“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers
or a bottle of Jack Daniels.” “Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.” “The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.” |
Reprise Singles und Raritäten Im Laufe von Sinatras Tätigkeit für das Label Reprise veröffentlichte die Firma neben den Alben auch mehr als 70 Singles, sehr oft waren die Songs Auskoppelungen aus den gerade aktuellen Studio-Alben, mitunter aber auch eigens für das Single-Format aufgenommene Songs. Meine sehr geehrten Damen und Herren: Vor allem jene Single-Titel, die in den Mitt-70er-Jahren entstanden, sind von überwiegend traurigem Niveau - sowohl Songauswahl als auch stimmliche Verfassung sprechen hier oft nicht gerade für Sinatra. Nur eine verhältnismäßig geringe Anzahl der Reprise-Singles erreichte wirkliche Spitzen- positionen in den Charts, sogar die Nummer, mit welcher der Barde sicher am stärksten assoziiert wird, My Way, erreichte in den Billboard-Charts nur Rang 27, auch Theme From New York, New York kam nicht über Rang 23 hinaus.. |
Reprise Singles Hier finden Sie nunmehr eine Liste der Single-Veröffentlichungen für das Label Reprise in der Zeit von 1961 - 1984. Darüber hinaus gibt es auch noch diverse Wiederveröffentlichungen und länderspezifisch unterschiedliche Songzusammenstellungen bei manchen Singles. Die 60er Jahre Die 70er Jahre Die 80er Jahre Die 60er Jahre 1961 The Second Time Around / Tina Granada / The Curse Of An Aching Heart I´ll Be Seeing You / The One I Love Belongs To Somebody Else Imagination / It´s Always You I´m Getting Sentimental Over You / East Of The Sun There Are Such Things / Polka Dots And Moonbeams Without A Song / It Started All Over Again Take Me / Daybreak A Pocketful Of Miracles / Name It And It´s Yours 1962 Stardust / Come Rain Or Come Shine Everybody´s Twistin´ / Nothing But The Best Goody Goody / Love Is Just Around The Corner The Look Of Love / Indiscreet Me And My Shadow / Sam´s Song (Dean Martin & Sammy Davis jr.) 1963 Call Me Irresponsible / Tina I Have Dreamed / Come Blow Your Horn A New Kind Of Love / Love Isn´t Just For The Young Fugue For Tinhorns / The Oldest Established (Frank Sinatra, Dean Martin, Bing Crosby) Have Yourself A Merry Little Christmas / How Shall I Send Thee (B-Seite: Les Baxter´s Balladiers) 1964 Stay With Me / Talk To Me Baby My Kind Of Town / I Like To Lead When I Dance Softly, As I Leave You / Then Suddenly Love I Heard The Bells On Christmas Day / Little Drummer Boy (FS, Frank Waring & His Pennsylvanians) We Wish You The Merriest / Go Tell It On The Mountain (FS, Bing Crosby, Fred Waring & His Pennsylvanians) Somewhere In Your Heart / Emily 1965 Anytime At All / Available Tell Her (You Love Her Each Day) / Here´s To The Losers I Can´t Believe I´m Losing You / Forget Domani When Somebody Loves You / When I´m Not Near The Girl I Love Everybody Has The Right To Be Wrong / I´ll Only Miss Her When I Think Of Her It Was A Very Good Year / Moment To Moment 1966 Strangers In The Night / Oh You Crazy Moon Summer Wind / You Make Me Feel So Young (Live) That´s Life / September Of My Years 1967 Somethin´ Stupid (FS & Nancy Sinatra) / I Will Wait For You Somethin´ Stupid (FS & Nancy Sinatra) / Give Her Love The World We Knew / You Are There This Town / This Is My Love 1968 I Can´t Believe I´m Losing You / How Old Am I Cycles / My Way Of Life Whatever Happened To Christmas / I Wouldn´t Trade Christmas (The Sinatra Family) 1969 Rain In My Heart / Star! My Way / Blue Lace Love´s Been Good To Me / A Man Alone Goin´ Out Of My Head / Forget To Remember I Would Be In Love (Anyway) / Watertown What´s Now Is Now / The Train Die 70er Jahre 1970 Lady Day / The Song Of The Sabia Feelin´ Kinda Sunday (FS & Nancy Sinatra) / Kids (Nancy Sinatra) Something / Bein´ Green 1971 Life´s A Trippy Thing (FS & Nancy Sinatra) / I´m Not Afraid 1973 Let Me Try Again / Send In The Clowns You Will Be My Music / Winners 1974 Bad, Bad Leroy Brown / I´m Gonna Make It All The Way You Turned My World Around / Satisfy Me One More Time 1975 (Anytime) I´ll Be There / The Hurt Doesn´t Go Away I Believe I´m Gonna Love You / The Only Couple On The Floor A Baby Just Like You / Christmas Memories 1976 The Saddest Thing Of All / Empty Tables I Sing The Songs / Empty Tables Stargazer / The Best I Ever Had Dry Your Eyes / Like A Sad Song I Love My Wife / Send In The Clowns (FS & Bill Miller, piano) 1977 Day And Night / Everybody Ought To Be In Love Die 80er Jahre 1980 Theme From New York, New York / That´s What God Looks Like To Me You And Me (We Wanted It All) / I´ve Been There 1981 Say Hello / Good Thing Going 1983 Here´s To The Band / It´s Sunday To Love A Child / That´s What God Looks Like To Me 1984 Teach Me Tonight / The Best Of Everything Mack The Knife / It´s All Right With Me L.A. Is My Lady / Until The Real Thing Comes Along |
Im Folgenden, meine sehr verehrten Damen und Herren, sollen nun ausschließlich jene
Songs, die nicht von Alben stammen, sondern nur als Single veröffentlicht wurden,
etwas näher beleuchtet werden. Diese Single-Titel findet man auf dem 20 CD-Set The Complete Reprise Studio Recordings. Zusätzlich wird auch auf die nur in den Complete Reprise Studio Recordings enthaltenen und zuvor unveröffentlichten Songs eingegangen werden. Auch auf der 4 CD-Kompilation The Reprise Collection sind einige zum Teil bemerkenswerte Raritäten zu finden, diese Songs werden ebenfalls eigens abgehandelt werden. Singles, die nicht von Studio-Alben ausgekoppelt wurden Raritäten der Reprise Collection Raritäten der Complete Reprise Studio Recordings Singles, von denen mindestens ein Song nicht auf den Studio-Alben zu finden ist: A Pocketful Of Miracles / Name It And It´s Yours (1961) A Pocketful Of Miracles ist ein recht pfiffig arrangierter Silly-Song in der Tradition von High Hopes und spannt Sinatra mit einem Kinder-Background-Chor zusammen. Kein Song für die Ewigkeit, aber von Zeit zu Zeit durchaus amüsant zu hören. Der Titel ist übrigens auch auf dem 1963er- Album Sinatra´s Sinatra zu finden. Name It And It´s Yours ist eine gelungene Ballade mit melancholischem Unterton und wird von Sinatra sehr gut interpretiert. Me And My Shadow / Sam´s Song (1962) Der Titel Me And My Shadow wird von Sinatra im Duett mit Sammy Davis jr. vorgetragen. Der schmissige Song zeigt beide Sänger in bester Laune und wurde von Billy May kraftvoll und sehr zupackend arrangiert. Eine echte Perle, welche auch auf dem 4CD-Set The Reprise Collection enthalten ist. Sam´s Song wird von Davis jr. zusammen mit Dean Martin gesungen. Have Yourself A Merry Little Christmas / How Shall I Send Thee (1963) Eine Single für das Fest der Feste, ursprünglich erschienen 1963. Auf der zweiten Nummer ist Sinatra nicht zu hören. Have Yourself A Merry Little Christmas ist auch auf dem Christmas- Sampler The Sinatra Christmas Album enthalten. Stay With Me / Talk To Me Baby (1964) Stay With Me strotzt nur so vor dick aufgetragenem, übertriebenem Pathos - gute Stimme, schlechter Song. Talk To Me Baby, ebenso arrangiert von Don Costa, ist einer jener Sorte Songs, die nur durch die Tatsache, dass Sinatra sie singt, bemerkenswert werden. In der langen Reihe der vielen vorzüglichen Balladen-Interpretationen des Sängers ist die Nummer aber weit, weit im hintersten Drittel anzusiedeln. Der Song ist gerade noch Durchschnitt, aber zumindest gut gesungen. Somewhere In Your Heart / Emily (1964) Somewhere In Your Heart ist einer der verzichtbarsten Sinatra-Songs, ziemlich lustlos gesungen und mit einem fürchterlich platten Arrangement von Ernie Freeman versehen. Freeman war zu dieser Zeit offenbar Sinatras "Mann fürs Grobe", denn alle seine Arrange- ments für Sinatra sind simpel und plakativ, verglichen mit denen der Genies Riddle und Co. sogar höchst primitiv zu nennen. Emily ist eine vergleichsweise ansprechende Ballade, die von Nelson Riddle arrangiert wurde und der Gegensatz zum klobigen Holzhacker- Arrangement von Freeman könnte nicht größer sein. I Can´t Believe I´m Losing You / Forget Domani (1965) I Can´t Believe I´m Losing You, eingespielt im April 1964 ist eine eher unauffällige Durchschnittsnummer, während Forget Domani, eingespielt im Mai 1965 mit einem grauenvollen Arrangement von Ernie Freeman, das vielleicht schlimmste musikalische Verbrechen Sinatras zumindest in den 60er Jahren darstellt. Zum Händeringen und Davonlaufen schlecht. When Somebody Loves You / When I´m Not Near The Girl I Love (1965) When Somebody Loves You ist ein einfach gestricktes Schlagerliedchen aus der Feder von Cahn/VanHeusen, eingespielt im April 1965 und von Ernie Freeman denkbar simpel arrangiert. When I´m Not Near The Girl I Love ist einer von Sinatras Beiträgen zur Bearbeitung des Musicals Finian´s Rainbow und entstand im Jahre 1963. Dieser Song ist auch auf dem 4CD-Set Reprise Musical Repertory Theater zu finden. It Was A Very Good Year / Moment To Moment (1965) Der Song It Was A Very Good Year stammt von dem anno 1965 entstandenen Album The September Of My Years, welches das vielleicht beste Reprise-Album Sinatras ist. Dieser Song überzeugt durch einen ganz hervorragend disponierten Sänger, einem atemberaubend schönen Arrangement von Gordon Jenkins und einem intelligenten Text. Moment To Moment wurde von Nelson Riddle arrangiert und ist zwar ebenfalls gut interpretiert, aber als Song doch verhältnis- mäßig durchschnittlich. Rain In My Heart / Star! (1969) Rain In My Heart stammt vom Don Costa-produzierten, sehr schwachen Album Cycles und ist an sich vielleicht gar kein so schlechter Song, aber leider völlig überproduziert. Viel zu viele Kalorien... Star! ist eine Komposition des Duos Cahn / VanHeusen, arrangiert von Nelson Riddle. Eine schwungvolle Up-Tempo-Nummer, die gefällt, wenn sie auch an und für sich nur Durchschnitt ist. My Way / Blue Lace (1969) Über My Way müssen nicht viele Worte gemacht werden. Manche lieben diesen Song, andere hassen ihn geradezu. Blue Lace ist eine behäbige und recht langweilige Durchschnitts- Nummer, die bereits im Jahre 1968 aufgenommen wurde. Sinatras Gesang ist allerdings recht überzeugend, wenngleich sich bei manchen Noten eine gewisse Sprödigkeit in die Stimme zu schleichen beginnt. Goin´ Out Of My Head / Forget To Remember (1969) Beide Songs wurden von Don Costa arrangiert und am 18. August 1969 eingespielt, ersterer ist der Kategorie "wenig erquicklich" zuzuordnen. Goin´ Out Of My Head wird von Sinatra zwar gut gesungen, hat aber leider ein ganz furchtbares Arrangement und ist hoffnungslos überproduziert, auch ist der Song an sich recht dürftig. Forget To Remember kann weit mehr überzeugen und wird von Sinatra sehr tief empfunden interpretiert. Bei diesem Song zeigt sich der Sänger in sehr guter stimmlicher Verfassung, was in den End-60er Jahren längst keine Selbstverständlichkeit mehr war. Das Stück ist auch auf dem für den Einsteiger empfehlens- werten 4CD- Set The Reprise Collection zu finden. Lady Day / The Song Of The Sabia (1970) Lady Day, aufgenommen im November 1969 und auf dem Album Sinatra & Company enthalten, ist eine echte Perle und einer der besten Reprise-Songs überhaupt. Eine der sehr seltenen wirklich überzeugenden Leistungen des alternden Sinatra, großartig interpretiert und hervor- ragend arrangiert von Don Costa. Es gibt noch eine weitere Version des Titels, welche auf dem Album Watertown zu finden ist. The Song Of The Sabia entstand im Februar 1969 und ist ein Produkt der Sessions für das nie veröffentlichte zweite Sinatra- Jobim-Album. Ein wahres Meisterwerk von zeitloser Schönheit, einfach grandios. Feelin´ Kinda Sunday / The Kids (1970) Dieser Silly-Song entstand zusammen mit Tochter Nancy, verlangt von beiden im künstlerischen Sinne rein gar nichts, hat aber zumindest einen gewissen Spaß-Faktor aufzuweisen. Auf Kids ist Sinatra nicht zu hören. Something / Bein´ Green (1970) Dies ist die erste Sinatra-Version der Beatles- Nummer. Das etwas poppige Arrangement mit dem plakativ scheppernden Schlagzeug ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Die definitive Aufnahme des Songs gelang Sinatra 1979 für das Album Trilogy. Bein´ Green ist unterster Durchschnitt und auch auf dem Album Sinatra & Company zu finden. Life´s A Trippy Thing / I´m Not Afraid (1971) Auf Life´s A Trippy Thing gab Sinatra einmal mehr seiner Tochter Nancy Schützenhilfe. Oder war es umgekehrt? Eine Zeitlang war Nancy ja weit erfolgreicher als Sinatra selbst. Auch diese Nummer ist in die Rubrik Silly-Song einzuordnen. I´m Not Afraid ist eine ziemlich aufdringlich arrangierte Dutzend-Nummer, an sich vergessenswert. Anytime (I´ll Be There) / The Hurt Doesn´t Go Away (1975) Anytime (I´ll Be There) mit dem fürchterlichen Background-Chor ist eine der absolut schlechtesten Sinatra- Nummern überhaupt. Einfach Schrecklich. Bei manchen Songs fragt man sich unwillkürlich, auf welche Weise man denn Sinatra eigentlich dazu gebracht hat, solchen Schrott aufzunehmen. Hier drängt sich einem diese Frage ganz besonders auf. Der Titel The Hurt Doesn´t Go Away ist ein Überbleibsel der Sessions zu Ol´ Blue Eyes Is Back aus dem Jahre 1973 und wurde von Gordon Jenkins arrangiert. Der Song ist nicht gerade ein Highlight, aber weit besser als manches, was auf dem Comeback- Album zu hören ist. I Believe I´m Gonna Love You / The Only Couple On The Floor (1975) I Believe I´m Gonna Love You zählt zu den wenigen gelungenen Single-Einspielungen der 70er Jahre. Sinatra interpretiert den langsamen, vielleicht ein klein wenig zu schnulzigen Song mit sehr viel Gefühl und zeigt sich auch stimmlich in guter Verfassung. The Only Couple On The Floor, eine Nummer mit leichtem Country-Einschlag, ist dagegen wieder eine eher verzichtbare Aufnahme. A Baby Just Like You / Christmas Memories (1975) A Baby Just Like You stammt von John Denver, Christmas Memories vom Songwriter-Duo Marilyn und Alan Bergman, welches eine Reihe von guten Sinatra-Songs geschrieben hat. So hat auch diese Nummer durchaus Qualität. Wer mit Christmas-Songs im Allgemeinen wenig anfangen kann, wird auch diesen beiden von Don Costa arrangierten Songs nur relativ wenig abgewinnen können. Sinatras Stimme ist auf beiden Ende Oktober des Jahres 1975 einge- spielten Songs in recht guter Form. Beide Christmas-Songs sind auch auf dem im Jahre 1994 zusammengestellten Sampler The Sinatra Christmas Album zu finden. Neuerdings findet man Sinatras Reprise-Christmas-Songs auch auf The Christmas Collection, veröffentlicht 2004. The Saddest Thing Of All / Empty Tables (1976) Das Traurigste bei The Saddest Thing Of All ist die stimmliche Verfassung des Sängers. Sinatra klingt richtiggehend weinerlich. Ansonsten entfaltet die Nummer die Wirkung einer Schlaftablette. Die Version von Empty Tables stammt aus dem Jahre 1973 und ist insgesamt als gelungen zu bezeichnen. I Sing The Songs / Empty Tables (1976) I Sing The Songs hat ein ausgesprochen plakatives Don Costa- Arrangement, wird von Sinatra mit auffallend müder Stimme gesungen und gibt dem in die Jahre gekommenen Sänger Gelegenheit, sich ausgiebig selbst zu beweihräuchern. Empty Tables wird hier nur zur Klavierbegleitung von Bill Miller intoniert und erreicht nicht die Qualität der Erstaufnahme von 1973. Stargazer / The Best I Ever Had (1976) Stargazer wurde von Neil Diamond geschrieben und passt ganz und gar nicht zu Sinatra. The Best I Ever Had ist ein pfiffig arrangierter Big-Band-Swinger, aufgewertet durch ein gelungenes Saxofon-Solo. Sinatras Stimme ist leider auf beiden Songs in furchtbar schlechter Verfassung. Dry Your Eyes / Like A Sad Song (1976) Die von Neil Diamond verfasste Nummer hätte sich Sinatra unter allen Umständen ersparen müssen. Hier wurde eine Nichtigkeit von Song durch ein furchtbares, vor hohlem Pathos nur so triefendes, bombastisches Don-Costa- Arrangement unnatürlich aufgeblasen - grotesk. Like A Sad Song aus der Feder von John Denver und arrangiert von Claus Ogerman lässt es hingegen viel ruhiger angehen, kann aber ebenfalls kaum überzeugen. I Love My Wife / Send In The Clowns (1976) I Love My Wife ist eine der wenigen gelungenen Single-Titel der 70er Jahre, hat ein ausgezeich- netes Arrangement von Genius Nelson Riddle und wird von Sinatra sehr gut interpretiert. Der Song enthält einige für einen Sinatra-Song ungewöhnlich direkte Anspielungen auf die körper- lichen Aspekte der Liebe. Send In The Clowns wird von Sinatra nur zur Klavierbegleitung von Bill Miller vorgetragen und kann mit der 73er-Version stimmlich nicht mithalten. Day And Night / Everybody Ought To Be In Love (1977) Diese im Disco-Sound gehaltene Version des Klassikers Night And Day ist mit Sicherheit die unnötigste Sinatra-Fassung dieses Songs. Die von Paul Anka geschriebene Nummer Everybody Ought To Be In Love ist simpel, völlig anspruchslos und ebenfalls verzichtbar. Say Hello / Good Thing Going (1981) Say Hello wurde von Don Costa arrangiert und ist eine unterdurchschnittliche Nummer, zudem von Sinatra stimmlich wenig überzeugend gesungen. Good Thing Going stammt vom 1981er Torch-Song- Album She Shot Me Down. Diese Musical-Nummer von Stephen Sondheim ist einer der langweiligsten Sinatra-Songs überhaupt. Here´s To The Band / It´s Sunday (1983) Here´s To The Band ist Sinatras Huldigung an die Musiker, mit denen er im Laufe seiner (über)langen Karriere zusammenarbeitete. Die von Joe Parnello sehr schmissig arrangierte Nummer ist trotz mancher stimmlicher Schwachpunkte wohl eine der besten Post-Retirement- Einspielungen. Die eher fade Sprech-Gesangs-Nummer It´s Sunday wird von Sinatra nur zur Gitarrenbegleitung von Tony Mattola vorgetragen und wirkt ziemlich einschläfernd. To Love A Child / That´s What God Looks Like To Me (1983) To Love A Child ist ein völlig anspruchsloser Silly-Song mit Kinderchor- Begleitung. Diese Benefiz-Single diente zur Unterstützung einer Kinderhilfs-Organisation und ist daher zumindest ein lobenswertes Unterfangen. Der künstlerische Wert ist allerdings denkbar gering zu veranschlagen. That´s What God Looks Like To Me ist ohne Zweifel einer der wenigen schwachen Songs des Trilogy- Albums. Ehemals unveröffentlichte Songs, die man nicht nur auf der monumentalen 20-CD-Kompilation COMPLETE REPRISE STUDIO RECORDINGS, sondern auch auf dem empfehlenswerten 4-CD- Set THE REPRISE COLLECTION finden kann: America The Beautiful (1963) California (1963) Just As Though You Were Here (1974) Nancy (1977) Emily (1977) Sweet Lorraine (1977) America The Beautiful sowie California entstanden bei den Sessions zu The Concert Sinatra. Eine Veröffentlichung als Single war geplant, wurde aber nicht realisiert. Die beiden Nummern wurden erstmals 1990 auf dem oben genannten 4CD- Set veröffentlicht. Die beiden Songs zeigen einmal mehr den Patrioten Sinatra und sind nur für den 4. Juli tauglich... Just As Though You Were Here aus dem Jahre 1974 wurde ebenfalls erstmals 1990 herausge- bracht. Sinatras Stimme lässt auf dieser Version des Titels mehr als zu wünschen übrig. Wer eine wirklich ansprechende Sinatra- Interpretation dieses Songs hören möchte, sollte zur Aufnahme mit dem Tommy-Dorsey-Orchester aus den frühen 40er Jahren greifen, der enorme Qualitätsunterschied ist mit Worten kaum zu beschreiben. Nancy, Emily und Sweet Lorraine entstanden 1977 bei den Sessions zu einem Album mit dem Arbeitstitel Here´s To The Ladies. Arrangeur des Projekts war Nelson Riddle. Nach der Aufnahme von nur einer Handvoll Songs wurde das Projekt abgebrochen. Hört man Sinatras Gesang vor allem bei Sweet Lorraine, kann man sich denken, warum... Vormals auf CD unveröffentlichte bzw. zuvor noch nie veröffentlichte Songs, die nur auf der wahrhaft monumentalen 20-CD- Kompilation COMPLETE REPRISE STUDIO RECORDINGS zu finden sind: The Boy´s Night Out (1962) Diese Cahn / VanHeusen - Nummer wurde von Neil Hefti arrangiert und stammt aus dem Umfeld der Sessions für das Album Sinatra And Swinging Brass. Ein unerquicklicher Song, der vielleicht besser in der Versenkung geblieben wäre. I Left My Heart In San Francisco (1962) Eine gute Sinatra-Version dieses von anderen Interpreten sehr bekannten Stückes mit einem gelungen Arrangement von Nelson Riddle. Early American (1964) You´re A Lucky Fellow Mr. Smith (1964) Let Us Break Bread Together (1964) You Never Had It So Good (1964) Diese vier Nummern waren Sinatras Beiträge zu einer Gemeinschaftsproduktion mit Bing Crosby und Fred Waring And His Pennsylvanians mit dem Titel America I Hear You Singing, welche nie auf CD wiederveröffentlicht wurde. Hier zeigt sich Sinatra nachhaltig von seiner patriotischsten Seite. Early American ist schlicht langweilig, während You´re A Lucky Fellow Mr. Smith zumindest mit einem schmissigen Arrangement von Jack Halloran punkten kann. Let Us Break Bread Together im Duett mit Bing Crosby ist eher ein Fall für Skip-Taste des CD-Players. You Never Had It So Good - wieder mit Bing Crosby - ist ein optimistischer, gut gelaunter und sehr kurzweiliger Song, der beim Hören durchaus Spaß bereitet. Since Marie Has Left Paree (1964) Dieses von Billy May arrangierte Stück blieb ganz zurecht bis zum Erscheinen der Complete Reprise Studio Recordings unveröffentlicht. Eine der unnötigsten Aufnahmen in Sinatras Karriere. Younger Than Springtime (1967) Dieser Titel ist ein weiteres Tonbeispiel dafür, wie Sinatras Stimme nach 1965 zunehmend an Elastizität und Beweglichkeit zu verlieren begann. Seine Interpretation des ansonsten durchaus ansprechenden, von Billy Strange arrangierten Songs kommt seltsam steifbeinig daher. Bonita (1969) Desafinado (1969) Diese beiden Titel wurden im Februar 1969 aufgenommen und waren für ein Fortsetzungsalbum der legendären Platte Francis Albert Sinatra And Antonio Carlos Jobim gedacht, welches aber nie veröffentlicht wurde. Diese beiden Stücke blieben unveröffentlicht, das übrige Material der Jobim-Sessions von 1969 wurde später für das Album Sinatra & Company verwertet. Ein weiterer Titel, The Song Of The Sabia, wurde anno 1970 zusammen mit Lady Day als Single veröffentlicht. Bonita ist ein typischer Bossa Nova-Song, der durchaus gefallen kann. Im Falle von Desafinado allerdings fragt man sich unwillkürlich, ob Sinatra absichtlich so grauenvoll schlecht singt - immerhin heißt die Nummer im Untertitel Off Key... Arrangiert wurden die Songs von Eumir Deodato. In The Shadow Of The Moon (1969) In The Shadow Of The Moon ist ein ziemlich schnulziger und auch schlicht langweiliger Titel, der zudem von Sinatra recht steif interpretiert wird. The Game Is Over (1970) Diese Ballade von John Denver wurde von Don Costa mit viel akustischer Gitarre recht poppig arrangiert. Das Stück ist an sich keine schlechte Nummer und hat eine gewisse Ohrwurmqualität - leider aber ist Sinatras stimmliche Verfassung keine gute. Bang Bang (My Baby Shot Me Down) (1973) Die Nummer ist ein liegengebliebenes Produkt der 73er-Sessions für das Comeback-Album Ol´ Blue Eyes Is Back. Gordon Jenkins beweist mit seinem schönen, dunkel-dramatischen Arrangement, dass man sogar noch aus diesem im Original von Sonny & Cher eingespielten und nur schwer erträglichen Song einiges herausholen kann. Sinatras Sprechgesang passt gut zum Arrangement. Walk Away (1973) Wer darüber hinweghören kann, dass Sinatras Stimme nach seinem zweijährigen "Retirement" kaum mehr an früher erinnert und fast allen einstigen Glanz eingebüßt hat, kann diesem recht eingängigen Lied unter Umständen etwas abgewinnen. Der von Gordon Jenkins arrangierte Titel entstand im Juni 1973 während der Sessions zum lauen Comeback- Album Ol´ Blue Eyes Is Back, schaffte es letztlich nicht auf das Album, ist aber besser als mancher Song des Albums. Everything Happens To Me (1974) Am 24. September 1974 versuchte sich Sinatra wieder einmal an diesem Song, den er schon weiland zu Dorsey- und Capitol-Zeiten aufgenommen hatte. Das Arrangement dieser Version stammt von Gordon Jenkins. Die Nummer kann als Musterbeispiel für Sinatras schwindende Gesangsfähigkeiten dienen. All Or Nothing At All (1977) Mit dieser Nummer landete Sinatra im Jahre 1943 seinen ersten großen Hit. In den danach kommenden Jahrzehnten spielte er den Titel zum wiederholten Male neu ein. Diese Version hier unterscheidet sich sehr deutlich von allen anderen Aufnahmen, denn sie ist von Joe Beck im funkigen Disco-Sound arrangiert worden. Sinatras Stimme wurde dabei ziemlich in den Hintergrund gemischt. Diese Version hat allenfalls als Beweis dafür, dass Sinatra und Disco nicht zueinander passen, eine gewisse Existenzberechtigung. Ziemlich schauderhaft, das Ganze. Linda (1977) Nelson Riddle arrangierte diesen Song locker und leicht swingend und brachte durch die Verwendung eines E-Pianos Abwechslung in den Sound. Sinatra allerdings ist in schier fürchterlicher stimmlicher Verfassung, klingt müde, schwach und weinerlich. Die Stimme ist steif, unbeweglich und regelrecht eingerostet. - Alles in Allem die wohl schlechteste Vocal- Performance Sinatras bis zu diesem Zeitpunkt. Zum Verzweifeln... Barbara (1977) Diese offenbar seiner vierten Ehefrau gewidmete Nummer erweist sich als echte Schlaftablette und sollte keinesfalls während einer Autofahrt gehört werden. Dieser Titel entstand während der abgebrochenen Sessions für das dann für alle Zeit kaltgestellte Here´s To The Ladies - Projekt. Isn´t She Lovely (1979) Diese von Stevie Wonder geschriebene und von Don Costa flott arrangierte Nummer entstand während der Sessions zum Album Trilogy und wirkt durch das E-Piano verhältnismäßig modern. Bekanntlich gelang Sinatra mit dem Album Trilogy ein später, wenn auch leider kurzer künstlerischer Höhenflug. Bei Isn´t She Lovely ist der Sänger allerdings nicht ganz so überzeugend wie bei den übrigen Titeln von Trilogy, weshalb man diese Nummer wohl auch nicht mit auf das Album genommen hatte. Love Makes Us Whatever We Want To Be (1982) Nach der ersten Strophe, bei der Sinatra noch ausgesprochen schläfrig wirkt, forciert der Alt-Star das Tempo und auch die Band verfällt in fulminanten Swing - nichts desto Trotz ist diese von Billy May arrangierte Nummer insgesamt bestenfalls durchschnittlich. Searching (1982) Eine Durchschnittsnummer, die einmal mehr gnadenlos den stimmlichen Abbau Sinatras aufzeigt. Seine inzwischen völlig unelastisch gewordene, brüchige und stellenweise geradezu knarrende Stimme kommt mit dieser recht schwierig zu singenden Ballade absolut nicht zurecht. All The Way Home (1983) Die von Teddy Randazzo geschriebene Nummer ist eine sehr gute, melancholische Ballade mit schönem Arrangement von Joe Parnello und ist durch die sehr gefühlvolle Interpretation eine der wenigen gelungenen Aufnahmen des Post-Retirement-Sinatra. Der Sänger präsentiert sich hier ausnahmsweise in ganz guter stimmlicher Verfassung. The Girls I Never Kissed (1986) Diese recht sperrige Nummer hätte sich vermutlich auf einem Capitol-Album der 50er Jahre recht gut gemacht, aber der Sinatra des Jahres 1986 kämpft mit seiner verschlissenen Stimme auf verlorenem Posten. Ein wahres Trauerspiel... Only One To A Customer (1986) Ein eigentlich recht simpler Song mit einem fulminanten Schluss-Teil, der Sänger scheint sich recht große Mühe zu geben, jedoch ist Sinatras Stimme im Jahre 1986 Lichtjahre von seinen besseren Tagen entfernt und klingt stellenweise geradezu weinerlich. My Foolish Heart (1988) Eine schnelle Big-Band Nummer mit einem ziemlich guten Arrangement von Billy May, bei der Sinatra aber abgesehen von der bedauerlichen stimmlichen Verfassung leider auch ziemlich wenig motiviert zu sein scheint. In den frühen 60er- oder in den 50er- Jahren hätte sich der Song auf jedem von Sinatras Swing- Alben sehr gut machen können, aber 1988 war Sinatra dem Song offenbar nicht mehr so recht gewachsen. |
Songs im Vergleich: This Is My Love 14. Mai 1959 (Capitol) 24. Juli 1967 (Reprise) Dass bei Sinatra-Songs ein Vergleich zwischen Erst- Version und später entstand- ener Neu-Aufnahme zumeist sehr zu Ungunsten der Neu- Aufnahme ausgeht, ist an sich ja nichts Neues, aber im Falle von This Is My Love ist das Qualitätsgefälle ganz besonders augenfällig. Die Erst-Version möchte ich zu den besten Capitol-Singles zählen, sie ist von Sinatra wunderbar gefühlvoll, fast schon andächtig vorgetragen und hat zudem ein umwerfend schönes, getragenes Arrangement. Da war Nelson Riddle wieder ein- mal ganz und gar in seinem Element. Zeitlos schön! Diese Aufnahme eignet sich zur Erklärung des Phänomens Sinatra weit besser als ein ganzes Buch-Kapitel. Der Song ist sentimental, ohne aber je in puren Kitsch abzu- driften - Sinatra gelingt hier in dieser Beziehung eine wirklich meisterhafte Gratwanderung. Ein ganz hervorragendes Arrangement und eine überaus beseelte Interpetation lassen diese Fassung rundherum geglückt erscheinen, sodass jede Neu-Einspielung von Vorneherein ein mehr oder weniger sinnloses Unternehmen ist. So ist die 1967er-Version – zu hören auf dem Album The World We Knew - nichts als ein blasses Abziehbildchen. Gordon Jenkins, der ansonsten für einige der besten Balladen- Arrangements von Sinatra- Songs steht, lieferte hier ein sagenhaft langweiliges Arrange- ment ab. Sinatras einschläf- ernder, zudem schlapper und auch ziemlich uninspirierter Gesang entspricht voll und ganz dem Arrangement. Hier werden die drei Minuten und fünfundzwanzig Sekunden des Songs zu einer Ewigkeit zerdehnt. Am Unbegreiflichsten ist jedoch die Tatsache, dass man den Song anno 1967 zu This IS My Love umgetextet hat und zugleich das Arrangement ähnlich traurig gehalten hat wie bei der Erst-Version. In der Erst-Fassung This WAS My Love trauert der Sänger seiner Liebsten nach, sein ausdrucksvoller Gesang und das Arrangement unterstützen dieses Gefühl der Trauer in kongenialer Weise. Die Zweit- Version This IS My Love ist in dieser Hinsicht völlig unsinnig, hier hätte der Charakter, den Sinatra im Song darstellt, ja wohl eher Grund zur Freude angesichts der beneidenswert- en positiven Eigenschaften seiner gegenwärtigen Liebsten. Trotzdem singt er in einer Art und Weise, als stünde er an ihrer Bahre... Fazit: Die völlig überflüssige Neufassung aus dem Jahre 1967 bleibt qualitativ um Lichtjahre hinter der Capitol- Fassung des Jahres 1959 zurück und entspricht dem zweiten Aufguss eines drei Tage alten Kaffeesudes. Diese Version des Songs eigentlich zu gar nichts nütze, außer zur Illustration der Tatsache, dass Sinatras Stimme Ende der 60er Jahre bereits recht weit von den gloriosen alten Tagen entfernt war. |
Songs im Vergleich: The Best Is Yet To Come 9. Juni 1964 (Reprise) 1994 (Capitol) The Best Is Yet To Come ist für mich - neben Fly Me To The Moon – der beste Song des Albums It Might As Well Be Swing. Der Song ist schlicht und einfach fantastisch. Das fängt schon damit an, wie Count Basie zu Beginn mit wenigen Tönen Stimmung schafft - darin war er ohnehin ein Meister seines Fachs. Quincy Jones hat zudem ein ganz famoses Arrangement geschrieben und die Band ist hier richtig in Fahrt – an den lauteren Stellen über- deckt sie mitunter sogar fast den Sänger. Meiner Ansicht nach hat Sinatra bei dieser Aufnahmen leider nicht mehr so ganz den lockeren Swing in der Stimme, den er z.B. noch auf Sinatra Swings von 1961 hatte. Man hätte die Basie-Alben unter Umständen ein paar Jahre früher einspielen sollen. Die Fassung von der Duets 2- CD kann man im Vergleich dazu ruhig unter den Tisch fallen lassen, denn sie ist offen gesagt, wie beide Duets-Platten, überflüssig. Die Stimme des greisen Sängers war bei dieser Neuaufnahme dem Song nicht mehr gewachsen und so überkommt einen beim Vergleich der neuen und der alten Version des Songs tiefste Bekümmernis ob der gar kläg- lich anmutenden Form des Alt-Stars. Was diese Spät-Fassung des Songs aber wirklich völlig unbekömmlich macht, ist Jon Secada. |
Songs im Vergleich: Where Or When 29. Januar 1945 (Columbia) 11. September 1958 (Capitol) 1. Julei 1993 (Capitol) Aus der Columbia-Studio- Aufnahme tritt uns Romantik, Jugend, Idealismus und Hin- gabe des Sängers an den Song entgegen, dergestalt, dass diese Version mich geradezu jubeln lässt, allerdings nur im Geiste, denn es wäre ein Vergehen, Sinatras Vortrag durch spontane Beifalls- bezeugungen zu unterbrechen – und seien diesselben, wie in diesem Falle, noch so gerechtfertigt und angebracht. Liebe Leserin, lieber Leser, hier haben wir einmal mehr den Umstand, dass die Ur-Fassung eines Sinatra-Liedes alle anderen später entstandenen Versionen bei weitem, ja ich sage: bei weitem übertrifft. Wieder einmal gehen Sänger und Arrangement eine wunder- bar harmonische Verbindung ein, wie sie in der Tat vorbild- licher nicht vorexerziert werden könnte – es leben Sinatra und Stordahl. In der Tat, wie wunderbar fügen sich die einzelnen Elemente inein- ander und bilden ein perfektes Ganzes von geradezu wunder- samer Harmonie – sogar der Chor wird von mir nicht als Störung sondern vielmehr und geradezu als „Tüpfelchen auf dem i“ empfunden. Das Zusammenwirken von Bläsern und Streichinstrument- en ist ebenso vorbildlich – Stordahl, großer Maestro, dein Loblied will ich singen heute, morgen und immerdar! Dieser Version gebe ich also den absoluten Vorrang. Magnifique! Wohlan, als nächstes steht die Capitol-Version an: Grandios, wie Sinatra, nunmehr männ- licher und gereifter auftretend, den Song lebt und vor uns, den staunenden Zuhörern, eine wirklich ungemein beeindruck- ende gesangliche und vor allem interpretatorische Leistung ausbreitet. Die Intimität dieses Duos von Sänger und Pianist ist fürwahr bemerkenswert, doch leider, leider, leider – gegen Ende der Darbietung sah der Arrangeur sich völlig unverständlicherweise dazu genötigt, eben diesen wunder- bar intimen Charakter der Aufnahme gänzlich und restlos zu zerstören, indem er urplötz- lich und völlig ohne Anlass einen ganzen Orchesterapparat zu einem überzogenen Finale ansetzen ließ, welches für meine Ohren geradezu eine Beleidigung darstellt. Mein Sinn für Ästhetik leidet unter diesem meiner Meinung nach unpassenden Ende des Songs... Nächste Version - Das neue, swingende Arrangement von Billy Byers kann in der Tat als hocherfreulich betrachtet werden, die vormals romant- ische, später eher nachdenk- liche Ballade erhebt sich wie ein Phoenix aus der Asche und versprüht plötzlich eine sagenhafte Frische – ein Paradebeispiel dafür, wie hochtalentierte Arrangeure zu völlig anderen Auffassungen eines Songs gelangen können sowie natürlich auch ein Paradebeispiel für Sinatras Fähigkeit, einen Song in völlig anderem Gewand ebenso glaubwürdig zu interpretieren wie in seinen früheren Arrange- ments. Potz Blitz, dieses Arrangement kann wahrhaftig gefallen, wertes Publicum! Aus diesem Grunde ist die Live- Version vom Sands-Album eine durchaus erquickende zu nennen, wenngleich Sinatra für sich betrachtet, etwas besser bei Stimme sein könnte. Die nächste mir bekannte Version ist jene aus dem TV-Special Sinatra And Friends und diese Fassung ist naturge- mäß die unrentabelste, künst- lerisch eine reine Katastrophe – zu viele Köche verderben bekanntlich oft genug den Brei. Was hier geboten wird, erscheint mir schlicht und einfach ridicule. Nun denn, bleiben noch einige Live-Versionen aus den 80er und 90er-Jahren, welche bei mir im Regal im hinteren Winkel Staub ansetzen, ich verzichtete für diesen Beitrag darauf, sie hervorzukramen – ich habe sie in weitgehend unangenehmer Erinnerung, wozu also sich lange damit aufhalten. Eine Bemerkung vielleicht zum Arrangement dieser Spaeth-Versionen: Das verlangsamte Arrangement gefällt mir an sich vielleicht sogar einen Deut besser als jenes vom Sands-Album, nur die vokale Darbietung des Alt-Stars fällt jeweils wenig überzeugend aus – es sind die Darbietungen eines Künstlers, der sein Ablaufdatum leider bereits weit überschritten hatte. Um meine Ausführungen nunmehr zum Abschluss zu bringen, einige Worte zu der Duets-Fassung – Meiner Ansicht nach handelt es sich von allen seinerzeit angefert- igten künstlichen Duetten hier noch um eines der am natürlichsten wirkenden, Steve und Eydie ist hier nichts vorzu- werfen, für meine Begriffe absolvieren sie ihren Teil zur vollsten Zufriedenheit, bei Sinatra selbst – der hier ohnedies kaum zu hören ist und oft von seinen Partnern gnädig verdeckt wird – bei Sinatra selbst wünschte ich, man würde ihm ein Glas Wasser reichen, damit er den Knäuel Stacheldraht, der ihm offensichtlich im Hals steckt, hinunterspülen kann. Was Sinatra hier – noch dazu unter Studiobedingungen – vollführt, kann meines Erachtens durch gar nichts, aber auch gar nichts, gerechtfertigt werden. Zur Vervollständigung noch ein Satz zur Abschiedsvorstellung anno 1995: Eingedenk des Umstandes, dass der Ausführ- ende sich nunmehr bereits in seinem achtzigsten Lebensjahr befand, neigt man freilich dazu, dem Methusalem einige Nach- sicht ent gegenzubringen, dennoch, abzüglich jeglichen Alters- bzw. Legenden-Bonus´ fragt man sich, was hatte der Mann zu diesem Zeitpunkt denn wirklich noch auf einer Konzertbühne verloren? Ich will dem Senior nicht ein gewisses Bemühen absprechen, jedoch das Bemühen allein reicht natürlich nicht für eine wirklich zufriedenstellende Darbietung – zugestandenerweise hat die Nummer hier etwas mehr Drive als bei anderen Konzerten der Viel-zu-Spaeth- Phase, dennoch: Hier wird im Grunde nur einmal mehr, diesmal zum letzten Mal, die sattsam bekannte Legende zelebriert und außer den wirklich standfesten, eisern zu ihrem Idol haltenden Enthusiasten wird mit dieser Darbietung kaum jemand wirklich Freude haben – für mich, im Zuge des chrono- logischen Durchhörens oben erwähnter Versionen, ist diese letzte Version schlußendlich nur der Beweis daür, wie sterblich letztlich auch musikalische Legenden sind... |