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“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
BOB DYLAN:
At Budokan


Meine sehr geehrten Damen und Herren: His Bobness steht im Allgemeinen im Ruf, bei Live- Konzerten nicht immer mit höchstmöglichem Engagement bei der Sache zu sein und es gibt in der Tat Live-Platten des Großmeisters, die diesen Ruf zementieren.

Ganz anders verhält es sich bei dieser Doppel-CD, die von allen Live-Platten des wortgewaltigen Musik-Poeten mit Abstand als die Beste bezeichnet werden darf.

Im Februar des Jahres 1978 beehrte His Bobness die Budokan-Halle, in welcher etliche legendäre Live-Platten der Musikgeschichte entstanden, mit seiner höchstpersönlichen Anwesenheit und ging daran, sich mit diesen Auftritten ewig währenden Live-Ruhm zu sichern. Mit im Gepäck hatte er Songs seines damals jüngsten, noch nicht veröffentlichten Albums sowie selbstverständlich einige der strahlendsten Perlen seines unerschöpflichen Fundus von Klassikern.

Das Bemerkenswerte - abgesehen von der überaus eindrucksvollen Spielfreudigkeit des Meisters - ist die Tatsache, dass er all die unsterblichen Klassiker wie All Along The
Watchtower, Blowin´ In The Wind, Like A Rolling Stone etc. für dieses Unterfangen in ein radikal neues Kleid gehüllt hatte - im Sound erinnert wenig an die Original-Studio- Aufnahmen und eine persönliche Anmerk- ung meinerseits sei gestattet: Beinahe jede dieser Live-Versionen übertrifft die Studio-Version!

Viele der Songs kommen hier deutlich Reggae-beeinflusst daher, was nun zunächst etwas befremdlich wirkt, aber nach einigen Minuten Gewöhnungsphase hervorragend zu gefallen beginnt. Dies ist ja auch Teil des Dylan-Mythos, dass er sich musikalisch ständig ändert und stets experimentierfreudig bleibt. Viele Fans haben sich immer wieder darüber mokiert, dass Dylan anno 1965 eine elektrische Gitarre in die Hand nahm und seine Musik von da an in einem rock-orientierten Gewand präsentierte. Hier auf diesem Live-Album ist Dylan meilenweit entfernt von seinen Anfangstagen, als er nur mit akustischer Gitarre und Mundharmonika auftrat. Nie hatte er mehr Musiker in seiner Begleitband als hier, nie war er von einem dichteren, zupackenderen Sound eingehüllt, hier gibt es Gitarren, Mandolinen, Saxofone, Flöten und sogar Violinen zu hören - sogar einen Background-Chor leistete sich der Meister für diese Tournee.

Dylan selbst, meine hochgeehrten Damen und Herren ist in gar großartiger Form: Auf keinem Live-Album ist er stimmlich in besserer Verfassung als hier. Seine charakteristische Stimme klingt klar, kraftvoll und ungeheuer präsent.

Über hundert Minuten lang läßt der Meister hier viele seiner bekanntesten Songs Revue passieren - in der Tat fast eine Art Greatest-Hits-Kollektion, nur eben in völlig neuem Arrangement. Der Highlights gibt es viele auf diesem Mitschnitt, sie jetzt alle aufzuzählen, wäre bloß eine schlichte Aneinanderreihung der Songtitel des Mitschnitts - einige Titel sind aber  besonders hervorstech- end: Schon die erste Nummer, Mr. Tambourine Man, ist ein solches Highlight: wesentlich schneller und um Klassen besser arrangiert als das Original ist dieser Song der ideale Einstieg
in das Album. Wie immer bei Dylan, überzeugen auch hier die Balladen ganz besonders - auch wenn an Cover-Versionen anderer Künstler kein Mangel herrscht: niemand außer Dylan selber singt diese Songs mit mehr Überzeugungskraft. Großartig sind vor allem Is Your Love In Vain?, Going, Going, Gone, Simple Twist Of Fate und Forever Young.

Die Reggae-Version des Klassikers Knockin´ On Heaven´s Door ist nun allerdings recht gewöhnungsbedürftig und vielleicht der einzige Durchhänger auf diesem Album, aber schon der nächste Song, eine ungewöhnlich kraftvolle Version von It´s Alright, Ma (I´m Only Bleeding)
wetzt diese Scharte wieder aus, ebenso wie das sehr gefühlvoll interpretierte Forever Young, das, wie viele andere der Songs auf diesem Live-Mitschnitt, die Studio-Version in den Schatten stellt.

Den Abschluss des Doppel-Albums bildet dann eine wunderbare Version des Klassikers

The Times They Are A-Changing - einfach grandios!

Fazit: Hier haben wir es mit der seltensten Form von Live-Alben zu tun, nämlich einem Album,
auf dem nicht, wie sonst üblich, die Studio-Fassungen der Songs, so gut es eben geht, vor Publikum eins zu eins reproduziert werden - hier entsteht Neues aus Altem und die Frischzellen- kur bekommt den meisten Songs sehr, sehr gut.

Bewertung:   hervorragend
Songs
Mr. Tambourine Man
Shelter from the Storm
Love Minus Zero/No Limit
Ballad of a Thin Man
Don't Think Twice, It's All Right
Maggie's Farm
One More Cup of Coffee
Like a Rolling Stone
I Shall Be Released
Is Your Love in Vain?
Going, Going, Gone
Blowin' in the Wind
Just Like a Woman
Oh, Sister
Simple Twist of Fate
All Along the Watchtower
I Want You
All I Really Want to Do
Knockin' on Heaven's Door
It's Alright, Ma (I'm Only Bleeding)
Forever Young
Times They Are A-Changing


Aufgenommen in Tokio
am 28. Februar und 1. März 1978


Musiker
Billy Cross - Gitarre
Ian Wallace - Schlagzeug
Rob Stoner - Bass
Steve Douglas - Saxofon, Flöte
David Mansfield - Violine
ua.

Produzent
Don DeVito