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“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
Angel Eyes
(Text und Komposition: Earl Brent/Matt Dennis)

Aufnahmedaten der von Sinatra im Studio eingesungenen Versionen:
5. Mai 1958
29. Mai 1958
14. Oktobre 1993 (angeblich)

Sinatra wies gelegentlich in Konzerten darauf hin, dass ihn zu Beginn seiner Karriere jemand das Etikett "Saloon-Singer" angeheftet habe - bildlich gesprochen, meine Damen und Herren, bildlich gesprochen, denken Sie also nicht, der Barde sei jahrelang mit einem Etikett am Smoking oder auf der Stirn herumgelaufen. Wie auch immer, Sinatra selbst fand diese Bezeichnung durchaus passend und wer wären wir, wenn wir nicht ebenfalls dieser Meinung wären? Zumindest einen Teil des Repertoires des Barden kann man ohne weiteres unter "Saloon Songs" firmieren lassen.

Hier werde ich nun im Folgenden versuchen, Ihnen einen der berühmtesten Saloon-Songs
des Barden näherzubringen - Angel Eyes, vielgerühmt und vielgepriesen, übertroffen höchstens vielleicht noch durch den (laut Sinatra) "Daddy aller Saloon-Songs", das unvergleichliche One For
My Baby. Ein Höhepunkt im Ablauf eines jeden Sinatra-Konzerts war sicherlich der Augenblick, wenn die Lichter gedämpft wurden, Sinatra sich auf einen Barhocker setzte, womöglich eine Zigarette entzündete und sich anschickte, zur Saloon-Song-Section seines Auftritts überzugehen. Üblicherweise erzählte der Barde dann seinem gespannt lauschenden Publicum noch etwas über den Song und seinen Inhalt, während im Hintergrund sein langjähriger Pianist Bill Miller schon über die Melodie zu improvisieren begann. Diese sehr intimen Momente enthielten eine oft weit größere Spannung als die lauten Augenblicke, wenn Sinatra etwa schon bei den Eingangstakten von (Theme From New York, New York) im aufbrandenden Jubel der Menge badete.

Angel Eyes entstammt der Feder von Matt Dennis und Earl Brent und wurde anno 1946 zu Papier gebracht. Es dauerte zwar nicht lange, bis der Song die Aufmerksamkeit diverser Jazz-Größen auf sich zog - so richtig populär machte ihn aber schließlich eine Version von
Ella Fitzgerald, der First Lady Of Jazz. Eine Frage am Rande, meine Damen und Herren: Mögen Sie eigentlich Ella Fitzgerald? Ich jedenfalls nicht so besonders - entgegen der Mehrheit der Jazz-Freunde konnte ich nie viel mit ihrem Werk anfangen, ich bevorzuge Bilie Holiday sowie
Carmen McRae, wenn Sie mir diese Anmerkung gestatten wollen.

Einige Zeit später, inzwischen war es 1958 geworden, wurde das Programm für eines der
berühmtesten Concept-Alben Sinatras zusammengestellt: Frank Sinatra Sings For Only The
Lonely, eine Platte, deren bloße Erwähnung im Allgemeinen schon bewirkt, dass der gestandene Sinatra-Freund glänzende Augen bekommt. In der Tat handelt es sich dabei um eines der besten Balladen-Alben des Barden und zugleich wohl auch um das Sinatra- Album mit dem entsetzlich- sten Cover, einfach scheußlich... Das schwerblütige Angel Eyes passte naturgemäß hervor- ragend zur Stimmung, welche das Album nach dem Willen seiner Schöpfer verströmen sollte. Sinatra und sein Arrangeur Nelson Riddle gingen mit vollstem Einsatz an das ambitionierte Projekt, welches auch zu einem der erfolgreichsten Alben Sinatras zumindest der Capitol-
Phase werden sollte, gleichermaßen von Publikum und Kritik mit einhelliger Begeisterung aufgenommen. Jawohl, meine sehr verehrten Damen und Herren, jawohl.

Am 5. Mai 1958 entstand eine erste Fassung von Angel Eyes, welche aber nicht zur einhundert- prozentigen Zufriedenheit ausfiel, sodass die Aufnahme einige Zeit später, am 29. Mai, wiederholt wurde. Die zweite Aufnahme ist auf dem Album enthalten, während die erste noch heutigentags in den Archiven von Capitol schlummert. Das Album Frank Sinatra Sings For Only The Lonely
wurde, wie oben schon angeklungen, zu einem großen Erfolg und insbesondere Angel Eyes
machte einen tiefen Eindruck auf Kritik und Publicum. So ist es mehr als nur einleuchtend, dass Sinatra das Lied in sein Konzert-Programm zu inkludieren nur allzu gerne bereit war. Unter Live-Bedingungen feilte der Barde den Titel noch weiter aus, etwa wenn er ihm eine noch intimere Atmosphäre verlieh, indem er das Lied mitunter ohne Orchester, nur von Bill Miller am Piano begleitet vortrug.

Die folgenden Jahre war der Titel dem Barden ein treuer Begleiter auf seinem Weg und wurde
des Öfteren auch im Radio oder in TV-Sendungen zu Gehör gebracht. Als Sinatra im Jahre 1971 seinen Rückzug aus dem Show-Geschäft bekannt gab, war Angel Eyes mit der Zeile "...`scuse me while I disappear" der passende und würdige Schlusspunkt seines Abschiedskonzerts.

Unter Fankreisen hält sich der hartnäckige Irrglaube, Sinatra sei live besser gewesen als im Studio - mitnichten, meine Damen und Herren, mitnichten und -neffen. So ist auch die Studio- Version von Angel Eyes die ultimative Fassung des Songs. Generell erreichte der Barde bei seinen Konzerten in beinahe hundert von neunundneunzig Fällen nicht den swingenden Drive
oder die emotionale Tiefe seiner Studio-Aufnahmen, abgesehen vielleicht von ganz wenigen, vereinzelten Ausnahmefällen, die den Gesamtbefund aber nicht zu revidieren vermögen. Live punktete der Sänger allenfalls mit seinem Legenden-Status und seiner charismatischen Präsenz, stimmlich konnte er aber so gut wie nie mit seinen Studio-Aufnahmen mithalten. Soviel aus meiner Sicht zu einem sich hartnäckig haltenden, aber dennoch völlig unrichtigen Mythos.
Hören Sie nicht auf entsprechende Propaganda, werte Besucherin, geschätzter Besucher
meiner Seiten - Sinatra war live ein bestenfalls durchschnittlicher Sänger, sogar zu seinen allerbesten Zeiten. Sein ureigenstes Revier, sein angestammtes Territorium war immer das Aufnahmestudio.

Auch nach seinem Comeback anno 1973 setzte Sinatra bei seinen folgenden Tourneen immer wieder auf Angel Eyes - seine Stimme jedoch hatte sich in den zwei Jahren seines Rückzugs sehr zu seinen Ungunsten verändert, wirkte eingerostet, müde und generell alt. Viel zu alt für einen Mann seiner Jahre, in der Tat war es so, als sei seine Stimme vorzeitig gealtert, war nunmehr die Stimme eines alten Mannes, und so überrascht es naturgemäß nicht, dass die Qualität seiner Live-Darbietungen von Songs wie eben Angel Eyes seinen früheren Leistungen weit, weit nachhinkte. Nichts desto hielt der Barde unbeirrbar an dem Song fest: mit wenigen Pausen bis zum Ende seiner Bühnenkarriere blieb Angel Eyes ein Teil seines fixen Konzert- Repertoires. Noch im Jahre 1994 trug Sinatra das Stück in Konzerten vor.

Dementsprechend gibt es auch eine nicht geringe Anzahl von offiziell veröffentlichten
Live-Versionen des Stückes, zu finden etwa auf unten angeführten Bild- und Tonträgern:

CD Live In Australia
CD Sinatra At The Sands
CD/DVD Live And Swingin´
DVD The Main Event
CD The Main Event
CD Sinatra 80th Live
DVD/CD Sinatra New York
DVD/CD Sinatra Vegas

Als Sinatra anno 1993 mit bald 79 Jahren und nach beinahe zehnjähriger Studio-Pause die Arbeiten zu einem neuen Studio-Album aufnahm, soll auch eine weitere Studio-Version
von Angel Eyes entstanden sein. Sie tauchte aber weder auf Duets oder Duets 2 auf und soll unveröffentlicht in den Archiven liegen. Sei´s drum: Die Existenz dieser Aufnahme ist ohnedies fragwürdig, es gehen seit Jahren allerlei Gerüchte um, welche Songs der Barde damals nicht noch alle aufgenommen hätte und die trotzdem für das Duets-Projekt keine Verwendung fanden - gut möglich, dass es sich dabei um unfertige Aufnahmen, stimmlich inferiore und damit für eine Veröffentlichung unbrauchbare Interpretationen oder - und auch dies ist sehr wahrscheinlich - in vielen Fällen nur um reines Wunschdenken von Fans handelt. Verfügen Sie sich auf die Seiten Duets sowie Duets 2, dorten nämlich finden Sie eine Auflistung der tatsächlich und teils nur gerüchtehalber damals vom Barden aufgenommenen, bislang der Sage nach unveröffentlichten Aufnahmen.

Angel Eyes beschäftigt seit seiner Enstehung nicht nur gestandene Jazz-Musiker, mitunter getraut sich auch der eine und andere Rock- und Pop-Star, diesen Klassiker des Great American Songbook zu intonieren, so etwa Sting (beachtlich) oder Bruce Springsteen, welcher den Song anläßlich einer Veranstaltung zu Sinatras achtzigstem Geburtstag anstimmte - in einer allerdings derart entsetzlichen Version, dass man nicht sicher sein kann, ob es sich dabei um eine ernst gemeinte Hommage an den Entertainer Of The Century handelte oder nicht vielmehr um eine Schmähung und Karikatur Sinatras. Sollte letzteres stimmen, so geschieht es Springsteen nur recht, dass er inzwischen selber nur mehr ein künstlerischer Schatten seiner selbst ist, ein weiterer Bedauernswerter, der den Zeitpunkt, in Würde abzutreten, verpasst hat. Springsteens letzte gute Platte datiert von 1988 (!!!) seither macht er sich mit immer schlechteren Alben Jahr
um Jahr mehr zum Kasper.



Vokal- und Instrumentalaufnahmen des Titels von anderen Künstlern (Auszug):
Interpret/Album-Titel/Jahr der Aufnahme bzw. Veröffentlichung:


Eric Alexander: Two Of A Kind (1996)
Barry Manilow: Manilow Sings Sinatra
Nat King Cole: The Billy May Sessions (1951-61)
Monty Alexander: Echoes Of Jilly´s (1996)
Gene Ammons: Angel Eyes (1960-62)
Benny Baily: Angel Eyes (1995)
Chet Baker: As Time Goes By (1986)
Count Basie Orchestra: Live At El Morocco (1992)
Art Blakey: ´round About Midnight - Live (1980)
Dee Dee Bridgewater: Keeping Tradition (1992)
Kenny Burrell: Verve Jazz Masters (1963-69)
Donald Byrd: Groovin´ For Nat (1962)
Benny Carter: Cosmopolite - Oscar Peterson Verve Sessions (1952-54)
June Christy: June Christy 1977 (1977)
Freddie Cole: A Circle Of Love (1993-95)
John Coltrane: Like Sonny (1958-60)
Steve Davis: The Staunt (1995)
Paul Desmond: Glad To Be Unhappy (1963-64)
Herb Ellis: Two For The Road (1974)
Ella Fitzgerald: First Lady Of Song (1949-66)
Elvin Jones: Youngblood (1992)
Stan Kenton: One Night Stand (1962)
Barney Kessel: The Poll Winners Ride Again (1957)
Lee Konitz: It´s You (1996)
Joe Lovano: Rush Hour (1994)
Wynton Marsalis: Blakey´s Theme (1980)
Modern Jazz Quartet: Fontessa (1956)
Anita O´Day: Ultimate (1956-62)
Art Pepper: The Hollywood All Stars Sessions (1979-82)
Oscar Peterson: Round Midnight - Gitanes Jazz (1952-73)
Helge Schneider: Jazz (2001)
Jimmy Scott: All The Way (1992)
Archie Shepp: Black Ballads (1992)
Keely Smith: Sings Sinatra
Clark Terry: Clark After Dark (1978)
Viktoria Tolstoy: Blame It On My Youth (2001)
Mel Torme: Nothing Without You (1992)
Ulf Wakenius: New York Meeting (1994)
Nancy Wilson: Spotlight On... (1959-68)
Mark Murphy: Rah (1994)
Andre Previn: Ballads (1996)
Dave Brubeck: Premium Best (1998)




 
Information:

Der Song kann in seinen verschied- enen Studio-Versionen auf folgenden Sinatra-Alben nachgehört werden. Die Aufstellung erhebt jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Version Numero Eins:
unveröffentlicht

Version Numero Zwo:
Only The Lonely
The Capitol Years
Concepts


Version Numero Drei
unveröffentlicht




Hinweis:

Meine Damen und Herren, so Sie mögen, haben Sie im EOTC-Forum
die Gelegenheit, mit anderen Sinatra-Interessierten über
Angel Eyes
zu diskutieren -
und zwar just 
hier.