ZUR PERSON     MUSIK     FILM     LEUTE     EXTRA     SERVICE     FORUM     NEUES     GÄSTEBUCH     NEUERSCHEINUNGEN
 
“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
DAVID BOWIE:
Heathen
Der zum Veröffentlichungszeitpunkt 55jährige Brite, der seit 1969 über zwei Dutzend Alben veröffentlichte und mit den von ihm geschaffenen und auf Platte und Konzertbühne verkörperten musikalischen Kunstfiguren Ziggy Stardust, Aladdin Sane oder Thin White Duke in der ersten Hälfte der 70er Jahre Kultstatus erlangt hatte, liefert auch mit seiner jüngsten Produktion ein rundum gelungenes Werk ab.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, die Zeiten, in denen Bowie zur Unterstützung seiner Musik mit schrillem Outfit schockierte, gehören längst der Vergangenheit an und heutzutage  verläßt sich der Sänger ganz und gar auf die musikalische Kraft seiner Platten und tritt in schlichtem, aber edlem dreiteiligen Anzug vor sein Publikum, das er auch heute noch wie
eh und je fest im Griff hat.

Das neue Album entstand zusammen mit seinem langjährigen früheren Produzenten Tony Visconti und beinhaltet eine sehr abwechslungsreiche Kollektion von zwölf Songs, die im Vergleich zu manchen sehr elektronisch und wuchtig produzierten 90er-Jahre-Bowie-Platten verhältnismäßig sparsam instrumentiert sind und auf denen Gitarren und "normales" Schlagzeug wieder einen größeren Stellenwert einnehmen. Bei manchen der Titel ist - zunächst etwas gewöhnungsbedürftig - auch ein Streichquartett zu hören, welches sehr gelungene Farbtupfer in die mitunter melancholische Klangwelt dieses Albums setzt.

Auch auf dieser Platte gibt es streckenweise elektronische Sounds zu hören, doch werden diese nie als Selbstzweck sondern nur zur Unterstützung der Stimmung der Songs eingesetzt, wie etwa in der sehr düster-sphärischen Einstiegsnummer Sunday.  -  Übrigens nicht die einzige Nummer des Albums, die sehr düster gehalten ist und so Reminiszensen an Bowies Berlin-Trilogie Heroes, Lodger und Low weckt. Daneben gibt es aber auch einige geradlinige Rock-Nummern, wie z.B. das Pixies-Cover Cactus, den Song Afraid oder Neil Young´s I´ ve Been Waiting For You.

Sehr gelungen ist die als Single ausgekoppelte Nummer Slow Burn, die mit der schrägen, verzerrten Gitarre von Pete Townshend ein wenig an Bowies Erfolgsstück Heroes erinnert.

Slip Away ist eine sehr lange balladeske Nummer mit dem typischen Bowie´schen Pathos,
mit dem der Brite schon in den frühen 70er Jahren bei Nummern wie Life On Mars punkten konnte.


I Would Be Your Slave ist eine etwas nichtssagende Nummer mit Streicherbegleitung, die qualitativ etwas abfällt, die man sich aber doch zumindest gefallen lassen kann. Die nächste Nummer, I Took A Trip On A Gemini Spaceship, überrascht durch den Text, der sich als eine modernisierte Fassung des Great American Songbook- Klassikers I Thought About You entpuppt.

Der Song Everyone Says Hi wurde inzwischen ebenfalls als Single veröffentlicht und ist
der eingängigste Bowie -Song seit seiner von vielen Kritikern gnadenlos verrissenen, aber kommerziell ungeheuer erfolgreichen Let´s Dance - Phase Mitte der 80er Jahre. Ein toller
Song mit echtem Hit-Potential, der nach längerer Zeit wieder ein Single-Charts-Erfolg für
Bowie werden könnte.

A Better Future ist ein an ein Kinderlied erinnernder ziemlich melodiöser Sing-Sang, ohne Zweifel unter dem Eindruck von Bowies späten Vater-Freuden entstanden und Ausdruck
einer Hoffnung auf eine bessere Welt. Die Schlußnummer Heathen lebt erneut von düsteren, schwermütigen Klanglandschaften.

Fazit: Bowie gelang mit seiner mittlerweile fünfundzwanzigsten Platte ein Album, das des Öfteren Anklänge an frühere Werke aufweist, aber doch nie wie eine Kopie der eigenen musikalischen Vergangenheit wirkt. Es ist sicherlich die seit Jahren zugänglichste Platte
des Sängers, die ihre volle Wirkung am besten nach mehrmaligem Hören entfaltet. 

Bewertung:   sehr gut
Songs
Sunday
Cactus
Slip Away
Slow Burn
Afraid
I´ve Been Waiting For You
I Would Be Your Slave
I Took A Trip On A Gemini Spaceship
5:15 The Angels Have Gone
Everyone Says "Hi"
A Better Future
Heathen (The Rays)



Aufgenommen 2002

Musiker
David Bowie - Keyboards, Gitarre
Tony Visconti - Bass
Matt Chamberlain - Schlagzeug
Carlos Alomar - Gitarre
Mark Plati - Gitarre

Produzent
Tony Visconti