lebende Musiker mit einem längst toten Sänger in Form einer dreidimensionalen Projektion kombiniert, finde ich sehr, sehr geschmacklos und nachgerade verdammenswert.

Die moralische Komponente, wertes Publicum, darf hier einfach nicht übersehen werden.
Ich sage das ganz ohne erhobenem Zeigefinger! Im Boden aufgeweichter ethischer Barrieren sprießt einer der größten Feinde der Vernunft: die Dekadenz!


 
Songs By Sinatra:

Mack The Knife
16. April 1984 (Reprise)

Sinatra war mit der 84er- Aufnahme dieses Songs offenbar nicht zufrieden, sodass er in höchst eigener Gestalt am 30. Juni 1986 im  Playback-Verfahren seinen Gesangspart neu einsang.

Diese neue Version ist auf den CD-Veröffentlichungen des Albums L.A. Is My Lady
enthalten. Die 86er-Version ist ihm, nachdem er den Song jahrelang im Live-Programm hatte, schon besser gelungen. 1986 war Sinatra nicht nur wesentlich besser bei Stimme, sondern hatte auch den richtig- en Zugang zu dem Song gefunden. Die 84er-Version
hört sich dagegen wie ein uninspiriertes Rehearsal an. Die Duets 2 -Version, bei der man Sinatras Gesang aus einer Live-Aufnahme des Jahres 1993 oder 1994 herausgefiltert hatte, halte
ich persönlich für die gelungenste Version.

Das Orchester hat hier
einen besonders federnden Rhythmus und der Barde interpretiert den Song besonders zupackend, wenngleich seine Stimme allerdings ziemlich rauh ist.
In der Tat singt der Senior hier um ein Vielfaches schlechter als bei den Versionen der
Jahre 1984 und 1986, aller- dings kann ihm hier zugute gehalten werden, dass er
sich - sehr im Gegensatz
etwa zu 1984 - zumindest redlich bemüht. Jimmy Buffett muss man bei dieser Spät- Version leider mit in Kauf nehmen...