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“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
Sinatra der Pantoffelheld

Dies Thema berührt Sinatras Intimleben, an welchem mir an sich nicht allzu viel gelegen ist – dennoch habe ich dazu einige Gedanken angestellt, welche ich wie folgt darlegen möchte – manches ist naturgemäß reine Spekulation, woher sollte ich auch Genaueres wissen?
Ich war ja zu keiner Zeit unter Sinatras Liegestatt versteckt.

Je nun, meine sehr geehrten Damen und Herren:

Sinatras Verhalten zumindest seinen ersten drei Angetrauten gegenüber ist – da stimmt mir wohl jeder zu – vom moralischen Standpunkt aus gesehen ein überaus verwerfliches und
völlig inakzeptabel zu nennen. Wenngleich ich kein Moralist bei, so gilt doch festzuhalten:
Das Verhalten Sinatras gegenüber seiner ersten Frau Nancy Barbato legt schonungslos
die charakterlichen Schwächen des Barden bloß. Kaum erreichte Sinatra einen gewissen Bekanntheitsgrad und wurde vom Hollywood- Society-Zirkel hofiert, erschien ihm Nancy anscheinend plötzlich zu wenig repräsentabel und musste daher gegen die wesentlich glamourösere
Ava Gardner ausgetauscht werden, nachdem er Nancy zuvor natürlich durch seine wechselnden Affären überdies zutiefst gedemütigt hatte. Mir sind natürlich die genauen damaligen Vorgänge, die zu der Trennung von Nancy führten nicht bekannt und mein Interesse diesbezüglich ist auch – das muss ich zugeben – ein außerordentlich geringes, aber es ist eine wirkliche Schande zu nennen, wie er sich Nancy gegenüber verhalten hat.

Die Zeit mit Ava war natürlich auch keine besonders glückliche, denn sie wurde von der damaligen zeitweiligen Erfolglosigkeit Sinatras schwer belastet. Der eben zuvor noch erfolgsverwöhnte, eitle und selbstverliebte Sinatra, ein Patriarch wie er im Buche steht, konnte natürlich nicht verkraften, dass seine eigene Popularität immer mehr im Schwinden begriffen war, während Avas Stern im Steigen war. Eine erfolgreiche Ehefrau, dazu noch eine, deren Erfolg den Seinen überstieg, passte selbstverständlich nicht ins ganz offensichtlich mittelalter- lich-verschrobene Weltbild Sinatras, der es ja Zeit Lebens gewohnt war, Frauen nur als „chicks“ zu betrachten. Es kränkte ihn natürlich maßlos, im Schatten seiner Frau zu stehen und in der Öffentlichkeit für wenig mehr als ein Anhängsel zu gelten. Die gekränkte Eitelkeit des Paschas versuchte Sinatra in Folge in Alkohol zu ertränken und legte so nebenbei gleich den Grundstein für den Ruin seiner Stimme. Ich finde es unerträglich, wie von den Sinatra-Anhängern immer wieder versucht wird, Ava Gardner den schwarzen Peter und die alleinige Schuld am Scheitern dieser Ehe zuzuschieben.

Kurios erscheint mir dann die Heirat mit
Mia Farrow, von Seiten Sinatras mit großer Wahr- scheinlichkeit die Torschlusspanik eines alternden Mannes, der sich von der Verbindung mit einer wesentlich jüngeren Partnerin offensichtlich eine Revitalisierung seiner entschwundenen Jugend erhoffte. Leider – für Sinatra - wiederholte sich ja fast sofort das selbe Problem, dass er schon mit Ava Gardner hatte: Schon wieder hatte es den Anschein, als ob der Erfolg seiner Frau die eigene Popularität in den Schatten stellen würde. Mir persönlich erschien es ja immer unverständlich, wie es möglich war, dass sich Mia Farrow, ganz selbständiges, intelligentes und emanzipiertes Kind ihrer Zeit, an den konservativen Patriarchen Sinatra binden mochte. Ich stelle mal die Vermutung in den Raum, es handelte sich dabei um eine Art von umgekehrten Oedipus-Komplex. In der Tat scheint Madame Farrow auf wesentlich ältere Männer fixiert zu sein. (Jetzt vermutlich nicht mehr ganz so sehr, denn inzwischen ist die Aktrice ja selbst schon über sechzig - wesentlich ältere Männer müßten dann unter dieser Voraussetzung ja an die achtzig Jahre alt sein...) Die völlige charakterliche Verschiedenheit der beiden so ungleichen Partner trat dann ja auch fast sofort offen zu Tage. Meines Wissens nach teilte Sinatra Mia Farrow die Scheidung via Anwalt mit, während er persönlich es vorzog, zu dieser Zeit sich auf Tournee zu befinden. Mia soll ja sozusagen wie ein Dienstbote gekündigt worden sein und hatte das Haus innerhalb kürzester Frist zu räumen. Auch hier sind mir die genauen Umstände nicht bekannt, sollte diese Vorgangsweise Sinatras wirklich den Tatsachen entsprechen, erübrigt sich an dieser Stelle wirklich jede weitere Bemerkung über seinen Charakter. Dieses unglaubliche Verhalten spricht eine zu beredte Sprache, dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Überhaupt seltsam ist die Tatsache, dass Sinatra eine so große Anziehungskraft auf Frauen ausgeübt haben soll, wobei ich eher geneigt bin, die kolportierten zahllosen Affären mit den Hollywood-Stars der 40er, 50er wie Grace Kelly, Marilyn Monroe, Kim Novak, Lana Turner etc. zum Teil ernstlich zu hinterfragen. Hier erlaubte sich wohl in vielen Fällen die Presse eine gewisse literarische Freiheit, sobald Sinatra in Begleitung eines weiblichen Filmstars in der Öffentlichkeit gesichtet wurde.

Aber sogar, falls diese Geschichten mit dem weiblichen Glamourstars dieser Zeit stimmen sollten: So ungewöhnlich wie es auf den allerersten Blick erscheint, ist diese Massierung berühmter weiblicher Filmstars mit denen Sinatra eine Affaire hatte oder vielleicht hatte, dann eigentlich gar nicht: Diese Leute lebten ja sozusagen unter einer Käseglocke, kamen mit sogenannten „Normalos“ so gut wie gar nicht in Kontakt, Amouren spielten sich also zwangs- läufig innerhalb dieses Hollywood-Society-Celebrity-Zirkels ab. Bedenkt man nun noch, dass viele männliche Stars der damaligen Zeit verheiratet und ohne Interesse an außerehelichen Affairen waren, bedenkt man auch den Umstand, dass sehr viele der damaligen männlichen Hollywood-Stars überhaupt homosexuell waren (wenngleich dies vor der Öffentlichkeit streng verheimlicht wurde, siehe Rock Hudson, James Dean, Montgomery Clift und, und) so hatte
es Sinatra vielleicht gar nicht einmal so schwer, z.B. eine Kim Novak „rumzukriegen“. Die verheirateten wollten nicht, die anderen waren meistens stockschwul... Da hatte Sinatra möglicherweise leichtes Spiel. Manche, wenn nicht gar viele dieser weiblichen Stars waren darüberhinaus – umgangssprachlich gesagt – vielleicht doofe Trampel mit Spatzenhirn (keine von Ihnen landete schließlich ihrer Klugheit wegen beim Film) und Sinatra verstand es vielleicht im rechten Moment das rechte zu sülzen...

Die Geschichtchen mit diversen unbekannten Starlets sind eher glaubwürdig, zumal jene jungen Dämchen sich von einer Affäre mit Sinatra einige positive Auswirkungen auf ihre berufliche Zukunft erhofft haben mögen und so vielleicht bereit waren, ihre vielleicht vorhandene physische Abneigung Sinatra gegenüber zu  bezwingen. Die physische Erscheinung von Sinatra konnte ja zu keiner Zeit seines Lebens eine allzu attraktive genannt werden, in jungen Jahren war er ausgemergelt und hohlwangig, in späterer Zeit zunehmend kahlköpfig und von Medikamenten und Alkohol gedunsen, private Schnappschüsse zeigen spätestens ab 1970 einen zunehmend ergrauenden, schwabbelbäuchigen, rapide alternden Mann. Aber zu dieser Zeit dürfte seine vierte Ehefrau Barbara ihm sämtliche Eskapaden ohnehin längst ausgetrieben haben. In der Tat, vieles deutet darauf hin, dass Barbara gelungen ist, was ihre Vorgängerinnen nicht zuwege brachten, nämlich Sinatra zu domestizieren.

Tatsächlich dürften also in diesen pikanten Angelegenheiten seine Popularität, sein Reichtum und vor allem seine Verbindungen zu den Bonzen des Filmgeschäfts die entscheidende Rolle gespielt haben. Sinatra selber dürfte das vielleicht in einem seiner hellsten Momente sogar erkannt haben und verhielt sich wahrscheinlich deshalb besonders zu seinen kurzfristigen Liebschaften (zumindest dem Vernehmen nach) meist, mindestens gegen Ende der Affaire, alles andere als galant. Eine davon soll er gerüchtehalber sogar durch eine Glastür geprügelt haben, dass muss man sich erst einmal vorstellen... auch hier weiß ich nichts Genaueres, aber die Sache soll angeblich verbürgt sein.

Wie auch immer, ein Bekannter von mir hat vor längerer Zeit zum Thema „Sinatra, der Frauenheld“ folgendes geäußert, nämlich dass bei notorischen Schürzenjägern nicht selten eine latente Homosexualität den Ausschlag für ihre fast zwanghaften Bestrebungen gibt. Der Frauenheld also erahnt oder vielmehr weiß nicht selten sogar um seine „dunklen“ homo- sexuellen Triebe und Begierden, mag sie sich aber nicht eingestehen und versucht sich seine Hetero-Sexualität unter allen Umständen durch eine möglichst große Zahl von Eroberungen zu beweisen. Ob also derlei im Falle Sinatra eine Rolle gespielt haben mag, wage ich nicht zu beurteilen und kann ich seriöserweise auch nicht beurteilen. Möglich, dass dieser Erklärungs- ansatz auf eine völlig falsche Fährte führt. Ich persönlich bin mir dessen sogar sicher, zumal Sinatras Image und öffentliches Gehabe stets ein ausgesprochen männlich-herbes Gepräge hatten. Interessant ist in diesem Zusammenhang sicherlich das angebliche Zitat von Ava Gardner hinsichtlich der Ehe Sinatras mit Mia Farrow: "I always knew Frank would end up in bed with a little boy." Vor allem das „I always knew“ ist allemal gründlichen Nachdenkens wert. Warum hat sie das schon „immer gewusst“, unterliefen Ihrer Wahrnehmung bestimme Anzeichen, die in bestimmte Richtungen deuteten? Eine höchst brisante Materie... andererseits war Ava Gardner, die genußfrohe Weltdame, stets auch für ihre Spitzzüngigkeit bekannt. Womöglich hatte die Sache aber auch mit der auffallenden Kleinwüchsigkeit des Barden zu tun und er versuchte sich und der Welt mit seinen vielen amourösen Abenteuern „etwas zu beweisen“. Wie gesagt, das sind alles meine rein privaten Spekulationen...

 
Songs im Vergleich:


Five Minutes More
28. Mai 1946 (Columbia)
23. Mai 1961 (Capitol)


Mit dieser Nummer gelang Sinatra nach seinen Nr.1-Hits mit Tommy Dorsey erstmals ein Chart-Topper für die Firma Columbia Records. Five Minutes More hielt sich 28 Wochen an der Spitze der US-Billboard-Charts. Die Capitol-Neufassung, die ebenfalls als Single erschien, schaffte es nicht in die Charts.

Wenngleich ich die Columbia- Phase als Sinatras besten Karriere-Abschnitt ansehe, gelangen ihm vereinzelt in späteren Jahren bessere Versionen eines Titels, so etwa auch bei Five Minutes
More.

Selbstverständlich halte ich auch die Erst-Version mit der Verse und den kleinen, aber feinen Instrumental-Breaks für sehr gelungen, aber ich finde, erst bei der Capitol-Version ist Sinatra richtig „heimisch“.

Die Stimme hat hier viel
mehr Swing, das Arrangement gefällt mir deutlich besser und ist sehr viel hochtouriger und dynamischer als bei der Columbia- Version.


Ansonsten ist der Song
meiner Meinung nach eher unter „ferner liefen“ einzu- ordnen, ein ganz netter Song, gut interpretiert und arrangiert, aber es gibt eine stattliche Anzahl von Titeln, die erheblich mehr swingen, einen besseren Text und eine bessere Melodie haben und noch fetziger arrangiert sind.