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“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
Wüsste man nicht ganz genau, dass Tony Bennett zum Veröffentlichungszeitpunkt (anno 2001) bereits fünfundsiebzig Lenze zählte, nach Hören dieser CD würde man meinen, es hier mit einem Sänger von höchstens Anfang bis Mitte der Fünfzig zu tun zu haben, solch einen Elan verströmt diese neueste Produktion des immer noch sehr gut aussehenden Altmeisters.

Auch auf dem Cover-Foto scheint uns ein gut erhaltener Mitt-Fünfziger entgegenzublicken. Sinatra, als dessen würdigen Nachfolger man Tony Bennett mit Fug und Recht bezeichnen darf, war bei seiner letzten Studioproduktion
Duets anno 1993 nur unwesentlich älter, aber in viel, viel schlechterer Verfassung, sowohl gesundheitlich als auch stimmlich. Auf dem Cover von Duets suggerierte ein Gemälde des Sängers, welches ihn zu seinen besten Zeiten Mitte der 50er Jahre zeigte, zwar ungebrochene Energie, auf ein aktuelles Foto des damals 78- jährigen Entertainment-Methusalems verzichtete man damals aus naheliegenden Gründen geflissentlich.

Solcherlei Kunstgriffe hat Tony Bennett noch lange nicht nötig. Der bejahrte Bennett sieht nicht nur sehr viel besser aus als Sinatra in diesem Alter, er singt auch wesentlich besser. Er hat, so scheint es, ganz offensichtlich einen Jung-Brunnen entdeckt, denn er wird mit zunehmendem Alter nur besser, anstatt, was nur verständlich wäre, abzubauen.

Tony Bennett beglückt seine Fans beinahe jährlich mit einem exzellenten neuen Studioalbum, während Sinatra in diesem Alter bereits seit rund zehn Jahren nichts Neues herausgebracht hatte und stattdessen nur mehr auf den Konzertbühnen mit seiner eigenen und immer bröckeliger werdenden Legende hausieren ging.

Hochgeehrte Damen und Herren, in den 90er Jahren hat Tony Bennett mit seiner Agilität und seinem Arbeitseifer in eher unauffälliger Weise Sinatra noch zu dessen Lebzeiten entthront und das Zepter aus der Hand genommen. Bestes Beispiel dafür ist z.B. die Nummer New York,
New York von Sinatras Duets-Album, in welcher Tony Bennett den schon angeschlagenen Sinatra mit Links an die Wand gesungen hat. Sinatra war in den gesamten 90er Jahren (und auch bereits einige Zeit davor) nur noch ein blasser Schatten, Bennett dagegen, obwohl auch
er schon hochbejahrt, ist auch heute im Studio so aktiv wie nur je.

Auf seiner neuesten Produktion verlässt sich der junggebliebene Alt-Star einmal nicht auf die Standards des Great American Songbook, sondern widmet sich ganz und gar dem Blues. Auch wenn dies nicht sein angestammtes Feld ist, vermag er sich auch auf diesem Terrain ganz hervorragend zu behaupten. Die mit den Jahren etwas rauer, aber dafür umso expressiver gewordene Stimme passt vorzüglich zu den Songs, die für diese CD ausgewählt wurden.

Neben seiner langjährigen Begleittruppe unter der Leitung des Pianisten Ralph Sharon wird Tony Bennett hier von einer sehr illustren Kollegenschar unterstützt. Die Liste der Duett-Partner ist wahrhaftig eindrucksvoll und glänzt mit Namen wie Diana Krall, Ray Charles, Billy Joel, Stevie Wonder und noch einer ganzen Reihe weiterer hochkarätiger Stars der Musikszene.

Herausgekommen ist bei diesem All-Star-Meeting eine Produktion, die in nahezu jeder
Hinsicht überzeugt und meilenweit entfernt ist vom sehr künstlich-sterilen Charakter der eingangs erwähnten, sehr lauen Duets-Produktionen eines Sinatra. Hier wird der Spaß der daran beteiligten Musiker sofort spürbar und steckt den Hörer fast zwangsweise an. Fast jede Nummer ist großartig, besonders hervorstechen dennoch die Songs Everyday (I Have The
Blues) mit Stevie Wonder, Let The Good Times Roll mit dem bestens aufgelegten Blues- Fossil B.B. King, New York State Of Mind mit Billy Joel sowie Alright, Okay, You Win
mit der in letzter Zeit sich auf ihren eigenen Platten etwas zu sehr in bloßem Schönklang verlierenden, hier aber wesentlich frischer zu Werke gehenden Diana Krall. Diese Sängerin
läßt sich leider aus kommerziellen Gründen neuerdings fast ganz in die Easy-Listening-Ecke abdrängen, das ist bei einer Künstlerin von ihrer Qualität sehr betrüblich. 

Good Morning Heartache
mit Sheryl Crow und Stormy Weather mit Natalie Cole können hingegen nicht so ganz überzeugen, aber das liegt nur an den beiden Sängerinnen, welche
sich in die Songs offenbar nicht wirklich einleben konnten, Bennett selber ist hier so souverän wie auf allen anderen Nummern dieser Platte, welche nicht nur Bennett-Fans wärmstens ans Herz gelegt werden darf.

Auch der Klang dieser CD ist bestechend und trägt so das Seine zu dem äußerst positiven Gesamteindruck bei.

Produziert wurde das Werk von Phil Ramone, welcher ja auch schon bei den Duets-Platten
von Sinatra dieses Amt inne hatte. Bei dieser neuen Bennett-CD dürfte ihm sein Job aber wesentlich mehr Freude bereitet haben, als das öde Zusammenstoppeln von Text-Zeilen für
das letzte Sinatra-Projekt.

Fazit also: Bei aller gebührenden und zweifelsohne auch berechtigten Bewunderung für die umfangreiche musikalische Hinterlassenschaft Sinatras, man kommt nicht umhin, zu sagen: Der König ist tot, es lebe der König! 

Bewertung:   sehr gut

TONY BENNETT:
Playin´ With My Friends
Songs
Alright, Okay, You Win
Everyday (I Have The Blues)
Don´t Cry Baby
Good Mornig Heartache
Let The Good Times Roll
Evenin´
I Got A Right To Sing The Blues
Keep The Faith Baby
Old Count Basie Is Gone
Blue And Sentimental
New York State Of Mind
Undecided Blues
Blues In The Night
Stormy Weather
Playin´ With My Friends


Die Duett-Partner
Diana Krall
Stevie Wonder
Sheryl Crow
B.B. King
Ray Charles
Bonnie Raitt
K.D. Lang
Kay Starr
Natalie Cole


Musiker
Ralph Sharon - Piano
Paul Langosch - Bass
Clayton Cameron - Schlagzeug
Harry Allen - Saxofon
Gray Sargent - Gitarre
ua.


Produzent
Phil Ramone